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Francis Henry Durbridge
(24.11.1912-11.04.1998)
„If only
I could be half as good as Edgar Wallace“.
(Wenn ich nur halb so gut sein könnte wie Edgar Wallace)
Francis Durbridge, Mitte der 1930er-Jahre über sein bescheidenes Ziel beim Schreiben
von Kriminalgeschichten - ein Ziel, das er weit überschritten hat.
„Everybody
lies, nothing is as it seems“.
(Jeder lügt, nichts ist wie es ist)
Francis Durbridges Leitmotiv in seinen Werken
Allgemeines
Francis Henry Durbridge, der berühmte britische Fernseh-, Radio- und
Krimiautor war Meister des sogenannten „Cliffhangers“ und einer der
erfolgreichsten Hörspiel- und Fernsehautoren des 20. Jahrhunderts.
Durbridge wurde am 24. November 1912 in Hull Yorkshire geboren. Er
studierte Altenglisch an der Universität von Burmingham, arbeitete
danach für kurze Zeit als Börsenmakler und wollte sogar Schauspieler
werden. Diesen Beruf verwarf er alsbald und so wendete sich dem
Schreiben zu. Im Jugendalter hatte er, der große Bewunderer von
Edgar Wallace, nämlich bereits sein erstes Kriminalstück verfasst. Er
beteiligte sich bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb seiner Schule, den
er unbedingt gewinnen wollte und dies auch tat. Von da an war dann wohl
klar: er bleibt beim Schreiben! Durbridge sagte dazu selbst einmal in
einem Interview (Bild+Funk 27/1977): "Ich hatte das Gefühl, dass ich das
gut kann. Die Idee, nicht erfolgreich zu sein, ist mir nie gekommen. Ich
bin da so eingebildet wie Paul Temple, ich weiß genau wie er, dass ich
immer siegen werde. Denn wenn man schreibt, muss man selbst unbedingt
überzeugt sein".
Mitte der
1930er-Jahre konnte er mit der von ihm initiierten Hörspielserie rund um
den Schriftsteller und Detektiv Paul Temple seine Karriere begründen
(dazu unten weiter mehr). Im Jahre 1940 heiratete Durbridge Norah
Elizabeth Lawley, die ihm zwei Söhne schenkte. Fortan war er vor allem
als Hörspielautor und Verfasser von mehrteiligen TV-Filmen tätig,
arbeitete aber auch für das Theater und den Film, wobei für letzteren
meist seine Hörspiele oder TV-Drehbücher als Grundlage dienten. Seine
Romane basierten zu rund drei Viertel auf seinen Fernsehdrehbüchern oder
Hörspielen, weshalb darin die dialogischen Teile auch stark überwogen.
Beim Abfassen der Belletristik gingen ihm mitunter andere Autoren zur
Hand, darunter John Thewes, Douglas Rutherford oder Charls Hatten. Seine
Protagonisten waren fast immer Figuren aus dem Mittelstand, wo er sich
am besten auskannte. Einige Romane wurden schließlich auch unter dem
Pseudonym „Paul Temple“ (wie etwa „East
of Algiers“ (dt.: Die Brille) oder „The
Tyler Mystery“ (dt.: Vier mussten sterben))
publiziert. Der Meister der „fein dosierten Spannung“, wie er häufig
genannt wurde, starb am Karsamstag, dem 11. April 1998 nach langer
Krankheit im Alter von 85 Jahren in London
Bibliographisches und typische Merkmale seiner Arbeiten
Francis Durbridge verfasste 1933 sein erstes Hörspiel „Persuasion“.
