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Die Puppe
(Originaltitel: The Doll)
Großbritannien 1975, Farbe, drei Folgen im Original, in der
ZDF-Fassung nur zwei Teile, Kriminalfilm |
Besetzung |
Peter Matty |
John
Fraser |
Phyllis Du
Salle |
Anouska
Hempel |
Sir Arnold
Wyatt |
Cyril
Luckham |
Claude Matty |
Geoffrey
Whitehead |
Max Lerner |
Derek
Fowlds |
Mortimer
Brown |
Roger
Milner |
Mrs. Cassidy |
Sheila
Keith |
Mrs. Frinton |
Olive
Milbourne |
Detective
Inspector Holroyd |
Ray
Callaghan |
Detective
Sergeant Colford |
Roger
Gartland |
Detective
Inspector Lane |
Paul
Williamson |
Mollie
Stafford |
Corinna
Marlowe |
Linda
Braithwaite |
Sarah
Brackett |
Polizist |
Richard
Borthwick |
Flughafenangestellte |
Sarah Nash |
ferner |
Derek
Fowlds
William Russell
John Pennington |
Aufnahmestab |
Drehbuch |
Francis
Durbridge |
Kamera |
John
Williams |
Schnitt |
M. A. C.
Adams |
Produktionsassistenz |
Peter
Grimwade |
Produktionsleitung |
Denis
Curran |
Tonaufnahmen |
Bill
Chesneau |
Kostüme |
Tudor
George |
Maske |
Gwen Arthy |
Studiolicht |
Bob Gell |
Studioton |
Alastair
Askham |
Szenenbild |
Michael
Edwards |
Produzent |
Bill
Sellars |
Regie |
David
Askey |
Eine
Produktion der |
BBC
Birmingham
©
BBC 1975 |
Deutsche
Synchronfassung |
Synchronfassung |
Alster-Studios |
Buch und
Dialogregie |
Eberhard
Storeck |
Redaktion
ZDF |
Horst-Joachim Gehrmann |
im Auftrag
des |
ZDF |
Synchronstimmen |
ROLLE
DARSTELLER |
SPRECHER |
Peter Matty
John Fraser |
Randolf
Kronberg |
Phyllis Du
Salle
Anouska Hempel |
Heidi
Treutler |
Sir Arnold
Wyatt
Cyril Luckham |
Friedrich
Schoenfelder |
Claude Matty
Geoffrey Whitehead |
Horst
Stark |
Max Lerner
Derek Fowlds |
Peter
Kirchberger |
Mortimer
Brown
Roger Milner |
Günther
Jerschke |
|
Buch |
Regie |
Francis Durbridge |
David Askey |
Sendedaten |
25.11.1975 (BBC, Teil 1,
52 Minuten)
02.12.1975 (BBC, Teil 2, 52 Minuten)
09.12.1975 (BBC, Teil 3, 52 Minuten) |
04.06.1982 (ZDF/ ORF FS 1, Teil 1,
60 Minuten ca.)
05.06.1982 (ZDF/ ORF FS 1, Teil 2, 95 Minuten ca.)
WH: 02.03.1985, 03.03.1985, ZDF |
Inhalt |
Der
Verleger Peter Matty lernt in Genf die hübsche Phyllis du Salle kennen
und verliebt sich Hals über Kopf in die attraktive Frau. Zurück in
England, trifft er sie zufällig wieder und verabredet sich mit ihr. Er
erfährt, dass ihr Mann Norman vor kurzer Zeit in Südfrankreich tödlich
verunglückt sei und dass bei einem kurz vorher stattgefundenen Streit
eine Puppe eine Rolle spielte. Matty leiht Phyllis seinen Wagen, damit
sie Sir Arnold, einen Freund ihres verstorbenen Gatten, besuchen kann.
