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Tatort-Kommissare der 1970er: Paul Trimmel (Walter Richter) |
Paul Trimmel war eine
Romanfigur von Friedhelm Werremeier. Am 26.10.1969 lief die Romanverfilmung
"Ich verkaufe mich exklusiv" unter dem Titel "Exklusiv!"
in der ARD. Darin kam Trimmel geschätzte 15 Minuten vor. Da der Film
erfolgreich war, plante man einen zweiten, das war "Taxi nach Leipzig". Als
die ARD nach dem ZDF-"Kommissar" unter Zugzwang geriet, hob man schnell den
"Tatort" aus der Taufe. Um rasch an den Start gehen zu können, brachten die
verschiedenen Regionalsender bereits fertige Filme (z. B. HR: "Frankfurter
Gold" mit Klaus Höhne) oder fertige Reihen (WDR: Kressin mit Sieghardt Rupp,
ORF: Marek mit Fritz Eckardt) ein. Auch der NDR setzte auf Fertiges und so
ging der 2. Fall für Trimmel "Taxi nach Leipzig" als erster "Tatort" der
Geschichte auf Sendung. Trimmel hat daher doppelte Bedeutung für die
langlebige Reihe: einerseits war er der allererste Ermittler, andererseits
auch der älteste, denn der 1969 produzierte und erstgesendete Film
"Exklusiv!" wurde nochmals in die Reihe als neunte Folge integriert, 1971
gesendet, und seither immer als "Tatort" wiederholt.
Paul Trimmel - von Walter Richter dargestellt - war nun gänzlich anders als
bisherige Ermittlerfiguren. Er rauchte Zigarre, trank ganz schön viel, hatte
die Füße auf dem Schreibtisch und war nicht gerade von feiner Art, eher ein
"Walross", etwas primitiv und proletarisch, stur und eigensinnig, aber
konsequent in seinen Ermittlungen. Bis 1982 brachte er es auf 11 Einsätze +
6 Gastauftritte in anderen "Tatort"en, nach seinem Abgang setzte der NDR die
Trimmel-Reihe außerhalb der "Tatort"-Serie sogar fort, doch es kam nur zu
zwei Folgen ohne Walter Richter, da das Publikum zu sehr die Figur des
Hamburger Kommissars mit diesem Schauspieler verband.
Trimmel hätte es sogar auf mehr Einsätze gebracht, wenn nicht die
niederländische Regierung zweieinhalb Jahre die Drehgenehmigung zu "Trimmel
und der Tulpendieb" hinausgezögert hätte.
Trimmels Fälle | ||||
# |
Tatort Nr. |
Titel |
Erstsendung |
Regie |
1 | 1 | Taxi nach Leipzig | 29.11.1970 | Peter Schulze-Rohr |
2 | 9 | Exklusiv! | 11.07.1971 | Peter Schulze-Rohr |
3 | 10 | AE 612 ohne Landeerlaubnis | 12.09.1971 | Peter Schulze-Rohr |
4 | 11 | Der Richter in Weiß | 10.10.1971 | Peter Schulze-Rohr |
5 | 21 | Rechnen Sie mit dem Schlimmsten | 24.09.1972 | Peter Schulze-Rohr |
6 | 32 | Platzverweis für Trimmel | 19.08.1973 | Peter Schulze-Rohr |
7 | 42 | Gift | 21.07.1974 | Peter Schulze-Rohr |
8 | 67 | Trimmel und der Tulpendieb | 10.10.1976 | Peter Schulze-Rohr |
9 | 86 | Trimmel hält ein Plädoyer | 27.03.1978 | Peter Schulze-Rohr |
10 | 112 | Hände hoch, Herr Trimmel | 04.05.1980 | Carlheinz Caspari |
11 | 141 | Trimmel und Isolde | 19.09.1982 | Peter Weck |
Abschließendes Fazit
Die Paul-Trimmel-Fälle lassen sich durch mehrere Punkte
charakterisieren.
• Erstens durch einen beinahe autoritären, stets im Alleingang handelnden
und sturen Ermittler, der immer wieder Grenzen (im wahrsten Sinne des
Wortes, siehe Fall 1 Taxi nach Leipzig!) überschreitet und der einen
absoluten Gerechtigkeitssinn hat. Er verabscheut alle, die unrecht handeln.
Seine Arbeit zieht er sogar seiner eigenen Gesundheit vor, was nicht selten
dazu führt, dass er diese mehr als aufs Spiel setzt. In Rechnen Sie mit dem
Schlimmsten stirbt er beinahe an einem Hämatom im Kopf und kann nur durch
eine Notoperation gerettet werden. In einem Gastauftritt im Wiener Tatort
und ersten österreichischen Beitrag Mordverdacht (Folge 12 der Reihe) wird
er von einem Killer beinahe ermordet. Trimmel bleibt durch alle Filme hinweg
gleich stur und trägt in allen Fällen einen dunkelgrauen Anzug, ein
dunkelblaues Hemd und die obligatorische, charakteristische
schwarz-weiß-gestreifte Krawatte.
• Zweitens zieht sich durch die meisten Fälle (aber nicht durch alle) eine
gewisse gesellschaftskritische Note. Autor Friedrich Werremeier griff vor
allem in den Anfangsjahren Themen auf, die so noch nicht im Fernsehen oder
in einem Krimi zu sehen waren: die deutsch-deutsche Teilung, Organhandel,
den Wert medizinischer Gutachten, Flugzeugentführungen, Umweltverschmutzung,
bestechliche Justiz – um nur einige zu nennen. Werremeier wollte bewusst
kritisieren, anecken und provozieren. Seine Bücher sind daher von
gesellschaftskritischer Relevanz.
• Drittens zieht sich durch alle Fälle ein gewisser depressiver Unterton,
der die Filme etwas schwermütig macht.
Gerade aus letztem Grund hat man auch nicht das Bedürfnis, die Filme schnell
wieder zusehen. Im Gegensatz etwa zum NDR-Kollegen Finke (Klaus
Schwarzkopf), der durch seine ruhige, menschliche, positive Art immer wieder
rasch erneut sehenswert ist.
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