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1967 produzierte der WDR diese
Sherlock-Holmes-Version. Die Reihe, die dann aber unter dem Titel "Sir Arthur
Conan Doyle" ausgestrahlt wurde, hatte sechs Folgen und wurde am
Sonntagnachmittag im ersten Programm ausgestrahlt.
Die Drehbücher stammen von englischen Autoren, die Conan Doyles Storys für die
BBC als Fernsehspiele adaptierten. 1964 drehte der britische Fernsehsender die
erste Staffel einer Sherlock-Holmes-Serie mit Douglas Wilmer in der Hauptrolle
(der in der zweiten Staffel durch Peter Cushing, dem Sherlock-Holmes-Darsteller
aus „Der Hund von Baskerville“ (1959) ersetzt wurde). Von den 16 zur Auswahl
stehenden Skripten wählte man die sechs besten Drehbücher aus, um sie als
Grundlage für die deutsche Variante zu verwenden. Diese war notwendig, weil man
aus rechtlichen Gründen eine Synchronisation der britischen Folgen nicht
anfertigen durfte. Daher entschied sich der WDR die Drehbücher von Giles Cooper,
Anthony Read, Nicholas Palmer und Vincent Tinsley, die allesamt auch Adaptionen
für die erfolgreiche BBC-Serie „Maigret“ mit Rupert Davies schrieben, übersetzen
zu lassen und die einzelnen Filme mit deutschen Darstellern nachzudrehen.
Erfahrung bei diesem Vorgang hatte man schon jahrelang mit den Drehbüchern von
Francis Durbridge gesammelt, die in der BRD ebenso vom WDR mit größtem Erfolg
verfilmt worden waren. Von diesen erfolgreichen Straßenfegern holte man sich
auch das Team: Marianne de Barde, Durbridges Übersetzerin, fertigte u. a. die
deutsche Version der Drehbücher an, Paul May, der für den WDR zuvor „Die
Schlüssel“ (1964) und „Melissa“
(1965) gedreht hatte und unter anderem auch die Fernsehkrimis „Die
Truhe“ (1964) und „Acht
Stunden Zeit“ (1965) drehte, führte Regie. Auch die anderen
Stabmitglieder waren großteils an den Durbridge-Klassikern beteiligt. Den
Produktionsablauf übernahm man ebenfalls von der BBC: um Kosten und Zeit zu
sparen, aber auch um störende Geräusche von außen zu vermeiden, drehte man
sämtliche Szenen, auch jene, die im Freien spielen, im Kölner Studio.
Aufgezeichnet wurde mit dem Ampex-Verfahren, das es unmöglich machte, den Film
hinterher zu schneiden. Daher wurden sämtliche Szenen vorher geprobt, um dann in
großen Takes aufgenommen zu werden. Die Generalprobe erfolgte in den fertigen
Studiodekorationen, in denen man den Film chronologisch auf Band aufzeichnete.
Regisseur Paul May hatte zuvor mit dem jeweiligen Chefkameramann die
entsprechenden Einstellungen besprochen, so dass er die Aufzeichnung der
jeweiligen Szenen nur mehr vor mehreren Monitoren verfolgte, die die Bilder der
unterschiedlichen Kameras anzeigten. Auf wirklichen Film wurden nur ganz wenige
Sequenzen gebannt. Es handelt sich dabei um solche, die entweder mit
elektronischen Kameras und großem Studioteam zu gefährlich (wie etwa jene mit
dem Tiger im Studio) oder die technisch nicht anders möglich gewesen wären (wie
etwa die Rückblende in „Die Liga der Rothaarigen“). Diese Sequenzen wurden vor
der eigentlichen Aufzeichnung gedreht und dann in den entsprechenden Szenen in
den jeweiligen Momenten eingespielt.
Für die Hauptrolle konnte der WDR den renommierten Theaterschauspieler Erich
Schellow (1915-1995) gewinnen, der die Rolle selber gerne verruchter angelegt
und auch gerne mal zu Kokain gegriffen hätte, so wie es in den Romanvorlagen
vorkam. Damit konnte er sich bei Regisseur Paul May, dem manche Mitarbeiter
große Autorität nachsagten, jedoch nicht durchsetzen. May wollte unbedingt einen
Anti-Actionheld kreieren und einen absolut „sauberen“ und nicht skandalösen
Sherlock Holmes zeigen.
