Hintergrund:
Hauptkommissar Kress |
1985 hatte Siegfried Lowitz genug von
seiner Rolle, er wollte sich wieder ganz dem Theater widmen. Günter
Gräwert und Adolf Schröder schrieben daher die letzte Folge "Zwei Leben"
(Regie: Günter Gräwert), in der Köster durch eine Patronenkugel stirbt,
die Christoph Waltz als Mörder abfeuert. Produzent Ringelmann wollte den
Erfolg des Alten fortsetzen, daher besetzte er die Rolle des "Alten" mit
Rolf Schimpf nach, der ihm in dem Fernsehspiel "Der Sheriff von
Linsenbach" aufgefallen war. Zuvor erprobte er Rolf Schimpf allerdings in
der sechsteiligen ZDF-Familienserie "Mensch, Bachmann!" (1984, Buch:
Herbert Reinecker, Regie: Wolfgang Becker). Der Wechsel von Lowitz zu
Schimpf wurde in der Folge "Sein erster Fall" (Regie: Günter Gräwert)
vollzogen. In dieser Episode ist auch Jan Hendriks als Martin Brenner in
eine andere Abteilung versetzt, tritt aber in dieser 101. Folge nochmals
auf. Auch der Assistent Löwinger (Jan Meyer) trat in der Folge genauso wie
Meyer Zwo (Wolfgang Zerlett) auf, wie übrigens noch in einigen folgenden.
Geschrieben wurde die erste "neue" Folge von Volker Vogeler, Leopold
Ahlsen und Günter Gräwert, die das gemeinsame Pseudonym Tobias Bertram
verwendeten.
Anlässlich
der 100. Kress- und 200. "Der Alte"-Folgte sagte Rolf Schimpf über die
Serie in einem Interview:
(Interview: ZDF
Presse-Special zur 200. Der Alte-Folge, 1994, p. 6 sqq., mit
freundlicher Genehmigung der zuständigen ZDF-Redaktion)
- Wie
fühlen Sie sich nach einhundert Folgen als "Der Alte"?
Rolf Schimpf: Erstaunlicherweise macht es immer noch Freude. Das hängt
natürlich damit zusammen, dass wir eine Reihe sind, keine Serie. Das heisst: wir
haben nicht das Prinzip "Fortsetzung folgt", sondern wir drehen jedesmal
abgeschlossene Geschichten. Es ist zwar immer dieselbe Rolle, aber es ist
jedesmal eine neue Situation, es sind neue Kolleginnen und Kollegen, neue
Regisseure.
-
Hauptkommissar Köster, den Siegfried Lowitz gespielt hat, und Sie als
Hauptkommissar Kress ermitteln auf sehr unterschiedliche Art und Weise.
Rolf Schimpf: Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich meinen Kollegen
Siegfried Lowitz sehr hoch schätze. Die gegenwärtigen Wiederholungen des
"Alten" sehe ich heute noch mit viel Vergnügen an. Der Unterschied zwischen
uns ist ganz einfach: er hat den Alten gespielt, als wäre Siegfried Lowitz
Kriminalbeamter, und ich spiele ihn so, als wäre Rolf Schimpf
Kriminalbeamter. Anders kann man an diese Sache gar nicht herangehen. Man
muss nicht versuchen, eine Rolle zu spielen, sondern man muss sich
vorstellen, man wäre in einem anderen Beruf. Nur dann kann man das
durchhalten, und nur dann reagiert man auch richtig.
- Ihre
Persönlichkeit geht also stark in die Rolle ein?
Rolf Schimpf: Ja. Es funktioniert auch nicht anders. Ich habe mich
einmal mit meinem Kollegen Horst Tappert unterhalten - er war der gleichen
Meinung. Außerdem entspricht das, was ich spiele, meiner Auffassung von dem
Beruf, den ich verkörpere.
-
Werfen wir einen Blick zurück auf Ihren Berufseinstieg als Kripochef Leo
Kress. Es heißt, das Angebot des Produzenten Helmut Ringelmann, den Alten zu
spielen, hätten Sie innerhalb von Minuten angenommen.
Rolf Schimpf: Nein, das stimmt nicht. Es war vielmehr so: ich habe
vorher bei Helmut Ringelmann in der ZDF-Serie "Mensch Bachmann" die
Titelrolle gespielt. Als der Kollege Lowitz beschlossen hatte, aufzuhören,
hat Herr Ringelmann mich gefragt, ob ich den "Alten" übernehmen wolle. Ganz
spontan habe ich nicht zugesagt, sondern ich habe 24 Stunden darüber
nachgedacht. Weniger, weil ich Zweifel an der Sache hatte, sondern
eigentlich aus Prinzip. Ich finde, so eine Entscheidung sollte man nicht
übers Knie brechen und gründlich darüber nachdenken.
Rolf Schimpf folgte also Siegfried Lowitz nach. Schimpf, geboren im
November 1925, war seit 1978 als Waldi Zellmann in der Krimireihe "Soko
5113" beschäftigt. Mit der Folge "Finderlohn" verabschiedete er sich vom "Soko"-Team.
