Die visualisierte Version des Pater Brown
hat viele Gesichter: in Deutschland war seit den Verfilmungen Anfang der
60er mit Heinz Rühmann eine deutsche Variante des schlauen Geistlichen
vorgelegt worden. 1965 produzierte die Wiener TV-Produktionsgesellschaft
von Dr. Heinz Scheiderbauer im Auftrag des Westdeutschen Werbefernsehens
einmal die erste Staffel einer 25-Minuten TV-Serie mit Josef Meinrad, die
auf den Geschichten von Gilbert K. Chesterton basierte - Arbeitstitel:
"Die Abenteuer des Pater Brown". Gedreht und
produziert wurde in Österreich, großteils mit österreichischen
Schauspielern. Ausgestrahlt wurden zwischen 1966 und 1972 insgesamt 39
Folgen. Ab Folge 14 übernahm die Münchner TV-60-Fernsehproduktion die
Herstellung, womit ein Wechsel im Produktionsstab einherging, was mit sich
brachte, das viele bekannte deutsche Stars in der Reihe Gastrollen
übernahmen: Ernst Fritz Fürbringer, Albert Lieven, Dieter Borsche, Günter
Strack, Günther Stoll, Klaus Löwitsch, Konrad Georg, Friedrich Joloff,
Walter Sedlmayr, Christian Wolff, Ruth-Maria Kubitschek,
Joachim Hansen, Claus Biederstaedt, Günther Neutze, Karl Lange, Karin
Hübner, Karl Lieffen, Diana Körner, Herbert Tiede, Hans Cossy, Hans Quest,
Ilona Grübel, Peter Fricke, Helma Seitz, Herbert Tiede, Louise Martini,
Günter Mack, Fred Haltiner, Jochen Blume, Nino Korda,
Wolfgang Lukschy, Werner Peters, Sigurd Fitzek, Dany Sigel, Michael Hinz,
Herbert Weissbach, Eckart Dux, Walter Kohut, Hans Zesch-Ballot, Wolf Ackva, Gerd Baltus,
Udo Vioff, Hans Helmut Dickow, Hans Hermann Schaufuss, Werner Pochath,
Christiane Nielsen, Alexander Kerst, Lisa Helwig, Simone Rethel, Karl
John, Willy Semmelrogge, Fritz Tillmann, Udo Vioff, Robert Naegele,
Horst Sachtleben, Panos Papadopulos, Krista Keller, Horst Naumann, Karl
Renar, Alexander Hegarth, Paul Neuhaus, Rüdiger Bahr, Anita Lochner,
Joost Siedhoff, Martin Hirthe, Siegurd Fitzek, Alexis von Hagemeister,
Helmut Alimonta, Willy Schultes, Manfred Seipold und viele andere.
Kurzum: ein Stelldichein der beliebtesten Film- und Fernsehstars!
Josef Meinrad als Pater Brown war mit seiner betulichen Art zweifellos die
richtige Besetzung. Was der Serie in der ersten Staffel abgeht ist
eine gute Titelmusik (Komposition: Bert Breit), dem Rühmann- und neuerdings auch
Ottfried-Fischer-verwöhnten Publikum ("Pfarrer
Braun") kommt bei dem Namen "Pater Brown" gleich die
Assoziation zu Martin Böttchers Titelmusik. Hans Hammerschmids Sound zu den
letzteren Staffeln klingt hingegen etwas besser und passender. In der ersten Folge "Der Fehler
der Maschine" erklärt Pater Brown Inspektor Smith bei einer gemütlichen
Pfeife den Vorgang seiner Verbrechensdetektion folgendermaßen: "Es gelang mir nur, all diese Morde aufzuklären, weil ich selbst der Mörder
war. Ich machte den genauen Plan für all diese Verbrechen, ich bemühte
mich, in den Mörder hineinzuschlüpfen, ich bewegte seine Arme und Beine
und deshalb wusste ich natürlich auch sehr bald, wer der Mörder war".
Neben Rainer Wolffhardt führten Imo Moszkowicz ("Max der Taschendieb" mit
Heinz Rühmann (1960), "Graf Yoster gibt sich die Ehre", "Sonderdezernat
K1") und Krimiprofi Hans Quest Regie, der nicht nur die
Durbridge-Klassiker "Es ist soweit" (1960), "Das Halstuch" (1961), "Tim
Frazer" (1962) und "Tim Frazer-Der Fall Salinger" (1963) inszenierte,
sondern 1967 auch eine TV-Version von Agatha Christies "Zehn kleine
Negerlein" und 1970 "Mord im Pfarrhaus".