Er, der ursprünglich eigentlich Schauspieler werden wollte, schrieb
danach Musikkomödien für das Radio, Dutzende Sketche und Texte für
Wochenrückschauen. Sein Name war in der Chefetage der BBC und auch
außerhalb Großbritanniens bereits geläufig, aber Durbridge wollte etwas
anderes machen. Dem BBC-Produzenten Martyn C. Webster, mit dem er
zwischen 1938 und 1968 alle Paul-Temple-Hörspiele umsetzte und der auch
sein erstes Fernsehspiel inszenierte, erzählte der junge Mann, was er
gerne machen würde. Durbridge war nämlich glühender Bewunderer eines
anderen großen britischen Kriminalschriftstellers, Edgar Wallace. „If
only I could be half as good as Edgar Wallace“ („Wenn ich nur halb so
gut sein könnte wie Edgar Wallace“), soll er zu Webster gesagt haben,
der den „Hexer“-Autoren damals schon für altmodisch hielt. Durbridge
hingegen fand ihn up to date und gestand Webster, dass er gerne
Kriminalgeschichten schreiben würde. Da der BBC-Produzent nicht die x-te
Hörspielneuversion von Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes inszenieren
wollte und schon länger auf der Suche nach einem neuen Stoff war, schlug
er vor, einen originellen Radiodetektiv zu kreieren. Durbridge überlegte
nur eine Nacht und hatte danach auch schon einen klingenden Namen für
seinen Detektiv: Paul
Temple. Die erste Geschichte mit dem smarten
Kriminalschriftsteller im Jahre 1938 überstieg alle Erwartungen. Bereits
nach der ersten Folge wurde die BBC mit Briefen überflutet, die mehr von
dem eleganten Hobbyermittler forderten. Von diesem Zeitpunkt an begann
eine steile Karriere, in der es an Aufträgen nur so wimmelte. Zunächst
entwickelt er im Jahreszyklus (manchmal auch schneller) neue mehrteilige
Abenteuer (zunächst zehn- dann achtteilige Geschichten) mit Paul Temple
für das Radio, die auch teilweise verfilmt und in Romanfassungen
umgearbeitet wurden. Bis 1968 sollten es zwanzig Geschichten werden. Die
letzte Geschichte „Paul
Temple and the Alex Affair“ war ein Abschiedsgeschenk an
den Produzenten Martyn C. Webster, der in diesem Jahr in Pension ging
und darüber traurig war, dass er nie wieder eine Paul-Temple-Geschichte
gemeinsam mit Durbridge machen würde. Da erschien der – in der
Zwischenzeit hochbeschäftigte – Autor eines Tages (Ende 1967) in seinem
Büro mit dem Skript zu „Alex“ und bereitete seinem langjährigem
Weggefährten damit eine sehr große Freude – noch einmal konnten sie
gemeinsam einen spannenden Radiomehrteiler produzieren (auch wenn „Der
Fall Alex“ nur eine überarbeitete Version des Hörspiels „Send
for Paul Temple again!“ (als Kinofilm: „Wer
ist Rex?“) war). Paul Temple war schließlich über 50
Jahre im Dienst, wurde von vielen verschiedenen Sprechern in vielen
verschiedenen Sprachen gesprochen, lockte Millionen an Fans in vier
Kinofilmen in die Lichtspielhäuser, versammelte ein großes Publikum in
52 Folgen einer Ende der 1960er/ Anfang der 1970er produzierten
TV-Serie,
trat in Comics auf und ermittelte in mehreren Romanen. Ein unglaublicher
Erfolg, der bis heute seines Gleichen sucht, zumal die BBC seit 2006 die
alten Hörspiele neu aufnimmt, wodurch man sagen könnte, das Paul Temple
seit rund 75 Jahren aktiv ist!
Als das
Fernsehen immer mehr an Bedeutung gewinnt, war klar, dass er auch im
neuen Medium sein bewährtes Konzept anwenden würde. Ab 1952 verfasste er
fast jährlich ein sechsteiliges Fernsehspiel, das in England Woche für
Woche viele Millionen vor die Bildschirme holte und die Straßen leer
fegte. „A Francis Durbridge Serial“ war der Übertitel der Reihe, ehe sie
1959 in „Francis Durbridge presents“ umbenannt wurde.
