Das noch junge Zweite Deutsche
Fernsehen, das am 01.04.2013 seinen Betrieb aufgenommen hatte, hatte mit "Das
Kriminalmuseum" und "Die
fünfte Kolonne" recht rasch zwei beliebte Reihen etabliert. In beiden
wurden authentische Kriminal- oder Spionagefälle als Grundlage genommen, um
einen spannenden Krimi zu erzählen. Die Geschichten spielten jedoch immer auf
deutschem Boden, auch die Konkurrenz von "Stahlnetz"
bediente sich dieses Ortes. Wirklich geschehene Fälle dramaturgisch zu verpacken
schien so "in" zu sein, dass man beschloss, auch andere Fälle zu verfilmen, die
sich außerhalb der Landesgrenze abgespielt hatten oder bei der die Hilfe von
Interpol unabdingbar gewesen ist.
So erhielt die Münchner Unifera-Filmproduktion unter dem
Produktionsverantwortlichen Adolf Rosen den Auftrag, eine neue Reihe zu
kreieren, innerhalb derer fortan ebenso erfolgreich internationale Fälle erzählt
werden sollten und zwar auch historische. Der Zusatz im Nachspann "Aus den Archiven der Interpol" oder
"Nach Akten der Interpol dargestellt" sollte die Authentizität untermauern. Wie
im "Kriminalmuseum" und in "Die fünfte Kolonne" gab es keine Stammbesetzung,
jeder Film wurde in sich abgeschlossen erzählt und es gab keine wiederkehrenden
Figuren - dafür jedoch zunächst einen wiederkehrenden Regisseur (Rudolf Nussgruber,
der die ersten fünf Folgen inszenierte) und einen Komponisten für alle Filme (Raimund
Rosenberger). Der auf dem Erfolg von
"Stahlnetz" und "Kriminalmuseum" mit schwimmende Versuch, eine neue
Krimireihe aus der Taufe zu heben, die reale Fälle erzählt,
scheiterte jedoch. Nach nur acht Folgen wurde die Serie nicht fortgesetzt.
Um dem Ganzen den Touch eines "Dokumentarspiels" zu geben, wurde vor Einsetzen
der Spielhandlung der leitende Kriminaldirektor Dickopf vom
Bundeskriminalamt Wiesbaden zur Arbeit der 1924 in Wien
gegründeten Interpol interviewt.
Beim ZDF konnte man sich schließlich anscheinend nicht darüber einigen, wie denn
die Serie nun zu heißen hatte. Während im Vorspann zunächst nur "Interpol"
eingeblendet wurde, folgte auf den Titel der Episode der Hinweis "Aus den Akten
der Interpol". Im Abspann war dann plötzlich "Interpol greift ein" zu lesen.
Kuriosum im Abspann: die Darsteller wurden alphabetisch und nicht nach ihrer
"Wichtigkeit" in der Handlung gelistet und zwar streng getrennt nach Männern
(zuerst) und Frauen (darauf). Die Fernsehzeitschriften kündigten schließlich die
Serie unter dem Titel "Nach den Akten der Interpol an". Vier Titel für eine
Serie - weshalb hier nur der kürzeste als Serientitel genannt wird: "Interpol".
Übrigens konnte sich die ebenfalls von der Unifera produzierte (geplante Reihe)
"Streng geheim" am Donnerstagabend ebenfalls nicht etablieren. Der Pilotfilm
wurde ebenfalls von Rudolf Nussgruber inszeniert. Die erste Folge "Ich war
Cicero" (Erstsendung: 12.09.1963) arbeitete einen historischen Spionagefall auf
und sollte damit den Grundstein für eine Reihe legen, in der es um diese
Thematik ging. Von "Streng geheim" hörte man danach nie wieder etwas,
jedoch wurde dieser Film aufgrund der gleichen Produktionsfirma und der gleichen
Dramaturgie später der "Interpol"-Reihe zugeschlagen...
Text © GP, Die Krimihomepage
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