Die Krimihomepage > Klassiker des Fernsehkriminalspiels > 1977 > Onkel Silas

Onkel Silas
(Teil 1 - Teil 2)

Klassiker des Fernsehkriminalspiels

Erstsendung (ARD):

26.06.1977, Sonntag, 21.00-22.15 Uhr (Teil1 )
28.06.1977, Dienstag, 21.00-22.30 Uhr (Teil 2)

Dauer:

75 Minuten (Teil 1)
90 Minuten (Teil 2)

Regie:

Wilhelm Semmelroth

Besetzung

Onkel Silas Hannes Messemer
Maud Cornelia Köndgen
Milly Gerlinde Döberl
Dudley Giovanni Früh
Lady Nollys Dagmar Altrichter
Madame Rougierre Ellen Schwiers
Captain Oakley Rainer Rudolph
Anwalt Brenton Hans Jaray
Pfarrer Bowland Wolfgang Unterzaucher
Anwalt Sleight Alfons Höckmann
Torfstecher Hawkes Johannes Buzalski
Meg Hawkes Katerina Jacob
Sarah Elisabeth Endriss
Tom Stephan Schwartz
und Gerd Braasch
  Erwin Hartung
  Jean Schmiede
  Udo Weinberger
  Thomas Wenske
  Heinz Wildhagen
Bahnhofsvorsteher Wilhelm Semmelroth
(2. Teil, uncredited)

Aufnahmestab

Drehbuch Herbert Asmodi
nach dem Roman von Joseph Sheridan LeFanu
Filmkamera Bernd Müller
Filmkameraassistenz Andreas Müller-Lorey
Studiokamera Hans Braun
Kameramänner Wolfgang Lehr
  Dietbert Schmidt
  Klaus Schomens
  Karl Worm
Filmschnitt Ellen Turecek
  Dorothee Schützendorf
Technische Leitung Edgar Handschel
Ton Richard Kettelhake
Bildschnitt Lieselotte Dehn
MAZ-Schnitt Ingrid Purz
Bildtechnik Wolfgang Feld
  Siegfried Wagner
Regieassistenz Ina Guiton-Heimgartner
Aufnahmeleitung Ted Henner
  Stephan Rossié
Maske Gerda Behrendt
  Adalbert Serger
  Christiane Sonnenberg
Kostüme Birgit Scholz
Szenenbild Lothar Kirchem
Musik Hans Jönsson
es spielt das Rundfunkorchester des WDR
Produktionsleitung Karlheinz Hornung
Produktion Gunther Witte
Regie Wilhelm Semmelroth
Eine Sendung des WDR
© Westdeutscher Rundfunk Köln 1977

Inhalt

Allgemeines
Der irische Schriftsteller Joseph Sheridan LeFanu lieferte diesmal die literarische Vorlage für die WDR-Reihe von Verfilmungen klassischer Kriminalromane des 19. Jahrunderts. Nachdem Regisseur Wilhelm Semmelroth und Autor Herbert Asmodi drei Romane von Wilkie Collins ("Die Frau in Weiß", "Der rote Schal", "Der Monddiamant"), zwei Romane von Émile Gaboriau ("Der Strick um den Hals", "Die Affäre Lerouge") verfilmt hatten, wagten sie sich mit "Onkel Silas" (Arbeitstitel: "Das verhängnisvolle Erbe") an ihre sechste Verfilmung, der ein Jahr später "Lady Audleys Geheimnis" von M. E. Braddon und 1980 "Lucilla" von Wilkie Collins folgten. Erzählt wird die Geschichte der 17jährigen Maud, die nach dem Tode ihres Vaters als dessen Alleinerbin eingesetzt wird und bis zu ihrer Volljährigkeit bei ihrem Onkel Silas wohnen muss, dem ihr Vater trotz größerer Reiberein die Vormundschaft anvertraut hat. Der opiumsüchtige Silas ist finanziell bankrott und hat gemeinsam mit seiner Geliebten Madame Rougierre nur ein Interesse: an das Geld seiner Nichte zu kommen. Als er dies durch Verheiratung mit seinem Sohn nicht erreicht, plant er mit seiner Maîtresse einen raffinierten Mord...