Hier
ist es notwendig zu erwähnen, dass - anders als überall geschrieben und
berichtet - Durbridge immer ein Auftragsarbeiter war, das heißt, dass er
die Drehbücher zu den Fernsehspielen immer selbst geschrieben hat und
diese NIEMALS (mit Ausnahme von „Melissa“
(1997)) auf seinen Romanen beruhten. Durbridge war nur ein sehr guter
Resteverwerter, schrieb die Skripts für seine Hörspiele und Drehbücher
um und publizierte die Romane stets ein, zwei Jahre (manchmal auch viel
später) NACHDEM das jeweilige Hörspiel oder der jeweilige Film gelaufen
war.
Die
ersten BBC-Fernsehspiele wurden noch live gespielt und gesendet, weshalb
es keine Aufzeichnungen davon gab und man - um den Stoff für die
Nachwelt festzuhalten - Jahr für Jahr einen Kinofilm basierend auf dem
Fernsehspiel drehte (dies war so bei den Mehrteilern „The
Broken Horseshoe“, „Operation
Diplomat“, „The
Teckman Biography“, „Portrait
Of Alison“ und „My
Friend Charles“). Hier hatte Durbridge meist auch noch
die Hand am Drehbuch mit angelegt. Durch den großen Erfolg seiner
Hörspiele in ganz Europa, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch seine
Fernsehspiele in anderen Ländern adaptiert wurden. Eine Synchronfassung
der BBC-Versionen war damals aus rechtlichen (und in der Frühzeit aus
technischen) Gründen nicht möglich bzw. konnte nicht angefertigt werden,
da die Produktionen nicht aufgezeichnet wurden, sondern live waren. Als
erstes wurde außerhalb Großbritanniens in Deutschland ein
Durbridge-Stoff mit einheimischen Stars adaptiert und zwar 1959 mit „Der
Andere“. Der Erfolg von „The
Scarf“ (deutsche Version: „Das
Halstuch“) ist schier unglaublich. Die BBC verkaufte den
Stoff an sechs weitere Fernsehanstalten und so war die Geschichte mit
den jeweiligen landesbekannten Stars auch in Deutschland, Italien,
Frankreich, Schweden, Polen und Finnland zusehen, die deutsche Version
wurde zudem in Österreich, der Schweiz und in den Niederlanden (hier mit
Untertiteln) gezeigt, die Schwedische auch zeitgleich in Norwegen und
Dänemark, weshalb dieser Stoff in insgesamt 13 Ländern über die Filme
flimmerte. Fleißigste Durbridge-Adapteure waren neben den Deutschen (die
zwischen 1959 und 1988 insgesamt 18 eigenproduzierte Fernsehfilme nach
Durbridge (davon 7 Theaterstückadaptionen) auf die Bildschirme brachten,
waren die Italiener mit 11 Produktionen, aber auch die Franzosen und
Polen waren fleißig, so dass in der Regel jeder Durbridge-Stoff fünf Mal
(in Großbritannien, in der BRD, in Polen, Italien und Frankreich)
verfilmt wurde.
Auch wenn Durbridge,
der zugab, dass er auch viel Glück hatte, verneinte, dass er nach einer
gewissen Formel mit gewissen Zutaten arbeitete, so finden sich doch
immer wiederkehrende Motive in seinen Hörspielen, Fernseharbeiten,
Romanen und Theaterstücken. Das wären etwa:
• die Hauptfigur, die
in den Wahnsinn getrieben werden soll und auf die alle Verdachtsmomente
hinweisen
• ein herkömmlicher Gegenstand, der an Bedeutung für den jeweiligen Fall
gewann und die ein mysteriöses Geheimnis bargen. Darunter befanden sich
unter anderem ein Feuerzeug, ein Metronom, ein Schiffsmodell, ein
Bronzehalter, ein Schal, ein Hufeisen, ein Gürtel, ein Messer, ein
Schlüssel, eine Theaterkarte, eine Münze, ein Mantel, ein
Cocktailstäbchen, ein Hundehalsband, ein Schuh oder auch eine Brille.
