Zahlen
Ein paar Worte
zur Statistik: bis Folge 205 gab es 306 Todesopfer und 291 Täter. Bei
Folge 300 waren es schon 239 Mörder, davon 97 Täterinnen und bereits 416
Todesopfer, einschließlich einer männlichen Schaufensterpuppe. Die
Ermittler hatten es mit so gängigen "Tatwaffen" wie vergifteten Konfekt,
Zyankali im Likör oder Bierflaschen zu tun. 2000 war "Der Alte" die
dritterfolgreichste deutsche Serienproduktion mit rund 6,3 Millionen
Zuschauer pro Episode.
Brief Erik Odes an Siegfried Lowitz zum Serienstart
(Bild+Funk
15/1977, p. 6).
Lieber Siegfried Lowitz!
Nun stehen Sie - wie ich einst vor siebeneinhalb Jahren - am Anfang einer
längeren Fernsehserie, und vielleicht wird es Ihnen ähnlich ergehen wie mir: Ich
hätte es mir nämlich auch im Traum nie träumen lassen, dass es der gute alte
"Kommissar auf 96 [sic!] Folgen bringen würde. Aber Sie werden es erleben: schon
nach den ersten fünf oder zehn Folgen gehören Sie - beziehungsweise "Der Alte" -
praktisch zur Familie. Das Publikum wird mit Ihnen leben und leiden, um Sie
zittern und über Sie schmunzeln. Und man wird Sie dann und wann um Ratschläge
für fast alle Lebenslagen bitten. Das ist der Fluch einer solchen
Fernseh-Dauerrolle. Aber natürlich hat die Sache auch ihre angenehmen Seiten:
man spürt immer wieder aufs Neue, dass die Zuschauer einen mögen und dass man
von vielen sogar ins Herz geschlossen wird - von Millionen Menschen, die einem
bei jeder Gelegenheit und manchmal recht hautnah ihre Sympathie bezeugen. Tragen
Sie es mit Fassung! Toi, toi, toi!
Ihr Erik Ode
|
Über den Start der Reihe
Hans Gottschalk schuf die Figur des "Alten" (laut Bericht
Bild+Funk 15/1977) und beschreibt ihn so: "Köster wurde 1916 geboren,
absolvierte eine kaufmännische Lehre, wurde 1936 zur Wehrmacht eingezogen,
erlebt Krieg und Gefangenschaft und kommt dann nach kurzem
Schwarzmarkt-Zwischenspiel zur Polizei. Er bleibt zeit seines Lebens ein
Einzelgänger mit einer Schwäche für die kleinen Fische der Unterwelt. Mord und
Totschlag verabscheut er". Gottschalk selbst wollte auch einige Episoden
verfassen, dazu kam es aber nicht. Er koordinierte in der Anfangsphase der Serie
vielmehr die Drehbücher und Autoren, weil Helmut Ringelmann meinte: "außer der
Biographie ist die Person Erwin Köster nicht fixiert". (Bild+Funk 15/1977).
Im Gong (November /1975) erschien ein
Artikel über die neue Serie, in der Hans Gottschalk als geistiger Vater und
Autor der Serie erwähnt wurde und auch Herbert Reinecker als Autor
angekündigt wurde. Erwin Köster hieß noch Erwin "Küster" und acht Autoren sollten die neue Serie
schreiben.
Die Bild+Funk-Redaktion war von den ersten Folgen, denen man
der Presse zeigt jedenfalls begeistert und schrieb: "Das werden Super-Krimis voller Aktion
und Dramatik" (Bild+Funk 15/ 1977, p. 6). Siegfried Lowitz meinte damals über seine Rolle: "Der Alte,
das ist ein Mensch, wie du und ich. Vor allem wie ich. Ja, ich bin der Alte, ein
Mann, der mal gute, mal schlechte Laune hat, der gern lacht, auch mal brubbelt,
der in Schwierigkeiten gerät und mitunter einsam ist. Das schöne an dieser Rolle
ist, dass ich sie in jeder Folge ein bißchen anders spielen kann. Und ich werde
mich hüten, mich mit diesem "Alten" so weit zu identifizieren, dass ich am Ende
zu einer neuen Vaterfigur der Fernsehnation werde. [...] Beim "Alten" liegen die
Dinge anders: die Folgen werden nicht von einem einzigen, sondern von sechs,
sieben verschiedenen Autoren geschrieben. Damit ist ganz automatisch für mehr
Abwechslung gesorgt - natürlich auch, was meine schauspielerischen Möglichkeiten
betrifft". Herstellungsleiter Gustl Gotzler räumte darauf ein, dass "Krimi
immer Krimi, Mord gleich Mord und Bankraub gleich Bankraub" bleibe (Gong 17/
1976, p. 5), worauf Lowitz in Anspielung auf den "Kommissar" konterte: "...
unsere Handlungen sind ganz anders angelegt!".
Vorbericht
über den Start der Serie aus dem Jahr 1975:
José Giovanni sollte Bücher schreiben und Regie führen!
(Bild+Funk
32/1975, p. 5).
"Jetzt steht
es fest: Der "Kommissar" bekommt drei Nachfolger"
Zuerst gab es ein Gerücht: "Siegfried Lowitz wird der Nachfolger von
"Kommissar" Erik Ode!"
Dann gab es postwendend ein Dementi. "An der Sache stimmt überhaupt nichts",
beeilte sich "Kommissar"-Produzent Helmut Ringelmann zu versichern.
In Paris fand BILD + FUNK die Wahrheit: Erik Ode bekommt nicht nur einen
Nachfolger. Es sind gleich drei. Sie sind Kripobeamte, drei Generationen, drei
unterschiedliche Arbeitsmethoden. Titel der Serie: "Der Alte".
Der Alte, das ist der erfahrene Kripobeamte nahe der Pensionsgrenze (er soll von
Siegfried Lowitz gespielt werden). Seine Methoden scheinen oft veraltet - aber
der Erfolg gibt ihm schließlich doch recht.
Ihm im Nacken sitzt der Vierzigjährige. Er möchte endlich auf den Chefsessel
kommen.
Und da gibt es noch den Jungen, der gerade erst mal "hineingerochen" hat. Seine
Unbekümmertheit bringt ihn oft in Gefahr.
Diese Figuren und ihre Fälle hat sich ein Mann ausgedacht, der als Krimiautor
und -regisseur Weltruf genießt: José Giovanni, 52, Schöpfer der "Panther"-Filme
(mit Lino Ventura) und vieler Abenteuer-Streifen mit Jean Gabin, Jean-Paul
Belmondo und Claudia Cardinale.
Als BILD + FUNK Giovanni in Paris aufspürte, drehte er gerade mit Alain Delon
den Film "Der Zigeuner". "Ja, die ersten drei Bücher für die deutsche TV-Serie
habe ich bereits fertig", lüftete er das von Produzent Ringelmann so gut
gehütete Geheimnis. "Ich war damit auch schon in München und wir sind uns einig
geworden. Im nächsten Frühjahr kann es losgehen, dann wird gedreht".
Warum er, der Weltstar unter den Krimiautoren, die neue Serie fürs deutsche
Fernsehen schrieb und auch die Regie übernehmen will - ganz einfach: "Euer
Fernsehen ist so gut, da muss man mitgemischt haben".
Und damit er einen Eindruck von der deutschen Kripo-Szenerie bekommt - die Serie
wird in München spielen -, hat José Giovanni bereits dem Polizeipräsidenten der
Isar-Metropole eine Besuch abgestattet und sich herumführen lassen. Sein
Kommentar: "Das ist toll, wie bei euch die Polizei mitspielt. In Frankreich wäre
das undenkbar!"
Den ZDF-"Kommissar" Erik Ode und sein Team hat Giovanni noch nie auf der
Mattscheibe gesehen. Er will es auch gar nicht. "Das lenkt nur ab, und überdies
habe ich sowieso meine eigenen Maßstäbe".
Nur bei einer Frage schaltet José Giovanni auf "Da müssen Sie den Produzenten
fragen": "Wer mitspielt, darüber ist mir noch nichts Konkretes bekannt."
