Daten |
Originaltitel |
The
Passenger |
aus dem
Englischen von |
KEINE
DEUTSCHE ÜBERSETZUNG |
Originalausgabe Großbritannien |
1977 |
Personen und ihre
Funktion |
Martin
Denson |
Inspektor
des CID |
Harry
Kennedy |
Sergeant des
CID |
David
Walker |
Spielzeugfabrikant |
Evelyn
Walker |
seine Frau |
Arthur
Eastwood |
Davids
Kompagnon |
Jack
Stenhouse |
amerikanischer Industrieller |
Judy
Clayton |
Anhalterin |
Roy
Norton |
Fahrschulbesitzer |
Sue
Denson |
Davids
Sekretärin |
Colonel
Reams |
Rennstallbesitzer |
Ruth
Jensen |
Angestellte
Colonel Reams' |
Tom Reams |
Gebrauchtwagenhändler |
Andy
Mason |
Pubbesitzer,
Evelyns Bruder |
Olive
Mason |
seine Frau |
Christine Bodley |
Judy
Claytons Vermieterin |
Horace
Revelwhite |
Rechtsanwalt |
Mr.
Parker |
Davids Onkel |
George
Richards |
Kellner |
Der Roman spielt in
Guildfeet. |
|
Inhalt (kurz) |
Der Spielwarenfabrikant
David Walker nimmt auf der Fahrt zu seinem Onkel Mr. Parker eine hübsche
junge Anhalterin mit. Der Wagen hat eine Panne. Während Walker für neues
Benzin sorgt, verschwindet die junge Frau, die Judy Clayton heißt. Sie
hinterlässt jedoch eine mit Lippenstift geschriebene Nachricht. Einige
Tage später taucht Inspektor Denson bei Walker auf und teilt ihm mit,
dass die junge Frau nur wenige Meter von der Stelle, an der er die Panne
hatte, ermordet aufgefunden wurde. Zahlreiche Indizien weisen daraufhin,
dass Walker die Frau schon länger kannte, obwohl dieser das bestreitet.
Im Laufe der Ermittlungen gibt es noch einige Leichen ...
(Text: © GP) |
Inhalt |
Das Buch von Francis
Durbridge hat nur drei Kapitel, deren Inhalt hier wiedergegeben wird:
Kapitel 1: David Walker besitzt gemeinsam mit
seinem Kompagnon eine erfolgreiche Spielwarenfabrik namens "Walking
Cavalier". Die beiden gedenken jedoch den Betrieb an einen Mann namens
Jack Stenhouse zu verkaufen. David ist nicht recht wohl bei dem Gedanken
und nimmt sich an diesem Nachmittag frei. Dabei überrascht er seine Frau
Evelyn mit ihrem Fahrschullehrer Roy Norton beim Fremdgehen. Das wirft
den ohnehinm schon häufig gereizten Mann völlig aus der Bahn. Er taucht
nicht zum Treffen mit Jack Stenhouse auf und nimmt sich anschließend
einige Tage frei, um bei seinem Onkel Mr. Parker seine Gedanken zu
ordnen. Auf dem Weg zu ihm, der Onkel wohnt im Norden Englands, nimmt er
eine junge, bildhübsche Anhalterin namens Judy Clayton mit. Doch ehe er
sie absetzen kann, gibt es eine Autopanne. Das Benzin ist alle. Während
David sich um Treibstoff kümmert, bleibt Judy im Wagen. Als er
zurückkehrt, findet er nur noch eine Nachricht, die mit Lippenstift
geschrieben ist: "Tschüss, danke für's Mitnehmen. Judy". Eine Woche
später taucht im Büro von David Det. Insp. Martin Denson auf, der ihm
mitteilt, dass Judy im Graben neben der Straße, wo die Panne war,
erwürgt aufgefunden wurde. Bei ihr fand man die mit Lippenstift
geschriebene Nachricht und
einen Schlüsselanhänger, der von David Walkers
Firma stand. Es stellt sich heraus, dass der Lippenstift, mit dem die
Nachricht geschrieben wurde und der Lippenstift, den Judy in der
Handtasche hatte, nicht identisch sind. In ihrem Tagebuch hatte die Tote
für den Zeitpunkt, an dem David sie mitgenommen hat, einen Termin ohne
Namen eingetragen. Mehrere Umstände lassen den Inspektor vermuten, dass
David die Tote viel besser kannte, als er vorgibt. So finden sich in
ihrer Wohnung eine Sofortbildkamera und einige Fotos, die David Walker
im Urlaub in Italien zeigen. Wie kamen die Sachen dorthin? Es stellt
sich heraus, dass Andy Mason, der Bruder von Davids Frau Evelyn, die
Bilder gemacht hat und auch den Fotoapparat besaß. Dieser war ihm
allerdings auf dem Rückflug von Italien am Mailänder Flughafen gestohlen
worden. Die Ermittlungen ergeben weiters, dass Judy Fahrstunden bei
Evelyns aktuellem Liebhaber Roy Norton nahm. Laut Mrs. Brodley, der
Nachbarin der Toten, kannte Norton Judy auch intimer. Überhaupt habe die
Ermordete mit sehr vielen Männern Umgang gepflegt, darunter auch mit
Davids Schwager Andy Mason, der ein Pub besitzt und die gestohlene
Sofortbildkamera, eine Polaroid SX-70, als die seine identifiziert.