• ein Toter/ eine Tote meldet sich nach seiner/ ihrer Ermordung noch
mehrmals per Telefon oder durch andere Zeichen
• ein ominöser Nachtclub (vor allem bei den „Paul Temple“-Hörspielen)
• ein mysteriöser Superverbrecher, den niemand kennt und der nur unter
einem Pseudonym bekannt ist
• eine Figur, die im Laufe der Handlung auftaucht und reden will, die
aber rechtzeitig beseitigt wird
• vor allem bei den „Paul Temple“-Hörspielen die ominöse Versammlung
aller Verdächtigen bei einer Cocktailparty am Ende
• natürlich die bekannten Cliffhanger, die Überraschungsmomente am Ende
des jeweiligen Hör- oder Fernsehspiels, die die Leute dazu anregten,
sich auch die Fortsetzung anzusehen
• so gut wie nie wurde die Ermordung eines Opfers (bzw. des ersten
Opfers) gezeigt oder beschrieben
Ein Statistiker hat Anfang der 1970er mal errechnet, dass im
Durchschnitt 3,142876 Leichen bei Durbridge pro Stück produziert werden.
Arbeitsweise
Francis Durbridge war es gewohnt, von einer Grundidee auszugehen und
diese dann zu entwickeln. Er arbeitete niemals mit der Schreibmaschine,
sondern schrieb alles mit der Hand in seinem Büro über seiner Garage.
Die Schauplätze der Handlung besuchte er stets zuvor, er wollte nie über
einen Ort schreiben, den er nicht kannte. Um die Lebensweise und Berufe
der Menschen, über die er schrieb, genau zu studieren, investierte er
häufig viel Zeit und Mühen. Er stellte den Alltagsmensch in
abenteuerlichen Situationen dar. Dass in seinen Werken relativ wenig
Blut floss, hatte einen einfachen Grund: er selbst konnte keines sehen.
Durbridges Arbeitsablauf war streng geregelt. Zu einer Tasse Kaffee
begann er die Arbeit. Durbridge dazu in einem Interview: „Ich setze mich
mit einem Füllhalter an den Schreibtisch und starre auf ein leeres Stück
Papier. Und auf den Kalender an der Wand, der mir sagt, wann ich das
Manuskript fertig haben muss. Was mir dann bei harter Anstrengung meines
Gehirns in den Sinn kommt, schreibe ich in Langschrift nieder“. Seine
Einfälle besprach er stets mit Gattin Norah. Wenn ihr die Geschichte
gefiel, machte er weiter. Der Nichtraucher, dessen Leibspeise
Kalbsbraten mit viel Soße war, arbeitete präzise täglich acht Stunden:
von 9 Uhr 30 bis 17 Uhr 30 (in frühen deutschen Zeitungsberichten war
allerdings von 14 Stunden Arbeit täglich die Rede). Von jedem Manuskript
ließ der Mann, der nur einfärbige Krawatten trug, 99 Kopien anfertigen.
Über sich selbst sagte er einmal: „Ich bin so undramatisch. Ich kann
kein Blut sehen“. Der Mann, der auch immer nur ganz schwachen Kaffee
trank und aus seinem Jaguar nie die volle PS-Zahl herausholte, baute in
seinen TV-Filmen daher auch (fast) nie die in den meisten Krimis
üblichen Mordszenen ein. Die Toten wurden meist nur aufgefunden oder
über ihr „Ende“ wurde von einer anderen Person berichtet. Vertraglich
legte Durbridge fest, dass niemand – auch nicht die Schauspieler –
wissen durften, wie es weitergeht. Dies war vor allem damals so, als
seine Stücke noch live im Radio oder im Fernsehen gespielt wurden. Auch
der Darsteller, der der Bösewicht war, wusste das bis zum Ende nicht.