In einem Fernsehspiel, in dem er einen Parkwächter mimte, entdeckte ihn
Produzent Helmut Ringelmann und engagierte ihn zunächst für die Serie
"Mensch, Bachmann!" (1984, sechs Folgen, Regie: Wolfgang Becker), dann für
den "Alten". Bereits im Oktober 1985 begannen die Dreharbeiten zur neuen
Serie. Rolf Schimpf arbeitete sich in seine neue Rolle ein, indem er
einige Tage mit echten Beamten der Münchner Mordkommission mitging.
Hauptkommissar Leo Kress, genauso wie sein Vorgänger geschieden, hat eine
Tochter, die in den ersten Folgen regelmäßig auftaucht. Sabine Kress wurde
von Bettina Redlich verkörpert. Sogar Kress' Exfrau taucht in einer Folge
auf. Kress und sein Kollege Henry Johnson (Charles Muhamed Huber) werden
von Augsburg nach München versetzt, und bilden dort mit Gerd Heymann das
neue Team. Ab der 106. Folge "Gigolo ist tot" (Buch: Volker Vogeler,
Regie: Dietrich Haugk) wirkt auch Markus Böttcher als Werner Riedmann mit.
Der Polizeiarzt, der bis heute keinen Namen hat, sondern immer nur
"Doktor" genannt wird, ist bereits seit Folge 74 ("Umsonst ist der Tod",
Regie: Günter Gräwert) dabei. Gespielt wird er von Ulf J. Söhmisch. 1996
gab es einen weiteren Wechsel innerhalb des Teams: nach 125 Folgen
verabschiedete sich Charles Muhamed Huber in der Folge 225. "Der Tod der
Eltern" (Buch: Volker Vogeler, Regie: Hans-Jürgen Tögel). In der 226.
Folge "Der Scherbenhaufen" (Regie: Helmuth Ashley) folgte ihm Pierre
Sanoussi-Bliss als Axel Richter nach. Axel Richter war früher schon beim
SK 4 beschäftigt. Mit der im November/ Dezember 2006 gedrehten und am
21.12.2007 ausgestrahlten Episode "Jakob" steigt Rolf Schimpf nach 222
Folgen und fast 22 Jahren aus der Serie aus und verabschiedet sich laut
Rollenlegende in die Pension. Der Abschied kommt die gesamte Episode lang
nicht zur Sprache, lediglich die letzten beiden Minuten thematisieren das
Ganze. Kress kommt niedergeschlagen zurück ins Büro, über der Tür ist ein
Schild angebracht, auf dem "Tschüss Leo" steht. Seine Kollegen erwarten
ihn mit Sekt. Kress ist nicht nach Feiern zu Mute. Gerd Heymann eröffnet
die Laudatio als das Telefon klingelt und die Kripo zu einem Mordfall
angefordert wird. Axel fragt Leo: "Willst du nicht doch mitkommen"? - Leo:
"Nein, das könnt ihr sehr gut alleine. Schließlich habt ihr genug bei mir
gelernt". Dann ist sein letzter Satz: "Haut endlich ab". Kress wird von
oben mit der Kamera eingefangen, wie er alleine im Büro steht und das
Sektglas auf den Tisch abstellt. Dann ertönt die melancholische Melodie,
die den ganzen Film begleitet haben und der Abspann wird eingeblendet.
Filmographie Rolf Schimpf TV-Serien-Rollen:
Jahr |
Serientitel |
Folgen |
Regisseur(e) |
Rolle |
1963 |
Das Wunder
von Legende |
TV-Film |
Rudolf Jugert |
Dr. Rohloff |
1968 |
Hafenkrankenhaus
|
13 |
Erich Neureuther |
Arzt |
1969 |
Ida
Rogalski-Mutter von 5 Söhnen |
13 |
Tom Toelle |
Werner Rogalski |
1970 |
Meine Tochter-Unser
Fräulein Doktor |
13 |
Wolfgang F. Henschel,
Wolfgang Schleif |
? |
1972 |
Mein Bruder, der Herr Dr.
