Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger |
Beppo
Brem gab in 52 Folgen den schlauen Kriminalinspektor Franz Josef Wanninger, der auf
Grund seiner Rückenbeschwerden von seinem Chef, dem Kriminaldirektor Mitterer
(Fritz Strassner) zum ZBV ernannt wird. ZBV bedeutet "Inspektor zur besonderen
Verwendung". Er soll immer dann ermitteln, wenn die Fälle keine zu große
körperliche Anstrengung erfordern und wenn - das sagt Mitterer Wanninger aber im
Vertrauen - der preußische Oberinspektor Wilhelm Steiner (Wolf Ackva) in einem Fall
wieder einmal nichts weiterbringt.
Wanninger, der Vater zweier Töchter Tochter mit Namen Margot (siehe Folge 3 "Der
Kunstfreund") und Traudl ist, geht meist seine eigenen Wege und gibt sich oft als jemand anders aus,
um den Fall zu klären. Meist ermittelt er dabei am Rande der Legalität und ohne
Erlaubnis von Steiner oder Mitterer, der meistens aber dann doch auf seiner
Seite ist. Kriminalassistent Fröschl (Maxl Graf) ist sowohl Steiner als auch
Wanninger unterstellt. Wanninger ist ihm aber sichtlich sympathischer als sein
korrekter und penibler Chef Steiner. Es gibt kaum eine Folge, in der Fröschl
nicht dem schwachen Geschlecht nachsteigt. In den ersten Staffeln (bis Folge 27) taucht
auch Wanningers Haushaltshilfe Frau Burgmüller (Franziska Liebing) auf, die
ihrem Arbeitgeber immer mit Rat und Tat zur Seite steht. In den späteren
Folgen der Serie taucht dann auch Kriminaldirektor Mitterer nur mehr sehr
unregelmäßig auf.
Mit "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger" gelang dem
Bavaria-Film-Team um Produzent Theo van Alst und seinen Kollegen Hartmut Grund eine ausgezeichnete, unterhaltsame
wie auch spannende Kriminalserie mit einem gemütlichen, lockeren, aber sehr
schlauen Ermittler. Kuriosum: nicht alle 52 Folgen sind in schwarz/weiß, einige
Folgen der 3. Staffel sind in Farbe gedreht (wenn auch sehr blass). Hinter der Kamera agierten bekannte Regisseure, angefangen von
Dr. Michael
Braun, der in zig ARD-25-Minuten-Serien seine Handschrift hinterließ, den
Klassiker "Raumpatrouille" inszenierte und auch "Der Kommissar", "Derrick",
"Der Alte", "Polizeiinspektion 1", "Sonderdezernat K1", "Unsere schönsten Jahre"
und andere TV-Knüller drehte. Sein Kollege Theo Mezger ("Tatort", "Schwarz
Rot Gold"), der mit ihm abwechselnd bei "Raumpatrouille" Regie führte,
inszenierte die meisten Folgen. In den Drehpausen, so berichtete die Presse
damals, lernte er mit Maxl Grafs Motorrad das Fahren auf zwei Rädern. Günter Gräwert, später viel eingesetzter "Derrick"-
und "Der Alte"-Regisseur (aber auch "Tatort", "Polizeiinspektion 1", "Kara Ben
Nemsi"), inszenierte insgesamt 12 Folgen, in einer Folge ("Das Fest der
Mönche") tritt er selbst in einer Nebenrolle als TV-Regisseur auf. In der
Folge "Ballgeflüster" hat er - wie späte auch oft bei ihm üblich - ebenfalls
einen Cameoauftritt. Regisseur Imo
Moszkowicz drehte in den 60ern mit Heinz Rühmann den Film "Max, der Taschentieb".
Unter den Autoren findet sich Karl Heinz Willschrei, der Jahre später mit seinem
Freund Georg Althammer, ebenfalls hier als Autor tätig, die Kultserie "Ein Fall
für zwei" aus der Taufe hob und für viele weitere spannende Krimistunden
verantwortlich war ("Wolffs Revier", "Ein Mord für Quandt", "Tatort", "Härte
10", "Der Alte", "Lobster", "Graf Yoster gibt sich die Ehre" ...). Die Serie war
so erfolgreich, dass sie Ende der 70er unter dem Titel "Die unsterblichen
Methoden des Franz Josef Wanninger" fort gesetzt wurde.
Nach Abschluss der 39. Folge gab sich Beppo Brem zuversichtlich für die neue
Staffel. Damals sagte er in einem Interview, dass er weitermachen werde,
solange den Autoren noch etwas einfalle. Er zeigte sich ebenfalls begeistert
über die Rolle und sagte, er möge die Figur sehr. Nach Abschluss der Dreharbeiten zur 52. Folge der Serie
war er nicht
mehr so angetan.
