Coralba
Italien/
BR Deutschland/ Frankreich 1968,
Mehrteiler, Farbe, Kriminalfilm (Italien: 5 Folgen, BRD: 8 Folgen) |
Nach dem großen
Erfolg der italienischen "Melissa"
entstand 1968 in italienisch-deutsch-französischer Koproduktion
eine mehrteilige Hommage an Francis Durbridge und Melissa.
Inhalt (allgemein): Der seit einigen Jahren in Hamburg
lebende venezianische Arzt Dr. Marco Danon hat sich gemeinsam
mit zwei Partnern eine neue Existenz aufgebaut. Mit einem
Pharmaunternehmen hat er sich eine neue Lebensgrundlage
geschaffen. Das davon hergestellte Medikament "Coralba" ist der
große Verkaufsschlager. Doch es gibt auch einen dunklen Punkt in
der Vergangenheit dieses Arzneimittels und in jener des
Mediziners Danon. Vor zwei Jahren starb ein Kind, dem das Mittel
zur Probe verabreicht wurde. Dessen Mutter versucht nun den Arzt
mit belastenden Briefen zu erpressen. Danon erwirbt die Briefe
teuer zurück, tappt aber im Haus der Frau in eine Falle. Auf dem
Boden liegt seine geliebte Ehefrau Elga ermordet. Es ist der
Beginn eines furchtbaren Alptraums für den Arzt, der für
Kommissar Lang und dessen Kollegen Jansen zum Hauptverdächtigen
wird. Elga Danon wird dabei für den Witwer immer mehr zu einem
Rätsel: so wusste Danons nichts davon, dass sie einen Onkel in
Chamonix hatte, den sie ohne sein Wissen besuchen wollte. Auch
die belastenden Briefe, die Danon um teures Geld zurück gekauft
hat, verschwinden spurlos - genauso wie Frau Schneider, die
Erpresserin. Sie wäre die einzige, die Danon entlasten könnte.
(Text: © GP, Die Krimihomepage)
Besetzung |
Marco Danon |
Rossano Brazzi |
Albert Zimmermann |
Wolfgang
Stumpf |
Kommissar Lang |
Glauco Muri |
Elga Danon |
Valérie
Lagrange |
Kommissar Jean Jansen |
Paul Glawion |
Karl Bauer |
Venantino
Venantini |
Deborah Danon |
Mita Medici |
Max Tauberg |
Michael
Berger |
Vanessa Tiller |
Martine Redon |
Frau Schneider |
Germana
Paolieri |
Anna |
Marianella Laszlo |
Prostituierte |
Britt
Lindberg |
Jean Malvin |
Renzo
Petretto |
Nadja |
Jole Fierro |
Bankdirektor |
Mario
Lombardini |
Polizist |
Bruno Scipioni |
der Venezianer |
Toni Barpi |
Prof. Marchi |
Nerio Bernardi |
Marchis Assistent |
Marcello
Bonini |
Clara Fornari |
Ilaria
Guerrini |
Hotelbesitzer |
Giorgio Gusso |
Mann in Chamonix |
Gianni
Solaro |
Helga Müller |
Viviana Vanni |
Rolf |
Carlo
Hintermann |
? |
Kurt Fricke |
? |
Peter Holm |
? |
Kurt Klopsch |
? |
Edgar Maschmann |
? |
Hans Wagner |
? |
Oscar Brazzi |
? |
Romano Ghini |
? |
Mario Maestrelli |
? |
Filippo Perrono |
? |
Paul Baudeler |
? |
Luis Caron |
? |
Jacques Majerus |
? |
Jean Misal |
? |
Olaf Veistrup |
? |
Udo Tiedtke |
? |
Alfred Lahrz |
? |
Otto Oertel |
? |
Hepp Renees |
? |
Oswald Scholze |
? |
Karl Sipperek |
? |
Heinz Fleischer |
? |
Oswald Schoelze |
? |
Edwin Schütter |
