Der am 04.09.1926 in München geborene Produzent Helmut
Ringelmann
hat das Milieu von der Pike auf kennen gelernt - einst nahm er
Schauspielunterricht bei Martin Held, spielte sieben Jahre unter der
Leitung von Heinz Hilpert Theater. Da sein eigentliches Ziel der Film war,
gab er die Schauspielerei auf und arbeitete als Aufnahme-, Produktions-
und Herstellungsleiter. Nachdem er einige internationale Erfahrung
gesammelt hatte, wurde er geschäftsführender Produzent der
Produktionsgesellschaft "Intertel", mit der er für das ZDF die
Straßenfeger "Das Kriminalmuseum" (1963-1970) und "Der Tod läuft
hinterher" (1967, Buch: Herbert Reinecker, Regie: Wolfgang Becker) sowie
die Spionageserie "Die fünfte Kolonne" (1963-1968) herstellte.
Außerdem realisierte er unter der Regie von
Jürgen Goslar
die erste deutsche Krimiserie, die vollständig im Ausland gedreht wurde: "Jörg
Preda" (1965, 13 Folgen mit Pinkas Braun). 1968 wurde
er selbständiger Produzent und gründete seine Neue Münchner
Fernsehproduktion, mit der er erst einmal sechs Folgen einer neuen
Krimiserie - "Der Kommissar" - und einen Dreiteiler namens "Babeck" (1968,
Buch: Herbert Reinecker, Regie: Wolfgang Becker) herstellte. Später
folgten "11 Uhr 20" (1970, Buch: Herbert Reinecker, Regie: Wolfgang
Becker) und Serienerfolge wie "Derrick" (1974-1997, 281 Folgen, Buch:
Herbert Reinecker), "Der Alte" (seit 1976, bis jetzt über 290 Folgen),
"Polizeiinspektion 1" (1977-1988, 130 Folgen), "Unsere schönsten Jahre"
(1983, 1985, 12 Folgen, Buch: Franz Geiger (1.Staffel), Michael Braun (2.
Staffel), Regie: Franz Geiger, Alfred Weidenmann, Zbyněk Brynych (1.
Staffel), Michael Braun (2.Staffel)), "Eichbergers besondere Fälle" (1988,
13 Folgen, Buch: Albert Sandner, Regie: Theodor Grädler, Günter Gräwert),
"Mensch Bachmann" (1984, mit Rolf Schimpf, Regie: Wolfgang Becker) und
"Der Mann ohne Schatten" (1995/96, 15 Folgen). ("Derrick" wurde von
Ringelmanns Firma "Telenova" produziert, "Der Mann ohne Schatten" von R. Productions). Auch der Derrick-Nachfolger "Siska"
(1998-2007, 91 Folgen) stammt aus dem Hause
Ringelmann. Für seine Produktionen ist es ihm stets gelungen
Persönlichkeiten - sozusagen die Crème de la Crème von Schauspielern,
Regisseuren, Autoren etc. - zu gewinnen. Helmut Ringelmann ist Garant für feinste Spannung, der ein Gespür für
richtige Besetzung und geniale Storys hat. Alle seine Produktionen waren
Welterfolge. Am 20.02.2011 starb Helmut Ringelmann, der schon längere Zeit
erkrankt war. Im September 2010 wurde seine "Neue Münchner
Fernsehproduktion" verkauft. Bis dato hatte er 356 Folgen von "Der Alte"
produziert.
