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Joseph Sheridan LeFanu: Onkel Silas |
Besetzung |
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Onkel Silas | Hannes Messemer |
Maud | Cornelia Köndgen |
Milly | Gerlinde Döberl |
Dudley | Giovanni Früh |
Lady Nollys | Dagmar Altrichter |
Madame Rougierre | Ellen Schwiers |
Captain Oakley | Rainer Rudolph |
Anwalt Brenton | Hans Jaray |
Pfarrer Bowland | Wolfgang Unterzaucher |
Anwalt Sleight | Alfons Höckmann |
Torfstecher Hawkes | Johannes Buzalski |
Meg Hawkes | Katerina Jacob |
Sarah | Elisabeth Endriss |
Tom | Stephan Schwartz |
und | Gerd Braasch |
Erwin Hartung | |
Jean Schmiede | |
Udo Weinberger | |
Thomas Wenske | |
Heinz Wildhagen | |
Aufnahmestab |
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Drehbuch | Herbert Asmodi |
nach dem Roman von | Joseph Sheridan LeFanu |
Filmkamera | Bernd Müller |
Filmkameraassistenz | Andreas Müller-Lorey |
Studiokamera | Hans Braun |
Kameramänner | Wolfgang Lehr |
Dietbert Schmidt | |
Klaus Schomens | |
Karl Worm | |
Filmschnitt | Ellen Turecek |
Dorothee Schützendorf | |
Technische Leitung | Edgar Handschel |
Ton | Richard Kettelhake |
Bildschnitt | Lieselotte Dehn |
MAZ-Schnitt | Ingrid Purz |
Bildtechnik | Wolfgang Feld |
Siegfried Wagner | |
Regieassistenz | Ina Guiton-Heimgartner |
Aufnahmeleitung | Ted Henner |
Stephan Rossié | |
Maske | Gerda Behrendt |
Adalbert Serger | |
Christiane Sonnenberg | |
Kostüme | Birgit Scholz |
Szenenbild | Lothar Kirchem |
Musik | Hans Jönsson |
es spielt das | Rundfunkorchester des WDR |
Produktionsleitung | Karlheinz Hornung |
Produktion | Gunther Witte |
Regie | Wilhelm Semmelroth |
Eine Sendung des | WDR |
© Westdeutscher Rundfunk Köln | 1977 |
Nr. | Titel |
Erstsendung {ARD} |
Onkel Silas |
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1 | Erster Teil | 26.06.1977, Sonntag, 21.00-22.15 Uhr |
2 | Zweiter Teil | 28.06.1977, Dienstag, 21.00-22.30 Uhr |
Allgemeines
Der irische Schriftsteller Joseph Sheridan LeFanu lieferte diesmal die
literarische Vorlage für die WDR-Reihe von Verfilmungen klassischer
Kriminalromane des 19. Jahrunderts. Nachdem Regisseur Wilhelm Semmelroth und
Autor Herbert Asmodi drei Romane von Wilkie Collins ("Die Frau in Weiß", "Der
rote Schal", "Der Monddiamant"), zwei Romane von Émile Gaboriau ("Der Strick um
den Hals", "Die Affäre Lerouge") verfilmt hatten, wagten sie sich mit "Onkel
Silas" (Arbeitstitel: "Das verhängnisvolle Erbe") an ihre sechste Verfilmung,
der ein Jahr später "Lady Audleys Geheimnis" von M. E. Braddon und 1980
"Lucilla" von Wilkie Collins folgten. Erzählt wird die Geschichte der 17jährigen
Maud, die nach dem Tode ihres Vaters als dessen Alleinerbin eingesetzt wird und
bis zu ihrer Volljährigkeit bei ihrem Onkel Silas wohnen muss, dem ihr Vater
trotz größerer Reiberein die Vormundschaft anvertraut hat. Der opiumsüchtige
Silas ist finanziell bankrott und hat gemeinsam mit seiner Geliebten Madame
Rougierre nur ein Interesse: an das Geld seiner Nichte zu kommen. Als er dies
durch Verheiratung mit seinem Sohn nicht erreicht, plant er mit seiner Maîtresse
einen raffinierten Mord...
1. Teil: Sonntag, 26.06.1977, 21.00-22.15 Uhr
England, Mitte des 19. Jahrhunderts: der Vater der 17jährigen Maud (Cornelia
Köndgen) ist verstorben. Seine Tochter ist Erbin des gesamten Vermögens. Da sie
aber noch nicht volljährig ist, muss Maud zu ihrem zwielichtigen Onkel Silas
(Hannes Messemer) ziehen, der zu ihrem Vormund bestimmt wurde, obwohl er mit
seinem Bruder verkracht war. Silas hat den schlechtesten Ruf, den man sich
vorstellen kann: vor vielen vielen Jahren war er sogar in einen mysteriösen
Mordfall verwickelt, bei dem auch die nun bei ihm lebende Madame Rougierre
(Ellen Schwiers) mitmischte. Was Maud am Beginn noch nicht weiß: ihr Onkel will
um jeden Preis das Erbe seines Bruders. Dazu ist er auch bereit, seinen Sohn
Dudley (Giovanni Früh) mit Maud zu verheiraten. Dieser ist jedoch ein kleiner
Ganove und kann Mauds Herz, dass Capitain Oakley (Rainer Rudolph) gehört, nicht
erweichen. Zudem kommt, dass Maud bei ihrer Anreise bereits eine unangenehme
Begegnung mit Dudley hat, der sie mit weiteren Herumtreibern überfällt und sogar
auf ihre Kutsche schießt. Nach diesem alptraumhaften Erlebnis ist Maud froh, in
ihrer Cousine Milly (Gerlinde Döberl) die einzige Freundin gefunden zu haben.