Schlägertyp |
Hans Waldherr
(uncredited) |
Aufnahmestab |
Drehbuch |
Biagio Proietti
Daniele d'Anza
Belisario L. Randone |
nach einer Idee von |
Biagio Proietti |
Kamera |
Luciano Trasatti |
Schnitt |
Attilio Vincioni |
Das Lied "Amare te" (im
Abspann) von |
Gigi Cichellero |
gesungen von |
Petula Clark |
Das Lied "Goin' out of my
Head" (im Vorspann) gesungen von |
Frank Sinatra |
Regieassistenz |
Filippo Perrone |
Kameraführung |
Luigi Filippo Carta |
Kameraassistenz |
Giorgio di Battista |
Studioassistenz |
Ornella Marandola |
Kostüme |
Fiammetta Benedeetto |
Schneiderin |
Anita Cavallari |
Kostüme für Valérie Lagrange
und Martine Redon von |
Annabella, Rom |
Szenenbild |
Giovanni Fratalocchi |
Maske |
Renzo Francioni |
Frisuren |
Walter Giangrasso |
Ton |
Maurizio Ferrari |
Ausstattungsassistenz |
Peter Moritz |
Dolmetscherin |
Veronika Nett |
Perücken von |
Rochetti |
Aufnahmeleitung |
Hans Hutter
Christiane P. Prestoud |
Produktionssekretäre |
Bruno Vani
Heinz Gehrke |
Musik |
Gigi Cichellero |
Produktionsleitung |
Frank Winterstein
Renato Polselli |
Redaktion |
Mario Maestrelli |
Produzent |
Oscar Brazzi |
Regie |
Daniele D'Anza |
Synchronfassung |
CDC |
Studio und Nachbearbeitung |
Imprecom Via Margutta Rom |
gefilmt auf |
Eastmancolor-Kodak |
Eine Produktion der |
Chiara Films Internazionali |
in Zusammenarbeit mit |
SFB Sender Freies Berlin |
und |
Studio D. V. 3 |
eine Koproduktion |
RAI Radio-Televisione-Italiana
Berliner Werbefunk
O. R. T. F. |
|
Idee |
Regie |
Biagio Proietti |
Daniele D'Anza |
Sendedaten |
Sonntag,
11.01.1970 (1. Teil, RAI 1)
Freitag, 15.01.1970 (2. Teil, RAI 1)
Sonntag, 18.01.1970 (3. Teil, RAI 1)
Sonntag, 22.01.1970 (4. Teil, RAI 1)
Mittwoch, 25.01.1970 (5. Teil, RAI 1)
Montag, 31.01.1972, 20.35 Uhr (1. Teil, TF 1)
Montag, 07.02.1972, 20.35 Uhr (2. Teil, TF 1
Montag, 14.02.1972, 20.35 Uhr (3. Teil, TF 1)
Montag, 21.02.1972, 20.35 Uhr (4. Teil, TF 1)
Montag, 28.02.1972, 20.35 Uhr (5. Teil, TF 1) |
Mi.,
01.08.1973 (18:10 – 18:35 Uhr) Teil 1.1
Mi., 01.08.1973 (18:45 – 19:10 Uhr) Teil 1.2
Mo., 06.08.1973 (18:00 – 18:30 Uhr) Teil 2.1
Mo., 06.08.1973 (18:45 – 19:15 Uhr) Teil 2.2
Mi., 08.08.1973 (18:00 – 18:30 Uhr) Teil 3.1
Mi., 08.08.1973 (18:45 – 19:15 Uhr) Teil 3.2
Mo., 13.08.1973 (18:00 – 18:30 Uhr) Teil 4.1
Mo., 13.08.1973 (18:45 – 19:15 Uhr) Teil 4.2
Mi, 15.08.1973 (18:00 – 18:30 Uhr) Teil 5.1
Mi., 15.08.1973 (18:45 – 19:15 Uhr) Teil 5.2 |
Inhalt |
Teil
1: Dr. Marco Danon, ein aus Venedig stammender Arzt, kam vor einiger
Zeit nach Hamburg, wo er mit zwei Partnern ein Pharmaunternehmen
gründete. Der große Renner dieser Firma ist das Medikament "Coralba".
Eines Tages holt den Mediziner allerdings die Vergangenheit ein. Eine
Frau namens Schneider meldet sich bei ihm per Telefon und erpresst ihn.