Unterdessen macht Evelyn Walker, deren Ehemann seit jenem
verhängnisvollen Nachmittag ausgezogen war, eine schreckliche
Entdeckung: sie findet David Walker erschossen in ihrem Haus auf. Neben
ihm liegt ein Zettel, in dem er den Mord an Judy gesteht, in dem er
schreibt, keine weiteren Ausweg mehr zu finden und dass er von Judy, mit
der er sechs Monate lange ein Verhältnis hatte, erpresst wurde...
Kapitel 2:
Evelyn Walker steht vor ihrem Mann, der scheinbar Selbstmord
begangen hat. Auf einer Schreibmaschine hat er ein Geständnis abgelegt.
Dem Inspektor gegenüber erwähnt Evelyn jedoch nicht, dass sie dieses
gelesen hat. Die Nachricht war an seinen Kompagnon Arthur Eastwood
adressiert. Eastwood sagt aus, dass David frohen Mutes noch wenige
Stunden vor seinem Tod mit ihm telefoniert und absolut nichts auf einen
Selbstmord hingewiesen habe. Er bezweifelt – wie im Übrigen auch der
Inspektor – dass Walker das Geständnis geschrieben und dass er
Selbstmord begangen hat. Unter der Matratze des Mordopfers Judy Clayton
findet die Hauswirtin Christine Bodley einige Geldbündel, auf denen
„Victor“ steht. Wie sich herausstellt, ist das der Name eines Pferdes,
auf das Judy im letzten halben Jahr häufig gesetzt hat. Ein Außenseiter,
der jedoch stets gewann. Auch andere Pferde, bei denen die Chancen sehr
schlecht standen, gingen als Sieger durchs Ziel, wenn Judy auf sie
gesetzt hat. Alle wurden sie von ein und demselben Mann dressiert:
Colonel Reams. Inspektor Denson sucht diesen Mann auf und trifft auf
dessen Gestüt auf Ruth Jensen, eine Freundin seiner Frau Sue, die dort
seit längerer Zeit arbeitet. Sie kann später einen wichtigen Hinweis
geben. Colonel Reams gibt an, Judy nicht gekannt zu haben. Interessant
ist jedoch, dass sich der Reitstall nur wenige Meter von jenem Platz
entfernt befindet, an dem der tote David Walker Judy als Anhalterin
mitgenommen hat. Ruth Jensen gibt dem Inspektor schließlich telefonisch
einen Tipp: sie hat Judy im Reitstall mit Tom Reams, dem als
Gebrauchtwagenhändler arbeitenden Neffen des Colonels, beobachtet. Sie
sprachen über David Walker! Weitere Infos will Ruth dem Inspektor jedoch
nur persönlich abends in dessen Wohnung geben. Doch dazu kommt es nicht.
