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SLIM CALLAGHAN GREIFT EIN |
Slim
Callaghan (Viktor de Kowa) ist ein smarter, stets zu Scherzen aufgelegter
Privatdetektiv, der in München eine angesehene Detektei betreibt. Er ist ein
eleganter Gentleman, der stets eine Fliege und meist eine Blume im Knopfloch
trägt, ist Damen gegenüber besonders charmant und hat ganz offensichtlich eine
Schwäche für das schöne Geschlecht. Geboren wurde er im Sternzeichen des Fisches
in Kanada, wo er in einer 53000-Einwohner-Stadt aufwuchs. Seine Beziehungen zur
Polizei sind bestens, vor allem zu Kriminalinspektor Dallmüller (Helmuth
Rudolph), der ihn nicht nur manchmal ob seiner unorthodoxen Ermittlungsmethoden
beneidet, sondern ihm auch bereitwillig mit eigentlich geheimen Daten über
verschiedene Personen und Ermittlungsergebnisse Auskunft gibt. Slim ist nicht
billig und sofort bereit, den Fall zu übernehmen, wenn ordentlich Bargeld in die
Kasse strömt. Er ist ein Meister seines Fachs, wenn es darum geht, der
Versicherung einen möglichst hohen Betrag für seine Dienste aus der Tasche zu
ziehen und ist in pekuniärer Hinsicht ein kleines Schlitzohr. Der Detektiv hat
immer einen passenden Spruch auf den Lippen und ist nicht uneitel (so stellt er
seiner Sekretärin die Frage: "Sherlock Holmes, wer ist das schon?"). Nicht nur
seinen meist hübschen Klientinnen schmiert er Honig ums Maul, auch seiner
Sekretärin Steffie (Eva Pflug), die meist nur im Vorraum seines eleganten Büros
sitzt und von dort mit stenographiert, was im Zimmer ihres Chefs gesprochen
wird. Sie darf sich aber schon mal über Komplemente seinerseits freuen ("Sie
sehen heute aus wie eine Schmucksache!") und manchmal sogar bei den Ermittlungen
helfen, indem sie sich beispielsweise bei Verdächtigen als Meinungsforscherin
ausgibt, um an gewisse Informationen zu kommen. Slim, der aufgrund seiner
Herkunft einen flotten Sportwagen mit kanadischem Kennzeichen durch die Münchner
Straßen kutschiert, fühlt sich, wie er selbst sagt, "jalt", also weder jung noch
alt, ist polyglott, liest italienische Zeitungen, Anhänger des Boxsports und
verblüfft so manchen Ganoven mit seinen Kenntnissen, so dass man ihm sogar
Komplimente à la "Edgar Wallace ist ein Waisenknabe gegen Sie!" macht.
(Text:
©
GP, Die Krimihomepage)
Die Figur Slim
Callaghan stammt aus der
Feder von Peter Cheyney (1856-1951), der diesen britischen Detektiv in 32
Kurzgeschichten und in 10 Romanen ermitteln ließ. Wahrscheinlich basieren die
Drehbücher zur TV-Serie auf den Kurzgeschichten, da es Ähnlichkeiten zwischen
den englischen Originaltiteln und den Folgentiteln gibt, der Name Peter Cheyney
wird aber weder im Vor- noch im Abspann genannt, genauso wie die Serie
eigentlich keinen Titel hatte, nur "Viktor de Kowa als Slim Callaghan" wird am
Anfang zu einer Karikatur von Viktor de Cowa eingeblendet. In den
Programmzeitschriften von damals hieß die achtteilige Reihe allerdings "Slim
Callaghan greift ein". Der Detektiv war
übrigens auch Protagonist in sechs Kinofilmen: Uneasy Terms
(Großbritannien 1948, Michael Rennie als Slim Callaghan), Meet Mr. Callaghan
(Großbritannien 1954), Plus de whiskey pour Callaghan (Keinen
Whiskey mehr für Callaghan, Frankreich 1954), À toi de jouer Callaghan
(Du musst Callaghan spielen, Frankreich 1954), Calling Mr. Callaghan
(1960), Callaghan remet ça (Callaghan fängt wieder an,
Frankreich 1960). Bei der achtteiligen ZDF-Serie, die im Sommer 1964 in Form von
25minütigen Episoden ausgestrahlt wurde, führte Karl Anton (1898-1979) Regie.