BILD + FUNK schon: Siegfried Lowitz (Chefinspektor in "Die Gentlemen bitten zur
Kasse") als "Der Alte" ist kaum noch ein riskanter Tip. Oder sollte die drei
Drehbücher von José Giovanni, die Lowitz mit in den Sommerurlaub nach Kampen auf
Sylt reisten, nur als kurzweilige Ferienlektüre zu deuten sein?
(Text: Uwe-Jens Schumann)
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Darauf angesprochen, ob es ihm gefiele, zum neuen Krimiserienstar zu
werden, meinte der Schauspieler: "Es wäre reine Koketterie, zu sagen, ich würde
diese Vorstellung als ausgesprochen unangenehm empfinden. Es ist das erste Mal
in meiner langen Karriere, dass ich wie eine Art Star behandelt werde. Und das
ist ein schönes Gefühl. Ich weiß zwar, dass man mit so einer Rolle Gefahr läuft,
in den totalen Besitz des Fernsehvolks überzugehen, aber dagegen werde ich mich
schon zu wehren verstehen. Und was den möglichen Rummel anbetrifft: solange die
Leute nicht mein Treppenhaus verstopfen oder mich nachts aus dem Schlaf
klingeln, soll's mir recht sein. Das ist eben Berufsrisiko". (Bild+Funk 15/1977,
p. 6/ passim). Im Dezember 1976, als erst fünf Folgen abgedreht waren (30
Episoden waren von Anfang an geplant), hatte der Hauptdarsteller noch ein
etwas merkwürdiges Gefühl, was seine Hauptfigur anging: "Irgendwie hab' ich
schon Beklemmungen. Aber ich hoffe, dass die Zuschauer mich mögen werden,
dass sich mein Gesicht nicht zu schnell verbraucht". (Bild+Funk Dezember
1976) und weiter: "Der "Alte" ist ein ganz normaler Mann, der mal gute und
mal schlechte Laune hat. Ich will in der Rolle auch mal heiter sein. In ein
Klischee eingezwängt, hält man 30 Folgen doch einfach nicht durch". (Funkuhr
17/ 1976). Lowitz' Alter gefiel auf Anhieb, so schrieben die Kritiker etwa:
"Schon jetzt lässt sich [...]
erkennen: dieser Alte, Siegfried Lowitz, der etwas außerhalb der Legalität
arbeitet, wird nach wenigen Folgen einer der markantesten Kommissare auf
deutschen Bildschirmen sein. Eine ungewöhnliche Figur" (F.D., Bild+Funk 19/
1977). Wäre die Kritik nicht positiv gewesen, hätte Lowitz - wie damals von ihm
selbst angekündigt - aufgehört. Der Funkuhr (15/ 1977, p. 4) gegenüber
meinte er jedoch: "Ich fühle mich als Drachentöter", und weiter: "Das
Experiment hat mich gereizt". Auf Gewalt, wie darauf, dass er wie in der
ersten Folge
gleich drei Tiefschläge einstecken musste, wollte er jedoch in den anderen
Folgen verzichten: "Die Hiebe hätten einen Menschen im Normalleben
wochenlang aufs Krankenlager geworfen. Darum war ich dagegen. So grobe Dinge
passen nicht zu meinen schauspielerischen Mitteln". Er tat es doch, weil
Regisseur Schaaf meinte, zum Krimi gehöre auch Action. Lowitz war wenig
angetan: "Das wirkt billig. Beim nächsten Mal mache ich das nicht wieder".
(Funkuhr 15/ 1977, p. 5).
Dass die Serie mit Lowitz auf 100 Folgen kommen würde, hatte Produzent
Ringelmann schon im Dezember 1976 im Blut. Da sagt er zu Bild+Funk: "Der
Alte wird länger am Ball bleiben. Ich baue auf hundert Folgen" und
weiter begründet er in TV Hören & Sehen (20/ 1977): "Es klappt alles. Noch
schöner aber: Es fing schon so phantastisch an". Das auch deshalb, weil ein
braver Bürger Regisseur Schaaf & Co. bei der Suche nach einer geeigneten
Bank für die 1. Folge beobachtete und glaubte, wahren Verbrechern auf der
Spur zu sein und deshalb die Polizei verständigte. Ringelmann: "Das ist wie
eine verpatzte Generalprobe. Und nach verpatzten Generalproben werden die
Premieren klasse". Einen
Vergleich mit dem "Kommissar" Erik Ode lehnte Siegfried Lowitz,
der wie er selbst sagte, das Inspektoren-Klischee seit dem
Durbridge-Sechsteiler "Es ist soweit" (1960) nicht mehr los wurde, stets ab:
"Ich bin ein völlig anderer Typ. Und auch die Figur des Alten ist ganz
anders angelegt. Wo der Kommissar väterliche Milde walten ließ, da geht
Kommissar Köster ziemlich hart ran. Er ist ein Mensch, den das Leben hart
gemacht hat, einer, der mit sich und seiner Umwelt nicht unbedingt in
schönster Harmonie lebt". (Bild+Funk Dez. 1976)
Hauptdarsteller Lowitz erhielt 18.000 D-Mark
(andere Angaben: 15.000 D-Mark (so in Gong 17/ 1976, p. 5))pro Folge und meinte
dazu: "Für den Laien ist das sicher eine stolze Summe. Aber wenn man bedenkt,
dass ich davon über die Hälfte an Steuern zahlen muss und wie viel Zeit, Geduld
und Glück man als Schauspieler braucht, um einmal im Leben eine solche Chance zu
bekommen - also dann ist dieser Betrag doch eher bescheiden. Und wenn man ihn
etwa mit den Gagen amerikanischer Serienhelden vergleicht, kommen einem die
Tränen". (Bild+Funk 15/1977, p. 6). Bereits zwei Wochen nach Ausstrahlung der
ersten Folge erhielt, so berichtet Bild+Funk (17/ 1977), die erste anonyme
Morddrohung per Telefon. Das führte dazu, dass jede Waffe, die man in der Serie verwendete,
zuerst kontrolliert wurde. Lowitz dazu in TV Hören & Sehen (26/1977): "Da wusste
ich, was es heißt, in aller Munde zu sein. Aber was kann man gegen Verrückte
schon machen?". Die Konsequenz war, dass er eine neue Geheimnummer bekam,
sein Namensschild abschraubte und man ihm gar einen Waffenschein ausstellte.
Die Assistenten des "Alten" waren von Anfang an nicht so fix. Nach dem Ende
des "Kommissars" mit "nur" 97 Folgen am 30.01.1976 war zunächst geplant,
drei Kommissar-Kinofilme zu drehen, um auf die runde Anzahl von 100 Fällen
zu kommen. Die Pläne wurden damals in der Presse breitgetreten und auch die
Information, dass "Der Kommissar" in der 100. und letzten Folge sterben
würde. Dann war nicht mehr die Rede davon und "Der Alte" wurde angekündigt,
für dessen Rolle fünf Schauspieler im Gespräch waren. Die Presse berichtete
auch darüber, dass Günther Schramm als Grabert wieder mit dabei sei.
Von der
Planung der Serie bis zur Realisierung verging wenig Zeit, denn schon im Frühjahr
1976 begann man mit den Dreharbeiten zu der neuen Serie "Der Alte".
Diese Reihe muss aber unabhängig von den drei geplanten Kommissar-Kinofilmen
geplant worden sein, denn schon im November 1975 berichtete der Gong, dass
im Januar 1976 die Dreharbeiten starten sollten (nachdem im Dezember 1975
der letzte "Kommissar" gedreht wurde). Warum es dann doch April wurde, ist
nicht ganz klar.