Doch dann verschwindet Phyllis spurlos. Der Wagen taucht zwar wieder
auf, aber niemand kennt die Dame. Sir Arnold leugnet sie zu kennen. Der
verliebte Peter Matty versucht alles, um die Frau seiner Träume wieder
aufzustöbern. Eines Abends kommt er nach Hause und findet in der
Badewanne eine Puppe. Am gleichen Abend erfährt er von einem
Polizeibeamten, dass eine tote Frau aus der Themse gezogen wurde, die
seinen Wagenschlüssel in der Tasche hatte. Peters Befürchtung bestätigt
sich nicht: die Tote war eine Freundin von Phyllis. Im Fotoladen von
Mortimer Brown entdeckt Peter Matty wenig später ein Foto von Phyllis de
Salle in der Auslage. Vom Fotografen erfährt er, dass es sich dabei um
Sir Arnolds Tochter handele, die vor zwei Jahren tödlich verunglückt
sei. Im Laufe der Recherche wird eine Person immer wichtiger: eine
Person, die sich George Delta nennt, und die niemand kennt...
(Text:
©
GP) |
Kritik und Infos |
Mit
"Die Puppe" hat sich Durbridge selbst übertroffen. Eine Achterbahnfahrt,
ständige überraschende Wendungen in gewohnter Manier und ein Finale, das
einem die Schuhe auszieht (Durbridge lenkt den Verdacht quasi in letzter
Sekunde nochmals um). Besonders selten bei Meister Durbridge: der Film
kommt so gut wie ohne Inspektor aus. Die BBC-Verfilmung besticht durch
eine gut ausgewählte Besetzung, hervorragende Szenenbilder und eine
dezente, dichte Regie. "Die Puppe" passt gut in die Tradition von "Wie
ein Blitz" und hätte sicher mit einer deutschen Besetzung in der BRD
auch seinen Erfolg gehabt. So kam 1982 "nur" die Synchronisation der
1975er-BBC-Version ins Fernsehen, aus den drei 52-Minuten-Teilen wurden
1 Teil à 60 Minuten und 1 Teil à 96 Minuten, weshalb natürlich auch die
Cliffhanger verloren gingen. Die Synchronisation (Randolf Kronenberg und
v.a. Friedrich Schoenfelder für Sir Arnold) ist überaus gelungen. |
Anmerkungen |
Der
Film ist bei Pidax film (www.pidax-film.de)
auf DVD erschienen! |
Hintergrundinfos
|
„Ich
schreibe nur noch für die Bühne!“. Mit dieser Aussage hatte sich Francis
Durbridge Anfang der 1970er Jahre von den Bildschirmen mit dem
Dreiteiler The Passenger (dt. Synchronisationstitel: Die Spur mit dem
Lippenstift) verabschiedet, nachdem er knapp 20 Jahre und 16
Fortsetzungskrimis lang für die BBC die Straßen leer gefegt hatte. In
der Tat hatten sich die Zuschauerinteressen verändert und Durbridge
hatte zwischen 1966 und 1971 schon einmal eine Pause eingelegt, die er
nur kurz für die TV-Serienversion seines Helden Paul Temple unterbrach.
In Ermangelung eines neues Durbridgestoffes entschloss man sich 1974 in
der zuständigen Redaktion des britischen Fernsehens, einen alten,
erfolgreichen Stoff neu zu verfilmen und so kam es zu einem Remake der
spannenden Geschichte rund um Melissa, die bereits 1964 für hohe
Einschaltquoten sorgte, damals noch als Sechsteiler. Diese Adaption war
so erfolgreich, dass Meister Durbridge sich doch noch einmal überreden
ließ, einen mehrteiligen Fernsehkrimi zu schreiben. Aus diesen
Überlegungen heraus entstand Die Puppe. An drei Abenden im Winter
1975 fieberten die Zuseher jeweils exakt 52 Minuten lang mit, was es mit
dem geheimnisvollen Requisit auf sich hatte.
