Die Krimihomepage | Lucilla | Hauptseite |
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Wilkie Collins: Lucilla |
Besetzung |
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Lucilla | Gertraud Jesserer |
Oscar/ Larry | Gerd Böckmann |
Mme. Pratolungo | Ellen Schwiers |
Pfarrer Finch | Walter Jokisch |
Frau Finch | Ruth-Maria Kubitschek |
Doktor Grosse | Wolfgang Büttner |
Arzt | Heinz Schacht |
Anwalt Briggs | Elert Bode |
Baron Fronsac | Eric Pohlmann |
Françoise | Jutta Kamann |
Tante Amélie | Rose Renée Roth |
Nanny | Ilsemarie Schnering |
und
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Martine Mayne |
Eva Ordonez | |
Hannes Stadler | |
Walter Feuchtenberg | |
Eberhard Forck | |
Bob Sutherland | |
Lothar Kirchem | |
sowie uncredited als Mann mit der Zeitung |
Wilhelm Semmelroth |
Aufnahmestab |
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Drehbuch | Herbert Asmodi |
nach dem Roman von | Wilkie Collins |
Filmkamera | Bernd Müller |
Paul Eisel | |
Studiokamera | Hans Braun |
Thomas Klees | |
Wolfgang Lehr | |
Dietbert Schmidt | |
Karl Worm | |
Licht | Friedrich Zachaeus |
Franz Schlammer | |
Filmschnitt | Ellen Turecek |
Dorothee Schützendorf | |
Technische Leitung | Klaus Griese |
Bildtechnik | Kurt Wolfrum |
Georg Kutulakis | |
Ton | Richard Kettelhake |
Josef G. Baum | |
Bildschnitt | Lieselotte Dehn |
MAZ-Schnitt | Sigrid Holland |
Regieassistenz | Hilmar Mex |
Aufnahmeleitung | Hans D. Adenacker |
Hans-Dieter Müller | |
Maske | Adalbert Serger |
Christiane Sonnenberg | |
Kostüme | Dela Fredrich |
Requisite | Hajo Jörgens |
Waldemar Hinrichs | |
Szenenbau | Martin Ortmanns |
Rudi Stich | |
Szenenbild | Lothar Kirchem |
Musik | Hans Jönsson |
es spielt das | Kölner Rundfunkorchester |
unter der Leitung von | Hans Jönsson |
Solist am Klavier | Kurt Herrlinger |
Produktionsleitung | Eberhard Forck |
Produktion | Gunther Witte |
Regie | Wilhelm Semmelroth |
Eine Sendung des | WDR |
© 1980 | Westdeutscher Rundfunk |
Nr. | Titel |
Erstsendung {ARD} |
Lucilla |
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1 | 1. Teil | 04.06.1980 (Mittwoch), 20.15-21.50 Uhr |
2 | 2. Teil | 05.06.1980 (Donnerstag), 20.15-21.45 Uhr |
Allgemeines
Lucilla" beruht erneut auf einem "Criminal"-Roman von Wilkie Collins, der 1872
als "Poor Miss Finch" in Form eines Fortsetzungsromans erschien. Im Mittelpunkt
steht das blinde Mädchen Lucilla (Gertraud Jesserer) und deren Geliebter, der
befürchtet, dass diese nach einer Operation wieder sehen kann: er ist nämlich
entstellt. Sein Bruder Larry versucht daraus Kapital zu schlagen und gibt sich
Lucilla gegenüber nach der Operation als Oscar aus...
1. Teil (93 Minuten)
Im viktorianischen England des 19. Jahrhunderts verliebt sich die
Pfarrerstochter Lucilla (Gertraud Jesserer) auf einem Spaziergang in den jungen
Oscar Dubourg (Gerd Böckmann). Die Liebe wird erwidert und so hält Oscar bei
Lucillas Vater (Walter Jokisch) um deren Hand an. Kurz vor der Verlobung kommt
es allerdings zu einem verhängnisvollen Zwischenfall: Oscar wird Opfer eines
Überfalls und dabei schwer verletzt. Als kausale Folgen trägt er epileptische
Anfälle davon, die allerdings dank einer Silbernitratbehandlung verschwinden.
Als Folgen der Behandlung färbt sich Oscars Gesicht blau. Als Angst, Lucilla
könne die Verlobung lösen, verschweigt er seiner Geliebten seine Entstellung.
Stattdessen erzählt er ihr, dass sein Zwillingsbruder Larry davon betroffen sei.
Er ist schockiert, als Lucilla ihm eines Tages eröffnet, sie wolle sich
operieren lassen, damit sie wieder sehen kann.