Ihr Cousin Dudley rechnet einstweilen mit seinem Widersacher Capitain Oakley ab,
den er brutal zusammenschlägt und anschließend gar zum Duell fordert.
Teil 2: Dienstag, 28.06.1977, 21.00-22.30 Uhr
Silas Ruthyns finanzielle Lage verschlechtert sich dramatisch. Seine einzige
Hoffnung an das Erbe seines verstorbenen Bruders zu kommen zerschlägt sich. Sein
ursprünglicher Plan seinen auf die schiefe Bahn geratenen Sohn Dudley mit der
von ihm bevormundeten Maud zu verheiraten, zerplatzt in der Luft, als er
erfährt, dass Dudley ein einfaches Straßenmädchen heimlich geheiratet hat. Maud
ist zunächst ganz glücklich darüber, dass Dudley des Hauses verwiesen wird. Als
ihre Cousine Milly das Haus auch verlassen muss, wird Mauds Angst immer größer:
was hat ihr Onkel mit ihr vor. Sie kann nicht ahnen, dass Silas gemeinsam mit
seiner Komplizin Madame Rougierre bereits ihren Tod beschlossen hat, um an ihr
Geld zu kommen...
Hintergrundinformationen
■ Der Roman "Onkel Silas" des Iren Joseph Sheridan LeFanu (1814-1873) galt
im 19. Jahrhundert als Bestseller. Das Duo Semmelroth/ Asmodi bewies mit ihrer
Verfilmung, die den Arbeitstitel "Das verhängnisvolle Erbe" trug, dass der Stoff
in den 1970ern auch noch Millionen Menschen fesseln konnte. LeFanu schrieb 14
Romane und rund 40 Erzählungen und prägte wie sein Zeitgenosse Wilkie Collins
den viktorinaischen Kriminalroman. "Onkel Silas" gilt als eines der Meisterwerke
dieses Genres und war wie damals üblich, als Fortsetzungsroman für eine Zeitung
konzipiert. Er erschien erstmals 1864.
■ Um die Produktionskosten so gering wie möglich zu halten, wurde im Gegensatz
zu den drei Wilkie-Collins-Verfilmungen Semmelroths dieser Film in verschiedenen
Schlössern und Gutshöfen Belgiens und Deutschlands gedreht. Die Außenaufnahmen
für den Zweiteiler entstanden auf Schlössern zwischen Lüttich, Spa und Aachen.
Es gab insgesamt 41 Drehtage, die Dreharbeiten zogen sich aber über drei Monate.
■ Für die Rolle der Lady Nollys, die schließlich Dagmar Altrichter spielte,
hatte Regisseur Wilhelm Semmelroth ursprünglich Maria Schell vorgesehen. Nach
stundenlangen Verhandlungen - die Schell wollte das Drehbuch umgeschrieben und
den Titel umgeändert wissen - kam die Besetzung dann doch nicht zu Stande, weil
Schell nicht bereit war, die Rolle sonst zu spielen und Semmelroth nicht bereit
war, die Änderungen vorzunehmen.
■ Darstellerin Cornelia Köndgen berichtete damals in einem Zeitungsbericht über
die Dreharbeiten: "Manche Szenen waren so echt unheimlich, dass ich noch abends
im Hotelbett auf knarrende Türen gelauscht habe. Und einmal habe ich auch vor
der Kamera größte Ängste ausgestanden. Es gibt eine Passage im Drehbuch, wo ich
nachts aus dem Schloss zu fliehen versuche. Aber der Versuch misslingt, weil
drei riesige Dobermann-Hunde hinter mir herrasen. Die waren zwar dressiert, aber
für die Szene so scharfgemacht, dass ich ständig auf ihre Unberechenbarkeit
achten musste". Hannes Messemer nahm die Rolle an, weil es ihn besonders reizte,
einen miesen Schurken zu spielen. Ellen Schwiers arbeitete hier bereits zum
wiederholten Male mit dem damals 63jährigen Wilhelm Semmelroth (genannt
"Semmel") zusammen, der offen zugab, dass Schwiers zu seinen
Lieblingsschauspielerinnen gehörte (er arbeitete zuvor u.a. bei "Goya" und "Der
rote Schal", in dem Schwiers die Titelrolle verkörperte, und später nochmals bei
"Lucilla" (1980) nach einem Wilkie-Collins-Roman mit ihr zusammen). Neuerlich
war hier Katerina Jacob, Schwiers' Tochter in einer Nebenrolle zu sehen.