Gegenstand dieser Erpressung ist die Tatsache, dass ihr Sohn Peter vor
zwei Jahren durch eine falsche Behandlung des Arztes ums Leben kam. Der
kleine Peter Schneider wurde Opfer eines Medikamentenversuches. Die
Arznei, die damals verabreicht wurde, ist das heute extrem erfolgreiche
"Coralba". Dr. Danon erscheint zwar zu dem Treffen mit der Frau, lässt
aber auf Anraten seines Anwaltes Albert Zimmermann das geforderte Geld
zu Hause. Dieses scheint Frau Schneider auch nicht mehr notwendig zu
haben, denn in ihrer Wohnung stolpert der Arzt über eine Leiche. Als er
später nochmals dort auftaucht, stellt sich in Anwesenheit der Polizei
heraus, dass es sich dabei um seine geliebte Ehefrau handelt. Kommissar
Lang von der Hamburger Kriminalpolizei hat auch schon einen
Hauptverdächtigen - und dieser heißt Dr. Marco Danon ... (Text: © GP,
Die Krimihomepage)
Teil 2: Dr. Danon erzählt seinem Anwalt Albert Zimmermann, wie er
seine Frau aufgefunden hat. Dieser rät ihm, der Polizei die ganze
Wahrheit zu erzählen. Dass Frau Schneider ihn erpresste, dass er ihr
Geld gab, um belastende Briefe zurück zu erhalten und dass er den
Revolver, den er bei der Toten fand, wegwarf. Danons Alibi ist äußerst
dünn, zur Tatzeit war er einen Happen essen. In Anwalt Zimmermanns
Gegenwart stellt der Mediziner schließlich fest, dass die teuer zurück
gekauften und ihn so belastenden Briefe spurlos verschwunden sind. Da
klingelt das Telefon. Es meldet sich ein Verwandter aus Frankreich. Er
sagt, er sei ein Onkel Elga Danons und fragt, wo sie bleibe. Sie hätte
schon am Vortag bei ihm in Chamonix sein sollen. Für Danon wird der Fall
immer mysteriöser: er wusste weder, dass seine Frau einen Onkel in
Frankreich hatte, noch dass Elga verreisen wollte. Das Dienstmädchen der
Danons berichtet der Polizei unterdessen, dass die Danons am Tag der Tag
miteinander gestritten hätten. Ein Umstand, der den Arzt noch mehr
belastet. Die Spur führt unterdessen auch zu einem gewissen Max Tauberg.
Frau Schneider, die Erpresserin, die einzige die Danon entlassen könnte,
ist spurlos verschwunden. Schließlich erfährt die Polizei, dass Elga
Danon, die erst 25 Jahre alt war, in einem Schließfach etwas hinterlegt
hat. Es sind die belastenden Briefe. Ein beigelegtes Schreiben lässt
Kommissar Jansen vermuten, dass Elga es war, die ihren Mann erpresst hat
... (Text: © GP, Die Krimihomepage)
Teil 3: Kommissar Jansen verhaftet Dr. Danon vorübergehend. Eine
Frau, die nicht existiert, eine Leiche, die verschwindet, ein Revolver,
der nicht zu finden ist, zwei Schüsse und drei Patronenhülsen - das ist
zuviel, alles spricht gegen den Mediziner! Um die Tatwaffe zu finden,
veranlasst die Polizei eine große Suchaktion im Kanal. Im Gegensatz zu
Kommissar Jansen glaubt Kommissar Lang an die Unschuld des Arztes. Von
Max Tauberg, der am Abend des Mordes mit Frau Danon sprach, erfährt der
Ermittler, dass der Fall auch etwas mit Doping im Radsport zu tun haben
könnte. Unterdessen versucht Elgas Stieftochter Deborah die Wahrheit
über ihre Stiefmutter herauszufinden. Ihr Vater wusste über die hübsche
Elga nur, dass sie 25 Jahre alt war, Verwandte in Südafrika hatte und
ein Waisenkind war. Deborah fährt nach Chamonix, von wo aus Elgas Onkel
angerufen haben will. Sie findet den Mann, dieser leugnet jedoch, ein
Verwandter von Elga zu sein. Unter ihrem Mädchennamen - Elga Müller -
kennt der Mann die Frau jedoch. Sie soll als Helga Müller für das Hotel
Montblanc als Schilehrerin gearbeitet haben und immer noch dort sein.
Mit einigen Schwierigkeiten macht Deborah Helga ausfindig. Es handelt
sich dabei jedoch nicht um die gesuchte Person. Deborah muss
feststellen, dass ihre Stiefmutter eigentlich Olga hieß und nur die
Papiere einer anderen Frau verwendete. Eine weitere Spur führt Deborah
nach Venedig. Auch Kommissar Jansen begibt sich dort hin und stolpert
dabei endlich über den Namen Schneider. Er erfährt jedoch, dass die von
Danon beschriebene Frau seit einem Jahr tot ist ... (Text: © GP, Die
Krimihomepage)
Teil 4: Im Kanal findet die Polizei endlich Danons Pistole, die der
Arzt auch als seine identifiziert. Es wird festgestellt, dass drei
Schüsse daraus abgegeben wurden, auch jener, der Frau Danon getötet hat.