2. Teil (88 Minuten)
Lucilla lässt sich an den Augen operieren. Doktor Grosse (Wolfgang Büttner)
hat die Operation durchgeführt. Als ihr die Augenbinde abgenommen werden soll,
hat der entstellte Oscar nicht den Mut, sich seiner Geliebten zu zeigen, zumal
er weiß, dass große Aufregung zur erneuten Erblindung führen kann. Oscar
flüchtet nach London. Davon will sein von einer Reise zurückgekehrter
Zwillingsbruder Larry profitieren. Er will Lucillas Herz erobern und hat
anscheinend Glück: Lucilla hält Larry für Oscar. Auch Madame Pratolungo (Ellen
Schwiers) kann dies nicht verhindern. Nach und nach kommen ihr aber doch Zweifel
und sie lehnt Larrys Bitte um die Hochzeit immer wieder ab...
Hintergrundinformationen
• Mit "Lucilla" ging das Ende einer Ära zu Ende, die man als "Kostüm"- oder
"Kutschen"krimis bezeichnete und die alle von Wilhelm Semmelroth gedreht wurden.
Grund für das Ende: Semmelroth war 65 und ging in Pension. 1971 hatte er mit dem
Dreiteiler "Die Frau in Weiß" begonnen, klassische Kriminalromane fürs Fernsehen
zu verfilmen. Nicht ohne Risiko, denn Durbridge-Reißer und US-Serien galten als
harte Konkurrenz. Extrem hohe Einschaltquoten bekräftigten den Regisseur aber
dann doch wieder, jedes Jahr erneut einen "Plüsch"krimi zu drehen. "Lucilla"
wollte Semmelroth eigentlich schon 1972 unmittelbar nach "Der Frau in Weiß"
verfilmen, verschob das Projekt dann aber doch bis 1979.
• Die Dreharbeiten zu diesem letzten Plüschkrimi fanden im Frühjahr und Sommer
(April bis Juni) 1979 im ostenglischen Norfolk statt.
• Was heute angesichts zahlreicher Computereffekte nichts Besonderes mehr ist,
war damals ein Novum: in einer Szene gibt sich Gerd Böckmann, der hier auch
erstmals eine Doppelrolle spielte, selbst die Hand. Die Presse berichtete
sensationsartig darüber, dass ein Kameratrick in der Filmgeschichte bisher
einmalig war. Gerd Böckmann ist in einer Einstellung nämlich doppelt zu sehen!
Böckmann stellte sich als gesunder Larry zunächst in die rechte Bildhälfte und
spielte seinen Part, die linke Kamerahälfte war schwarz abgedeckt. Danach spulte
Kameramann Bernd Müller den Film zurück, und das Procedere begann erneut. Nun
stand Böckmann als kranker Oscar in der linken Bildhälfte und spielte diese
Rolle. Dabei wurde die rechte Objektivhälfte abgedeckt. Man musste extrem
aufpassen, dass keine Vögel im Hintergrund vorbei flogen, denn die wären dann in
der Bildmitte plötzlich verschwunden.
• Weil Gertraud Jesserer eine Blinde spielte, musste sie sich trübe Haftschalen
auf die Augen legen lassen.
• Nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera waren der Wiener Gerd Böckmann
und die Berlinerin Gertrud Jesserer ein paar. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten
waren sie bereits drei Jahre zusammen.
• Eric Pohlmann spielte schon in der ersten Wilkie-Collins-Verfilmung 1970
grandios die Rolle des Conte Fosco. Seinen Part als Baron Fronsac konnte er
leider nicht mehr im Fernsehen miterleben: er verstarb kurz nach den
Dreharbeiten am 25.07.1979.
• Ellen Schwiers spielte nunmehr zum dritten Mal unter Semmelroths Regie in
einem Plüschkrimi, ebenso Walter Jokisch der zuvor schon in "Der rote Schal" und
"Der Strick um den Hals" dabei war.
• Wie in fast all seinen Produktionen hat auch hier Regisseur Semmelroth einen
Gastauftritt: in der ersten Szene spielt er den zeitungslesenden Herren, in
dessen Zeitung Madame Pratolungo (Ellen Schwiers) eine Stellenanzeige findet
(Bild siehe unten). Auch Produktionsleiter Eberhard Forck und
Produktionsdesigner Lothar Kirchem spielen in Nebenrollen mit.