Über die Zusammenarbeit mit Helmut Ringelmann äußerte sich sein langjähriger
Weggefährte Jürgen Goslar, mit dem er zwischen 1963 und 2007 zusammen
gearbeitet hatte, wie folgt: „Ringelmann ist ein Mensch, der sehr treu
gegenüber seinen Leuten ist. […] Bei Regisseuren ist es so, da konnte man
erfahren, dass man gleich das nächste auch noch machen sollte, aber dann
konnte wieder mal zwei Jahre gar nichts sein. […] Er ist ein sehr treuer
Mann. Er hat ein großes Ensemble und das beschäftigt er eigentlich immer
wieder. […] Aber die letzten Male, an die ich mich erinnere, rief er mich
nach der Sendung an, wenn er wußte, dass ich die jetzt auch guckte und war
dann voll des Lobes und das macht dann schon Spaß, wenn man ein Echo vom
Produzenten kriegt. […] Es ist immer eine sehr schöne Zusammenarbeit, weil
er hat ein umfassendes, professionelles Denken und weiß eben, wie man Dinge
zum Erfolg bringt. Und das hat er ja auch bewiesen als er anfing – es war
noch nicht seine Firma – mit „Fünfte Kolonne“, „Kriminalmuseum“ und später
mit „Kommissar“. […] Es war immer toll, er rief an und sagte: „Du musst
jetzt mal kommen, ich muss mit Dir jetzt mal das ganze nächste Jahr
besprechen, wann hast du denn Zeit? […]“. Ringelmann war immer bei der
Drehbuchabnahme dabei, hat immer 100%ig gewusst, was er wollte und hat auch
immer die Besetzung gemacht. […] Er kannte die Stücke ganz genau, die erste
Regiebesprechung war immer bei ihm, es war schon eine schöne, professionelle
Arbeit. […].“
Produktionen Helmut Ringelmanns |
Produktionsjahre |
Titel |
Episoden |
Genre |
Sender |
Regie
|
1963-1969 |
Das Kriminalmuseum |
41 |
Krimi |
ZDF |
Helmuth Ashley, Wolfgang Becker, Jürgen
Goslar, Dietrich Haugk, Georg Tressler, Gerd Oelschlegel, Gedeon
Kovacz, Dieter Lemmel, Otto Meyer, Erich Neureuther, Joachim Hess,
Theodor Grädler, Rudolf Jugert |
1963-1968 |
Die fünfte Kolonne |
23 |
Krimi |
ZDF |
Jürgen Goslar, Wolfgang Becker, Theodor
Grädler, Rudolf Jugert, Erich Neureuther, Dieter Lemmel, Helmuth
Ashley |
1964 |
Oberst
Wennerström |
2 |
Krimi |
ZDF |
Helmuth Ashley |
1964 |
Professor Bernhardi |
1 |
Komödie |
ZDF |
Peter Beauvais |
1965 |
Die
ehrbare Dame |
1 |
Drama |
ZDF |
Theodor Grädler |
1965 |
Jörg Preda |
13 |
Krimi |
WDR |
Jürgen Goslar |
1967 |
Der Tod läuft
hinterher |
3 |
Krimi |
ZDF |
Wolfgang Becker |
1968 |
Babeck |
3 |
Krimi |
ZDF |
Wolfgang Becker |
1968 |
Was ihr
wollt |
- |
- |
- |
Wolfgang Becker |
1968-1975 |
Der Kommissar |
97 |
Krimi |
ZDF |
Theodor Grädler, Wolfgang Becker,
Wolfgang Staudte, Dietrich Haugk, Michael Braun, Zbyněk Brynych,
Jürgen Goslar, Georg Tressler, Erik Ode, Helmuth Ashley, Michael
Kehlmann, Michael Verhoeven, Helmut Käutner, Leopold Lindtberg,
Gottfried Reinhard, Alfred Weidenmann, Johannes Schaaf, Ullrich
Haupt, Charles Regnier |
1969 |
11 Uhr 20 |
3 |
Krimi |
ZDF |
Wolfgang Becker |
1969 |
Hotel
Royal |
1 |
Krimi |
ZDF |
Wolfgang Becker |
1969 |
Hotel
Royal |
1 |
Krimi |
ZDF |
Wolfgang Becker |
1971 |
Die
Nacht von Lissabon |
1 |
Drama |
ZDF |
Zbyněk Brynych |
1972 |
Der
Sieger von Tambo |