Der Ehemann und Hauptverdächtige versteht die Welt nicht mehr und will
nicht glauben, dass alle Indizien gegen ihn sprechen. Kommissar Lang
beginnt jedoch immer mehr, an seine Unschuld zu glauben. Unterdessen
stellt sich heraus, dass Elga Danon niemand anderer war als Olga
Schneider, die Schwester des toten Jungen Peter. Warum hat sich aber die
spurlos verschwundene Erpresserin dieses Namens bedient? In der
Pharmafabrik kommt es zu einer Konfrontation zwischen Dr. Danon und Dr.
Karl Bauer. Danon wirft seinem Mitarbeiter vor, ein Verhältnis mit Elga
gehabt zu haben, während Bauer keinen Hehl daraus macht, dass er Danon
für schuldig hält. Danon versucht unterdessen zu beweisen, dass auch
Bauer zur Tatzeit die Möglichkeit gehabt hätte, das Firmengelände
unbemerkt zu verlassen. Wenig später wird die Polizei zu einer
Wasserleiche gerufen. Danon identifiziert diese als die Erpresserin, die
sich ihm gegenüber als Frau Schneider vorgestellt hat. Deborah Danon
kehrt unterdessen aus Italien zurück und erstattet ihrem Vater Bericht.
Dieser zeigt seiner Tochter die Armbanduhr, die seine tote Frau getragen
hat. Deborah identifiziert diese als Uhr ihrer Freundin Vanessa. Um der
Sache auf die Spur zu kommen, folgt Danon in einer Hafenkneipe einem
zwielichtigen Typen, der ihm die Wahrheit im Fall erzählen will. Doch
das Ganze entpuppt sich als Falle und Danon wird zusammengeschlagen.
Einer der Schlägertypen kann jedoch verhaftet werden. Er sagt, dass er
für 100 Mark im Auftrag eines Gewissen Rolf, eines Deutschen, den alle
nur wegen seiner Schmuggelsgeschäfte mit Schweden den "Schweden" nennen,
gehandelt habe. Die Polizei macht diesen Mann rasch ausfindig und findet
in dessen Absteige ein Bild. Dieses zeigt die Erpresserin. Es stellt
sich heraus, dass diese in Wahrheit Vera Unterberger hieß. Eine
Nachricht eines gewissen Jean, der Danon einiges Interessantes erzählen
will, führt den Mediziner um 22.30 Uhr an die Landungsbrücken ... (Text:
© GP, Die Krimihomepage)
Teil 5: Der Ganove Jean Malvin hat Dr. Marco Danon ein Tonband
zugespielt, auf dem die ermordete Frau des Arztes im Gespräch mit einem
anderen Mann zu hören ist. Die Aufnahmen belasten eine Person aus dem
Kreis der Verdächtigen stark. Wenig später wird nachts im Stadtpark eine
Leiche gefunden. Ein Lastwagenfahrer entdeckt am Straßenrand den
leblosen Körper eines Mannes, der offenbar von einem schweren Wagen
überrollt wurde. Es stellt sich heraus, dass Jean Malvin der Tote ist.
Das Tatfahrzeug kann wenige Meter vom Auffindungsort der Leiche sicher
gestellt werden. Es handelt sich um den Mercedes von Karl Bauer, Danons
Mitarbeiter und mittlerweile auch Konkurrenten. Kommissar Lang muss
jedoch feststellen, dass Bauer ein bombensicheres Alibi für die Tatzeit
hat. Kommissar Jansen findet es indessen mehr als verdächtig, dass
ausgerechnet Dr. Marco Danon kurz vor der Tat wieder einmal am Tatort
war ... (Text: © GP, Die Krimihomepage) |
Kritik |
Ein spannender Whodunitkrimi (mit Cliffhangern!)
im Durbridge-Stil mit guten Darstellern und schöner Hamburger Kulisse.
