Mike Hilton
(Helmut Wildt) saß acht Jahre unschuldig im Zuchthaus. Sein einziger
Plan nach der Entlassung aus dem Zuchthaus: Rache an jenen beiden
Männern nehmen, die ihn einst dorthin gebracht haben. Der ehemalige
Polizeibeamte Jack Bellamy (Hanns Lothar), der mittlerweile recht
heruntergekommen ist, unterstützt Mike dabei. Sie erfahren, dass die
beiden Männer, es handelt sich dabei um Anwalt Cunningham (Pinkas Braun)
und Lee Costello (Karl Lieffen), gerade dabei sind, einen Millionenerben
um dessen Geld zu erleichtern. Sie sorgen dafür, dass der Plan des
Anwalts und des anrüchigen Nachtlokalbesitzers diesmal nicht aufgeht ... |
Nach dem
immensen Fernseherfolg von Durbridge wurde hiermit versucht, Durbridge
auch auf die große Kinoleinwand zu bringen. Ein Versuch, der glatt in
die Hose ging. Der Erfolg blieb zu Recht aus, einerseits weil Durbridges
berühmte Cliffhanger fehlten, andererseits weil die Realisierung und die
Story nicht gerade atemberaubend sind. Durbridge lieferte nämlich nur
ein Treatment (so die offizielle Version), das schließlich vom Regisseur
des Films Rudolf Zehetgruber bearbeitet wurde. Die tolle Besetzung kann
aber die lahme Inszenierung nicht wettmachen. Zu allem Überfluss ist die
Verkleidung des Mörders so schlecht, dass man sofort sieht, wer darunter
steckt. Und dann taucht noch ein kleiner Junge auf (Ilja Richter), der
ständig Leichen findet und ausgerechnet den Namen Edgar Wallace trägt
(dessen Name dann auch noch falsch, nämlich [wellis] ausgesprochen wird)
-
und dass der Inspektor Craddock heisst - genauso wie Charles Tingwell
als Inspektor in den berühmten Miss Marple-Filmen mit Margareth
Rutherford - ist sicherlich kein Zufall!
Zeitgleich
wurde übrigens der um Klassen bessere österreichische Durbridge "Tim
Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X" gedreht.
Mit Sicherheit kein Durbridge! - Ein Kommentar von GP (Webmaster)
Im
Bezug auf Durbridge ist die Produktion unerträglich.
Seit 20 Jahren beschäftige ich mich mit dem britischen Autor, kenne all
seine Romane, seine Hörspiele, Theaterstücke, Drehbücher und deren
zahlreiche Verfilmungen sehr gut. In "Piccadilly" lässt sich allerdings
kein Staubkörnchen einer typischen Durbridge-Zutat wiederfinden. Im
Vorspann wird jedoch groß mit "von Francis Durbridge" geworben. Nun
frage ich mich, was hier wirklich von ihm ist, außer der Name. Kein
Handlungselement, keine Figur, keine dramaturgische Anlage, ja nicht
einmal die Rollennamen sind typisch. Ganz abgesehen davon, dass
Durbridge Gewalt verabscheute (er sagte über sich selbst: "Ich bin so
undramatisch, kann kein Blut sehen") und folglich so gut wie niemals
einen Mord zeigte. Wie passt da etwa der Frauen schlagende Karl Lieffen
oder die Geschichte mit den Gangstern ins Bild?
In Joachim Kramps Buch Hallo-Hier spricht Edgar Wallace! steht,
dass Durbridge nach München eingeladen wurde, um über eine Story zu
verhandeln. Ich bezweifle stark, dass er selbst eine vorgeschlagen hat.
Ich glaube eher, dass man dem Meister der feindosierten Spannung um
seinen guten Namen für Werbezwecke bat und dann eine völlig frei
erfundene Story verfilmte. Dass es nach "Piccadilly" keinen zweiten "Durbridge"-Kinofilm
gab, verwundert auch nicht, denn hat der Meister den Film gesehen, hat
er es bestimmt untersagt, mit seinem Namen für irgendwelche zweit- bis
drittklassigen (jedoch erstklassig besetzten) Kinofilme zu werben. Es
ist ein bißchen so, als ob man den Namen Goethe auf einen Roman von
Rosamunde Pilcher klebt. Sollte Durbridge wirklich die Idee geliefert
haben, dann ist davon im fertigen Film nichts mehr übrig. Dann wäre es
ungefähr so, als ob man einen Schimpansen ein Gemälde von Picasso
abmalen lassen würde. Dürfte man diese Kopie aber dann auch mit
"Picasso" bewerben? |