1 |
Drama |
ZDF |
Dietrich Haugk |
1973 |
Der
zerbrochene Krug |
1 |
Drama |
ZDF |
? |
1976 |
Eichholz
& Söhne |
13 |
Komödie |
HR |
Michael Braun |
1977-2010 |
Der Alte |
356 |
Krimi |
ZDF |
Helmuth Ashley, Wolfgang Becker,
Michael Braun, Zbyněk Brynych, Peter Deutsch, Gero Erhardt, José
Giovanni, Vadim Glowna, Jürgen Goslar, Theodor Grädler, Günter
Gräwert, Hartmut Griesmayr, Dietrich Haugk, Eberhard Itzenplitz,
Sigi Rothemund, Johannes Schaaf, Michael Schneider, Hans-Jürgen
Tögel, Marcus Ulbricht, Joseph Vilsmaier, Alfred Vohrer, Alfred
Weidenmann, Ulrich Zrenner |
1976 |
Sonntagsgeschichten |
1 |
Komödie |
ZDF |
Kurt
Hoffmann |
1977-1988 |
Polizeiinspektion 1 |
130 |
Krimikomödie |
BR |
Zbynĕk Brynych, Michael Braun, Günter
Gräwert, Theodor Grädler, Wolf Dietrich, Franz Peter Wirth, Wolfgang
Becker, Kurt Wilhelm, R. Majer |
1982 |
Georg
Thomallas Geschichten |
6 |
Komödie |
ZDF |
Theodor Grädler, Franz Peter Wirth |
1983-1985 |
Unsere
schönsten Jahre |
12 |
Familie |
ZDF |
Alfred Weidenmann, Franz Geiger, Zbynĕk
Brynych, Michael Braun |
1983 |
Tiefe Wasser |
2 |
Krimi |
ZDF |
Franz Peter Wirth |
1984 |
Mensch
Bachmann |
6 |
Familie |
ZDF |
Wolfgang Becker |
1986 |
Wer
erschoß Boro? |
3 |
Krimi |
ZDF |
Alfred Weidenmann |
1987 |
Eichbergers besondere Fälle |
13 |
Krimikomödie |
ZDF |
Günter Gräwert, Theodor Grädler |
1994-1996 |
Der Mann ohne Schatten |
15 |
Krimi |
RTL |
Zbynĕk Brynych, Gero Erhardt, Jürgen Goslar, Günter Gräwert,
Dietrich Haugk, Franz Peter Wirth |
1998-2007 |
Siska |
91 |
Krimi |
ZDF |
Hans-Jürgen Tögel, Vadim Glowna, Gero Erhardt, Joseph Vilsmaier |
Nachfolgend
nochmals der Nachruf der Krimihomepage auf den Produzenten, in dem nochmals
all seine Meilensteine ausführlich erwähnt werden:
Am 20.02.2011 starb der große deutsche Fernsehproduzent Helmut Ringelmann.
Kein anderer Name ist mit dem deutschen Fernsehkrimi so verbunden. Er war
es, der ihm zuerst in seiner Heimat und dann international salonfähig
gemacht hat. Mit seinem Ableben endet nach fast 50 Jahren, in denen er
jährlich bis an die 30 Kriminalfälle servierte, eine Ära.
Sein Konzept war so einfach wie erfolgreich: „erstklassige Schauspieler,
erstklassige Drehbücher“. Dabei kümmerte er sich als Produzent vor allem
darum, dass jeder, der Rang und Namen hatte in einer seiner Produktionen
auftrat – oft auch nur in Nebenrollen. Über die Jahre hinweg wurden seine
Reihen auch zur Talentschmiede, viele Schauspieler fingen mit wenigen Sätzen
bei ihm an und starteten danach eine große Karriere.
Ringelmann setzte auf Spannung, die nicht durch brutale Action, sondern
durch die Beziehungen der Personen untereinander entstand und hatte damit
Welterfolge, denn seine Produktionen laufen höchst erfolgreich in über 100
Ländern und präg(t)en somit das Bild Deutschlands international mit.
Ringelmann hatte – worauf er stets Wert legte – seinen Job von der Pike auf
gelernt, lernte zuerst Schauspieler und legte eine Prüfung – unter anderem
vor Siegfried Lowitz, dem späteren Alten - ab. Seine Lehrmeister waren
Martin Held und später Heinz Hilpert.