1. Teil: Sonntag, 26.06.1977, 21.00-22.15 Uhr
England, Mitte des 19. Jahrhunderts: der Vater der 17jährigen Maud (Cornelia Köndgen) ist verstorben. Seine Tochter ist Erbin des gesamten Vermögens. Da sie aber noch nicht volljährig ist, muss Maud zu ihrem zwielichtigen Onkel Silas (Hannes Messemer) ziehen, der zu ihrem Vormund bestimmt wurde, obwohl er mit seinem Bruder verkracht war. Silas hat den schlechtesten Ruf, den man sich vorstellen kann: vor vielen vielen Jahren war er sogar in einen mysteriösen Mordfall verwickelt, bei dem auch die nun bei ihm lebende Madame Rougierre (Ellen Schwiers) mitmischte. Was Maud am Beginn noch nicht weiß: ihr Onkel will um jeden Preis das Erbe seines Bruders. Dazu ist er auch bereit, seinen Sohn Dudley (Giovanni Früh) mit Maud zu verheiraten. Dieser ist jedoch ein kleiner Ganove und kann Mauds Herz, dass Capitain Oakley (Rainer Rudolph) gehört, nicht erweichen. Zudem kommt, dass Maud bei ihrer Anreise bereits eine unangenehme Begegnung mit Dudley hat, der sie mit weiteren Herumtreibern überfällt und sogar auf ihre Kutsche schießt. Nach diesem alptraumhaften Erlebnis ist Maud froh, in ihrer Cousine Milly (Gerlinde Döberl) die einzige Freundin gefunden zu haben. Ihr Cousin Dudley rechnet einstweilen mit seinem Widersacher Capitain Oakley ab, den er brutal zusammenschlägt und anschließend gar zum Duell fordert.

Teil 2: Dienstag, 28.06.1977, 21.00-22.30 Uhr
Silas Ruthyns finanzielle Lage verschlechtert sich dramatisch. Seine einzige Hoffnung an das Erbe seines verstorbenen Bruders zu kommen zerschlägt sich. Sein ursprünglicher Plan seinen auf die schiefe Bahn geratenen Sohn Dudley mit der von ihm bevormundeten Maud zu verheiraten, zerplatzt in der Luft, als er erfährt, dass Dudley ein einfaches Straßenmädchen heimlich geheiratet hat. Maud ist zunächst ganz glücklich darüber, dass Dudley des Hauses verwiesen wird. Als ihre Cousine Milly das Haus auch verlassen muss, wird Mauds Angst immer größer: was hat ihr Onkel mit ihr vor. Sie kann nicht ahnen, dass Silas gemeinsam mit seiner Komplizin Madame Rougierre bereits ihren Tod beschlossen hat, um an ihr Geld zu kommen...

alle Texte:© GP, Die Krimihomepage, März 2009

Kritik

Beste TV-Unterhaltung, großartige Schauspieler, vorzüglich gespielt. Ein Film, der Spaß macht! (GP)

