Im Mittelpunkt der Serie "Intercontinental-Express" stehen Menschen, die mit diesem Zug aus den unterschiedlichsten Gründen fahren. In 11 von 13 Fällen sind dies Verbrecher oder Polizeibeamte, die auf der Flucht bzw. auf Ganovenjagd sind. Die 13 Episoden sind in sich abgeschlossen, in jeder Episode gibt es neue Darsteller. Studio-Hamburg-Chef Gyula Trebitsch, der als erster Produzent die Chancen des Fernsehens erkannte und dem wir auch die allererste Krimiserie im Vorabendprogramm, nämlich "Gestatten, mein Name ist Cox" (1961) mit Günther Pfitzmann verdanken, hat in dieser Serie wie bei all seinen Produktionen keine Kosten und Mühen gescheut, die damaligen Stars gemeinsam mit damals noch unbekannten Darstellern vor der Kamera zu versammeln. So sind in Gastrollen neben den schon damals sehr bekannten und beliebten Carl-Heinz Schroth, Heinz Drache, Margot Trooger, Ivan Desny und Heinz Weiss auch die erst später zu großem Ruhm gelangten Rolf Schimpf ("Der Alte"), Charles Brauer ("Tatort"), Vadim Glowna (auch als Regisseur von "Der Alte", "Siska") und Günther Schramm ("Der Kommissar") zu sehen. Produzent Trebitsch, der auch Serienklassiker wie "Hafenpolizei" (1963-1966), "Polizeifunk ruft" (1966-1969), "Hamburg Transit" (1970-1974), "Lautlose Jagd" (1965), "Gertrud Stranitzki" und "Ida Rogalski" (jeweils 13 Folgen mit Inge Meysel), "Das Kurheim" (1974, Regie: Dieter Wedel) oder "St. Pauli Landungsbrücken" (1978-1985) produzierte, übertrug bei dieser neuen Krimireihe ausschließlich jungen Regisseuren die Inszenierung, was doppelt ungewöhnlich ist, zumal damals normalerweise immer nur ein Regisseur eine Staffel bzw. eine ganze Serie drehte. Ungewöhnlich ist auch, dass die Serie mit einer amerikanischen Produktionsfirma koproduziert wurde und die meisten Szenen in Deutsch und in Englisch für den internationalen Markt gedreht wurden. Im Abspann lässt sich der amerikanische Einfluss auch nicht verleugnen, so wird wie in Amerika üblich zuerst der Regisseur, dann der Drehbuchautor genannt, danach die Darsteller und ganz zum Schluss der Produzent.
Für die Fahrt im Interncontinentalexpress wurde im Atelier in Hamburg ein Salonwagen der deutschen Bundesbahn aufgebaut. Bei den Dreharbeiten zur ersten Folge, die Claus Peter Witt inszenierte, war das Studio plötzlich in eine Rauchwolke gehüllt. Zunächst dachte man, es handle sich um den Dampfrauch der Lokomotive, dann wurde aber rasch klar, dass es sich um einen Kabelbrand handelte...
Die Pilotfolge inszenierte der damals 32jährige Claus Peter Witt, der später noch "Die Gentlemen bitten zur Kasse" (1965), "Die Unverbesserlichen" (1965-1971) oder auch "PS" (1978-1979) drehte. Die Dreharbeiten dafür begannen im Dezember 1964. Für die erstklassige Titelmusik wurde Manfred Hübler verpflichtet, der aber nur zur 1. Folge "Reise an die Grenze" auch den Soundtrack schrieb, die anderen Episoden vertonte Karl-Heinz Hanne. Unter den Autoren finden sich unter anderem Fred Ignor, der für Produzent Trebitsch auch die Serie "Hafenkrankenhaus" (13 Folgen, 1969, mit Rolf Schimpf, Regie: Erich Neureuther) schrieb und Heinz Pauck, der unter anderem auch an der Krimiserie "Sergeant Berry" (1974) mit Klausjürgen Wussow beteiligt war.
Wer das TV der 60er liebt, wird bei dieser Serie voll auf seine Kosten kommen, Krimispannung à la "Hafenpolizei", "Gestatten mein Name ist Cox" oder "Kommissar Freytag" ist garantiert, wer sich allerdings einen Wallace- oder Durbridgeabklatsch erwartet, wie er auf dem DVD-Cover angedeutet wird, wird wohl eher die Erwartungen zu hoch stecken. Zur Besetzung und zum Inhalt der einzelnen Folgen verweise ich auf den Episodenführer.

Text © GP, Die Krimihomepage