Anfang der 1960er Jahre wurde er Leiter der Fernsehspielabteilung bei der
international tätigen Firma Intertel. Als Produktionschef kreierte er zwei
neue Reihen für das junge ZDF. Dabei handelte es sich um die Spionageserie
„Die fünfte Kolonne“ und die Kriminalserie „Das Kriminalmuseum“, die –
ähnlich wie „Stahlnetz“ – reale Kriminalfälle aufarbeitete. Beide Serien
wurden schnell zum Straßenfeger. Das Rezept war auch hier das Übliche:
erstklassige Kinoschauspieler, die bisher nicht daran gedacht hatten, im
neuen Medium Fernsehen mitzuarbeiten, erstklassige Drehbücher und
Regisseure. Für „Die fünfte Kolonne“ gewann er bereits einen Mann als Autor,
der viele seiner weiteren Produktionen maßgeblich mitprägen sollte: Herbert
Reinecker. Als Regisseure verpflichtete er unter anderem bereits Helmuth
Ashley, der bis 2005 seine Produktionen inszenierte und Jürgen Goslar, der
bis 2008 immer wieder für und mit ihm arbeitete.
Die Besetzungslisten der beiden Serien liest sich wie das Who-is-Who der
Schauspieler jener Zeit:
Das Kriminalmuseum (1963-1967 (Ausstrahlung bis 1970)), brachte es auf 41
Episoden): René Deltgen, Konrad Georg, Hubert von Meyerinck, Paul Dahlke,
Paul Klinger, Ralf Wolter, Günter Pfitzmann, Werner Peters, Erik Ode,
Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Claus Wilcke, Karl Georg Saebisch, Harry
Riebauer, Peter Pasetti, Wolfgang Völz, Wolfgang Kieling, Jan Hendriks,
Günter Neutze, Helmuth Lohner, Ivan Desny, Günter Ungeheuer, Horst Tappert,
Jürgen Goslar, Heinz Weiss, Christian Wolff, Arthur Brauss, Klaus
Schwarzkopf, Heinz Schubert, Herbert Tiede, Erik Schumann, Dieter
Hallervorden, Ralf Gregan, Joseph Offenbach, Alexander Golling, Heinz
Bennent, Werner Bruhns, Herbert Fleischmann, Klaus Löwitsch, Karl Lieffen,
Heinz Engelmann, Horst Janson, Martin Lüttge, Hans Cossy, Narziss
Sokatscheff, Friedrich Georg Beckhaus, Karl Walter Diess, Horst Michael
Neutze, Kurt Meisel, Rudolf Schündler, Horst Naumann, Walter Sedlmayr, Max
Griesser, Kurt Schmidtchen, Jochen Busse, Herbert Fux, Hanns-Ernst Jäger,
Klaus Wildbolz, Helmut Schmid, Hermann Lenschau, Bruno Dietrich, Klaus
Höhne, Peter Kuiper, Reinhard Kolldehoff, Karl-Heinz Hess, Willy Semmelrogge,
Hans Stadtmüller, Willi Harlander, Ernst Stankovski, Otto Stern, Rainer
Penkert, Rainer Basedow, Ulli Lommel, Wolf Ackva, Thomas Alder, Horst
Sachtleben, Franz Muxeneder, Fritz Strassner, Karl Tischlinger, Gisela
Uhlen, Grit Böttcher, Monika Peitsch, Eva Pflug, Hannelore Elsner, Ruth
Maria Kubitschek, Rosemarie Fendel, Maria Sebaldt, Alwy Becker, Eva
Christian, Lisa Helwig, Elisabeth Wiedemann, Ellen Umlauf, Dunja Rajter,
Elfie Pertramer, Emely Reuer, Xenia Pörtner, Liane Hielscher, Heli
Finkenzeller, Claudia Butenuth, Elisabeth Volkmann und viele andere.
