Im Vorfeld der Serie: reale
Polizeiarbeit unter dem Arbeitstitel "Stumme Zeugen".
Autor Bruno Hampel hatte stets ein kleines Kästchen, in dem er
Zeitungsartikel über kriminelle Delikte sammelte und immer dann, wenn er einen
neuen Krimi schreiben musste, bediente er sich seiner Sammlung als
Ideenschmiede. In der Tat basieren auch die Folgen von "Kommissar Freytag" auf
Akten der Münchner Kriminalpolizei. Ziel der Serie war es, dem Publikum zu
vermitteln, wie die Polizei anhand von Indizien, die in Kriminallaboratorien
ausgewertet wurden, erfolgreich Kriminalfälle lösen kann. Dementsprechend
war der Arbeitstitel der Serie auch "Stumme Zeugen". Der
Kommissar sollte kein schießwütiger Alleskönner sein, sondern ein nüchterner
Beamter. Gedreht wurden die ersten dreizehn Episoden, wie die österreichische
Arbeiterzeitung vom 27.11.1963 (Seite 7) zu berichten weiß, in München,
Berlin und in Salzburg. Dort wurden in den Dürer-Filmateliers die
Studioaufnahmen gemacht.
Insidergags: der
verbrecherische Produktionsleiter sitzt!
Wie das häufig in der Branche geschieht, so wurden manchmal auch bei
"Kommissar Freytag" Insidergags verwendet. Häufig wurden Namen der
Stabmitglieder benutzt, am meisten der von Produktionsleiter Werner Wappler:
● In der Folge Dora
tanzt - Richard hängt
(#10 PRF, #13 SRF)
fallen die Namen
zweier Kriminalbeamter: Schmidt und Küchler. Der Kameramann einiger Folgen (nicht
dieser) hieß Erich Küchler. Später fällt noch ein Insidergag: Peters fragt
Freytag: "Erinnern Sie sich an den Fall Wappler? Der hat eineinhalb Jahre
gekriegt". Werner Wappler war der Produktionsleiter der Serie.
● In Feuer,
Wasser, Kohle
(#21 PRF, #19 SRF)
wohnt der Mörder Lemnitzer in der Ferdinand-Wappler-Straße 4. Diese Straße gibt es in München nicht. Es
handelt sich dabei erneut um einen Insidergag: Wappler
(allerdings Werner) hieß der Produktionsleiter der Serie.
● In Teurer
Umzug (#11 PRF,
#11 SRF) bleiben nach der Computerauswertung vier Verdächtige übrig. Einer von
ihnen heißt "Wappler". Kommissar Freytag: "Der sitzt doch noch, soviel ich
weiß".
Die 40. Folge: "Frühstück am
Abend"
Am 22.02.1966, einem Faschingsdienstag, zeigte das ARD-Regionalfenster des
Bayerischen Rundfunks das Special "Frühstück
am Abend". Ein wohl heiterer Fall, in dem Kommissar Freytag nach
einer Filmbüchse sucht.
Der 41. Auftritt von
Kommissar Freytag
Ein weiterer Insidergag kam in einer völlig anderen Serie vor: in der
ebenfalls von Michael Braun inszenierten "Graf
Yoster gibt sich die Ehre"-Episode "Nautische
Künste" (Episode 36) kommt es zu folgender Szene: Chauffeur Johann
(Wolfgang Völz) steigt mit Anita aus dem Wagen und erblickt einen Mann. Es
handelt sich dabei um Konrad Georg. Wolfgang Völz, der als Johann in "Graf
Yoster" eine kriminelle Vergangenheit hatte ehe er in die Dienste des Grafen
trat, spielte in "Kommissar Freytag" einen flüchtigen Bankräuber (Episode:
Grauer
Wollhandschuh links
(#14 PRF, #15 SRF)).
Johann alias Völz sieht Georg alias Kommissar Freytag an. Georg: „Was gucken Sie
so?“ – Völz: „Sie erinnern mich an jemanden!“ – Georg nickt: „Ja, ich bin's! Auf
Wiedersehen, Herr Weinhofer!“. Daraufhin meint Astrid Fournell als Anita: „Wer
war das denn?“ und Völz als Johann: „Ach, der hat mich mal in die Sommerfrische
geschickt“ (mit Sommerfrische meint er den Knast).
"Kommissar Freytag" als
Hörspiel
Der Bayerische Rundfunk produzierte zwischen 1967 und 1968 insgesamt neun
Folgen einer Hörspielreihe mit dem Titel "Kommissar Freytag". Die Bücher zu den
30-Minuten-Folgen steuerte auch Bruno Hampel bei, 1967 wurden fünf, 1968 vier
Abenteuer produziert.
Der Vorspann
Der Vorspann der Serie
erinnert etwas an das damalige Edgar-Wallace-Flär. Ein unheimlicher Stadtteil,
es ist Nacht. Musik erklingt. Ein Mann tritt ins Bild, sein Gesicht bleibt im
Dunkeln. Langsam steigt er eine Treppe hinauf. Die Musik verschwindet,
unheimlich laut hört man seine Schritte. Oben angekommen bleibt er stehen und
tritt ins Licht. Nun sieht man, dass es Kommissar Freytag ist. Der Mann schaut
nach links und rechts, dann ertönt wieder die Musik von Bert Grund, der
Schriftzug "Kommissar Freytag" wird eingeblendet, anschließend auf
schwarzem Hintergrund "Kriminalserie von Bruno Hampel" und
schließlich der Folgentitel.