Auf der Rückfahrt vom Gestüt in Kingswood Downs kommen Inspektor Denson
und Sergeant Kennedy an einem Unfallort vorbei. Ein ziemlich rasant
fahrender Autobesitzer hatte einen Frontalzusammenstoß mit einem
Lastwagen. Schnell stellt sich heraus, dass der tote junge Fahrer des
Wagens Tom Reams war – und Ruth Jensen, die an der Unfallstelle stirbt –
dessen Beifahrerin! Colonel Reams gibt nun doch zu, Judy gekannt zu
haben. Sie war eine nicht gern von ihm gesehene Freundin seines Neffen,
der sich von ihr trennte, weil sie eine Affäre mit jemandem aus
Guildfleet hatte. Dieser jemand war scheinbar der tote David Walker.
Zudem besitzt der Colonel einen Schlüsselanhänger von Davids Firma! Andy
Mason, der Bruder von Evelyn Walker, sucht den Inspektor auf und
belastet Roy Norton, der zur Zeitpunkt von Davids Tod ein Lokal
verlassen haben soll und daher kein Alibi hat. Der Inspektor, der in
Trennung von seiner Frau Sue lebt, entschließt sich sein Cottage zu
verkaufen. Als er dorthin fährt, um alte Sachen zu holen, macht er eine
grauenvolle Entdeckung. Er findet die Leiche der Hausbesitzern Christine
Bodley, die mit dem Halstuch seiner Frau Sue erwürgt wurde!
Kapitel 3:
Es stellt sich heraus, dass Sue Denson es sich doch anders
überlegt hatte und ins Cottage gefahren war. Dort hat sie der Mörder mit
Mrs. Bodley verwechselt, ihr das Halstuch heruntergerissen und im
letzten Moment erkannt, dass er die falsche Frau vor sich hat. Sue
konnte flüchten und Sergeant Kennedy verständigen. Ihrem Mann Martin
erklärt sie, dass der unbekannte Angreifer das gleiche Aftershave
verwendete, als er selbst. Inspektor Denson geht nun verschiedenen
Spuren nach, prüft das Loch im Alibi von Roy Norton, der zur Tatzeit
ausgerechnet ins Büro fahren musste, um ein wichtiges Telefongespräch zu
führen. Dann bittet er Evelyn Walker um Mithilfe bei der Überführung des
Täters. Sie soll ihn in eine Fall locken. Doch der Mörder selbst schickt
einen Killer namens Gordon Pike, der Inspektor Denson um ein Haar um die
Ecke bringt. In letzter Minute kann er gerettet werden. Nach diesem
gefährlichen Alleingang besinnt sich der Kriminalbeamte auf den
Lippenstift der Toten Judy Clayton. Diese Spur führt zum Erfolg. Er
lässt sämtlichen Drogisten in der Umgebung Bilder der Verdächtigen
vorlegen. Mit Erfolg, wie gesagt. Dann stellt er dem Täter eine zweite
Falle... (Text: © GP) |
Besprechung und Kritik |
"The Passenger" ist der Roman, der auf Durbridges Drehbuch zum
gleichnamigen, 1971 entstandenen
BBC-Fernsehspiel
in drei Teilen basiert. Erst 1982 lief dieser Mehrteiler im deutschen
Fernsehen - im Vorabendprogramm des WDR unter dem Titel "Die
Spur mit dem Lippenstift".
Der Roman wurde nie ins Deutsche übersetzt. In der Originalausgabe von
1977, gibt es nur drei Kapitel, die alle jeweils ca. 50 Seiten umfassen
und den damaligen 50-Minuten-Folgen entsprechen - Cliffhanger inklusive.
Wie gewohnt ist auch "The Passenger" sehr dialoglastig, was wie immer
daran lag, dass Durbridge sein Drehbuch nur vage mit einigen
beschreibenden Sätzen ausfüllte. Das tut der Spannung jedoch keinen
Abbruch.