Die fünfte Kolonne (1963-1968, brachte es auf 23 Episoden): Joachim
Fuchsberger, Axel von Ambesser, Heinz Engelmann, Reinhard Glemnitz, Jürgen
Goslar, Sascha Hehn, Hellmut Lange, Carl Lange, Inge Meysel, Harry Meyen,
Hannelore Elsner, Günther Neutze, Maria Perschy, Eva Pflug, Wolfgang Preiss,
Maria Perschy, Karl Georg Saebisch, Eva Ingeborg Scholz, Benno Sterzenbach,
Michael Verhoeven, Heinz Weiss, Günter Schramm, Klausjürgen Wussow, Grit
Böttcher, Carl Lange, Heinz Weiss, Siegfried Wischnewski, Herbert Tiede,
Joachim Hansen, Werner Kreindl, Katinka Hoffmann, Wolfgang Völz, Dieter
Eppler, Paul Dahlke, Horst Sachtleben, Karl Walter Diess, Horst Sachtleben,
Siegfried Rauch, Karl Heinz von Hassel, Hannes Messemer, Gerd Baluts,
UIlrich Haupt, Ingrid Andrée, Max Griesser, Ludwig Schmid-Wildy,Werner
Bruhns, Wolfgang Büttner, Heinz Engelmann, Rosemarie Fendel, Herbert
Fleischmann, Karl Heinz Hess, Gert Günther Hoffmann, Hans Korte, Ulrich
Matschoss und viele andere.
Helmut Ringelmann war stets daran interessiert, Neues zu schaffen und so
kreierte er mit „Jörg Preda – Reise um die Welt“ 1965 die allererste
Fernsehserie, die komplett im Ausland gedreht wurde. Pinkas Braun spielte
darin einen Journalisten, der in 13 verschiedenen Ländern rund um den Globus
13 Kriminalfälle löst. Regie bei der Serie führte Ringelmanns
jahrzehntelanger Weggefährte Jürgen Goslar, der von ihm immer wieder als
Regisseur, als Autor aber auch als Schauspieler eingesetzt wurde.
In einem Interview, das ich mit Herrn Goslar im Dezember 2010 anlässlich
einer DVD-Veröffentlichung führen konnte*, sprachen wir auch ca. 30 Minuten
über die Zusammenarbeit mit Helmut Ringelmann. Hier ein Auszug aus dem
Gespräch:
Jürgen Goslar: „Ringelmann ist ein Mensch, der sehr treu gegenüber seinen
Leuten ist. […] Bei Regisseuren ist es so, da konnte man erfahren, dass man
gleich das nächste auch noch machen sollte, aber dann konnte wieder mal zwei
Jahre gar nichts sein. […] Er ist ein sehr treuer Mann. Er hat ein großes
Ensemble und das beschäftigt er eigentlich immer wieder. […] Aber die
letzten Male, an die ich mich erinnere, rief er mich nach der Sendung an,
wenn er wußte, dass ich die jetzt auch guckte und war dann voll des Lobes
und das macht dann schon Spaß, wenn man ein Echo vom Produzenten kriegt. […]
Es ist immer eine sehr schöne Zusammenarbeit, weil er hat ein umfassendes,
professionelles Denken und weiß eben, wie man Dinge zum Erfolg bringt. Und
das hat er ja auch bewiesen als er anfing – es war noch nicht seine Firma –
mit „Fünfte Kolonne“, „Kriminalmuseum“ und später mit „Kommissar“. […] Es
war immer toll, er rief an und sagte: „Du musst jetzt mal kommen, ich muss
mit Dir jetzt mal das ganze nächste Jahr besprechen, wann hast du denn Zeit?
