"Kommissar Freytag"
(Arbeitstitel: "Stumme Zeugen") war
die erste deutschen Kriminalserien mit
einem "durchgehenden" Kommissar (das heißt, dass in jeder Folge der gleiche
Ermittler tätig war). Gespielt wurde der im Titel genannte Protagonist von
Konrad Georg, der für diese Rolle schon als Mister Ross in den beiden Durbridge-Serien "Tim Frazer" und "Tim Frazer-Der Fall
Salinger" üben konnte. Werner Freytag löst seine Fälle mit klarem Kopf und
kriminalistischem Spürsinn, setzt aber auch auf Teamarbeit. Zu seinem Team
gehört der schon etwas ältere Assistent Peters (gespielt von Willy
Krüger), dessen Eigenart es ist, stets eine Fliege zu tragen. Es gibt noch weitere Assistenten, die weniger oft auftauchen, nämlich Junkermann
(Dieter Moebius) sowie Plösch (Name des Darstellers unbekannt), Holzer (Gerhard
Einert) und Steinauer (Manfred Spies). Schließlich taucht in Staffel 3 der
Laborchemiker Dr. Stephan auf, der von Ralf Gregan gespielt wurde (er
arbeitete später oft mit Dieter Hallervorden als Autor und Regisseur zusammen).
In der ersten Staffel hieß der Laborchemiker Kamberger und wurde von Helmuth
Schneider verkörpert. Freytag ist mit Hilde (Ursula Traun) verheiratet und hat
eine kleine Tochter namens Franziska, die ganz wild auf Kriminallektüre ist.
Gespielt wurde diese von
Gertraud Ostermayr, die heute als Michaela May bekannt ist. In den
neununddreißig Folgen kümmert sich der Kommissar um alles - so ermittelt er
sowohl in einfachen Diebstählen und Überfällen, als auch in Einbruchs- und
Betrugsdelikten bis hin zu Entführungen oder richtigen Mordfällen (z.B.
"Feuer, Wasser, Kohle", "Tod auf Rentenbasis", "Silberknauf mit Elfenbein").
Manchmal sind seine Fälle aber auch sehr banal (z.B.
"Teurer Umzug"). Die Bücher
zu den durchwegs spannenden Geschichten schrieb Bruno Hampel, der später unter anderem
noch für viele spannende "Tatort"- und "Der Alte"-Episoden
sorgte. Dr. Michael
Braun, der neben Hans Stumpf für die Regie verantwortlich war,
hinterließ später noch in allen großen Krimireihen seine Handschrift: unter anderem
in "Derrick", "Der Kommissar", "Ein Fall für zwei",
"Der Alte", "Tatort" und "Sonderdezernat K1". Von
ihm stammte auch die legendäre Science-Fiction-Serie
"Raumpatrouille", der Straßenfeger "Verräter" (1967),
Folgen der Krimireihen "Graf Yoster gibt sich die Ehre", "Isar 12", "Die
seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger" und "Polizeiinspektion 1" (dies
aber nur als Auswahl). Über Hans Stumpf ist weniger bekannt, er war
unter anderem Regieassistent bei Paul May bei Artur Brauners
John-Knittel-Verfilmung "Via Mala" und inszenierte in den 70ern die
Kinderserie "Kli-Kla-Klawitter" sowie den TV-Film "Das Geheimnis der
Mary Celeste" mit Hans-Joachim Kulenkampff.
In dieser Reihe treten viele bekannte TV-Nebenrollen-Gesichter auf, zum Beispiel Michael Gahr, Bum Krüger, Reinhard Glemnitz ("Heines" aus "Der
Kommissar"), Wolfgang Völz, Alexander Kerst, Wolfried Lier, Karl Bockx, Fritjhof Vierock,
Hannes Kaetner, Ellen Umlauf, Hans Stadtmüller, Helmut Alimonta, Willy Schultes,
Willy Schäfer ("Berger" aus "Derrick") u.v.a. Aber auch der damals unbekannte Rolf Schimpf ("Der Alte")
spielte in der erfolgreichen Kriminalserie als
Dieb in der Episode "Teurer Umzug" mit. Der Regisseur Johannes Schaaf
trat genauso darin auf, wie seine Ehefrau Rosemarie Fendel (z. B. bekannt als
Frau des "Kommissars" mit Erik Ode).
Die Serie spielte in München und
wurde auch dort gedreht, auch wenn in der Episode "1:0 für Frankfurt"
der Kommissar mit einer Zeugin nach München reist - ein klassischer
Produktionsfehler, wo er doch in allen restlichen Folgen dort ermittelt und
sogar regelmäßig aus dem Münchner Polizeipräsidium in der Ettstraße kommt.
Die Produktion war um örtliche "Neutralität" bemüht, der Name "München" fällt
nie, es ist immer nur von "unserer Stadt" die Rede.
Ausgestrahlt
wurde die Serie zunächst im Regionalfenster des Hessischen Rundfunks, später
aber auch in allen anderen ARD-Programmen, allerdings mit unterschiedlicher
Episodenfolge. Die hier aufgelisteten Episoden entsprechen der
Erstausstrahlungsreihenfolge des Auftraggebers HR.
Die Serie, die, wie
weiter oben bereits erwähnt, sehr erfolgreich war, wurde eingestellt, weil
Konrad Georg nach drei Staffeln nicht mehr wollte. Er hatte Angst auf einen
Rollentyp festgenagelt zu werden. Zudem waren 39 Folgen zum Produktionszeitpunkt
schon die größte Episodenzahl, die eine deutsche Vorabendserie bis dato erreicht
hatte.
Der Regisseur Dr. Michael Braun, dessen Hobby Kochen war und der für
ausgezeichnete Restaurantbesuche mit seinem Team während der Dreharbeiten
bekannt war, definierte die Serie in einem damaligen Zeitungsinterview wie
folgt: „Ein Versuch, auf sehr sachliche
Weise in dreizehn Folgen das Bild eines Kommissars und seiner Arbeit zu
zeigen!“. Eine der Freytag-Episoden war die 100. Produktion von Hans Hoenicka,
der damals gleichzeitig sein zehnjähriges Firmenjubiläum mit Freibier am Set
feierte (die Presse berichtete darüber mit Bildern).
Konrad Georg (1914-1987) wurde die Rolle angeboten, nachdem er den
Secret-Service-Chef Charles Ross in zwei Francis-Durbridge-Sechsteilern gespielt
hatte, eine Rolle, mit der er auf der Straße damals auch ständig identifiziert
wurde.
Texte: © GP, Die Krimihomepage |