Auf Grund seiner Darstellung wurde Erich Schellow später zum Ehrenmitglied der
deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft ernannt.
Für Dr. Watson engagierte man Paul Edwin Roth (1918-1985), einen damals
beliebten Nebendarsteller im Fernsehen, mit der ansonsten nur am Theater
arbeitenden Manja Kafka hatte man die perfekte Besetzung für Holmes‘
Haushälterin Mrs. Hudson gefunden. Hans Schellbach (1925-1990) avancierte in den
1960ern zu einem der vielbeschäftigsten Darstellern in deutschen Fernsehspielen
und -serien und war somit prädestiniert, auch in der deutschen
Sherlock-Holmes-Variante ein Stelldichein zu geben.
Die Figur Sherlock Holmes wurde allerdings hier nicht zum ersten Mal für ein
deutsches Fernsehspiel adaptiert. Insgesamt drei Mal wurden TV-Filme außerhalb
dieser Reihe gedreht, in denen die Figur von Conan Doyle die Hauptperson war. Es
handelt sich dabei um folgende Fernsehspiele:
Sherlock Holmes liegt im
Sterben
(BRD 1954)
Folge 1 der Reihe "Die Galerie der grpßen Detektive)
Erstsendung:
30.11.1954,
20.15 Uhr (ARD), Dauer: 36 Min., Regie: Peter A. Horn,
Darsteller:
Ernst Fritz Fürbringer (Sherlock Holmes),
Harald Mannl (Dr. John Watson), Annemarie Schradiek (Haushälterin Mrs.
Hudson), Wolfgang Barnach (Calverton Smith), Carl Baldus (Inspektor Morton)
und andere, Drehbuch: Peter A. Horn nach einer Erzählung von
Sir Arthur Conan Doyle, Szenenbild: Lothar Regentrop-Boncœur,
eine Produktion des Südfunks Stuttgart
Inhalt: Meisterdetektiv Sherlock
Holmes liegt im Sterben! Dr. Watson kauft seinem Freund die tödliche
Krankheit ab, die nur von Culverton Smith gedeutet werden kann. Mr. Smith
wollte Holmes nämlich durch einen Giftanschlag töten und soll nun glauben,
dass ihm dies gelungen ist. Der Mörder besucht sein Opfer am Sterbebett,
wiegt sich in Sicherheit und gesteht ungestört sein Verbrechen...
Der Hund von Baskerville
(BRD 1955)
Erstsendung: Dienstag,
16.08.1955, 20.00-21.15 Uhr (ARD), Dauer: 75 Minuten,
Regie: Fritz Umgelter, Darsteller: Wolf Ackva (Sherlock Holmes),
Arnulf Schröder (Dr. Watson), Werner Xantry (Sir Charles Baskerville),
Ernst-August Scheppmann (Sir Henry Baskerville, sein Neffe), Axel Ivers (Jack
Stapleton), Hedi Reich (Beryl Stapleton), Christian Schmieder (Dr. James
Mortimer), Gerhard Ritter (Benjamin Frankland), Hans Epskamp (Barrymore, Diener
bei Sir Baskerville), Annelotte Obstfelde (Sarah Barrymore), ? (Jimmy Selden)
und andere, ein Kriminalspiel eingerichtet für das Fernsehen von Fritz
Umgelter nach dem Roman von Arthur Conan Doyle, Kostüme: Ursula
Eyerle, Szenenbild: Rudolf Küfner, eine Produktion des Hessischen
Rundfunks
Inhalt: Sir Hugo Baskerville verschuldete im Jahre 1742
den Tod eines jungen Mädchens. Seitdem lastet auf der englischen Adelsfamilie
ein Fluch: seit damals soll ein unheimlicher Hund in der Moorlandschaft um das
Gut der Baskervilles umgehen. Eines Tages wird Sir Charles Baskerville eines
Tages tot aufgefunden und sein Neffe Henry ebenfalls um sein Leben fürchtet,
schaltet Testamentsvollstrecker Mortimer den ersten Privatdetektiv mit 100%iger
Erfolgsgarantie in die Geschichte ein: Meisterdetektiv Sherlock Holmes soll sich
des Falls annehmen...