[…]“. Ringelmann war immer bei der Drehbuchabnahme dabei, hat immer 100%ig
gewusst, was er wollte und hat auch immer die Besetzung gemacht. […] Er
kannte die Stücke ganz genau, die erste Regiebesprechung war immer bei ihm,
es war schon eine schöne, professionelle Arbeit. […].“
Noch unter der Intertel entstand dann 1967 der Dreiteiler „Der Tod läuft
hinterher“ mit Joachim Fuchsberger und Marianne Koch, den Wolfgang Becker,
dem er später gerne die ersten Folgen neuer Fernsehreihen anvertraute,
inszenierte. Der Film entstand als ZDF-Konkurrenz zu den damals so beliebten
Durbridge-Straßenfegern. Das Buch schrieb – wie später so oft – Herbert
Reinecker. In der Folge entstanden zwei wiederum im Ausland sehr aufwendig
produzierte Fernsehmehrteiler, „Babeck“ (1968, Regie: Wolfgang Becker, Buch:
Herbert Reinecker) mit Helmut Lohner, Cordula Trantow, Siegfried Lowitz,
Charles Regnier und Curd Jürgens und „11 Uhr 20“ (1970, selber Regisseur und
Autor) mit Joachim Fuchsberger und Gila von Weitershausen.
1968 machte sich Ringelmann als Produzent selbständig und hatte eine – nein
– die erste deutsche Krimiserie für das Hauptabendprogramm in petto. 13
Folgen einer Serie waren geplant, deren Protagonist „Der Kommissar“ war. Als
Autor Herbert Reinecker den Auftrag für 13 Bücher erhielt, war sein erster
Gedanke darüber: „Der Produzent ist nicht ganz normal“, wie er mal in einem
Interview sagte. Niemand glaubte an den Erfolg einer solchen Serie, schon
gar nicht mit einem Regisseur namens Erik Ode in der Hauptrolle. Aber
bereits hier zeigte sich, dass Ringelmann das beste Gespür für Besetzungen
hatte. Er wollte stets professionelle Theaterschauspieler – und so holte er
sich auch später immer wieder neue Talente vom Theater, auch Peter Kremer
und Wolfgang Maria Bauer, die beiden „Siska“s wurden dort von ihm entdeckt.
Aus 13 Kommissaren wurden schließlich 26, dann 39 und schließlich 97 Folgen.
Auch hier gelang es Ringelmann, die Crème-de-la-crème der deutschen Fernseh-
und Filmstars am „Tatort“ zu versammeln: Curd Jürgens, Lilli Palmer, Peter
van Eyck um nur die ganz bekanntesten zu nennen. Auch hinter der Kamera
führten wieder Profis Regie: Wolfgang Becker, Ringelmanns Stammregisseure
Theodor Grädler und Zbyněk Brynych, Helmuth Ashley, Michael Braun, Alfred
Weidenmann, Wolfgang Staudte, Michael Verhoeven und Starregisseure wie
Helmut Käutner oder Leopold Lindtberg.
Der Fernsehproduzent hatte auch eine besondere Beziehung zur Musik. So holte
er sich zur Vertonung seiner Filme renommierte Musiker, deren Soundtracks
die Charts stürmten, darunter Peter Thomas mit „Du lebst in deiner Welt“,
der von Helmuth Ashley an Bord geholte Frank Duval mit „Angel of Mine“ oder
Eberhard Schoener, den Jürgen Goslar zu Ringelmann brachte.
1970 erfüllte sich der Hotelierssohn Ringelmann, der seine Jugend selbst in
zahlreichen Hotels verbracht hatte, einen Traum. Er drehte mit Starbesetzung
den Hotelkrimi „Hotel Royal“ im gleichnamigen Schweizer Nobelhotel. Bei
dieser bis dato teuersten Ringelmann-Produktion führte erneut Wolfgang
Becker Regie und die Besetzung war erstklassig: Joachim Fuchsberger, Nadja
Tiller, Paul Hubschmid, Lil Dagover, Jan Hendriks – um nur einige zu nennen.
Bei dem Erfolg des Kommissars war es absehbar, dass bald eine neue
Krimiserie vom ZDF gefordert wurde. So erdachte sich der Produzent gemeinsam
mit Herbert Reinecker eine Reihe, die zeigen sollte, wie man zum Mörder
wird. Beeinflussend für diese Idee mag die amerikanische Kultserie
„Columbo“, die Ringelmann Interviews zu Folge auch gerne sah, gewesen sein.