Er beschwerte sich in mehreren Zeitungsartikeln darüber, dass er auf Grund
seiner Rolle als "Bayerischer Maigret", wie er sich selbst nannte, in
mehreren Fernsehspielen von der Besetzungsliste gestrichen wurde, weil die
Produzenten nur mehr den Wanninger in ihm sahen. Weiteres Kuriosum: von den
52 Folgen, die im Auftrag des Westdeutschen Werbefernsehens produziert
wurden, waren nur 18 in Wanningers Heimat Bayern zu sehen. BR Regional
strahlte die Serie erst Jahre später komplett aus.
Die Abschlussfeier nach der letzten Klappe zur allerletzten Folge wurde von
der Bavaria Film im Forsthaus Wörnbrunn vor München organisiert. Die Presse
berichtete damals darüber, dass Beppo Brem, nachdem Produzent Theo van Alst
und WDR-Unterhaltungsschef Hans-Harro Krause das Wort ergriffen
hatten, sich lautstark über den WDR beschwerte. Zwei Regisseure wollten ihn
für ein Fernsehspiel, der WDR lehnte ihn jedoch ab, weil er als "Wanninger"
beim Publikum "abgestempelt" sei.
Text
©: GP, Die Krimihomepage
Die Unsterblichen Methoden des Franz Josef Wanninger |
Acht Jahre, nachdem die letzte Klappe zu
"Wanninger" gefallen war, hatte sich Beppo Brem, der am Ende der Dreharbeiten
ziemlich erbost über die Rolle war, wieder beruhigt und so wurden insgesamt
sechzig neue Abenteuer produziert. Der Titel änderte sich - was für eine
Serie nicht gerade förderlich ist. Aus den "seltsamen" Methoden wurden die
"unsterblichen" Methoden des Franz Josef Wanninger. Wanninger ist
mittlerweile pensioniert, kann es aber nicht lassen, seinem ehemaligen
Assistenten Fröschl, nun selbständiger Ermittler, zu helfen. Kriminaloberinspektor
Steiner ist mittlerweile zum Kriminaldirektor befördert worden. Neu ist
Kommissar Kettwig (Claus Biederstaedt), der sich mit Fröschl gut versteht
und auch mit Wanninger kann. Oft rufen beide den pensionierten Inspektor auf
den Plan, wenn ein Fall besonders kompliziert ist und einer verdeckten
Ermittlung - eben Wanningers Methoden bedarf. Die Figur des
Kriminaldirektors Mitterer gibt es in dieser Serie nicht mehr, allerdings
tritt sein Schauspieler, Fritz Strassner, nochmal in der "unsterblichen"-Reihe
auf, allerdings als Pfarrer in einer Gastrolle.
Neu ist, dass sich Episodenfiguren jeweils über zwei Episoden ziehen. Grund
dafür war, dass Mitte der 1970er einige 25-Minuten-Serien der ARD im
Zweierpack ausgestrahlt wurden. Bei Serien wie "Graf Yoster gibt sich die
Ehre" mit Lukas Amann oder "Sonne, Wein und harte Nüsse" mit Erik Ode machte
man - um dazwischen Werbung senden zu können - aus einer
Fünfzig-Minuten-Folge zwei 25-Minuten-Folgen und sendete Teil 1, danach die
Werbung und anschließend Teil 2. Die Unterbrechung der Sendung durch
Werbespots war damals nämlich nicht möglich. So kam es, dass bei Wanninger
ein abgewandeltes Prinzip angewendet wurde. In der ersten Episode traten
Personen auf, die dann in der zweiten, nach der Werbeeinschaltung, erneut in
einer Episode vorkamen und dann erst oft zum Verbrecher wurden.
Insgesamt ist die "Unsterbliche Methoden"-Serie nicht so gelungen wie das
60er-Original, die Storys sind fader und langatmiger und bei weitem nicht so
originell. Störend wirkt auch, dass Beppo Brem nicht in allen Folgen selbst
auftritt, so zum Beispiel in Folge 101 "Karambolage", in der Fröschl und Kettwig nur
nach den Methoden des Wanninger ermitteln. Hier ist alleinig sein Konterfei
kurz auf einem Bild zu sehen. Dieses Bild von Wanninger hängt übrigens in
der "unsterblichen"-Staffel stets in Fröschls Büro. Im Juli 1981 fiel nach
17 Jahren (Drehstart war 1964) die allerletzte Klappe für die
Wanninger-Serie in München. Beppo Brem, inzwischen 75 geworden, sagte zum
Serienende: "Für den Moment reicht's mir, aber Spaß hat's mir schon
gemacht". Bis dato war "Wanninger" die längste deutsche Serie. Noch keine
andere hatte es bis 1981 auf 112 Episoden gebracht. Zwei Tage vor
Drehschluss feierte das Team im kleinen Rahmen im Haus von Maxl Graf. Brem
gab an, man wolle aufhören, solange der Erfolg noch da war. Nach den
Dreharbeiten begab sich Brem auf Theatertournee durch 100 deutsche Städte.
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©: GP, Die Krimihomepage
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