Später, als die Sendungen aufgezeichnet wurden, wurde vertraglich
geregelt, dass niemand etwas über das Ende verraten durfte. Wer nicht an
der Schlüsselszene beteiligt war, erhielt ohnehin nicht das vollständige
Drehbuch. Und auch wer darin mitspielte, erhielt die Seiten erst kurz
zuvor. Im Tresor der BBC und des WDR wurden die Schlüsselszenen
gelagert, nach Beendigung der Dreharbeiten die Bücher vernichtet. Hohe
Geldstrafen wurden für die Beteiligten eingeführt, wenn sie das Ende
verrieten. Dies war vor allem so, nachdem Wolfgang Neuss vor dem
sechsten Teil von „Das Halstuch“ in einer Zeitungsannonce den Täter
verriet (und zufällig richtig erriet). Für ein Mehrteiler-Drehbuch
brauchte er nach eigenen Angaben sechs Monate, wobei er auch schon mal
zwei Tage daran saß, ohne überhaupt weiterzukommen.
Seine
Romane, 43 an der Zahl, basierten wie bereits erwähnt in der Regel auf
seinen Fernseh- oder Hörspielen, ganz selten entstanden diese ohne
Grundlage (erst in den 1970ern oder selten in den 1960ern, als er für
eine Programmzeitschrift den Fortsetzungsroman „Sie
wussten zuviel“ schrieb). Bei der Romanfassung waren ihm
oft - heute im Titel ungenannt - andere Autoren behilflich (John Thewes,
Douglas Rutherford, Charles Hatten). Manchmal erschienen die Bücher auch
unter dem Autorennamen "Paul Temple".
Werk
Sein Œuvre umfasst:
33 Hörspiele
19 mehrteilige Kriminalfernsehspiele
11 Kinofilme
10
Theaterstücke
35 Romane
(davon 14 Paul-Temple-Romane)
1 Paul-Temple-Kurzgeschichte
1 Serienidee zu einer 52teiligen TV-Serie
Auf Basis dieser Werke (in 90% der Fälle auf Basis seiner
Hörspielskripten und Drehbücher, die in verschiedene Sprachen übersetzt
wurden) entstanden hunderte (!!) Adaptionen in verschieden Ländern der
ganzen Welt, darunter auch die TV-Serie „Paul
Temple“ (in der sein Meisterdetektiv in 52 frei
gestalteten Geschichten agierte) oder ein wöchentlich erscheinendes
Comic in Großbritannien und der BRD. Die BBC hat 2006 begonnen, die
alten Hörspiele neu zu vertonen, hat Hörbücher seiner Romane
herausgebracht, in der BRD sind kürzlich Hörbuchfassungen und
Audiobücher erschienen, so dass die volle Zahl der auf seinen Stoffen
beruhenden Produktionen schier unüberschaubar und nahezu unzählbar ist,
wenn man bedenkt, dass die Radioanstalten und Fernsehsender viele Länder
ihre eigenen Versionen der Fernsehfilme und Theaterstücke produzierten.
Fernsehnachrufe auf Francis Durbridge
Folgende Texte sind wortwörtlich aus den Nachrichtensendungen der ARD,
des ZDF und des ORF übernommen.
ARD-Tagesschau (14.04.1998, 17.00 Uhr): Sprecher: Der Name Francis
Durbridge ist seit fast 40 Jahren untrennbar mit feindosierter Spannung
verbunden -einen Streich spielte ihm einst der Kabaretist Wolfgang
Neuss, Sie erinnern sich vielleicht noch, er verriet damals dem
deutschen Fernsehpublikum vorzeitig, wer der Mörder im
Durbridge-Serien-Krimi "Das Halstuch" war. Am Karsamstag starb Durbridge
im alter von 85 Jahren in seinem Haus bei London. Bericht: 1962. Leere
Straßen in Deutschland. DIe ganze Nation sitzt vor den schwarzweißen
Bildschirmen und sieht einen mehrteiligen Krimi von Francis Durbridge.