Der erste Drehtag war Montag, der 5. April 1976, Drehstart war um 10 Uhr 16 am Petuelring, Ecke Lerchenauer Straße in München. Es war die 19. Szene, in dem
Köster in einem Streifenwagen sitzt und in hoher Geschwindigkeit den Ring
hinunter steuerte. Insgesamt 39 Rollen gab es für die erste Folge zu
besetzen, 25 Autos wurden eingesetzt und fünf davon zu Bruch gefahren. Die
Produktionskosten beliefen sich, so berichtet der Gong (17/ 1976, p. 5) auf
knapp eine Million Mark. Lowitz, darauf angesprochen, wie er sich am ersten
Drehtag fühle, meinte in der gleichen Ausgabe: "Schlecht, weil man nicht
weiß, was auf einen zukommt. Und glücklich, weil die Serie eine schöne große
Sache werden kann!".
TV-Kritik zur ersten Folge:
"Der Alte" blieb auf der Strecke.
(Bild+Funk,
17/1977)
Nun
hat Lowitz (im Pilot-Film) die erste Verbrecherjagd überstanden,
trotz haarsträubender Gefahren und törichtem Bum-Bum am Ende. Aber
er hat ziemlich viel Federn dabei lassen müssen. Jedenfalls sind die
Lorbeerkränze, die man dieser neuen Krimireihe im voraus geflochten
hat, über Nacht verwelkt. Das lag in erster Linie an der Story, an
den Ungereimtheiten im Drehbuch und dem Umstand, dass man den Fall
auf 90 Minuten Länge quälte. Mit einem Satz: der lang vorbereitete
und bis zum Überdruss propagierte vernichtende Großangriff auf die
amtierenden US-Wunderdetektive samt dem hauseigenen "Derrick" ging
daneben. Der Alte ist zwar angetreten, hat in diesem Wettrennen die
Nase aber nicht ein einziges Mal nach vorn gebracht. Beim "Einsatz
in Manhattan" z. B. hatten die Serienfolgen nie mehr das Format des
Pilot-Films erreicht. Trotz Lolly-Lutscher Kojak. in diesem Fall
hier kann man nur umgekehrt hoffen: dass die kommenden Folgen den (Bruch-)Pilot-Film
hinter sich lassen mögen! K. A. H. |
Der
Pilotfilm "Die Dienstreise" (Buch: Oliver Storz, Jochen Wedegärntner,
Regie: Johannes Schaaf) flimmerte am 11.04.1977 (dem Ostermontag - was
nicht von allen gustiert wurde!) über die deutschen
Bildschirme und fuhr eine Einschaltquote von 49% ein, das waren rund 18
Millionen Zuseher (Quelle: Hörzu 18/ 1977). Auch wenn man das abstritt, aber von seinem Vorgänger Kommissar Keller behielt Hauptkommissar Köster einige Eigenschaften: die väterliche Rolle gegenüber seinen
Assistenten, manchmal schlecht gelaunt, aber doch elegant im Ungang mit
anderen. Köster war dem "Kommissar" viel ähnlicher, als sein Kollege von
der Mordkommission 1, Oberinspektor Derrick, dennoch war die Figur des
Kommissars Köster viel interessanter gestaltet. Die Kritik war mit dem
Pilotfilm allerdings nicht besonders zufrieden (siehe Artikel rechts)
Der Alte wurde bald zum Exportschlager des ZDF, allerdings
blieben nur wenige dem Originaltitel treu, so z. B. die Spanier: dort
lautet der Titel der Serie "El viejo", in Frankreich ermittelt Köster als
"Der Fuchs" ("Le renard"), in Großbritannien ebenfalls: "The Old Fox". In
Italien lautet der Titel der Serie einfach "Il commissario Köster" wodurch
sich dort eine Spaltung der Serie, die nach 100 Folgen von Rolf Schimpf
übernommen wurde, ergibt. Die Schimpf-"Der Alte"-Folgen, die
Hauptkommissar Leo Kress zum Protagonisten haben, laufen dort unter dem
Titel "Il commissario Kress".
Lowitz stand damals laut Presseinformationen
(z. B. Funkuhr 17/ 1976) jeden Tag um sechs Uhr auf und lernte zwei Stunden
lang den Text, ehe er zu drehen begann. Anfangs nahm er sich noch den Luxus,
neben den Dreharbeiten Theater zu spielen, so agierte er etwa als Lord
Warwick in Shaws "Heiliger Johanna" am Münchner Residenztheater 1976.
Später musste er jedoch darauf verzichten, wie er selbst mal bemängelte,
denn die drei Wochen Drehzeit und eine Woche Textlernen für jeden neuen Fall
ließen dem passionierten Theaterschauspiele keine Zeit mehr für die Bretter,
die die Welt bedeuten ("Tagsüber vor der Kamera und abends auf der Bühne,
das wäre zuviel" (Hörzu 20/ 1977, p. 24).
Auf ein privates Laster, das Pfeiferauchen, verzichtete er beim Alten
hingegen - zumindest anfangs. TV Hören & Sehen (20/ 1977) erklärte er warum:
"Wegen meiner Krimiserie werde ich dauernd mit "Derrick" oder Erik Odes
Kommissar Keller verglichen. Ich möchte aber nicht, dass ich nun auch noch
mit Maigret verwechselt werde". Auch in anderen TV-Berichten erklärte
er stets: "Mein Kommissar Köster hat mit anderen Krimihelden nichts zu tun!"
(Hörzu 15/ 1977, p. 7)
Über die Folgen selbst äußerte sich Lowitz
manchmal auch kritisch. Er verfolgte die Produktionen so wie Millionen
TV-Zuseher bei der Erstausstrahlung von zu Hause aus. "Ich will das fertige
Produkt sehen, so wie es über den Sender geht, damit ich anschließend weiß,
was ich besser machen kann, wie ich dem Kommissar Erwin Köster noch
markantere Konturen geben kann. Sicher, ich kenne den Stoff genau, aber
während der Dreharbeiten bekommt man doch nur Stückwerk mit.", sagte er zu
Hörzu (20/ 1977, p. 20). Über manche Episoden und Einfälle äußerte er sich
im gleichen Gespräch wie folgt: "Absoluter Schwachsinn" - und spielte damit
etwa auf die 2. Folge
"Jack Braun" an, in der Köster mit 25.000 D-Mark eine Straße entlang
spaziert und ein Killer auf ihn wartet. "Wir diskutieren natürlich oft
ziemlich hart" erklärte der Hauptdarsteller, der immer wieder seine Stimme
erhob, wenn ihm im Drehbuch etwas nicht passte. "Von José Giovanni, dem
französischen Autor und Regisseur, erhoffe ich mir einiges. Der kann in
Bildern erzählen", so Lowitz zu Hörzu (20/ 1977, p. 23/ 24), der sich damit
einen Seitenhieb auf andere Regisseure (vermutlich Wolfgang Becker, der nach
zwei Folgen keine weitere mehr mit Lowitz drehte) nicht verkneifen konnte.
Dieser konterte in der gleichen Ausgabe über Lowitz (dem ein hochrangiger
Schauspielerkollege, der nicht genannt werden wollte nachsagte, mit ihm
(Lowitz) sei nicht gut Kirschen essen und keiner habe bei ihm etwas zu
lachen): "Manchmal war es recht schwierig mit ihm. Es gab und zu
Meinungsverschiedenheiten. Das können Sie ruhig schreiben. Aber bis jetzt
haben wir uns immer wieder geeinigt", so der Regisseur der beiden Folgen
"Jack Braun" und "Toccata und Fuge". Die anderen Kollegen trauten sich
nichts Negatives in der Öffentlichkeit über Lowitz zu sagen, da man ob der
Rollenknappheit dann sicher nie mehr im "Alten" mitspielen könnte. Peter
Pasetti, so berichtet Hörzu (20/ 1977, p. 24) erbat sich auf die Frage, wie
Lowitz sei, eine Stunde Bedenkzeit und sagte dann: "Er ist ein präziser,
sehr klar formulierender Schauspieler. Und ein liebenswürdiger Kopf".
"Assistent" Jan Hendriks, der in den ersten Folgen nur kurz mit dabei und
darüber nicht besonders glücklich war, meinte: "Von mir können Sie nichts
Negatives hören. Als Kollege ist er vorbildlich".