Berger |
13 |
? |
Dr. Wolfgang Berger |
1972 |
Geheimagenten |
TV-Film |
Eberhard Fechner |
BND-Agent |
1977 |
Es muss nicht immer
Kaviar sein |
3 |
Thomas Engel |
Herr Brenner |
1978 |
SOKO 5113 |
viele |
Ulrich Stark |
Waldi |
1979 |
Die Protokolle des Herrn
M |
13 |
Harald Philipp |
Schorsch Paul |
1980 |
Achtung Zoll |
4+ |
Hermann Leitner |
Bärwaldt |
1982 |
Büro, Büro |
39 |
Reinhard Schwabenitzky |
Vater Neuhammer |
1984 |
Mensch, Bachmann |
6 |
Wolfgang Becker |
Herr Bachmann |
Filmographie Rolf
Schimpf TV-Gastrollen
(Auswahl):
Jahr |
Serientitel |
Folge |
Episodentitel |
Regisseur |
Rolle |
1964 |
Kommissar
Freytag |
11 |
Teurer Umzug |
Michael Braun |
Josef Koske |
1964 |
Fernfahrer |
6 |
Die Kontrolle |
Theo Mezger |
Inspektor |
1965 |
Hafenpolizei |
15 |
Der
Betriebsausflug |
John Olden |
Günther Lohmann |
1965 |
Hafenpolizei |
21 |
Der Heuler |
John Olden |
Streifenpolizist |
1965 |
Hafenpolizei |
28 |
Der Eisbär |
John Olden |
Matrose |
1965 |
Gestatten,
mein Name ist Cox |
14 |
Springen gehört
zum Handwerk |
Georg Tressler |
Mr. Stone |
1965 |
Intercontinental-Express |
2 |
Die Puppe mit
dem Porzellankopf |
Peter Zadek |
Erich Koch |
1966 |
Lautlose Jagd |
7 |
Das Revier in
der Kiesgrube |
Georg Tressler |
? |
1967 |
Polizeifunk
ruft |
4 |
Gefährlicher
Spaziergang |
Hermann Leitner |
Karl Steuben |
1968 |
Cliff Dexter |
21 |
Tod auf dem
Golfplatz |
Klaus Dudenhöfer |
Mc Bride |
1968 |
Dem Täter auf
der Spur |
4 |
Das Fenster zum
Garten |
Jürgen Roland |
Spurensicherer |
1970 |
Die
Kriminalnovelle |
5 |
Es bleibt in der
Familie |
Wolfgang Staudte |
Mr. Smith |
1971 |
Percy Stuart |
48 |
Die
Weltregierung |
Hans-Georg
Thiemt |
Kommissar |
1971 |
Recht oder
Unrecht |
8 |
Der Fall
Meinberg |
Robert Adolf
Stemmle |
? |
1972 |
Privatdetektiv Frank Kross |
2 |
Gefüllte
Pralinen |
Erich Neureuther |
Reporter Roller |
1973 |
Hamburg
Transit |
32 |
Zwölf Wochen
umsonst |
Claus Peter Witt |
Sicherheitsbeauftragter |
1973 |
Die
Kriminalerzählung |
6 |
Die Handschuhe
des Franzosen |
Rudolph
Nussgruber |
Bloomer |
1973 |
OKAY S. I. R. |
25 |
Schutzengel |
Marran Gosov |
Monsieur Bressac |
1974 |
OKAY S. I. R. |
30 |
Der Graf unter
Wasser |
Dieter Lemmel |
Doktor |
1974 |
Graf Yoster
gibt sich die Ehre |
47 |
Der
Papageienkäfig |
Jean Herman |
Der Schweizer |
1974 |
Autoverleih
Pistulla |
9 |
Rosis Unschuld |
Erich Neureuther |
Lehrer |
1974 |
Härte 10 |
1 |
Nadine |
Gordon Flemyng |
Herr Meuskens |
1975 |
Kommissariat
9 |
10 |
Kavaliersdelikte |
Wolfgang Staudte |
Staatsanwalt Dr.
Jaeckel |
1975 |
Kommissariat
9 |
12 |
Ich bin ein
Europäer |
Wolfgang Staudte |
Staatsanwalt Dr.
Jaeckel |
1976 |
Der Anwalt |
6 |
Numerus clausus |
Heinz Schirk |
? |
1976 |
Tatort |
59 |
Augenzeuge |
Theo Mezger |
Geldbote |
1977 |
Der Anwalt |
16 |
Eine unbezahlte
Rechnung |
Theodor Grädler |
Gerichtsbeamter |
1979 |
Tatort |
95 |
Die Kugel im
Leib |
Wolfgang Staudte |
? |
1980ff. |
Aktenzeichen
XY ungelöst |
131, 139, 147, 150 |
4 verschiedene
Filmfälle |
Kurt Grimm |
Kommissar, Opfer |
1980 |
Tatort |
108 |
Kein Kinderspiel |
Theo Mezger |
? |
1981 |
I. O. B.
Spezialauftrag |
22 |
Streng
vertraulich |
Peter Meincke |
Bernhard Gosler
|
1982 |
Steckbriefe
|
1 |
Vogel flieg |
Theo Mezger |
Vogt |
1983 |
Tatort |
|
Mord ist kein
Geschäft |
Theo Mezger |
Mann im Labor |
1983 |
Die
Krimistunde |
7.1 |
Knopfdruck für
einen Chinesen |
George Moorse |
? |
1986 |
Es muss nicht
immer Mord sein |
21 |
Traumflug |
Kai Borsche |
Herr Schumann |
1997 |
Derrick |
281 |
Das
Abschiedsgeschenk |
Dietrich Haugk |
Leo Kress |
2004 |
Tatort |
571 |
Bienzle und der
steinerne Gast |
Hartmut
Griesmayr |
Minister |
alle Texte: © GP, Die Krimihomepage |