Der Film "Das Halstuch" ging in die Fernsehgeschichte ein - als
"Straßenfeger", mit einer legendären Einschaltquote von 89 Prozent. Um
Punkt 9* war der Spuk immer vorbei, dann gab es nur noch ein Thema: bis
zur letzten Folge rätselten alle: wer war der Mörder? Krimihysterie in
Deutschland! Ähnlich erfolgreich: die Serien "Der Andere", "Tim Frazer",
"Die Schlüssel" oder "Das Messer" waren Fernseherfolge von Francis
Durbridge, dem Vater aller Krimihelden im Fernsehen. (Ausschnitt aus
"Der Andere"): das Opfer: z.B. ein Froschmann, Drehort: immer das
elegante England, die Heimat von Francis Durbridge. Eigentlich sollte
der Sohn eines Woolworth-Managers Börsenmakler werden, doch er hatte
mehr Lust auf's Schreiben. Im Zeitalter James Bonds oder der Actionfilme
verloren Durbridges Rätselkrimis mehr und mehr ihre Zuschauer, doch an
89% Einschaltquote kam später auch ein James Bond nicht mehr heran.
ZDF-Heute (14.04.1998, 17.15 Uhr): Sprecher: Seine Fernsehkrimis "Das
Halstuch" und "Melissa" waren in den Sechziger Jahren echte
Straßenfeger. Fünfundachtzigjährig ist er jetzt gestorben: der britische
Autor Francis Durbridge. Untrennbar ist sein Name mit Spannung vom
Feinsten verbunden. Was er damals an Einschaltquoten schaffte, gelingt
heute allenfalls noch der Fußball-WM. Bericht: Deutschland, anfang der
60er Jahre: die Straßen - wie leer gefegt, eine ganze Nation sitzt vor
den Fernsehern. "Das Halstuch", die schon legendäre Krimireihe, sechs
Folgen jeweils pünktlich um Neun*. (Ausschnitt aus "Das Halstuch",
Schlußszene). Über 80% Einschaltquote, davon können Fernsehschaffende
heute nur noch träumen. "Das Halstuch", der wohl größte Erfolg von
Francis Durbridge. Börsenmakler hätte er werden soll, doch das Schreiben
war seine Leidenschaft und das Fernsehen begründete seinen Erfolg: z.B.
die Abenteuer von Dedektiv Paul Temple (Ausschnitt aus einer Folge der
Serie), zuvor bereits ein in Großbritannien und Deutschland beliebtes
Hörspiel. Der smarte Paul Temple, seine Liebe für schnelle Autos und
trockene Martinis: fast ein James Bond. Durbridge, ein Meister der
Spannung - seine Bücher waren aber nie nur annähernd so erfolgreich wie
die Verfilmungen, Kritiker lobten höchstens sein handwerkliches
Geschick. Dennoch, Filme wie "Melissa" (Ausschnitt), 1966, mit Ruth
Maria Kubitschek, sind schon so etwas wie unvergessene Meisterwerke.
Krimis, eher konventionell, aber damals ein wahrer Nervenkitzel.
ORF-Zeit im Bild (14.04.1998, 12.00 Uhr): Sprecher: Der britische
Kriminalautor Francis Durbridge ist am vergangenen Samstag im Alter von
85 Jahren in seinem Haus in London gestorben. Krimis von Durbridge haben
Fernsehgeschichte gemacht, in einer Zeit, als die Bilder im Fernsehen
noch schwarzweiß waren. "Tim Frazer", "Die Schlüssel", "Melissa" und
"Das Halstuch": das waren damals so genannte "Straßenfeger". Die älteren
Fernsehteilnehmer können sich sicherlich noch daran erinnern. Bericht:
seine große Zeit hatte Francis Durbridge in den späten 50er und in den
60er Jahren. Mit seinen Krimis schrieb er Fernsehgeschichte, für sie
wurde der Begriff "Straßenfeger" geprägt. Den Höhepunkt seiner Karriere
feierte Durbridge mit dem Thriller "Das Halstuch", dieser Fernsehfilm
brachte 1962 in Deutschland eine rekordträchtige Einschaltquote von 89%.
Ebenfalls erfolgreich war Durbridge mit dem Fernsehdreiteiler [sic!]
"Der Andere", der heute aber eher etwas bieder als packend wirkt.
* ARD
und ZDF widersprechen sich in der Beginnzeit von "Das Halstuch". |