Der Film wird zu einer aufregenden Jagd nach der Wahrheit, allerdings ist die Laufzeit von fast fünf Stunden etwas zu lang. Da bis
dato nur die italienische Version gesichtet werden konnte, ist es aber
möglich, dass gerade einige langatmige Szenen in der dt. Fassung gekürzt
wurden. Offensichtlich ist allerdings, dass die Produktion mit der
Handlung (nicht ganz ungelungen) an die Durbridge-Krimis jener Jahre anknüpfen wollte. Der
Protagonist ist offensichtlich unschuldig am Mord seiner Frau, wird aber
durch immer neu auftauchende Indizien immer mehr in einen Teufelskreis
getrieben, der ihn für die Polizei zum Hauptverdächtigen Nr. 1 macht ...
Eine Francis-Durbridge-Epigone erster Klasse!
(Kritik:
© GP, Die Krimihomepage) |
Hintergrundinfos |
"Coralba" (so
auch der italienische Originaltitel, in Frankreich lief die Serie unter
dem Titel "Coralba ou l'affaire Danon" (Coralba oder die Affäre Danon)) war eine der
ersten großen Koproduktionen des italienischen Staatsfernsehens RAI mit
ausländischen Fernsehsendern. In diesem Falle kam es zu einer
Zusammenarbeit mit der ARD und dem französischen Fernsehen. Gedreht
wurden die fünf rund einstündigen Folgen (der italienischen
Originalfassung) ausschließlich an
Originalschauplätzen in Hamburg, Chamonix und Venedig, die Innenaufnahmen erfolgten allerdings
in den römischen Studios. In der BRD wurde der Fünfteiler in den verschiedenen
Regionalsendern der ARD ab 1. August 1973 (also erst vier Jahre nach
der Entstehung) ausgestrahlt. Die ganze Produktion war stark an die Erfolge
von Francis Durbridge angelehnt, der damals auch in Italien extrem
populär war (siehe unten). Regisseur Daniele D'Anza hatte mit dem
Coralba-Hauptdarsteller Rossano Brazzi 1966 die italienische Version von
"Melissa" gedreht, wodurch Brazzi zu einem der gefeiertsten Darsteller
wurde. Viele dachten sogar, "Coralba" sei eine Art Fortsetzung zu
"Melissa". An fünf Winterabenden fegte der Krimi die italienischen Straßen
leer. Er war schließlich so erfolgreich, dass - und das ist wohl ein
bemerkenswertes Kuriosum - für eine italienische
Zeitschrift sogar eine Fortsetzung als Fotoroman hergestellt wurde. Die
Formel des Titel gebenden Medikaments wurde eigens von einem Chemiker
hergestellt - und spaßeshalber in italienischen Zeitungen abgedruckt.
Autor Biagio Proietti war einer der profiliertesten italienischen Krimiautoren jener Jahre, der sich
u. a. auch der Bearbeitung Durbridges "Wie ein Blitz" und "Ein
Mann namens Harry Brent" annahm und daraus "Come un uragano"
bzw. "Un certo Harry Brent" machte. Später feierte Biagio Proietti mit dem Siebenteiler "Dov'è
Anna?" ("Wo ist Anna", ohne dt. Synchronfassung) einen großen Erfolg.
Die deutschen Koproduktionspartner - produktionsverantwortlicher Mann
von deutscher Seite war der vielseitige Frank Winterstein - steuerten
jede Menge deutscher Darsteller bei, allerdings ist deren
Bekanntheitsgrad im Fernsehfach eher gering. Man muss schon ein
Fan der Hamburger Vorabendserien der 1960er sein, um die Darsteller
Wolfgang Stumpf, Paul Glawion, Kurt Klopsch und Edgar Maschmann oder die zahlreichen
anderen deutschen Nebendarsteller zu kennen.