In der Funkuhr (20/ 1977) meinte der Berliner Schauspieler, der erstmals auf
der anderen Seite des Gesetzes stand, zu seiner Rolle: "Bisher durfte ich immer fiese
Gangster spielen, Rollen, die mir wegen der damit verbundenen Action viel
mehr lagen. Gut zu sein ist richtig langweilig!". Auf Lowitz zurück
gekommen, meinte etwa Peter Fricke in Hörzu (20/ 1977, p. 24): "Er ist fair.
Allerdings: Dilettanten gegenüber kann er mehr als unfreundlich sein".
Rosemarie Fendel, die mit "Der Pelikan" auch eine Episode schrieb, meinte
über "Lo": "Ich betrachte mich als Profi. Er betrachtet sich als Profi.
Profis untereinander verstehen sich".
Auf die Frage, ob er den Kommissar nicht 100 Mal spielen wolle, antwortete
er im Mai 1977: "Die Antwort darauf hat mir mein Arzt verboten".
Anfangs wurde die Serie ob ihrer Brutalität
und Gewaltverbrechen, aber auch wegen der oft sehr unrealistischen
Darstellung der Arbeitsweise der Kriminalpolizei kritisiert. Auch wurde
seitens der Polizei darauf hingewiesen, dass es keine Vorgesetzten gäbe, die
nichtlegale Handlungen ihrer Kommissare akzeptieren würden. Der Hamburger
Polizeichef etwa meinte in Hörzu (20/ 1977): "Die neue Serie hält keinen
Realitätskriterien stand. Wo gibt es denn schon einen Kommissar, der so mit
seinen Vorgesetzten umspringen kann wie Lowitz? [...] Es ist
unverantwortlich, dass er immer als Solist arbeitet".
Im Dezember 1984, knapp 13 Monate vor der letzten Episode, verkündete die
Hörzu (Österreich-Ausgabe, Nr. 48/ 1984), dass Lowitz, Deutschlands
bestbezahlter Serienheld mit der 100. Folge den "Alten" an den Nagel hängen
werde und damit ins Buch der Fernsehrekorde eingehen werde. Danach wollte
er, so wird in dem Artikel berichten, auf Goethe-Lesungen halten und wieder
Theaterspielen, zumal die Bretter, die die Welt bedeuteten während der
Produktion der Reihe viel zu kurz gekommen sind. Die letzte Folge wurde im
Sommer 1985 produziert, kurz vor seinem 71. Geburtstag und das, obwohl es
ihm gesundheitlich gar nicht gut ging: "Das bin ich schon einmal den vielen
Leuten schuldig, die an einer solch riesigen Produktion dranhängen. Ich kann
sie doch nicht einfach brotlos machen! Ich werde durchhalten, wenn es mir in
jüngster Zeit auch gesundheitlich gar nicht sehr gut geht. Das war ja
letztlich der Grund für mich, auszusteigen". Lowitz spielte auch auf
die Produktionsbedingungen einer Serie an: "Im Morgengrauen, oft bei Kälte,
Nebel, Regen haben die Darsteller am Drehort zu sein. In finsterster Nacht,
mitunter bei Schnee und Eis, wenn man keinen Hund mehr auf die Straße jagen
würde, ist das beste Krimi-Wetter. Da stehst du dir die Beine in den Bauch
und wirst allmählich zum Eiszapfen." Im gleichen Gespräch ärgerte er sich
auch darüber, dass ihm sein alter Freund, Produzent Helmut Ringelmann,
zumutete, beim Ausleuchten der Szenen persönlich das Gesicht hinzuhalten,
anstatt die Prozedur durch ein Lichtdouble erledigen zu lassen.
Produzent Helmut Ringelmann hatte
Siegfried Lowitz auserkoren, den neuen Kommissar zu spielen. Lowitz wurde
am 22. September 1914 in Berlin geboren. Zwischen 1950 und 1956 und
zwischen 1962 und 1968 war er bei den Münchner Kammerspielen engagiert.
Die Rolle des Kommissars war nicht Lowitz' erste Polizistenrolle: in dem
ersten Edgar-Wallace-Krimi "Der Frosch mit der Maske" (1959, Regie: Harald
Reinl) spielte er den Inspektor Elk, ebenso in dem
Francis-Durbridge-Klassiker "Es ist soweit" (1960, Regie: Hans Quest)
verkörperte er einen Scotland-Yard-Inspektor. Gemeinsam mit Horst Tappert
stand er 1966 für den legendären Straßenfeger "Die Gentlemen bitten zur
Kasse" vor der Kamera. Unter der Regie von John Olden und Claus Peter Witt
gab Tappert den Gentlemen-Verbrecher und Lowitz den Inspektor. Für seine
Rolle in der Hans-Fallada-Verfilmung "Der Trinker" (1967, Regie: Dietrich
Haugk), bekam Lowitz die goldene Kamera. Mit Ringelmann arbeitete er
erstmals zusammen für den dreiteiligen Fernsehkrimi "Babeck" (1968, Buch:
Herbert Reinecker, Regie: Wolfgang Becker). In der 97teiligen Serie "Der
Kommissar" trat Lowitz insgesamt dreimal auf, in der Rolle des Louis Kranz
in der 9. Folge "Geld von toten Kassierern" (1969, Regie: Georg Tressler),
in der 44. Folge "Die Tote im Park" (1971, Regie: Wolfgang Staudte)
schlüpfte Lowitz in die Rolle des Erich Felz. Seinen letzten Auftritt im
Rahmen der "Kommissar"-Reihe hatte er in der 55. Folge "Rudek" (1972,
Regie: Charles Regnier) als Herr Doberg. Aber auch in der Serie "Derrick"
trat Lowitz auf, und verkörperte einen Mörder: in Folge 3 "Stiftungsfest"
(1973, Regie: Helmut Käutner) gab er erstklassig den Part des August Bark,
der im Alkoholrausch die junge Inge unabsichtlich tötet. Zwischen 1976 und
1985 verkörperte er die Rolle des Erwin Köster. Aber auch nach seinem
Abschied vom "Alten" blieb er Ringelmann treu: in der 170. "Derrick"-Folge
"Eine Art Mord" (1988, Regie: Günter Gräwert) spielte er einen Verbrecher,
der nach langen Jahren der Haft entlassen wird, und sich auf die Suche
nach der Beute begibt...
Lowitz starb am 27.06.1999 im Alter von 84 Jahren. Als Kommissar Köster
waren ihm untergeordnet Kriminalhauptmeister Gerd Heymann (Michael Ande)
und Inspektor Martin Brenner (Jan Hendriks). Im Gegensatz zum "Kommissar"
gab es aber auch noch eine weitere Figur: die des etwas komischen
Polizeichefs Franz Millinger (Henning Schlüter), der etwas an die Figur
des Sir John aus den Edgar-Wallace-Krimis erinnert. Schlüter verließ die
Serie im Jahr 1983 (Letzte Folge mit Millinger: 78. "Perfektes Geständnis"
(Erstsendung: 9.3.1984, Regie: Jürgen Goslar)).
Filmographie (Auswahl)
KINO:
1956 "Herrscher ohne Krone", Regie: Harald Braun, Rolle des Kammerherrn
Guldbergs
1957 "Der Greifer", Regie: Eugen York, Rolle des Dr. Schreiber
1957 "Haie und kleine Fische", Regie: Frank Wisbar, Rolle des Leutnant
Pauli
1958 "Ich war im hörig", Regie: Wolfgang Becker, Rolle des Herrn Hinze
1958 "Der Mann, der nicht nein sagen konnte", Regie: Kurt Früh, Rolle des
???