Info: Sir Arthur Conan Doyles "The Hound Of The
Baskervilles" wurde bis 2002 insgesamt 24 mal verfilmt. Fritz Umgelters
TV-Version wurde, wie vor 1956 üblich (Der erste TV-Film, der nicht live
gespielt wurde war "Der
Richter und sein Henker"), noch live gesendet und live
gespielt. Das hieß wochenlanges Proben, damit bei der TV-Übertragung
nichts schief gehen konnte. Wie manchmal improvisiert wurde, zeigt die
TV-Zeitschrift Gong 33/1955 auf Seite 28: hier konnten für die Rollen
des Sir Charles Baskerville, des Barrymore und des Jimmy Selden keine
Darstellernamen aufgeführt werden, weil diese zu Redaktionsschluss noch
nicht bekannt waren.
Für Fernsehpionier Fritz Umgelter (1922-1981) war "Der Hund von
Baskerville" nach "Ein Phoenix zuviel" die zweite TV-Inszenierung. In
den Folgejahren sollten Straßenfeger wie "Soweit die Füsse tragen"
(1958/1959) und "Am grünen Rand der Spree" (1960) folgen. Umgelter zog
sich 1965 aus dem Kinogeschäft enttäuscht zurück, nachdem sein Film
"Schüsse aus dem Geigenkasten" nach der Abnahme völlig umgeschnitten
wurde. Bis 1981 inszenierte er ausschließlich für das Fernsehen. Holmes-Darsteller Wolf Ackva (1911-2000) wurde vor allem als Francis
Morrison in der Krimiserie "Gestatten
mein Name ist Cox" (1961er Staffel) und als Inspektor (und
später als Kriminaldirektor) Steiner in "Die
seltsamen (später: "unsterblichen") Methoden des Franz Josef Wanninger"
neben Beppo Brehm bekannt. Diese Rolle spielte er von 1965 bis 1981 in
rund 110 Folgen).
Das Zeichen der Vier
(BRD/ Frankreich 1974)
Erstsendung: Samstag,
08.06.1974, 20.15-21.10 Uhr (ARD), Dauer: 55 Minuten,
Regie: Jean-Pierre
Decourt, Darsteller: Rolf Becker (Sherlock Holmes), Gila von
Weitershausen (Mary), Roger Lumont (Dr. Watson), Hans Peter Hallwachs (Taddeus
Sholto), Dieter Kirchlechner (Inspektor), Osman Ragheb (Rao), Hans Elwenspoek
(Jonathan Small), Gisela Hoeter (Mrs. Hudson), Senta Sommerfeld (Mrs. Smith),
Edgar Maschmann (Sammy), Helge Jacobsen (Wiggins) und andere, Drehbuch:
Jean Ferry, Jacques Nahum nach dem Roman von Arthur Conan Doyle,
Musik: Vladimir Cosma, eine Produktion der Bavaria Atelier GmbHi m
Auftrag des Süddeutschen Rundfunks SDR
Inhalt: Mary Morstan bittet den berühmten Meisterdetektiv Sherlock Holmes
um Hilfe. Ihr aus Indien heimgekehrter Vater hatte sich sofort nach der Rückkehr
vor drei Jahren bei ihr gemeldet und ein Treffen vereinbart. Er ist jedoch am
vereinbarten Treffpunkt nie erschienen, die polizeilichen Ermittlungen verlaufen
ins Leere. Die einzige Spur ist ein Zettel, den Mary unter den Sachen ihres
spurlos verschwundenen Vaters entdeckt hatte. Darauf befinden sich vier
Kreuze...
Info: Lief laut Programmzeitschrift innerhalb der
Sendereihe "Die großen Detektive", die aber sonst keine weiteren deutschen
Beiträge brachte. In Frankreich wurde der Film ebenfalls innerhalb der Reihe
"Les grands détectives" unter dem Titel "Le signe des quatre" gezeigt und erst
am 05.05.1975 erstausgestrahlt.
Darüber hinaus bemühte man die
Figuren Sherlock Holmes und Dr. John Watson in dem absurden DDR-TV-Film "Kille
kille Händchen" von 1979.
Text: © GP, Die
Krimihomepage