Die Krimihomepage | Sonne, Wein und harte Nüsse | Interview mit Drehbuchautor Horst Pillau

Serieninhalt & Hintergrund

Stab & Besetzung

Interview mit Autor Horst Pillau

 

Episoden

Staffel 1 (1977)

Staffel 2 (1978)

SONNE, WEIN UND HARTE NÜSSE |
Exklusives Interview mit Autor Horst Pillau

Erfolgsautor Horst Pillau über seine Arbeit an Sonne, Wein und harte Nüsse
Interview: Dr. Gieioirig Piaigiiitiz, Mai 2018

Bild mit freundlicher Genehmigung von Horst PillauHorst Pillau, auch privat mit dem Ehepaar Erik Ode und Hilde Volk gut befreundet, wurde vom Hauptdarsteller persönlich für ein Gros der Drehbücher vorgeschlagen und so stammen 10 der 28 Episoden aus seiner Feder (oder 7 der 21 Geschichten, da ja Staffel 1 aus Zweiteilern bestand). Im Mai 2018 erinnert er sich exklusiv an seine Arbeit für die Serie zurück.

Das Konzept der Serie, liebenswerte und unterhaltsame Kriminalgeschichten an der Côte d’Azur, kam Ihnen sicherlich entgegen, oder?

Horst Pillau: Ja, ich schreibe ja eigentlich keine Krimis und bringe keine Menschen um. Nur Gila von Weitershausen musste in der Serie Die Wilsheimer durch einen Autounfall umkommen, weil die Dramaturgie das unvermeidbar gemacht hat. In Sonne, Wein und harte Nüsse kamen also keine Gewaltverbrechen vor, sondern möglichst liebenswerte und eher komische Ereignisse.

Wissen Sie, wie es zu der Serie kam?

Horst Pillau: Erik Ode war tief davon getroffen, dass er mit seinem Kommissar nur die siebenundneunzigste Folge erleben durfte und nicht die hundertste. Das war ein großer Schock und eine schmerzliche Erfahrung für ihn. Seine Serie war wirklich ein Straßenfeger, an Kommissar-Abenden waren die Straßen leer. 

Die freundliche, sanfte und atmosphärische Vorabendserie, die nun in Südfrankreich spielte, und in die auch seine Frau Hilde Volk eingebunden war, tröstete ihn sicherlich erst einmal über den Einbruch hinweg, aber dann gab es bei TV und Theater kaum noch Aufgaben für ihn und vielleicht hat das auch mit seine Gesundheit zerstört und sein Leben beendet.

Wie war Erik Ode als Mensch?

Horst Pillau: Ode war nie PR-süchtig, er hasste Großveranstaltungen, bei denen er im Mittelpunkt stehen sollte.  Als bei einem Sechstagerennen im damals noch existierenden Berliner Sportpalast die Leute auf ihn einstürmten, fand meine Frau, damals Odes Regieassistentin beim Theater, einen geheimen Ausgang, bei dem er durchs Fenster entkommen konnte.

Mit ihm verbindet Sie eine jahrzehntelange Zusammenarbeit und Freundschaft.

Horst Pillau: Erik Ode hat meine Stücke Das Fenster zum Flur und Der Kaiser vom Alexanderplatz im Berliner Hebbeltheater uraufgeführt, außerdem Fernsehfilme von mir wie Die Geisterbehörde (ZDF 1979) und viele Hörspiele gemacht. Wir waren befreundet und nach Eriks Tod haben wir - meine Frau und ich - Hilde Volk betreut, zuerst in Rottach-Egern und später auch in ihrer Wohnung im Berliner Künstlerviertel am Breitenbachplatz. Wie erwähnt, hat Erik zweifellos sehr darunter gelitten, dass seine Krimiserie Der Kommissar nach 97 Folgen eingestellt wurde und dass das große Jubiläum nicht erreicht wurde. Vielleicht hat das seine Krankheit ausgelöst.

Welche besonderen Erinnerungen haben Sie an die Serie „Sonne, Wein und harte Nüsse“? Gibt es Lieblingsepisoden?

Horst Pillau: Besonders am Herzen lag mir eine Folge mit der liebenswerten Berlinerin Edith Hancke, die etwa in meinem Stück 100.000 Taler im Hansatheater brilliert hatte, ihre unverwechselbare Stimme, die krähen, jammern und triumphieren konnte, hatte ich auch in unzähligen Hörfunksendungen. Da sie sehr klein und zierlich war, konnte sie in Die Sache mit der klassischen Bildung von einer Einbrecherbande im Inneren einer Couch versteckt werden, die dann in einer Villa abgeliefert wurde, angeblich als neues Möbelstück, in Wirklichkeit, um den Einbrechern von innen Tür und Tor zu öffnen. Das hat sie auf köstliche Weise gemeistert. Die Besetzung von Edith Hancke hatte ich vorgeschlagen. Noch in den letzten Jahren haben wir uns oft bei Feiern und bei Dampferfahrten des Berliner Theaterclubs getroffen.

In einer anderen Folge, Die Sache mit dem Rennrad, wurden in den Lenkstangen von Rennrädern Drogen über die Grenze geschmuggelt, um sie dem Zoll zu entziehen. Aber heute sind Italien und Frankreich in der EU und heute würde solch ein sportliches Ereignis normalerweise nicht mehr kontrolliert.

