Daten |
Originaltitel |
Paul
Temple and the Kelby Affair |
aus dem
Englischen von |
Tony
Westermayr |
Originalausgabe Großbritannien |
1970 |
Deutschland |
1971,
Goldmann, Münmchen |
Die Hauptpersonen des
Romans |
Paul
Temple |
Schriftsteller |
Steve
Temple |
seine Frau |
Scott
Reed |
Verleger |
Alfred
Kelby |
Historiker |
Ronnie
Kelby |
sein Sohn |
Tracy
Leonard |
Sekretärin |
Ted
Mortimer |
Landwirt |
Jennie
Mortimer |
seine
Tochter |
Leo
Ashwood |
Gärtner |
Gladys
Ashwood |
seine Frau |
Arthur
Grover |
Spielklubbesitzer |
Inspektor
Charlie Vosper |
Kriminalbeamter |
Kate
Balfour |
Hausangestellt bei Temples |
Lady
Delamore |
Witwe eines
Diplomaten |
Sir
Philip |
ehemaliger
Diplomat |
Handlungsort |
Der Roman spielt in London
und Londons Nähe. |
Kapitel |
Der Roman umfasst 14
Kapitel auf 142 Seiten.
(Ausgabe: 1. Auflage, Goldmann, 1971) |
|
Inhalt |
Der Verleger Scott Reed will das Tagebuch der Geliebten eines 1947 auf
mysteriöse Art und Weise ermordeten Diplomaten veröffentlichen. Lord
Delamore war damals bei einer Jagdpartie in Schottland getötet worden.
Scott bittet den Historiker Alfred Kelby, der damals ebenfalls in die
Affäre verwickelt war, um dessen Gutachten. Doch dazu kommt es nicht.
Kelby wird von Unbekannten entführt und verschwindet spurlos. Ein Fall
für Paul Temple, der von seinem Verleger darum gebeten wird, in dem Fall
zu ermitteln. In Kelbys Haus stößt er auf dessen Sekretärin Tracy
Leonard, dessen Sohn Ronnie, den Gärtner Leo Ashwood und seine Frau
Gladys. Eine Spur führt zu einer Farm, die ein gewisser Ted Mortimer
betreibt. Tatsächlich findet sich dort in einer Regentonne die Leiche
von Alfred Kelby. Wenig später bringt sich Sir Philip um, der 1947 als
Hauptverdächtiger gehandelt wurde. Unterstützt von Inspektor Vosper
führt die Spur in einen Spielclub, der von Arthur Grover betrieben wird.
(Text:
©
GP) |
Kritik |
Das
Cover der Erstausgabe von Goldmann wirbt mit dem Spruch "Der erste
Durbridge-Krimi nach der bekannten Fernsehserie". 1971 erschien dieser
Roman in der BRD, 1970 in Großbritannien. Francis Durbridge schrieb das
Buch im Fahrwasser des Erfolgs der 52teiligen Reihe "Paul Temple" mit
Francis Matthews, die zwar ein größerer Erfolg war, jedoch ohne die
Storys des Meisters auskommen musste. Es ist einer von den wenigen
Stoffen, die Durbridge ausschließlich als Roman abgeliefert hat. In der
Regel waren seine Bücher nämlich Abschriften der Drehbücher zu
Fernsehspielen oder der Texte zu seinen Paul-Temple-Hörspielen. Die
Werke waren dementsprechend dialoglastig (was man von diesem Werk nicht
sagen kann, da es ja auch als Roman konzipiert war). Und auch in "Der
Fall Kelby" krankt es an der gleichen Sache wie in "Kommt
Zeit, kommt Mord", "Im
Schatten von Soho", "Sie
wußten zuviel" und "Paul
Temple-Banküberfall in Harkdale", die allesamt KEINE
Abschriften von Drehbüchern oder Hörspielen waren, sondern "reine"
Romane. Keine Wendungen, keine Cliffhanger, keine mysteriösen
Gegenstände, keine geheimnisvollen Anrufe. Nichts. Ein stinknormaler und
beinahe -langweiliger Kriminalroman, bei dem - würde der Name Paul
Temple fehlen - man nicht mal auf die Idee kommen würde, er stamme aus
der Feder von Durbridge. Im Gegensatz zu anderen Büchern ist das Werk -
ähnlich wie "Banküberfall in Harkdale" - sogar ziemlich kurz. "Der Fall
Kelby" muss ohne Sir Graham Forbess auskommen, immerhin spielt der Roman
bereits 1970 (und Temple müsste hier eigentlich schon gegen 60 Jahre alt
sein). Merklich hat sogar die Freizügigkeit der 70er-Jahre Einzug
genommen. Denn an Paul gerichtete Fragen von Steve wie "Sehe ich aus wie
jemand der Gruppensex treibt?" (S. 42) oder Dialoge wie jener, in dem
die 85jährige Lady Delamore sich über die Schlankheit Steves aufregt,
passen so gar nicht zur Temple-Nostalgie der 40er- und 50er-Jahre: "Die
jungen Leute sind heutzutage alle so dünn. Ich bin auch dünn, aber
schließlich schon fünfundachtzig. In Ihrem Alter hatte ich einen vollen
Busen und einen Po, auf dem man sitzen konnte. [...] Das muss an diesem
Gruppensex liegen, dem heute jedermann anhängt. Davon wird man dünn."
(Lady Delamore zu Steve Temple, S. 30).
Übrigens fehlt auch Diener "Okay, Sir"-Charlie, der hier durch Kate
Balfour ersetzt wurde. Eine stämmige ehemalige Polizeibeamtin, die nun
im häuslichen Dienst der Temples steht und auch schon mal bei den
Ermittlungen hilft. Die Figur kommt nicht von ungefähr, schließlich trat
Kate auch in der Paul-Temple-TV-Serie auf.
Fazit: Für Durbridge-Fans ist "Der Fall Kelby" eine Enttäuschung, da ihm
so ziemlich alles fehlt, was einen typischen Reißer des Meisters
ausmacht. Als normaler Kriminalroman akzeptabel. |
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