Der Titel "Coralba", der im Italienischen nichts bedeutet und wie ein
weiblicher Vorname klingt, sollte bewusst eine Allusion an Durbridges "Melissa"
sein. Autor Biagio Proietti bestätigte dies in einem Interview, in dem
er auch sagte, dass der Film im Fahrwasser von Durbridges Stoff entstand
und man daher einen Frauennamen (Cora + Alba = Coralba) als Titel wählte
(der sich allerdings dann auf ein Medikament bezieht, auch wenn man
zumindest im ersten Teil meint, es handle sich um eine Frau). In der
ersten Drehbuchfassung spielte der Krimi noch gänzlich in Italien,
allerdings war man bei der RAI (dem italienischen Fernsehen) der
Meinung, dass ein Film dieses Genres unbedingt im Ausland zu spielen
habe. Proietti war mit der Wahl Hamburgs zufrieden und konnte immerhin
durchsetzen, dass der Protagonist und seine Tochter Italiener waren,
während die anderen Figuren zu Deutschen wurden.Schließlich war nicht
nur der Titel eine Anspielung an den Meister der fein
dosierten Spannung (mehr dazu unten). Wie bei den echten Durbridge-Krimis wurden auch die letzten Drehbuchseiten (in diesem Falle
jene zur fünften und entscheidenden Episode) vom Regisseur unter
Verschluss gehalten, damit niemand die Identität des Mörders verraten
konnte. Der Umstand, dass die Hauptrollen jeweils mit einem Italiener,
einem Deutschen und einer Französin besetzt waren, machte es neugierigen
Journalisten sicherlich nicht leichter, an irgendwelche Informationen
über den Inhalt oder gar den Täter zu kommen. Während der Dreharbeiten unterbrach ein
echter Polizist die Aufnahmen, weil ihm das viele Geld, das Brazzi (als
Marco Danon) an Germana Paolieri (als Frau Schneider) überreicht,
verdächtig vorkam. Dass es sich um Filmaufnahmen handelte, bemerkte er
zu spät. Die Barfrau in der Hafenkneipe hätte Rossano Brazzis Ehefrau
spielen sollen, allerdings wurde man sich mit der Gage nicht einig und
so bekam die Rolle jemand anders.
Obwohl in Italien im Produktionsjahr noch kein Farbfernsehen eingeführt
wurde, der Film aber in italienisch-deutsch-französischer Koproduktion
hergestellt wurde und man in der BRD und in Frankreich schon auf dieses
System zurückgriff, produzierte man in Farbe. In Italien wurde der Film
jedoch in schwarz/ weiß erstgesendet. In Frankreich lief der Fünfteiler
ebenso mit großem Erfolg und auch in Schweden sorgte er für gute
Einschaltquoten. Der koproduzierende Sender SFB "versteckte" die
deutsche Version allerdings - wie erwähnt - im Vorabendprogramm.
Wie alle italienischen
Krimimehrteiler jener Jahre verfügt "Coralba" über einen tollen
Soundtrack. Vor allem das Abspannlied "Amare te" ("Dich zu
lieben"), ist ein Ohrwurm.
Ohne zu viel von der Handlung zu verraten, hier eine Übersicht über die
Handlungselemente, die besonders an Francis Durbridge und speziell an
"Melissa" erinnern:
■ Der Protagonist erschießt seine Erpresserin namens Schneider. Als er
wenig später wieder am Tatort ist, ist die Leiche verschwunden.
Stattdessen liegt dort seine Ehefrau ermordet, die den gleichen Mantel
wie die Erpresserin trägt.
■ Es gibt später keinen Beweis für die Existenz der Erpresserin, was den
Protagonisten schwer belastet und hochgradig verdächtig macht.
■ Als es endlich eine Spur der unbekannten Erpresserin gibt, stellt sich
heraus, dass diese seit einem Jahr tot ist und auf einem Friedhof in
Venedig begraben liegt.
■ Die Ehefrau des Toten gibt an, Waisenkind zu sein und aus Südafrika zu
stammen. Mehr weiß ihr Mann über sie nicht. Nichts von dem, was die
Ehefrau zu Lebzeiten erzählt hat, stimmt. In Wahrheit trug die Frau
einen völlig anderen Namen.
■ Im Laufe des Films scheint es so, als ob die Ehefrau noch lebt (obwohl
man deren Leiche hat).
■ Der Protagonist erhält von der Erpresserin die ihn belastenden Briefe
zurück. Diese werden später gestohlen. Die Briefe werden wieder
gefunden: in einem Schließfach der Toten. Nun sieht es für den Kommissar
so aus, als ob der Ehemann die Ehefrau ermordet hat, um sie los zu
werden.
■ Es stellt sich heraus, dass die Tote offensichtlich ohne Wissen ihres
Mannes eine Reise nach Chamonix geplant und dort Verwandte hatte.
■ Im Laufe des Films wird die tote Ehefrau ihrem Ehemann immer fremder
und der Ehemann der Polizei gegenüber immer verdächtiger. Immer neue
Indizien tauchen auf, dass er der Mörder seiner Frau ist.
■ Trotz aller Indizien gegen den Protagonisten beginnt der Kommissar im
Laufe der Zeit dem Hauptverdächtigen zu glauben.
■ Das Kennzeichen eines Wagens, den man vorher öfters sieht, spielt
später bei einem Mord eine Rolle (in "Melissa" war dies der Wagen Dr.