Viktor de Kowa selbst wollte nicht mehr als acht Folgen drehen, um nicht auf den
Serientyp festgelegt zu werden, auf Karl Anton als Spielleiter bestand er. Es
war seine letzte Regiearbeit, im Krimifach konnte er allerdings schon 1960 bei
seinem letzten Kinofilm "Der Rächer" (nach einem Edgar-Wallace-Roman) etwas
schnuppern. TV Hören & Sehen berichtete allerdings in der Ausgabe 44/1960 auf
Seite 15, dass die Serie bereits Ende Oktober 1960 von Radio Luxemburg für das
2. ARD-Programm produziert würde. Als Autoren waren damals Answald Krüger und
Maria Matray vorgesehen, die dann auch tatsächlich die Drehbücher unter dem
gemeinsamen Pseudonym Edward Maria Solger schrieben (Solger sich zusammen aus
Maria Matray(-SOLveg) und Answald KrüGER*). De Kowa damals: "Ich hoffe, mit der Hauptfigur gut über
den Winter zu kommen, habe aber nicht die Absicht, beim Fernsehen meine Karriere
abzuschließen, die vor fast 40 Theaterjahren begann". Allerdings waren 1960 noch
viel mehr Folgen geplant, denn De Kowa meinte: "Das sollen 13 bis 26 Filme
werden".
Die Serie war dann schließlich für das nie an den Start gehende Freies Fernsehen
GmbH (unter der Programmleitung von Ernest Bornemann, der auch an den
Drehbüchern mitwirkte) 1961 produziert worden. Produziert wurden laut
verschiedener Quellen insgesamt 13 Episoden, die Episoden 9 bis 13 tragen nach
Angaben des Medienarchivs Bielefeld die Titel "Ein Mann ist verschwunden",
"Mörder am Telefon", "Das Gespenst", "Brillanten im Safe" und "Giftige Tauben"*.
Die Hauptrolle spielte Viktor de Kowa (1904-1973), der dem deutschen
Kinopublikum als Gentleman bereits bestens durch zahlreiche Filme bekannt war.
Ihre erste Serienhauptrolle spielte Eva Pflug (1929-2008), die bereits TV-Krimi-Erfahrung mit den beiden Durbridge-Krimis "Das Halstuch" (1961) und
"Tim Frazer-Der Fall Salinger" (1963) gesammelt hatte und zwei Jahre später
ihren vielleicht wichtigsten Serienauftritt in der ARD-Serie "Raumpatrouille"
hatte. Was die Serie für Nostalgiefans besonders interessant machen dürfte, ist
die erstklassige Besetzungsliste der Gastrollen (fast lauter Edgar-Wallace- und
Francis-Durbridge-Stars: Jan Hendriks, Ulrich Beiger, Grit Böttcher, Rosemarie Fendel,
Hellmuth Lange, Peter Carsten, Lukas Ammann, Ursula Herking, Hanne Wieder, Otto
Stern, Ellen Frank, Helmuth Rudolph, Heini Göbel, Thomas Braut, Karl Schönböck,
Peter René Körner, Alexander Golling und viele andere. Obwohl Slim Callaghan
Kanadier ist, ermittelt er (wohl der Einfachheit halber) in Deutschland. Das ZDF
hatte sich an derlei "Details" nie gestört, wie man später z. B. auch bei der
Reihe "Cliff Dexter"
sah.
(Text:
©
GP, Die Krimihomepage)
* Mit dank an Robert Fischer für diese Informationen.
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Der Vorspann mit Karikatur |
Titeleinblendung |
Viktor de Kowa als Slim |
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Eva Pflug als Steffi |
Finale Szene: Lukas Ammann (l.),
Helmuth Rudolph als Inspektor
Dallmüller, Karl Schönböck,
Viktor de Kowa (r.) |
Ein Gespräch in Slims Büro |
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