Zusätzliche Informationen

Hintergrundinformationen
■ Der Roman "Onkel Silas" des Iren Joseph Sheridan LeFanu (1814-1873) galt im 19. Jahrhundert als Bestseller. Das Duo Semmelroth/ Asmodi bewies mit ihrer Verfilmung, die den Arbeitstitel "Das verhängnisvolle Erbe" trug, dass der Stoff in den 1970ern auch noch Millionen Menschen fesseln konnte. LeFanu schrieb 14 Romane und rund 40 Erzählungen und prägte wie sein Zeitgenosse Wilkie Collins den viktorinaischen Kriminalroman. "Onkel Silas" gilt als eines der Meisterwerke dieses Genres und war wie damals üblich, als Fortsetzungsroman für eine Zeitung konzipiert. Er erschien erstmals 1864.
■ Um die Produktionskosten so gering wie möglich zu halten, wurde im Gegensatz zu den vier Wilkie-Collins-Verfilmungen Semmelroths dieser Film in verschiedenen Schlössern und Gutshöfen Belgiens und Deutschlands gedreht. Die Außenaufnahmen für den Zweiteiler entstanden auf Schlössern zwischen Lüttich, Spa und Aachen. Es gab insgesamt 41 Drehtage, die Dreharbeiten zogen sich aber über drei Monate.
■ Für die Rolle der Lady Nollys, die schließlich Dagmar Altrichter spielte, hatte Regisseur Wilhelm Semmelroth ursprünglich Maria Schell vorgesehen. Nach stundenlangen Verhandlungen - die Schell wollte das Drehbuch umgeschrieben und den Titel umgeändert wissen - kam die Besetzung dann doch nicht zu Stande, weil Schell nicht bereit war, die Rolle sonst zu spielen und Semmelroth nicht bereit war, die Änderungen vorzunehmen.
■ Darstellerin Cornelia Köndgen berichtete damals in einem Zeitungsbericht über die Dreharbeiten: "Manche Szenen waren so echt unheimlich, dass ich noch abends im Hotelbett auf knarrende Türen gelauscht habe. Und einmal habe ich auch vor der Kamera größte Ängste ausgestanden. Es gibt eine Passage im Drehbuch, wo ich nachts aus dem Schloss zu fliehen versuche. Aber der Versuch misslingt, weil drei riesige Dobermann-Hunde hinter mir herrasen. Die waren zwar dressiert, aber für die Szene so scharfgemacht, dass ich ständig auf ihre Unberechenbarkeit achten musste". Hannes Messemer nahm die Rolle an, weil es ihn besonders reizte, einen miesen Schurken zu spielen. Ellen Schwiers arbeitete hier bereits zum wiederholten Male mit dem damals 63jährigen Wilhelm Semmelroth (genannt "Semmel") zusammen, der offen zugab, dass Schwiers zu seinen Lieblingsschauspielerinnen gehörte (er arbeitete zuvor u.a. bei "Goya" und "Der rote Schal", in dem Schwiers die Titelrolle verkörperte, und später nochmals bei "Lucilla" (1980) nach einem Wilkie-Collins-Roman mit ihr zusammen). Neuerlich war hier Katerina Jacob, Schwiers' Tochter in einer Nebenrolle zu sehen.
■ Wie bei allen Semmelroth-Mehrteilern außer "Die Frau in Weiß" erzählt der Vorspann eine kleine Geschichte und ist für alle Teile gleich: bei "Onkel Silas" sieht man eine Gefängniszelle und erblickt den Schatten einer erhängten Gestalt ehe die Titel eingeblendet werden. Achtung - Spoiler: wie man erst am Ende des 2. Teils erfährt ist der Erhängte Silas' Sohn Dudley.