Swansons)
etc.
Der Film ist in Italien auf DVD erschienen. Beim RBB, dem
Nachfolgesender des SFB, findet man die Bänder der deutschen
Synchronfassung leider nicht (mehr).
Text: © GP, Die
Krimihomepage | Mein besonderer Dank gilt Antonio Scaglioni, der mich
durch einen Text über die italienischen Durbridge-Filme auf diese
Produktion aufmerksam gemacht hat und mir auch einige Hintergrundinfos
dazu lieferte. |
Interview mit dem Autor
Biagio Proietti |
Biagio
Proietti stand im Juli 2014 dankenswerter Weise der
Francis-Durbridge-Homepage für ein Interview zur Verfügung. Dabei
sprachen wir auch über Coralba. (Das gesamte Interview können Sie
hier
nachlesen.)
Erzählen Sie uns
etwas über ihre Anfänge als Fernsehautor: war "Coralba"
Ihre erste Arbeit oder hatten sie schon andere Drehbücher für
das Fernsehen oder das Kino zuvor geschrieben?
Biagio Proietti: Ich habe begonnen,
für das Kino als Regieassistent von Francesco Maselli bei "Gli
indifferenti" ("Die Gleichgültigen"), einem sehr schönen Film,
im Jahre 1962 zu arbeiten, danach war ich Masellis Assistent bei
"Fai in fretta a uccidermi ... Ho freddo" ("Mach mich kalt, ich
friere") mit Monica Vitti im Jahr 1966, wo ich auch die Idee
hatte und das Drehbuch schrieb.
Ich verdanke "Coralba" dem Erfolg von "Melissa",
inszeniert von Daniele D'Anza, in der Hauptrolle Rossano Brazzi:
die beiden waren es, die mich um eine Geschichte gebeten hatten,
die man der RAI vorlegen konnte, um den Erfolg zu wiederholen.
Ich habe nicht das übliche Skript mit ein paar wenigen Seiten
geschrieben, sondern eine Geschichte, die die RAI als
unveröffentlichten Roman ansah und dessen Rechte sie gekauft
hat. So ist "Coralba" entstanden, wobei das kein Frauenname ist,
sondern der eines Medikaments auf dem sich der Erfolg einer
Firma gründet, die es herstellt, was Angelpunkt für die ganze
Geschichte ist. In der Zwischenzeit hatte ich viele Werke für
das Radio, meine Leidenschaft, geschrieben und inszeniert,
darunter die Geschichten "Aspetterò" (wrtl.: Ich werde warten)
und den Roman "Il lungo addio" (wrtl.: Der lange Abschied) von
Raymond Chandler, mit Arnoldo Foà als Philip Marlowe. Gleich
nach dem Abfassen von "Coralba", noch während es ausgestrahlt
wurde, habe ich für Duccio Tessari das Drehbuch zum Film "La
morte risale a ieri sera" (dt. Titel: "Das Grauen kam aus dem
Nebel") basierend auf dem Roman "I milanesi ammazzano al sabato"
von Giorgio Scerbanenco mit Frank Wolff und Raf Vallone geschrieben. Ich spreche jetzt davon, weil es sich dabei
technisch gesehen um eine Arbeit handelt, die vor dem Erfolg von
"Coralba" entstand und die mir dann viele andere Aufträge
gebracht hat, von denen wir sprechen werden.
"Coralba" war eine der ersten Koproduktionen zwischen der
RAI und anderen europäischen Fernsehanstalten. In Italien war es ein
großer Erfolg. Wie war dieser in den anderen europäischen Staaten?
Biagio Proietti: "Coralba" ist eine
Koproduktion mit Deutschland und Frankreich, wurde in Farbe
gedreht und 1969 in Deutschland ausgestrahlt*, danach in
Frankreich und schließlich in Italien im Jänner 1970 in
schwarz/weiß, da das Fernsehen bei uns damals noch so war. Als
1977 das Farbfernsehen eingeführt wurde, wurde es in Farbe am
Sonntag im Hauptabendprogramm ausgestrahlt, etwas, das bis heute
nie mehr mit einer Wiederholung geschah. Ein großer Erfolg, auch
dieses Mal. Aus einem Artikel, der in "Panorama" erschienen ist,
erfuhren wir, dass "Coralba" 1972 die erfolgreichste
Fernsehsendung in Schweden war, mit sehr hohen Einschaltquoten.