Für die Hauptrolle wurde John Fraser (geboren 1931) engagiert, ein
waschechter Schotte, der damals in Großbritannien zu den bekanntesten
Schauspielern gehörte und neben Charlton Heston und Sophia Loren in
El Cid, Peter Sellers in Walzer der Toreros oder mit Catherine
Deneuve in Das Ekel von Roman Polanski zu sehen war. An seiner Seite
agierte die 1941 geborene Anouska Hempel, eine Neuseeländerin, die zur
Schauspielerei nur durch Zufall fand und als neunzehnjährige nach London
kam. Dort wurde sie eines Tages von einem Filmregisseur angesprochen,
der vollkommen von ihren Augen fasziniert war und sie zu einem
Produzenten schickte. Wenig später war sie Bond-Girl in Im Geheimdienst
ihrer Majestät.
Anders als in den 1960er-Jahren wurde der Stoff zu Die Puppe
nicht extra in Deutschland verfilmt, sondern die Originalversion
synchronisiert. Das hatte mehrere Gründe. Einerseits war es früher aus
technischen aber auch aus rechtlichen Gründen nicht möglich, die
britischen Verfilmungen im deutschen Fernsehen zu zeigen (die ersten
Durbridge-Mehrteiler wurden von der BBC noch live aus dem Studio
gesendet und nicht aufgezeichnet!), andererseits hatten sich die
Sehgewohnheiten der Zuschauer auch geändert. Anfang 1980 war an ein
Krimifieber wie zu Zeiten des legendären Halstuchs mit Heinz Drache
(Erstausstrahlung: Jänner 1962) nicht mehr zu denken. Auch die
häppchenweise Ausstrahlung in sechs oder auch nur in drei Teilen war
zuviel. So entschied man sich beim ZDF dazu, aus dem Dreiteiler The Doll
in der deutschen Version den Zweiteiler Die Puppe zu machen. Dabei
gingen auch die zwei originalen Cliffhanger verloren, die jeweils bei
Minute 50 jedes Teils vorkommen. Im ersten Teil des Films handelt es
sich dabei um jene Szene, in der Peter Matty in der Auslage des
Fotoladens das Bild von Phyllis du Salle sieht und von Mortimer Brown
erfahren muss, dass die Frau darauf seit zwei Jahren tot und Sir Arnold
Wyatts Tochter ist. Der zweite Teil endet dort, wo Peter Matty von einem
Polizeisergeant erfährt, dass es sich bei der Leiche in Mortimer Browns
Laden um Mrs. Cassidy handelt.
Gedreht wurde der Mehrteiler von David Askey und Produzent Bill Sellars
(Der Doktor und das liebe Vieh) im Sommer 1975 an
Originalschauplätzen in London, auf der der britischen Südküste
vorgelagerten Insel Wight und in Genf. Das Produktionsverfahren war
dabei jenes, das von der BBC seit den frühen Fernsehtagen akribisch
praktiziert wurde: die Außenaufnahmen wurden auf Film, die
Innenaufnahmen auf Video gebannt. Das machte möglich, dass die
Innenaufnahmen innerhalb weniger Stunden oder Tage abgedreht werden
konnten. Das funktionierte so: die Drehs im Freien wurden zuerst
aufgenommen und geschnitten. Dann wurden die Innenszenen ca. vier Wochen
lang geprobt, ehe es ins Studio ging, wo eine letzte Generalprobe in den
Kulissen gemacht wurde. Dann spielte man Szene für Szene chronologisch
(um Anschlussfehler zu vermeiden). Dabei wurde nichts mehr geschnitten,
denn alles wurde mit mehreren Kameras aufgenommen. Der Regisseur und der
Chefkameramann haben vorher abgesprochen, wer wann wie im Bild ist und
mit welcher Kamera was aufgenommen wird. Regisseur Askey, der natürlich
von Autor Francis Durbridge manchmal dabei Besuch erhält, sitzt während
der Aufnahmen hinter dem Mischpult vor mehreren Monitoren, bei denen
alle Kameraausschnitte zu sehen sind. Dem Bildmischer gibt er nur noch
die Anweisung, wann auf welche Kamera zu schalten ist. Sollte eine Szene
daneben gehen, wird diese gänzlich wiederholt. Die vorher gedrehten
Außenaufnahmen werden an den entsprechenden Stellen eingespielt, so dass
man pro Tag einen Teil fix und fertig abdreht.