Regisseur Wilhelm Semmelroth
Wilhelm Semmelroth (1914-1992) studierte in Bonn Germanistik,
Kunstgeschichte und Französisch. Er musste sein Studium wegen der Nazis
abbrechen, weil er nicht in die nationalsozialistische Studentenvereinigung
eintreten wollte. So besuchte er eine Schauspielschule und wurde im Krieg von
einem Intendanten verraten. Er arbeitete mit der französischen Resistance
zusammen und wurde von den Engländern geholt, um bei der BBC die deutsche
Abteilung zu leiten. Als nach dem zweiten Weltkrieg die Alliierten Deutsche
suchten, die nicht durch eine nationalsozalistische Vergangenheit vorbelastet
waren, um einen Rundfunk aufzubauen, schien Semmelroth der geeignete Mann dafür
zu sein. Unter seiner Leitung entstanden nunmehr hunderte Hörspiele. Er war es
auch, der Francis Durbridge zunächst als Hörspiel (Paul Temple) nach Deutschland
brachte. Er kannte ihn von seiner Arbeit bei der BBC.
1960 wurde Semmelroth, von seinen Kollegen immer "Semmel" genannt, Chef der
Fernsehspielabteilung des WDR. Nachdem er als Regisseur vor allem klassische
Hörspielstoffe inszeniert hatte, arbeitete er bereits seit 1958 immer wieder als
Regisseur. Als Produktionsverantwortlicher entstanden die Fernsehfilme "Am
grünen Strand der Spree" und "Zu viele Köche" sowie die
Francis-Durbridge-Klassiker "Das Halstuch" (1961), "Tim Frazer" (1962), "Tim
Frazer-Der Fall Salinger" (1963) und "Die Schlüssel (1964). Weitere interessante
und hochspannende sowie exzellent besetzte Fernsehkrimis, die Semmelroth selbst
inszenierte, waren unter anderem "Immer nur Mordgeschichten" (1968 mit Sieghardt
Rupp), "Tod nach Mitternacht" (1970 mit Ellen Schwiers) und "Eine Tote soll
ermordet werden" (1972 mit Siegfried Lowitz).
Leute, die mit ihm gearbeitet haben, beschreiben Semmelroth als leisen,
unaufdringlichen Regisseur, der ein genaues Konzept hatte, genau Dialogregie
führte und extrem behutsam arbeitete. Jeder, der einen Namen hatte, riss sich
darum, mit ihm zu arbeiten. So kam es, dass seine Produktionen und
Inszenierungen stets erstklassig besetzt waren. Viele machten wegen seiner
Persönlichkeit mit. So lässt es sich erklären, dass seine Filme immer wieder mit
den gleichen Schauspielern besetzt wurden: Ellen Schwiers, Wolfgang Unterzaucher,
Wolfgang Büttner, Siegfried Lowitz, Eric Pohlmann usw. Auch Jutta Kammann,
Semmelroths Lebensgefährtin, spielte regelmäßig in seinen Filmen mit.
Als der WDR Anfang der 1970er plante, eine neue große Mehrteilerserie zu
starten, schlug Semmelroth, der sehr belesen war, vor, Wilkie Collins zu
verfilmen. Als Drehbuchautoren holte er sich Herbert Asmodi, der im Deutschen
einen Dialog beherrschte, der der Sprache von Collins sehr ähnlich war. Er
verstand es auch, für jede Figur eine eigene Sprachfärbung zu entwerfen. Als
Komponisten - auch hier zeigt sich Semmelroths Vorliebe, sich gerne mit
gewohnten Menschen zu umgeben - wurde Hans Jönsson verpflichtet, der für ihn
schon die Paul-Temple-Hörspiele vertont hatte, bei zwei Durbridge-Verfilmungen
zum Einsatz kam, seine bisherigen Fernsehspiele und auch alle weiteren
Kostümkrimis musikalisch untermalte.
Zu den so genannten Plüschkrimis zählen folgende Filme:
"Die Frau in Weiß"
(1971 nach Wilkie Collins, 3 Teile)
"Der rote Schal"
(1973 nach Wilkie Collins, 3 Teile)
"Der Monddiamant"
(1974 nach Wilkie Collins, 2 Teile)
"Der Strick um
den Hals" (1975 nach Émile Gaboriau, 3 Teile)
"Die Affäre Lerouge"
(1976 nach Émile Gaboriau, 2 Teile)
"Onkel Silas"
(1977 nach Sheridan LeFanu, 2 Teile)
"Lady Audleys
Geheimnis" (1978 nach Mary Elizabeth Braddon, 2 Teile)
"Lucilla" (1979 nach
Wilkie Collins, 2 Teile).
Text
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