Die Treppe befindet sich übrigens in München Bogenhausen, es handelt sich dabei
um den Max-Weber-Platz.
Der Handlungsort
Drehort war München, das ist ganz klar. Man war aber stets darum bemüht,
dass niemals der Ort der Handlung genannt wurde. Man spricht deshalb von
"unserer Stadt" (Achtung
- Reifenstecher
(#20 PRF, #24 SRF)).
In der Episode
Der
Schatten
(#18 PRF, # 14 SRF),
der in dem nicht genannten ländlichen Ort dieser Episode die Ermittlungen
leitet, stellt Kommissar Freytag als "Kollegen aus der Stadt vor, nennt also
keinen Namen. Auch später, als sich
Freytag und Grosser über den Täter unterhalten, fällt der Name der Stadt
München nicht. Freytag: "Er kommt aus ...?" - Grosser:
"Ja!". Später gibt es noch eine ähnliche Szene.
Grauer
Wollhandschuh links
(#14 PRF, #15 SRF) |
Die Serie
war immer darum bemüht, keinen direkten Handlungsort zu nennen, sie
spielt aber eindeutig in München. Hier wird z. B. die Städtische
Sparkasse München überfallen. |
Sechs
Pfund süße Träume
(#15 PRF, #18 SRF) |
Der Innenhof des Münchner Polizeipräsidiums ist in dieser Folge
eindeutig zu erkennen. |
Achtung
- Reifenstecher
(#20 PRF, #24 SRF) |
Erneut ist man
bemüht, den Namen der Stadt, in der die Serie spielt, nicht zu
nennen. Allerdings sieht man eindeutig die Aufschrift "Sparkasse
München" am Beginn der Folge und das Straßenschild "Zaubzerstraße",
die in München Bogenhausen liegt. Eine Einstellung mit
Freytag wurde auch eindeutig vor dem Münchner Polizeipräsidium in der Ettstraße
gedreht. |
Rendezvous
am Rabenkopf
(#33 PRF,
#31 SRF) |
Erstmals - und einmalig - wird zumindest eine ungefähre Ortsangabe
gemacht. Alfred Paulik sagt, dass Herr Polanski mehrfach von Hannover nach Süddeutschland
gefahren sei. Damit unterstreicht er, dass die Serie in München spielt.
|
Schmutzige
Dollars (#37 PRF,
#35 SRF) |
Auf dem Flughafen ist deutlich die Aufschrift
"Flughafen München" zu lesen. Außerdem wurde eine Szene eindeutig im
Münchner Polizeipräsidium in der Ettstraße gedreht. |
In
1:0
für Frankfurt (#39 PRF,
#37 SRF) scheint die Serie in Frankfurt zu
spielen, denn Freytag fährt mit einer Zeugin in die bayerische
Hauptstadt München und lässt sich dort Amtshilfe geben. In einer Einstellung fährt
Freytag auf der Autobahn und es ist auf einem Schild "München 30km" zu
lesen. Freytag wird von seinem Kollegen als "auswärtiger Kollege"
vorgestellt. Am Ende sagt er zu seinem Kollegen "Vielleicht sehen wir uns
demnächst im "Blauen Bock"!". Da die Serie vom HR in Auftrag
gegeben wurde, ist der Handlungsort Frankfurt nachzuvollziehen.
Ein weiterer Hinweis, dass die Serie in München spielt, sind die Drehorte. So
war die berühmte "Krimivilla" in der Gereutstraße 4 mehrfach Drehort, auch wenn
der Straßenname umgeändert wurde, wie etwa in Achtung
- Reifenstecher
(#20 PRF, #24 SRF), wo aus der
Gereutstraße 4 die Parkallee 12 wurde. Weiters kam die Villa in
Treffpunkt
Rolltreppe
(#4 PRF, #5 SRF),
in
Hunde,
die bellen .....
(#23 PRF,
#20 SRF)
und in
Frau
Tanners Testament
(#27 PRF,
#29 SRF)
vor.
Delikte und
Dramaturgie
Freytag scheint eine Sonderkommission zu leiten, die für allerlei Delikte
zuständig ist - vom einfachen Diebstahl bis hin zum Mord. Der erste wirkliche
Mord wird in Damals
in Leverkusen
(#16 PRF, #17 SRF)
behandelt. Das "Whodunit"-Prinzip
kommt äußerst selten vor, etwa in
Tod auf Rentenbasis (#28 PRF,
#27 SRF). Der erste
wirklich perfide geplante Mord kommt in Feuer,
Wasser, Kohle
(#21 PRF, #19 SRF)
vor.
Hintergrundinformationen
über die Produktion
... finden sich bei den Angaben zu Autor, Regisseuren und Produzent! |