Anders, als fast überall zu lesen, basiert auch Die Puppe nicht
auf einem Roman von Francis Durbridge. Der große britische Kriminalautor
war nämlich immer jemand, der für irgendein Medium – sei es Radio oder
Fernsehen – gearbeitet hat und dafür exklusiv seine Drehbücher
ablieferte. Nach dem großen Erfolg der jeweiligen Sendungen arbeitete er
diese fast immer zu Romanen um, wobei er manchmal die Namen der Figuren
veränderte, aber niemals die Handlung selbst. Dass seine Bücher auf
seinen eigenen Skripten zu Hör- oder Fernsehspielen beruhen bringt auch
mit sich, dass die verschriftlichten Fassungen meist sehr dialoglastig
sind. Was Die Puppe betrifft, so hält sich dieser unter dem
Originaltitel The Doll 1982 in Großbritannien und unter dem
deutschen Titel 1983 im deutschen Sprachraum erschiene Roman fast
Szenenweise an das Originaldrehbuch.
In Italien entstand 1976 übrigens eine weitere Adaption von Francis
Durbridges Drehbuch. Regisseur Salvatore Nocita drehte mit Ugo Pagliai
und Marilù Tolo in den Hauptrollen den Dreiteiler Dimenticare Lisa
(wörtlich:
„Lisa vergessen“). Während die deutschen Durbridge-Adaptionen sich immer
genau an das Drehbuch des Meisters hielten, ging man in Italien, wo
zwischen 1963 und 1980 zehn Durbridge-Krimis entstanden, von Anfang an
dazu über, die Geschichten auszubauen, neue Charaktere einzuführen und
in manchen Filmen die Handlungsorte zu verlegen. Das geschah auch in
Dimenticare Lisa. Der im Oktober 1976 im italienischen RAI gesendete
schwarz/weiß-Film spielt nicht in England, sondern im Golf von Neapel,
wo der Reiche Engländer Peter Goodrich (im Original: Peter Matty) lebt
und bei einem Stadtspaziergang Lisa Carter (im Original: Phyllis du
Salle) kennen lernt. Bis auf die Figur Arnold Wyatt wurden alle
Personennamen geändert, die Handlung ist in großen Zügen jedoch die
gleiche wie in Die Puppe. Fehlt der englischen Version komplett
die Musikuntermalung, so bekommt man hier zu spüren, was tolle
Spannungsmusik ausmacht. Manche Szenen wirken auf diese Art richtig
unheimlich. Zudem gibt es – wie bei fast jedem italienischen
Durbridge-Krimi – einen tollen Titelsong: Art Garfunkel singt I Only
Have Eyes For You. Insgesamt wirkt der Stoff völlig anders, was vor
allem durch die schwarz-weiß-Fotografie bedingt ist, die dem ganzen Film
einen düsteren und unheimlicheren Touch gibt. Schließlich rückt in
dieser Version die Titel gebende Puppe auch viel mehr in den
Vordergrund, während in der Originalversion ihre Bedeutung nicht so groß
ist (was damals übrigens auch von der Presse kritisiert wurde). Ingesamt
ist Dimenticare Lisa ein Spiegelbild Neapels der 1970er Jahre
fernab jeglicher Tourismusidylle. Von dem Mehrteiler gibt es keine
deutsche Version.
(Text:
©
GP)
Dieser Text wurde von mir für die DVD-Veröffentlichung des Films
geschrieben und ist auch neben anderen Informationen über den Autor, die
ebenfalls von mir stammen, im Booklet als Bonus enthalten. Er darf ohne
meine Zustimmung nicht kopiert, oder wo anders wieder gegeben werden.
©
Dr. Georg P. |
Weitere Verfilmungen |
Dimenticare Lisa
(Italien 1976)
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Roman |
Die Puppe
(The Doll) |
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