■ Wie bei allen Semmelroth-Mehrteilern außer "Die Frau in Weiß" erzählt der
Vorspann eine kleine Geschichte und ist für alle Teile gleich: bei "Onkel Silas"
sieht man eine Gefängniszelle und erblickt den Schatten einer erhängten Gestalt
ehe die Titel eingeblendet werden. Achtung - Spoiler: wie man erst am Ende des
2. Teils erfährt ist der Erhängte Silas' Sohn Dudley.
Regisseur Wilhelm Semmelroth
Wilhelm Semmelroth (1914-1992) studierte in Bonn Germanistik,
Kunstgeschichte und Französisch. Er musste sein Studium wegen der Nazis
abbrechen, weil er nicht in die nationalsozialistische Studentenvereinigung
eintreten wollte. So besuchte er eine Schauspielschule und wurde im Krieg von
einem Intendanten verraten. Er arbeitete mit der französischen Resistance
zusammen und wurde von den Engländern geholt, um bei der BBC die deutsche
Abteilung zu leiten. Als nach dem zweiten Weltkrieg die Alliierten Deutsche
suchten, die nicht durch eine nationalsozalistische Vergangenheit vorbelastet
waren, um einen Rundfunk aufzubauen, schien Semmelroth der geeignete Mann dafür
zu sein. Unter seiner Leitung entstanden nunmehr hunderte Hörspiele. Er war es
auch, der Francis Durbridge zunächst als Hörspiel (Paul Temple) nach Deutschland
brachte. Er kannte ihn von seiner Arbeit bei der BBC.
1960 wurde Semmelroth, von seinen Kollegen immer "Semmel" genannt, Chef der
Fernsehspielabteilung des WDR. Nachdem er als Regisseur vor allem klassische
Hörspielstoffe inszeniert hatte, arbeitete er bereits seit 1958 immer wieder als
Regisseur. Als Produktionsverantwortlicher entstanden die Fernsehfilme "Am
grünen Strand der Spree" und "Zu viele Köche" sowie die
Francis-Durbridge-Klassiker "Das Halstuch" (1961), "Tim Frazer" (1962), "Tim
Frazer-Der Fall Salinger" (1963) und "Die Schlüssel (1964). Weitere interessante
und hochspannende sowie exzellent besetzte Fernsehkrimis, die Semmelroth selbst
inszenierte, waren unter anderem "Immer nur Mordgeschichten" (1968 mit Sieghardt
Rupp), "Tod nach Mitternacht" (1970 mit Ellen Schwiers) und "Eine Tote soll
ermordet werden" (1972 mit Siegfried Lowitz).
Leute, die mit ihm gearbeitet haben, beschreiben Semmelroth als leisen,
unaufdringlichen Regisseur, der ein genaues Konzept hatte, genau Dialogregie
führte und extrem behutsam arbeitete. Jeder, der einen Namen hatte, riss sich
darum, mit ihm zu arbeiten. So kam es, dass seine Produktionen und
Inszenierungen stets erstklassig besetzt waren. Viele machten wegen seiner
Persönlichkeit mit. So lässt es sich erklären, dass seine Filme immer wieder mit
den gleichen Schauspielern besetzt wurden: Ellen Schwiers, Wolfgang Unterzaucher,
Wolfgang Büttner, Siegfried Lowitz, Eric Pohlmann usw. Auch Jutta Kammann,
Semmelroths Lebensgefährtin, spielte regelmäßig in seinen Filmen mit.
Als der WDR Anfang der 1970er plante, eine neue große Mehrteilerserie zu
starten, schlug Semmelroth, der sehr belesen war, vor, Wilkie Collins zu
verfilmen. Als Drehbuchautoren holte er sich Herbert Asmodi, der im Deutschen
einen Dialog beherrschte, der der Sprache von Collins sehr ähnlich war. Er
verstand es auch, für jede Figur eine eigene Sprachfärbung zu entwerfen. Als
Komponisten - auch hier zeigt sich Semmelroths Vorliebe, sich gerne mit
gewohnten Menschen zu umgeben - wurde Hans Jönsson verpflichtet, der für ihn
schon die Paul-Temple-Hörspiele vertont hatte, bei zwei Durbridge-Verfilmungen
zum Einsatz kam, seine bisherigen Fernsehspiele und auch alle weiteren
Kostümkrimis musikalisch untermalte.
Zu den so genannten Plüschkrimis zählen folgende Filme:
"Die Frau in Weiß"
(1971 nach Wilkie Collins, 3 Teile)
"Der rote Schal"
(1973 nach Wilkie Collins, 3 Teile)
"Der Monddiamant"
(1974 nach Wilkie Collins, 2 Teile)
"Der Strick um
den Hals" (1975 nach Émile Gaboriau, 3 Teile)
"Die Affäre Lerouge"
(1976 nach Émile Gaboriau, 2 Teile)
"Onkel Silas"
(1977 nach Sheridan LeFanu, 2 Teile)
"Lady Audleys
Geheimnis" (1978 nach Mary Elizabeth Braddon, 2 Teile)
"Lucilla" (1979 nach
Wilkie Collins, 2 Teile).
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