Die RAI hatte uns nichts davon gesagt, der Vertrag verpflichtete
sie nicht dazu, uns darüber zu unterrichten, in welche Länder sie
es verkauft hatten. Ich glaube, dass es in vielen anderen
Ländern ausgestrahlt wurde, sicherlich in den USA auf dem Kanal,
der Sendungen auf Italienisch ausstrahlte. Und meinen Berichten
zufolge wurde es auch in den Oststaaten gezeigt, mit Sicherheit
in Ungarn und der Tschechoslowakei.
*
Anmerkung des Übersetzers & Webmasters: Meinen Unterlagen und
sämtlicher Recherchearbeit nach wurde "Coralba" allerdings erst
1973 im SFB-Regionalfenster in deutscher Sprache
erstausgestrahlt.
Kurz nach der
Ausstrahlung von "Coralba" wurde ein Fotoroman in der Wochenzeitschrift
"Sogno" veröffentlicht, der, wenn ich mich nicht irre, den gleichen
Titel hatte und die gleichen Protagonisten: Rossano Brazzi und Mita
Medici. Es war praktisch eine Fortsetzung der Fernsehgeschichte. War das
ein abgelehntes Sujet von der RAI? Und warum hat man beim
Staatsfernsehen niemals daran gedacht, eine so erfolgreiche Geschichte
fortzusetzen?
Die RAI dachte damals nie an Fortsetzungen, sie begannen erst mit
"La famiglia Benvenuti" damit, weil es die Struktur einer Serie hatte
und nicht die eines Mehrteilers wie unser "Coralba". "Sogno" schloss mit
Brazzi und Mita Medici einen Vertrag ab und dann baten sie mich, die
passende Geschichte zu schreiben, dabei erfand ich den
wiederauferstandenen Brazzi während der Fahrt im Rettungswagen. An die
Geschichte erinnere ich mich sonst nicht und ich habe auch die
Zeitungsausgaben nicht aufbehalten. Ich erinnere mich, dass ich vom
Direktor von "Sogno", Nullo Cantaroni, kontaktiert wurde, der damals mit
seiner Frau Romane unter dem Pseudonym Sveva Casati Modigliani
publizierte, das es heute noch immer gibt, obwohl er seit einigen Jahren
tot ist. Nullo war eine sympathische Person mit der ich in Kontakt auch
wegen eines Films blieb, der dann nicht gedreht wurde: die Geschichte
von Tamara Baroni und dem reichen Industriellen Bormioli, dem von den
berühmten Gläsern und Tellern. Ich gebe zu, dass mir das gerade jetzt in
den Sinn kommt, die Erinnerung daran hatte sich im großen Meer meiner
Erinnerungen verloren, vor allem in Bezug auf die vielen Projekte für
Film und Fernsehen, an denen ich gearbeitet habe, auch mit Vertrag und
finanzieller Abgeltung, ohne dass sie jemals realisiert wurden. Um auf
die Fortsetzung zurück zu kommen: ich denke daran, wie viel die RAI
verloren hat, warum haben sie nicht einen Roman aus "Coralba" gemacht,
wo sie doch die Rechte daran gekauft hatten? Jahre später war ich
derjenige, der das mit "Dov'è Anna?" (wrtl.: Wo ist Anna?) getan hat,
erschienen bei Rizzoli, natürlich einige Monate nachdem das Fernsehspiel
ausgestrahlt worden war, um gefährliche Enthüllungen zu vermeiden. Es
war ein Erfolg, weil man damals 12.000 Stück verkauft hatte, eine
optimale Zahl für jene Zeit. Jetzt, vor allem dank des Mutes eines
jungen sizilianischen Verlags, Editore Ventuno, ist es erneut
erschienen, es ist vor allem in den La Feltrinelli-Buchhandlungen
erhältlich, seit 18. Juni und ich hoffe, damit nicht nur beim
Lesepublikum Erfolg zu haben, sondern auch die RAI damit zu einem
Fernsehremake zu bewegen. Man spricht darüber, hoffen wir, dass man es
macht, aber ich habe immer starke Zweifel, weil ich nicht ganz genau
verstehe, was sie machen wollen: die Fiction, die ich schaue, gefällt
mir nicht ...
Die Fragen stellte
Antonio Scaglioni, Übersetzung: Dr. Georg P., Die Krimihomepage/ Die
Francis-Durbridge-Homepage.
Das gesamte Interview können Sie
hier nachlesen. |
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