1958 "Es geschah am hellichten Tag", Regie: Ladislao Vajda, Rolle eines
Kriminalbeamten
1959 "Der Frosch mit der Maske", Regie: Harald Reinl, Rolle des
Kriminalinspektors Elk
1960 "Soldatensender Calais", Regie: Paul May, Rolle des Albrecht
1960 "Das schwarze Schaf", Regie: Helmuth Ashley, Rolle des Flambeau
1961 "Der Fälscher von London", Regie: Harald Reinl, Rolle des Inspektors
Bourke
1961 "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse", Regie: Harald Reinl, Rolle
des Kommissars Brahm
1962 "Ein Toter sucht seinen Mörder", Regie: Freddie Francis, Rolle des
Mr. Walters
1964 "Der Hexer", Regie: Alfred Vohrer, Rolle des Inspektor Warren
1965 "Der unheimliche Mönch", Regie: Harald Reinl, Rolle des Sir Richard
FERNSEHEN (Auswahl):
1960 "Es ist soweit", Regie: Hans Quest, Rolle des Inspektors Kenton
1962 "Die Physiker", Regie: Fritz Umgelter, Rolle eines Inspektors
1966 "Die Gentlemen bitten zur Kasse", Regie: John Olden, Claus Peter
Witt, Rolle des Inspektors
1968 "Babeck", Regie: Wolfgang Becker, Rolle des Herrn Weingarten
1969 "Der Kommissar: Geld von toten Kassierern" (9. Folge), Regie: Georg
Tressler, Rolle des Louis Kranz
1971 "Der Kommissar: Die Tote im Park" (44. Folge), Regie: Wolfgang
Staudte, Rolle des Erich Felz
1972 "Der Kommissar: Rudek" (55. Folge), Regie: Charles Regnier, Rolle des
Herrn Doberg
1974 "Derrick: Stiftungsfest" (3. Folge), Regie: Helmut Käutner, Rolle des
August Bark
1988 "Derrick: Eine Art Mord" (170. Folge), Regie: Günter Gräwert, Rolle
des Werner Rutger
Folgen, die für Aufsehen sorgten |
Siegfried Lowitz zur Kritik an "Der Alte schlägt zweimal zu"
(Gong
21/ 1977, p. 5)
„Was mich bei dem Wirbel, der entstanden ist, am meisten wundert,
ist, dass ganz offensichtlich sogar von der Presse Drehbuchautor und
Darsteller des ‚Alten’ zusammengeworfen werden. Auf die Dramaturgie
und den Handlungsablauf der Drehbücher habe ich nun einmal keinen
Einfluss, nicht einmal ein Einspruchsrecht. Das gilt auch für das
Drehbuch und die Regie von José Giovanni, ohne Zweifel ein
brillanter und international anerkannter Regisseur. Schließlich
wirft die Kritik ja auch dem ersten Geiger in einem Orchester nicht
vor, dass ihr die Sinfonie missfällt. Der Geiger spielt die Noten
und weiter nichts. Dass ich die Noten richtig spiele, ist mir von
Zürich bis Hamburg und von München bis Berlin bei den ersten Folgen
bestätigt worden. Es ist meine Überzeugung, dass ich die Rolle des
Kommissar Köster sympathisch gestalte; dieser Kommissar hat Humor,
hat Phantasie und er ist beileibe nicht dumm. Ich kann diese Rolle
umso lieber spielen, als ich ein Bewunderer der Arbeit der Polizei
bin. Ich weiß darum, wie schwer sie ist. Und ich bin mit meinem
Produzenten, Helmut Ringelmann, darin einig, dass es niemals unsere
Absicht ist, die Polizei zu diskreditieren und herabzusetzen.
Allerdings angesichts der, wie ich meine, doch recht überzogenen
Kritik, muss man sich fragen: Wie ist das eigentlich mit der
Freiheit der künstlerischen Gestaltung? Kann man Autoren
vorschreiben, wie sie schreiben, wie sie Regie führen sollen?
Natürlich bin auch ich der Meinung, dass der Kommissar Köster, so
unkonventionell er auch im Einzelfall handeln mag, immer im Rahmen
der Gesetze bleiben muss. Im übrigen bin ich der Meinung meines
Münchner Freundes Sigi Sommer: ‚Wenn der Fall Lowitz Schule machen
würde, müsste die britische Königin jedes Mal, wenn im Münchner
Residenztheater Maria Stuart gespielt wird, die diplomatischen
Beziehungen zum Intendanten abbrechen’". |
Interessanter Weise gab es innerhalb der
Reihen "Der Kommissar", "Derrick", und "Der Alte" immer wieder Folgen, die
beim Publikum oder anderswo für Aufregungen sorgten - und mitunter lange
nicht (teils per richterlichen Beschluss) wiederholt wurden durften.
Beim Kommissar waren dies die Folgen 82 ("Traumbilder", Regie: Helmuth
Ashley) und 83 ("Das goldene Pflaster", Regie: Wolfgang Becker).
Mittlerweile wurde die 82. Folge wiederholt, und zwar im April 2000. Eine
Textpassage, die für einen Restaurantbesitzer angeblich
geschäftsschädigend war, war die Ursache für den richterlichen Beschluss,
den Film nie wieder auszustrahlen. In der Folge "Das goldene Pflaster"
wird ein angehöriger der türkischen Botschaft in Wien als Mörder entlarvt.
Daher die Proteste. Im Rahmen der Reihe "Derrick" wurde dafür gesorgt,
dass die 20. Folge "Schock" (Regie: Alfred Vohrer) nicht mehr gezeigt wird
- Grund: ein Kind wird ermordet. 2002 wurde die Folge nach mehr als 25
Jahren erstmals wiederholt. In der 15. Folge "Alarm auf Revier 12" (Regie:
Zbynĕk Brynych) kommen fünf Menschen ums Leben - zuviel! Daher
durften in Zukunft nur mehr zwei, höchstens drei Leichen pro Folge
"fabriziert" werden. Doch nun zum "Alten": die dritte Folge der Serie trägt
den
Titel "Der Alte schlägt zweimal zu", geschrieben und inszeniert wurde sie
von José Giovanni. Der Film weckte große Proteste seitens der Polizei, da
diese in dem Film angeblich in ein besonders schlechtes Licht gerückt
werden. 1992 wurde die Folge im ZDF gekürzt wiederholt, im Juli 2003
erlebte die durchaus gelungene Episode auf 3sat erstmals eine vollständige
Wiederholung. Die Folge wurde nicht ins Ausland exportiert, wodurch sich
dort die Zahl von Kommissar Kösters Fällen von 100 auf 99 reduziert. Zwei
weitere Regiearbeiten José Giovannis für die Reihe wurden aus diesem Grund
nicht realisiert. Der Grund für die Proteste war: Köster erpresst ein
Geständnis mit Hilfe einer gefälschten Tonbandaufnahme; Heymann lässt sich
beim Liebesspiel mit der Geliebten des Mordverdächtigen fotografieren, damit
diese Aufnahmen dann Druckmittel benutzt werden können; Mordverdächtiger und
Freundin werden durch eine Scheinentlassung gegeneinander ausgespielt; der
Mörder wird mit Handschellen an die Heizung gefesselt. Die
Polizeigewerkschaft lief Sturm ("Das ist Volksverdummung! Bei uns müsste
jemand mit solchen Methoden den Dienst sofort quittieren!" (Bild+ Funk
21/1977, S. 12)) und der ORF strahlte die Folge gleich gar nicht aus, drohte
gemeinsam mit der SRG sogar mit dem Ausstieg aus der Koproduktion. Im
Burgenland gab es daraufhin eine Pressekonferenz, bei der man verkündete, in
Zukunft die Bücher exakt zu prüfen. Regisseur José Giovanni ("Ich habe
dieses Drehbuch nicht geschrieben, um Polizisten zu diskreditieren!") hatte
wie gesagt zwei weitere Bücher vorbereitet, die er aus Freundschaft zu
Ringelmann geschrieben hatte. Wie er Bild+Funk (21/ 1977, S.12) erklärte,
war die Zusammenarbeit mit Team, Schauspielerin und technischem Stab
hervorragend.: "An mir soll eine weitere Zusammenarbeit nicht scheitern. Ich
bedaure nur, dass die deutschen Kriminalbeamten mich für etwas anklagen, das
ich nicht getan habe" sagte erd damals. Auf die Kritikpunkte angesprochen
erklärte er, dass er vollkommen zu seinem Drehbuch stehe, weil diese
Druckmittel angeblich überall angewendet werden.