Regisseur Wilhelm Semmelroth
Wilhelm Semmelroth (1914-1992) studierte in Bonn Germanistik, Kunstgeschichte und Französisch. Er musste sein Studium wegen der Nazis abbrechen, weil er nicht in die nationalsozialistische Studentenvereinigung eintreten wollte. So besuchte er eine Schauspielschule und wurde im Krieg von einem Intendanten verraten. Er arbeitete mit der französischen Resistance zusammen und wurde von den Engländern geholt, um bei der BBC die deutsche Abteilung zu leiten. Als nach dem zweiten Weltkrieg die Alliierten Deutsche suchten, die nicht durch eine nationalsozalistische Vergangenheit vorbelastet waren, um einen Rundfunk aufzubauen, schien Semmelroth der geeignete Mann dafür zu sein. Unter seiner Leitung entstanden nunmehr hunderte Hörspiele. Er war es auch, der Francis Durbridge zunächst als Hörspiel (Paul Temple) nach Deutschland brachte. Er kannte ihn von seiner Arbeit bei der BBC.
1960 wurde Semmelroth, von seinen Kollegen immer "Semmel" genannt, Chef der Fernsehspielabteilung des WDR. Nachdem er als Regisseur vor allem klassische Hörspielstoffe inszeniert hatte, arbeitete er bereits seit 1958 immer wieder als Regisseur. Als Produktionsverantwortlicher entstanden die Fernsehfilme "Am grünen Strand der Spree" und "Zu viele Köche" sowie die Francis-Durbridge-Klassiker "Das Halstuch" (1961), "Tim Frazer" (1962), "Tim Frazer-Der Fall Salinger" (1963) und "Die Schlüssel" (1964). Weitere interessante und hochspannende sowie exzellent besetzte Fernsehkrimis, die Semmelroth selbst inszenierte, waren unter anderem "Immer nur Mordgeschichten" (1968 mit Sieghardt Rupp), "Tod nach Mitternacht" (1970 mit Ellen Schwiers) und "Eine Tote soll ermordet werden" (1972 mit Siegfried Lowitz).
Leute, die mit ihm gearbeitet haben, beschreiben Semmelroth als leisen, unaufdringlichen Regisseur, der ein genaues Konzept hatte, genau Dialogregie führte und extrem behutsam arbeitete. Jeder, der einen Namen hatte, riss sich darum, mit ihm zu arbeiten. So kam es, dass seine Produktionen und Inszenierungen stets erstklassig besetzt waren. Viele machten wegen seiner Persönlichkeit mit. So lässt es sich erklären, dass seine Filme immer wieder mit den gleichen Schauspielern besetzt wurden: Ellen Schwiers, Wolfgang Unterzaucher, Wolfgang Büttner, Siegfried Lowitz, Eric Pohlmann usw. Auch Jutta Kammann, Semmelroths Lebensgefährtin, spielte regelmäßig in seinen Filmen mit.
Als der WDR Anfang der 1970er plante, eine neue große Mehrteilerserie zu starten, schlug Semmelroth, der sehr belesen war, vor, Wilkie Collins zu verfilmen. Als Drehbuchautoren holte er sich Herbert Asmodi, der im Deutschen einen Dialog beherrschte, der der Sprache von Collins sehr ähnlich war. Er verstand es auch, für jede Figur eine eigene Sprachfärbung zu entwerfen. Als Komponisten - auch hier zeigt sich Semmelroths Vorliebe, sich gerne mit gewohnten Menschen zu umgeben - wurde Hans Jönsson verpflichtet, der für ihn schon die Paul-Temple-Hörspiele vertont hatte, bei zwei Durbridge-Verfilmungen zum Einsatz kam, seine bisherigen Fernsehspiele und auch alle weiteren Kostümkrimis musikalisch untermalte.
Zu den so genannten Plüschkrimis zählen folgende Filme:
"Die Frau in Weiß" (1971 nach Wilkie Collins, 3 Teile)
"Der rote Schal" (1973 nach Wilkie Collins, 3 Teile)
"Der Monddiamant" (1974 nach Wilkie Collins, 2 Teile)
"Der Strick um den Hals" (1975 nach Émile Gaboriau, 3 Teile)
"Die Affäre Lerouge" (1976 nach Émile Gaboriau, 2 Teile)
"Onkel Silas" (1977 nach Sheridan LeFanu, 2 Teile)
"Lady Audleys Geheimnis" (1978 nach Mary Elizabeth Braddon, 2 Teile)
"Lucilla" (1979 nach Wilkie Collins, 2 Teile).

Bilder

Derzeit keine Bilddarstellung möglich.
 

Die Krimihomepage 2000-2012 - Diese Seite wurde zuletzt am 04.01.2012 aktualisiert