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Trimmels Fälle (1): Taxi nach Leipzig
(Tatort-Folge Nr. 1)

Erstsendung (ARD): 29.11.1970
Buch: Friedhelm Werremeier, Peter Schulze-Rohr
Regie: Peter Schulze-Rohr
Darsteller: Walter Richter, Renate Schroeter, Hans-Peter Hallwachs, Paul-Albert Krumm, Edgar Hoppe, Erwin Klietsch, Barbara Lienau, Marianne Hachfeld, Jutta Zech, Boris Mahlau, Horst Ulbricht, Harry-E. Simmon, Gerhard Hartig, Liselotte Kunze, Günter Lamprecht, Ernst Wend

Inhalt: In der DDR wird ein totes Kind gefunden. Die Staatsanwalt des Arbeiter- und Bauernstaates bittet die BRD um Mithilfe, da die Schuhe des Kindes aus Hamburg stammen. Doch dann wird der Antrag zurückgezogen. Hauptkommissar Trimmel interessiert sich dennoch für das tote Kind und ermittelt unerlaubterweise in der DDR ...

Kritik und Besprechung: Der allererste "Tatort" bringt gleich einen deutsch-deutschen Kriminal(?)fall. Hauptkommissar Trimmel, der zuvor schon außerhalb der Reihe in "Exklusiv!" ein Jahr zuvor zu sehen war, wird anfangs dem Publikum nochmals vorgestellt: resolut und resch, Zigarre rauchend, die Füße auf dem Schreibtisch, abends Bier trinkend, beim Schießen am Schießstand, ein wenig als Grobian und der unteren Gesellschaftsschicht entstammend. Trimmel ist gewiss kein Intellektueller, ist eher der Handarbeiter, der sich gegen widerwärtige Verbrechen auflehnt und in diesen ermittelt. Da ist ein Kind in der Zone gefunden worden, tot. Die Schuhe, die es trug, stammen aus dem Westen. Gegen alle Vorschriften verstoßend begibt sich der sture Trimmel nach Frankfurt und ermittelt dort gegen die Regeln ohne Amtshilfe. Doch das ist erst der Anfang, er riskiert ziemlich viel, als er auf eigene Faust in die DDR einreist und dort im Überwachungsstaat gefährliche Untersuchungen durchführt. Da kann ihn auch kein Vopo schrecken, ja, er legt sich sogar mit ihm an. Dennoch erkennt man ihn in Leipzig als Westler: er grüßt eine DDR-Bürgerin mit "Freundschaft!", kann mit der Ostmark nicht richtig umgehen (siehe die Szene in der Leipziger Straßenbahn) und wird an seiner Kleidung erkannt. Dennoch hat er nur ein Ziel: den Tod eines unschuldigen Kindes aufzuklären - und dazu ist er sogar bereit, sich in höchste Schwierigkeiten zu begeben. Es geht ihn eigentlich gar nichts an, aber er sagt von sich selbst: "Ich kann tote Kinder nicht leiden!". Er muss also handeln, auch wenn es gefährlich wird.
Der Fall selbst ist eher eine tragische Familien- oder Liebesgeschichte, die von Friedhelm Werremeier und Peter Schulze-Rohr dennoch spannend und fesselnd inszeniert wurde. Großes Lob gebührt hier den Szenenbildnern und Ausstattern, die für die DDR-Szenen, die ja nicht vor Ort gedreht werden konnten, adäquate Landschaften, Straßenzüge und Häuser fanden. Zwar sieht man an einigen wenigen Stellen, dass man sich in der BRD und nicht in der DDR befindet, aber die gepflasterte Autobahn, die Fahrzeuge, die Kleidung und die Einrichtung gleichen 1:1 ihren originalen Äquivalenten, wie man sie in jener Zeit in den DDR-Krimiklassikern Polizeiruf 110 und Der Staatsanwalt hat das Wort sah. Lediglich die Schriftart der DDR-Kennzeichen passt nicht. Deutlich erkennbar ist hier der Font der westdeutschen Kennzeichen. Die Besetzung ist ebenso vorzüglich: Paul Albert Krumm, der Mann mit der heiseren Stimme, ist schon durch sein äußeres prädestiniert für undurchsichtige Rollen und daher die geeignete Besetzung für den manisch-depressiven Chemiker. Renate Schroeter als junge DDR-Bürgerin, die sich von einem Westdeutschen ein Kind andrehen lässt, ist ebenso passend wie der noch sehr junge - und später in fast jeder dritten Ringelmann-Produktion vertretene - Hans-Peter Hallwachs als Volkspolizist. Die Geschichte, die am Ende immer mehr zum spannenden erpresserischen Duell zwischen Trimmel (Richter) und dem Chemiker (Krumm) avanciert, sitzt und hebt sich deutlich von üblichen "Kommissar"-Geschichten ab. Ein ganz guter Auftakt für die Reihe!

Alle Texte: © GP, Die Krimihomepage
 

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