Folgen
wie "Der Zigeuner" (Folge 52) wurden
bei der letzten Wiederholung im ZDF auch nicht ausgestrahlt
und schon 1991/92 in 3sat nicht, der ORF verzichtete in den 80ern gänzlich auf
die Erstausstrahlung.
Jede Episode begann mit den bekannten
Bildern (Nebellandschaft, Baum mit dürren Äste, Lowitz im Mantel in Rück-
und Vorderansicht, zuvor ein Schuss aus der Pistole), die einfach
überblendet wurden. Nach dem Schuss ertönt Peter Thomas' leider viel zu
kurze aber geniale Titelmusik, die im Abspann nie zu hören war. Lediglich
in Episode 96 "Wiederholungstäter" (1985, Regie: Günter Gräwert) war eine
etwas verunglückte Version davon während des Abspanns zu hören. In den
letzten Köster-Jahren ließ Günter Gräwert die Handlung auch schon mal
beginnen und setzte erst nach einigen Minuten mit dem Vorspann ein (z.B.
Folge 88 "Eine Tote auf Safari" (1984, Regie: Günter Gräwert). In Folge 13
"Ein unkomplizierter Fall" ließ Regisseur Dietrich Haugk die Musik von
Peter Thomas gänzlich weg und ließ den Vorspann stumm ablaufen. Der
Pilotfilm "Die Dienstreise" (1976, Regie: Johannes Schaaf) kommt gänzlich
ohne Vorspann und Titelmusik aus, während die Kamera über mehrere im Stau
steckende Autos schwenkt wird eingeblendet "Aus der Serie DER ALTE - Die
Dienstreise". Der Vorspann der Kress-Folgen sieht meistens so aus, dass
verschiedene Sequenzen aus dem aktuellen Fall gezeigt werden. Dazu
erklingt Eberhard Schoeners Titelmusik. Der Vorspann ist unterschiedlich
lange. Dietrich Haugk lässt die von ihm inszenierten Folgen unmittelbar
mit der Handlung beginnen und verzichtet auf den typischen "Alte"-Vorspann.
Seit Kommissar Herzog ermittelt, wird bis auf wenige Ausnahmen der
Vorspann einfach in die erste Szene des Films eingeblendet. Die Musik von
Eberhard Schöner ist die gleiche geblieben. In Folge 340 "Taximörder" kam
erstmals und bisher einmal keine Titelmusik vor.
Der Wechsel zu Rolf Schimpf |
1985 hatte Siegfried Lowitz genug von
seiner Rolle, er wollte sich wieder ganz dem Theater widmen. Günter
Gräwert und Adolf Schröder schrieben daher die letzte Folge "Zwei Leben"
(Regie: Günter Gräwert), in der Köster durch eine Patronenkugel stirbt,
die Christoph Waltz als Mörder abfeuert. Produzent Ringelmann wollte den
Erfolg des Alten fortsetzen, daher besetzte er die Rolle des "Alten" mit
Rolf Schimpf nach, der ihm in dem Fernsehspiel "Der Sheriff von
Linsenbach" aufgefallen war. Zuvor erprobte er Rolf Schimpf allerdings in
der sechsteiligen ZDF-Familienserie "Mensch, Bachmann!" (1984, Buch:
Herbert Reinecker, Regie: Wolfgang Becker). Der Wechsel von Lowitz zu
Schimpf wurde in der Folge "Sein erster Fall" (Regie: Günter Gräwert)
vollzogen. In dieser Episode ist auch Jan Hendriks als Martin Brenner in
eine andere Abteilung versetzt, tritt aber in dieser 101. Folge nochmals
auf. Auch der Assistent Löwinger (Jan Meyer) trat in der Folge genauso wie
Meyer Zwo (Wolfgang Zerlett) auf, wie übrigens noch in einigen folgenden.
Geschrieben wurde die erste "neue" Folge von Volker Vogeler, Leopold
Ahlsen und Günter Gräwert, die das gemeinsame Pseudonym Tobias Bertram
verwendeten. Alle bisher gedrehten Folgen haben Gerd Heymann als ewig
zweiten Mann gemeinsam. Lediglich in der 47. Folge "Der Freund" (Buch:
Volker Vogeler/Regie: Zbynĕk Brynych) und in der 53. Folge "Die
Unbekannte" (Buch: Detlef Müller, Regie: Zbynĕk Brynych) tauchte er nicht
auf. In "Der Freund" ist Köster auf Urlaub bei einem Bekannten (gespielt
von Walter Sedlmayr, der Kommissar Schöninger aus der "Polizeiinspektion
1").
Rolf Schimpf folgte also Siegfried Lowitz nach. Schimpf, geboren im
November 1924, war seit 1978 als Waldi Zellmann in der Krimireihe "Soko
5113" beschäftigt. Mit der Folge "Finderlohn" verabschiedete er sich vom "Soko"-Team.
In einem Fernsehspiel, in dem er einen Parkwächter mimte, entdeckte ihn
Produzent Helmut Ringelmann und engagierte ihn zunächst für die Serie
"Mensch, Bachmann!" (1984, sechs Folgen, Regie: Wolfgang Becker), dann für
den "Alten". Bereits im Oktober 1985 begannen die Dreharbeiten zur neuen
Serie. Rolf Schimpf arbeitete sich in seine neue Rolle ein, indem er
einige Tage mit echten Beamten der Münchner Mordkommission mitging.
Hauptkommissar Leo Kress, genauso wie sein Vorgänger geschieden, hat eine
Tochter, die in den ersten Folgen regelmäßig auftaucht. Sabine Kress wurde
von Bettina Redlich verkörpert. Sogar Kress' Exfrau taucht in einer Folge
auf. Kress und sein Kollege Henry Johnson (Charles Muhamed Huber) werden
von Augsburg nach München versetzt, und bilden dort mit Gerd Heymann das
neue Team. Ab der 106. Folge "Gigolo ist tot" (Buch: Volker Vogeler,
Regie: Dietrich Haugk) wirkt auch Markus Böttcher als Werner Riedmann mit.
Der Polizeiarzt, der bis heute keinen Namen hat, sondern immer nur
"Doktor" genannt wird, ist bereits seit Folge 74 ("Umsonst ist der Tod",
Regie: Günter Gräwert) dabei. Gespielt wird er von Ulf J. Söhmisch. 1996
gab es einen weiteren Wechsel innerhalb des Teams: nach 125 Folgen
verabschiedete sich Charles Muhamed Huber in der Folge 225. "Der Tod der
Eltern" (Buch: Volker Vogeler, Regie: Hans-Jürgen Tögel). In der 226.
Folge "Der Scherbenhaufen" (Regie: Helmuth Ashley) folgte ihm Pierre
Sanoussi-Bliss als Axel Richter nach. Axel Richter war früher schon beim
SK 4 beschäftigt. Mit der im November/ Dezember 2006 gedrehten und am
21.12.2007 ausgestrahlten Episode "Jakob" steigt Rolf Schimpf nach 222
Folgen und fast 22 Jahren aus der Serie aus und verabschiedet sich laut
Rollenlegende in die Pension. Der Abschied kommt die gesamte Episode lang
nicht zur Sprache, lediglich die letzten beiden Minuten thematisieren das
Ganze. Kress kommt niedergeschlagen zurück ins Büro, über der Tür ist ein
Schild angebracht, auf dem "Tschüss Leo" steht. Seine Kollegen erwarten
ihn mit Sekt. Kress ist nicht nach Feiern zu Mute. Gerd Heymann eröffnet
die Laudatio als das Telefon klingelt und die Kripo zu einem Mordfall
angefordert wird. Axel fragt Leo: "Willst du nicht doch mitkommen"? - Leo:
"Nein, das könnt ihr sehr gut alleine. Schließlich habt ihr genug bei mir
gelernt". Dann ist sein letzter Satz: "Haut endlich ab". Kress wird von
oben mit der Kamera eingefangen, wie er alleine im Büro steht und das
Sektglas auf den Tisch abstellt. Dann ertönt die melancholische Melodie,
die den ganzen Film begleitet haben und der Abspann wird eingeblendet.