Nur stand in der Serie, die anfangs den Arbeitstitel „Wege ins Verbrechen“
trug, nicht der perfekte Mord, sondern vielmehr die Psyche des Mörders im
Mittelpunkt. „Derrick“, wie der fertige Serientitel dann lautete, war
anfangs dann aber leider nicht so erfolgreich, wie erhofft. Die Zuseher
wollten nicht mehr wissen, als der Oberinspektor, der von Horst Tappert
gespielt wurde. Sie wollten vielmehr mit ihm rätseln, wer es war. Schnell
schrieb Reinecker neue Whodunit-Bücher, die dann rasch realisiert wurden.
Von da an war Derricks Triumph nicht mehr aufzuhalten. Zwischen Juli 1973
und Dezember 1997 wurden insgesamt 281 Filme gedreht. Die Betonung liegt auf
Filme, denn Ringelmann produzierte zwar Serien, aber keine
Fließbandprodukte. Jede Folge wurde so aufwändig wie ein eigenständiger Film
produziert.
Zwischendurch stellte die Neue Münchner Fernsehproduktion hochkarätige
Literaturverfilmungen her und so entstand etwa 1971 „Die Nacht von Lissabon“
nach dem bekannten Roman von Erich Maria Remarque (Regie: Zbyněk Brynych)
oder 1982 der Patricia-Highsmith-Psychothriller „Tiefe Wasser“ (Regie: Franz
Peter Wirth). 1976 produzierte er „Sonntagsgeschichten“, einen Fernsehfilm
von Starregisseur Kurt Hoffmann, produzierte mehrere Specials mit Martin
Held, Gerd Fröbe, Paula Wessely, Carl-Heinz Schroth oder Brigitte Horney.
1968 stellte er nach einem Buch seines Lehrers Heinz Hilpert das
Shakespeare-Stück „Was ihr wollt“ (Regie: Ludwig Cremer), fürs Fernsehen
her.
Weitere Fernsehserien waren 1976 „Eichholz & Söhne“ mit Michael Hinz (13
Folgen, Buch: Bruno Hampel, Regie: Dr. Michael Braun), „Georg Thomallas
Geschichten“ (6 Folgen, 1982), „Unsere schönsten Jahre“ (12 Folgen,
1982/83, mit Uschi Glas und Elmar Wepper) und „Eichbergers besondere Fälle“
(1987, mit Walter Sedlmayr).
Mit „Der Alte“ startete er im Mai 1976 die Dreharbeiten zu einer bis heute
mehr als 350 Folgen umfassenden erfolgreichen Krimiserie, die im
ursprünglichen Konzept enger an „Der Kommissar“ angelehnt ist, in jeder
Folge ein großes Staraufgebot bietet und von erstklassigen Autoren (darunter
Bruno Hampel und Detlef Müller) und Regisseuren (darunter vor allem Günter
Gräwert und Hartmut Griesmayr, die die Reihe entscheidend geprägt haben)
stammt. Drei verschiedene Gesichter hatte die erfolgreiche Serie: Siegfried
Lowitz (100 Fälle), Rolf Schimpf (222 Fälle + 1) und seit 2007 Walter Kreye.
Den 350. Fall ließ Ringelmann von Vadim Glowna im Dezember 2009 inszenieren.
Die letzte offizielle Produktion Ringelmanns ist die 356. Folge „Kaltes
Grab“.
Mit der Vorabendserie „Polizeiinspektion 1“, die ab 1977 gedreht wurde,
gelang Ringelmann ein weiterer Coup: die menschlichen, unterhaltsamen und
berührenden Geschichten rund um die Beamten eines Münchner Polizeireviers
kamen auf insgesamt 130 Stück und wurden durch den Tod des Hauptdarstellers
Walter Sedlmayr 1988 beendet. Legendär sind die „Streitereien“ zwischen
Produzent Ringelmann und Hauptdarsteller Sedlmayr, der nach jeder Staffel
verkündete, aufhören zu wollen, wenn die Gage nicht erhöht würde und sich
per offenem Brief in der Presse an seinen Produzenten wandte, der natürlich
den Forderungen nicht nachgeben konnte, aber es stets schaffte, dass
Sedlmayr weiter machte.