Quests guten Verbindungen zu großen Schauspielern ist es zu verdanken,
dass in der Serie alles, was Rang und Namen hatte, mitspielt. Dass die
Serie dann doch nur in Österreich bzw. Bayern und nicht in England
gedreht wurde, merkt man zwar, die liebevolle, detailgetreue Ausstattung
macht das aber schnell vergessen.
Folge 1 wurde in Willendorf in Niederösterreich gedreht. Das alte
Schloss wurde als Location herangezogen, weil es so englisch ausschaute.
Josef Meinrad sagte über die Rolle zu Drehstart: »Ich habe die Bekanntschaft des Paters erst jetzt gemacht. Aber die
Rolle - meine zweite kriminalistische - hat mich sofort gereizt. Da hab' ich
gern auf ein Musical-Angebot verzichtet. Außerdem liebe ich Priesterrollen seit
eh und je. Ich wäre ja fast einer geworden - wenn es nach meiner Mutter gegangen
wäre... In Katzeldorf bei Wiener Neustadt hab' ich ein Klostergymnasium besucht.
So lange, bis ich's nimmer aushielt.. .« Dany Sigel zu ihrer Rolle in "Der
Fehler der Maschine" in einer TV-Zeitschrift von damals: »Ich habe
eine ganz süße Rolle als Gangsterliebchen und Millionärstochter - ich schwanke
in meinen Gefühlen zwischen Walter Regelsberger und Carl Bosse. Aber die
Handlung des Kriminalstückes habe ich nicht auf Anhieb verstanden. Regisseur
Wolffhardt hat's mir dann verraten ...!« Und weiter: »Mir wird hier
manchmal ganz gruslig. Im Schloss gibt es so viele tote Augen. Von den
Ölschinken und Gobelins starren sie mich an. Auch Tiertrophäen gibt's eine ganze
Menge. Das kommt daher, dass der Schlossbesitzer und Gastgeber unseres Paters
Meinrad, ein Freiherr Eduard von Etthofen, ehemaliger Attaché an der
vatikanischen Botschaft, Reiter, Golfspieler und Hundezüchter, auch einmal
renommierter Großwildjäger in Afrika war. In einem Saal habe ich sogar einen
Elefantenfuß entdeckt. Man kann ihn als Schirmständer verwenden ... also wissen
Sie!«
Mit Wechsel der Produktionsfirma gewinnt die Serie nicht nur an Farbe,
sondern auch an Tempo und an Spannung. Auch hier jagt Pater Brown - nur
mit einem Schirm bewaffnet - Ganoven, wird aber nie ihr Richter. Dabei
lässt er Inspektor Gilbert Burns von Scotland Yard häufig blass
aussehen.
Der Name "Burns" könnte übrigens ein Insidergag sein und auf den Namen
des zuständigen WWF-Redakteurs Dr. Ulrich Berns anspielen, dessen
Nachname englisch ausgesprochen ja gleich klingt.
Der 1913 geborene Josef Meinrad wollte im richtigen Leben einmal
Priester werden und erklärte damals selbst zu seiner Rolle: "Vielleicht
habe ich so eine Ausstrahlung. Ich wollte selbst einmal Priester werden.
Sieben Jahre habe ich in einem Kloster gelebt und weiß über dieses Leben
ganz gut Bescheid." Außerdem ergänzte er: "Das Detektivspielen ist ja für
den kleinen Bub wie für einen alten Herrn eine herrliche Sache." Während
der ersten Staffel hatte der Hauptdarsteller übrigens doppelten Stress,
denn während er tagsüber den Pater Brown mimte, spielte er abends im
Burgtheater in Nestroys "Verschwender".
Pater Brown und seine drei Inspektoren (Guido Wieland (Folge 1-13),
Eduard Linkers (Folge 14-19), Ernst Fritz Fürbringer (Folge 20-39) und
die verschiedenen Titelgestaltungen:
Bilder mit freundlicher
Genehmigung von Pidax-Film (dort sind alle Folgen auf DVD erschienen!)
Text
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