Filmographie Rolf Schimpf TV-Serien-Rollen:
Jahr |
Serientitel |
Folgen |
Regisseur(e) |
Rolle |
1963 |
Das Wunder
von Legende |
TV-Film |
Rudolf Jugert |
Dr. Rohloff |
1968 |
Hafenkrankenhaus
|
13 |
Erich Neureuther |
Arzt |
1969 |
Ida
Rogalski-Mutter von 5 Söhnen |
13 |
Tom Toelle |
Werner Rogalski |
1970 |
Meine Tochter-Unser
Fräulein Doktor |
13 |
Wolfgang F. Henschel,
Wolfgang Schleif |
? |
1972 |
Mein Bruder, der Herr Dr.
Berger |
13 |
? |
Dr. Wolfgang Berger |
1972 |
Geheimagenten |
TV-Film |
Eberhard Fechner |
BND-Agent |
1977 |
Es muss nicht immer
Kaviar sein |
3 |
Thomas Engel |
Herr Brenner |
1978 |
SOKO 5113 |
viele |
Ulrich Stark |
Waldi |
1979 |
Die Protokolle des Herrn
M |
13 |
Harald Philipp |
Schorsch Paul |
1980 |
Achtung Zoll |
4+ |
Hermann Leitner |
Bärwaldt |
1982 |
Büro, Büro |
39 |
Reinhard Schwabenitzky |
Vater Neuhammer |
1984 |
Mensch, Bachmann |
6 |
Wolfgang Becker |
Herr Bachmann |
Filmographie Rolf
Schimpf TV-Gastrollen
(Auswahl):
Jahr |
Serientitel |
Folge |
Episodentitel |
Regisseur |
Rolle |
1964 |
Kommissar
Freytag |
11 |
Teurer Umzug |
Michael Braun |
Josef Koske |
1964 |
Fernfahrer |
6 |
Die Kontrolle |
Theo Mezger |
Inspektor |
1965 |
Hafenpolizei |
15 |
Der
Betriebsausflug |
John Olden |
Günther Lohmann |
1965 |
Hafenpolizei |
21 |
Der Heuler |
John Olden |
Streifenpolizist |
1965 |
Hafenpolizei |
28 |
Der Eisbär |
John Olden |
Matrose |
1965 |
Gestatten,
mein Name ist Cox |
14 |
Springen gehört
zum Handwerk |
Georg Tressler |
Mr. Stone |
1965 |
Intercontinental-Express |
2 |
Die Puppe mit
dem Porzellankopf |
Peter Zadek |
Erich Koch |
1966 |
Lautlose Jagd |
7 |
Das Revier in
der Kiesgrube |
Georg Tressler |
? |
1967 |
Polizeifunk
ruft |
4 |
Gefährlicher
Spaziergang |
Hermann Leitner |
Karl Steuben |
1968 |
Cliff Dexter |
21 |
Tod auf dem
Golfplatz |
Klaus Dudenhöfer |
Mc Bride |
1968 |
Dem Täter auf
der Spur |
4 |
Das Fenster zum
Garten |
Jürgen Roland |
Spurensicherer |
1970 |
Die
Kriminalnovelle |
5 |
Es bleibt in der
Familie |
Wolfgang Staudte |
Mr. Smith |
1971 |
Percy Stuart |
48 |
Die
Weltregierung |
Hans-Georg
Thiemt |
Kommissar |
1971 |
Recht oder
Unrecht |
8 |
Der Fall
Meinberg |
Robert Adolf
Stemmle |
? |
1972 |
Privatdetektiv Frank Kross |
2 |
Gefüllte
Pralinen |
Erich Neureuther |
Reporter Roller |
1973 |
Hamburg
Transit |
32 |
Zwölf Wochen
umsonst |
Claus Peter Witt |
Sicherheitsbeauftragter |
1973 |
Die
Kriminalerzählung |
6 |
Die Handschuhe
des Franzosen |
Rudolph
Nussgruber |
Bloomer |
1973 |
OKAY S. I. R. |
25 |
Schutzengel |
Marran Gosov |
Monsieur Bressac |
1974 |
OKAY S. I. R. |
30 |
Der Graf unter
Wasser |
Dieter Lemmel |
Doktor |
1974 |
Tatort |
46 |
Der Mann aus
Zimmer 22 |
Heinz Schirk |
Wolfgang |
1974 |
Graf Yoster
gibt sich die Ehre |
47 |
Der
Papageienkäfig |
Jean Herman |
Der Schweizer |
1974 |
Autoverleih
Pistulla |
9 |
Rosis Unschuld |
Erich Neureuther |
Lehrer |
1974 |
Härte 10 |
1 |
Nadine |
Gordon Flemyng |
Herr Meuskens |
1975 |
Kommissariat
9 |
10 |
Kavaliersdelikte |
Wolfgang Staudte |
Staatsanwalt Dr.
Jaeckel |
1975 |
Kommissariat
9 |
12 |
Ich bin ein
Europäer |
Wolfgang Staudte |
Staatsanwalt Dr.
Jaeckel |
1976 |
Der Anwalt |
6 |
Numerus clausus |
Heinz Schirk |
? |
1976 |
Tatort |
59 |
Augenzeuge |
Theo Mezger |
Geldbote |
1977 |
Der Anwalt |
16 |
Eine unbezahlte
Rechnung |
Theodor Grädler |
Gerichtsbeamter |
1978 |
Jörg Preda
berichtet |
22 |
Das Gift der
Hoffnung |
Eberhard
Schubert |
Journalist |
1979 |
Tatort |
95 |
Die Kugel im
Leib |
Wolfgang Staudte |
Staatsanwalt
|
1980ff. |
Aktenzeichen
XY ungelöst |
125,
131, 139, 147, 150 |
5 verschiedene
Filmfälle |
Kurt Grimm |
Juwelier, Kommissar, Opfer |
1980 |
Tatort |
108 |
Kein Kinderspiel |
Theo Mezger |
? |
1981 |
I. O. B.
Spezialauftrag |
22 |
Streng
vertraulich |
Peter Meincke |
Bernhard Gosler
|
1982 |
Steckbriefe
|
1 |
Vogel flieg |
Theo Mezger |
Vogt |
1983 |
Tatort |
|
Mord ist kein
Geschäft |
Theo Mezger |
Mann im Labor |
1983 |
Die
Krimistunde |
7.1 |
Knopfdruck für
einen Chinesen |
George Moorse |
? |
1986 |
Es muss nicht
immer Mord sein |
21 |
Traumflug |
Kai Borsche |
Herr Schumann |
1997 |
Derrick |
281 |
Das
Abschiedsgeschenk |
Dietrich Haugk |
Leo Kress |
2004 |
Tatort |
571 |
Bienzle und der
steinerne Gast |
Hartmut
Griesmayr |
Minister |
Der dritte "Alte": Walter Kreye |
Mit der im März 2007 produzierten Episode
"Doppelspiel" tritt Walter Kreye den Dienst bei der Münchner
Mordkommission II als Hauptkommissar Rolf Herzog an und folgt damit nach
322 Fällen Siegfried Lowitz (100 Folgen) und Rolf Schimpf (222 Folgen).
Kreye wurde am 18.7.1942 in Oldenburg geboren und absolvierte die
Ausbildung zum Schauspieler an der Schauspielschule Bochum. Er wirkte
zuvor schon einmal in "Der Alte" mit, und zwar in Folge 276 "Mord auf
Bestellung" unter der Regie von Helmuth Ashley. Er drehte unter anderem
einige Rosamunde Pilcher-Filme, war in den Krimireihen "K3",
"Küstenwache", "Ein Fall für zwei", "SOKO 5113", "Tatort", "Wolffs
Revier", "Der Staatsanwalt", "Wilsberg", "Rosa Roth", "Polizeiruf 110",
"Die Cleveren", "Der König" und "Der Clown" zu sehen, spielte neben Horst
Tappert in dem Film "Der Kardinal" und drehte zahlreiche weitere
erfolgreiche Kino- und TV-Filme, darunter den Edgar-Wallace-Krimi "Das
Haus der toten Augen". Auf dem Foto rechts: Walter Kreye als
Mordverdächtiger in "Mord auf Bestellung" (Folge 276) und gemeinsam mit
seinem Vorgänger Rolf Schimpf und seinen Kollegen in der gleichen Episode.