1984 testete Ringelmann Rolf Schimpf in der sechsteiligen von Herbert
Reinecker geschrieben und von Wolfgang Becker verfassten Familienserie
„Mensch Bachmann“ für seine Hauptrolle in „Der Alte“.
1987 machte er mit Autor Herbert Reinecker ein neues Experiment: in dem
dreiteiligen Fernsehkrimi „Wer erschoss Boro?“ sollte das Publikum zum
Kommissar werden und mit Hilfe einer im Handel erhältlichen Handakte des
Kommissars den Täter ermitteln. Erstmals wurde als Hauptpreis die bis dato
nie ausgespielte Summe von 100.000 DM ausgesetzt.
1994 kam RTL auf die Idee, mit dem erfolgreichsten deutschen
Krimiproduzenten eine Serie zu drehen. So entstand die Reihe „Der Mann ohne
Schatten“ mit Christian Berkel, Gerd Böckmann und Ringelmanns Ehefrau Evelyn
Opela. Die Bücher schrieben Herbert Reinecker, Volker Vogeler, Günter
Gräwert und Paul Hengge, Regie führten Ringelmanns langjährige Weggefährten
Zbyněk Brynych, Jürgen Goslar, Franz Peter Wirth, Günter Gräwert, Dietrich
Haugk und Gero Erhardt. 14 Filme wurden produziert und 1996 ausgestrahlt,
weitere Staffeln wurden – trotz vorhandener Drehbücher (unter anderem von
Jürgen Goslar) – nicht realisiert. Grund: Ringelmann hatte nach eigenen
Angaben die Macht der Werbeblöcke unterschätzt und so blieb „Der Mann ohne
Schatten“ trotz aufwendiger Produktion, Starbesetzung und interessanten
Geschichten die einzig nicht erfolgreiche Produktion aus seinem Hause.
Als Oberinspektor Derrick 1997 in München aufhörte zu ermitteln, schuf
Ringelmann gemeinsam mit Reinecker dessen Nachfolger „Siska“. Die Serie
sollte zunächst – als Erinnerung an den Klassiker – unter dem Titel „Der
Kommissar“ an den Start gehen. Der Hauptdarsteller Peter Kremer war – wie
andere Seriendarsteller bei Ringelmann auch – zuvor in zahlreichen Rollen in
„Derrick“, „Der Alte“ und „Der Mann ohne Schatten“ erprobt worden. Auch
„Siska“ wurde zum Erfolg und war dies auch, als der Hauptdarsteller nach 56
Folgen entschied, sich aus der Reihe zu verabschieden. Sein Nachfolger wurde
Wolfgang Maria Bauer. Seine Besetzung war ein Alleingang Ringelmanns, der
sich wohl als einziger den großartigen Theaterschauspieler in der Rolle des
Kommissars vorstellen konnte. Dass er die Darstellung auch grandios
meisterte, bewiesen die Einschaltquoten – trotz alledem wurden die
Dreharbeiten zu Siska nach 91 Fällen im Juli 2007 abgeschlossen.
Mit dem Tod Helmut Ringelmanns endet wie bereits eingangs erwähnt eine Ära.
„Der Alte“ ist bis heute die letzte Bastion des klassischen Freitagskrimis,
die sich – anders als etwa „Ein Fall für zwei“ – nicht dem Quotendruck und
dem Einfluss (stumpfsinniger) amerikanischer Serien beugte und auf Qualität
statt auf Quantität setzt. Auch hier gilt bis zur letzten von Ringelmann
hergestellten Produktion sein Credo: „erstklassige Drehbücher, hervorragende
Schauspieler“. Ringelmann hinterlässt eine unschließbare Lücke und hat als
Vater des deutschen Fernsehkrimis diesen entscheidend geprägt und alle
anderen deutschen Serienproduktionen dieses Genres maßgeblich
mitbeeinflusst.
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