Besprechung Kapitel 1:
Wer Durbridge kennt weiß, dass es natürlich kein Selbstmord war. Alles,
was man von dem britischen Kriminalschriftsteller erwartet, ist da: eine
mysteriöse Begegnung mit einer bildhübschen Frau, ein Hauptverdächtiger,
der jedoch unschuldig ist, der berühmte mysteriöse Gegenstand (in diesem
Fall ein Schlüsselanhänger). Völlig überrascht hat mich die Tatsache,
dass David Walker, dem im ersten Teil doch recht großer Raum geschenkt
wird, am Ende des 1. Teils stirbt. Man hätte sich hier doch ein Spiel à
la "unschuldig Verdächtigter gegen Kommissar" (wie etwa in "Melissa"
oder "Harry Brent") erwartet, bei dem sich der Protagonist durch immer
neue belastende Indizien in einen größeren Teufelskreis begibt. Es ist
diesmal nicht so und ich bin schon gespannt, wie Durbridge die
Geschichte weiter entwickeln. Verdächtige sind auch schon in der
gewohnten Manier präsentiert (und verdächtig) gemacht worden. Bis jetzt
ein recht spannender Krimi, den man sich sehr gut im England der
beginnenden 1970er-Jahre vorstellen kann.
Besprechung Kapitel 2:
Auch in Teil 2 ist alles da, was typisch Durbridge ist. Sogar das
Cottage. Und wenn ein solches vorkommt (wie etwa auch in „Es ist soweit“
und „Melissa“), dann kann man sich sicher sein, dass dort eine weibliche
Leiche gefunden wird. Der Schlüsselanhänger und dessen Bedeutung kommen
ebenfalls wieder ins Spiel. Zudem wird eine neue Spur in Form von
Wettbetrug aufgetan und ein neuer Verdächtiger eingeführt. Auch wenn
David Walker ermordet wurde, so hat Durbridge sein Motiv aus „Melissa“
hier wieder eingebracht: alle Spuren, alle Verhöre, alle Indizien deuten
darauf hin, dass dieser nicht die Wahrheit gesagt hat und mit Judy intim
bekannt war. Auch wenn er tot ist, der Teufelskreis, der sich um ihn
schließt, wird immer enger, auch wenn der Inspektor dem nicht recht
glauben schenken mag. Irgend jemand hat alles so geschickt eingefädelt,
dass er als Opfer und Täter zugleich belastet wird. Durbridge webt
außerdem die private Geschichte rund um die Trennung des Inspektors von
seiner Frau Sue geschickt in die Handlung mit ein. Diese wird am Ende
des Teils sogar so bedeutsam, dass sie, die bisher höchst unscheinbar
aufgetreten ist, durch die Tat„waffe“ (wieder mal ein Halstuch) extrem
belastet wird. Ein sehr guter Cliffhanger. Hochspannung, wie’s
weitergeht ...
Besprechung Kapitel 3:
Auch der dritte Teil ist spannend, Durbridge lässt wie üblich alle
Verdächtigen nochmals antanzen, ehe der richtige Täter entlarvt wird. Es
folgt eine gewohnt detaillierte Erklärung über die Tatabläufe. Hier
hätte man sich doch mehr Bewandtnis einiger Gegenstände erwartet (des
Schlüsselbunds z.B.), aber auch etwas mehr Glaubhaftigkeit.
Selbstverständlich sind Durbridges Werke Märchenkrimis und ohne
geschickte Wendungen und atemberaubende Ereignisse, wären sie wohl nicht
so spannend. Aber die Tatsache, wie es zum ersten Mord kam, ist wohl
weit an den Haaren herbeigezogen. Nun gut, es sei Meister Durbridge
verziehen. Die gesamte Geschichte ist deutlich den 1970er-Jahren
verpflichtet und im Vergleich zu den Werken aus den 1930ern und 1940ern
nicht eine derart rasante Achterbahnfahrt (die Durbridge nur später noch
mal bei "Die Puppe" wiederholte). Alles etwas leichter, aber dennoch
sehr spannend. Durbridges Motto "Jeder lügt, nichts ist, wie es scheint"
(im Originalzitat: "Everbody is lying; nothing is as it seems") kommt
natürlich auch hier zu tragen und sorgt für jede Menge Spannung. Der
Bösewicht bezahlt am Ende und der Inspektor bekommt seine Frau zurück.
Happy-End. |
Filme |
Die Spur mit dem Lippenstift
(The Passenger, Großbritannien 1971)
La passagère
(Frankreich 1974) |
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