Seit der ersten Folge war das Büro immer
das selbe. In den ersten Folgen saß Lowitz auf der rechten Seite, Ande auf der
linken, später war es dann umgekehrt. Lange gab es gegenüber der Eingangstür von
Kösters Büro eine Tür, die in den späteren Folgen fehlt. In Folge drei "Der Alte
schlägt zweimal zu" ist hinter Lowitz' Tisch eine große Tür, die in ein weiteres
Großraumbüro führt. Dieses Studiodekoration ist allerdings nur in dieser einen
Folge zu sehen. Bis zur 333. Folge bleibt das Büro immer das gleiche. Noch als
Herzog seinen neuen Platz in Folge 322. "Doppelspiel" einnimmt, bemerkt Axel
Richter, dass die Mordkommission II bei der letzten Renovierung wieder mal
vergessen wurde. In Folge 333 ziehen "Der Alte" und sein Team in das ehemalige
Büro von "Siska", das ja fortan nicht mehr gebraucht wurde, weil die Serie
leider eingestellt wurde. Einige kleine Veränderungen wurden vorgenommen, man
kann aber ganz deutlich sehen, dass es sich um die alte "Siska"-Dekoration
handelt.
Produzent Helmut Ringelmann |
Der am 4.9.1926 in München geborene Produzent
hat das Milieu von der Pike auf kennen gelernt - einst nahm er
Schauspielunterricht bei Martin Held, spielte sieben Jahre unter der
Leitung von Heinz Hilpert Theater. Da sein eigentliches Ziel der Film war,
gab er die Schauspielerei auf und arbeitete als Aufnahme-, Produktions-
und Herstellungsleiter. Nachdem er einige internationale Erfahrung
gesammelt hatte, wurde er geschäftsführender Produzent der
Produktionsgesellschaft "Intertel", mit der er für das ZDF die
Straßenfeger "Das Kriminalmuseum" (1963-1970) und "Der Tod läuft
hinterher" (1967, Buch: Herbert Reinecker, Regie: Wolfgang Becker) sowie
die Spionageserie "Die fünfte Kolonne" (1963-1968) herstellte. 1968 wurde
er selbständiger Produzent und gründete seine Neue Münchner
Fernsehproduktion, mit der er erst einmal sechs Folgen einer neuen
Krimiserie - "Der Kommissar" - und einen Dreiteiler namens "Babeck" (1968,
Buch: Herbert Reinecker, Regie: Wolfgang Becker) herstellte. Später
folgten "11 Uhr 20" (1970, Buch: Herbert Reinecker, Regie: Wolfgang
Becker) und Serienerfolge wie "Derrick" (1974-1997, 281 Folgen, Buch:
Herbert Reinecker), "Der Alte" (seit 1976, bis jetzt über 290 Folgen),
"Polizeiinspektion 1" (1977-1988, 130 Folgen), "Unsere schönsten Jahre"
(1983, 1985, 12 Folgen, Buch: Franz Geiger (1.Staffel), Michael Braun (2.
Staffel), Regie: Franz Geiger, Alfred Weidenmann, Zbynek Brynych (1.
Staffel), Michael Braun (2.Staffel)), "Eichbergers besondere Fälle" (1988,
13 Folgen, Buch: Albert Sandner, Regie: Theodor Grädler, Günter Gräwert),
"Mensch Bachmann" (1984, mit Rolf Schimpf, Regie: Wolfgang Becker) und
"Der Mann ohne Schatten" (1995/96, 14 Folgen). ("Derrick" wurde von
Ringelmanns Firma "Telenova" produziert, "Der Mann ohne Schatten" von R.
Productions). Auch der Derrick-Nachfolger "Siska" stammt aus dem Hause
Ringelmann. Für seine Produktionen ist es ihm stets gelungen
Persönlichkeiten - sozusagen die Creme de la Creme von Schauspielern,
Regisseuren, Autoren etc. - zu gewinnen. Helmut Ringelmann ist nach wie
vor der "Krimi-König", Garant für feinste Spannung, der ein Gespür für
richtige Besetzung und geniale Storys hat. Alle seine Produktionen sind
Welterfolge.
Für die Serie "Der Alte" entschloss sich
Ringelmann, nicht mehr nur einen Autoren zu wählen (so wie dies bei "Der
Kommissar" und "Derrick" mit Herbert Reinecker der Fall war), sondern auf
die besten verfügbaren zurückzugreifen: Oliver Storz, Karl Heinz
Willschrei ("Ein Fall für zwei", "Wolffs Revier"), Bruno Hampel
("Kommissar Freytag", "Das Kriminalmuseum"), Detlef Müller ("Ein Fall für
zwei", Bild rechts), Leopold Ahlsen und Volker Vogeler (starb im April
2005, die im Juli 2005 gedrehte Folge "Himmel und Hölle" ist sein letztes
Buch; links in einer Gastrolle als Wermut-Bruder in der "Siska"-Episode
"Leonardos Geheimnis"). Auch Edgar-Wallace-Regisseur Alfred Vohrer schrieb
vier Drehbücher für die Serie. Bis heute ist Volker Vogeler der fleißigste
Autor der Serie, über die Hälfte aller Folgen stammen aus seiner Feder. Zu
den "Der Alte"-Autorinnen und Autoren gehören auch Christa-Maria Bandmann,
Christina Christoff und Adolf Schröder. In neuerer Zeit schreibt auch
Regisseur Hartmut Griesmayr (u.a. eine Folge gemeinsam mit seiner
Regieassistentin Ute Geber) für die Serie und nach Vogelers Tod der
Schauspieler Friedrich Karl Grund. Unter den Regisseuren wären v.a. noch
Günter Gräwert, José Giovanni und Jürgen Goslar als Autoren zu nennen.
Johannes Schaafs Ehefrau Rosemarie Fendel verfasste ebenfalls eine Episode
("Der Pelikan", bereits als Folge 3 produziert aber als Folge 16
ausgestrahlt) unter dem Pseudonym Jan Gutova.
Produzent Helmut Ringelmann griff auf sein
schon bewährtes Regisseur-Ensemble zurück. Alles "alte Hasen", die schon
seit Jahrzehnten in ihrem Fach tätig waren, und die er bis heute einsetzt.
Einige von ihnen sind bereits verstorben, wie Günter Gräwert oder Zbynêk
Brynych (beide - neben Helmuth Ashley - die fleißigsten Regisseure
innerhalb der Reihe "Der Alte"). Ein weiterer fleißiger Regisseur
innerhalb der Reihe war Theodor Grädler (der allerdings nur drei "neue" "Alte"-Folgen
inszenierte). Andere drehen noch fleißig, wie Helmuth Ashley oder Alfred
Weidenmann (siehe Bild), der die Bundesfilmpreise nur so abräumt
(Weidenmann starb Ende Juni 2000, seine letzte Regiearbeit ist die 249. "Alte"-Folge:
"Die zweite Frau"). Dietrich Haugk, Hochschulprofessor am Mozarteum
Salzburg inszenierte auch immer wieder Folgen. Neuere Regisseure im "Ringelmann"-Ensemble
sind Hans-Jürgen Tögel, Gero Erhardt (Sohn des Komikers Heinz Erhardt),
Hartmut Griesmayr und der Schauspieler Vadim Glowna sowie Joseph Vilsmaier,
der zwar erst 2006 als Regisseur agierte, aber schon 1977 als Kameramann
dabei war.
alle Texte: © GP, Die Krimihomepage |