Einige Folgen spielen an ziemlich präzisen Orten (z. B. die Glasbläserei in Biot in der Episode „Die Sache mit dem Schuß“ oder das Marinaland in „Die Sache mit dem Augenzeugen“). Kannten Sie die Gegend, in der die Serie gedreht wurde, schon, als Sie die Bücher schrieben?

Horst Pillau: Ich habe die Gegend, in der meine Folgen spielen, erst während der Dreharbeiten kennengelernt, als die Drehbücher schon existierten. Bei einer Vorbesprechung aber wurden Drehorte, Motive und Personen erklärt und umrissen. Wie erwähnt, waren Erik Ode und Hilde Volk vertraute Freunde für uns seit langem.

Damals konnten die Autoren noch bei den Dreharbeiten dabei sein?

Horst Pillau: Ja, wie gesagt, in Südfrankreich war ich auch bei den Dreharbeiten, wegen der Freundschaft mit Odes oder weil man bei den Dialogen helfen konnte, da die Szenerie anders war, als im Buch beschrieben.

Wie war die Stimmung am Set?

Horst Pillau: Die Stimmung bei den Dreharbeiten war meines Wissens gut.

Es gab ja mehrere Autoren. Hat es da mal eine gemeinsame Besprechung der Autoren gegeben, wie die Geschichten entwickelt werden sollen?

Horst Pillau: Die Autoren haben jeder für sich gearbeitet, es gab keine gemeinsame Besprechung, da konnten die Profile nicht so einheitlich sein, sie wurden nur durch Regie und Schauspieler geprägt.

Die Presse berichtete vorab, dass Louis de Funès als Kommissar an der Seite von Ode zu sehen sein würde. Was wissen Sie darüber?

Horst Pillau: Von der ursprünglichen Absicht, Louis de Funès den französischen Kommissar spielen zu lassen, ist mir nichts bekannt. Vielleicht hat da die Sprachbarriere eine Rolle gespielt.

Horst Riesenfeld von der Rhewes-Film war Produzent und Ideengeber der Serie. Er spielte auch in einigen Folgen als Pfarrer von Valbonne in kleinen Gastauftritten mit. Welche Erinnerungen haben Sie an ihn?

Horst Pillau: Produzent Horst Riesenfeld habe ich nur bei der Vorbesprechung kennengelernt. Die Drehbuchverträge, ohne Wiederholungsgebühren und der absoluten Entscheidung der Rhewesfilm in allen strittigen Punkten waren sehr rigoros. Er hat auch die anderen Autoren beschäftigt, ohne mich zu informieren.

Regie führte unter anderem Hermann Leitner. Ein Regisseur, der oft ihre Bücher verfilmt hat.

Horst Pillau: Mit Regisseur Hermann Leitner habe ich viele halbstündige Serienfolgen zusammen gehabt, vor allem aber die wunderbare ORF-Reihe Roda Roda mit der Schauspieler-Creme des Wiener Burgtheaters, die heiter und sogar auch poetisch geriet. Es war eine sehr gute Zusammenarbeit. Später, für eine Donau-Dokumentation, hat er die Goldene Kamera erhalten, danach aber, wie er selbst beklagt hat, keinen einzigen Auftrag mehr. Zur Motivbesichtigung in Kroatien ist er mit zwei Redakteuren des ORF mit mir im Sportflugzeug nach Rijeka und zurück geflogen.

Auch Dieter Lemmel hat einige Folgen von Ihnen inszeniert.

Horst Pillau: Dem Regisseur Dieter Lemmel habe ich per Empfehlung zu meiner SFB-Serie Oh Mathilde verholfen, aber er hat dann beklagt, dass er aus schwachen Stoffen erst etwas machen müsse. Er hat dann aber die Hauptdarstellerin, die energisch wie Inge Meysel werden sollte, viel zu sanft und betulich geführt. Er war mir menschlich nicht angenehm.

Noch eine abschließende Frage: Wie gingen Sie beim Schreiben der Bücher vor? Hatten Sie von Anfang an ein Konzept, worauf die Geschichte hinauslaufen sollte (wie etwa Francis Durbridge) oder schrieben Sie einfach darauf los (wie etwa Herbert Reinecker)?

Horst Pillau: Bei der Drehbuchniederschrift wusste ich immer, wie die Geschichte in etwa ausgeht, ich habe mir meist an zusammengeklebten DIN-A-4-Seiten einen langen Ablauf gemacht und die Reihenfolge manchmal durch das Zerschneiden und versetzte Zusammenkleben der Szenen verändert. (Darauf los geschrieben hat die wunderbare Schriftstellerin Barbara Noack (Der Bastian, Drei sind einer zu viel oder Die Zürcher Verlobung. Wir waren befreundet, und sie hat mir einmal gesagt: „Beim Schreiben habe ich bis fast zum Schluss nicht gewusst, ob sie sich kriegen…“)

Herzlichen Dank!

Horst Pillau stellte der Krimihomepage auch exklusiv ein Originaldrehbuch zur Verfügung. Es handelt sich dabei um das Skript zur Episode "Die Sache mit dem Schuß" und umfasst 94 Seiten und 53 Szenen (sogenannte "Bilder"). Auf dem Originaldrehbuch lautet der Episodentitel noch "Glasbläser", der Serientitel ist noch "Er kann's nicht lassen". Wie aus dem Drehbuch auch hervor geht, war die Zweiteilung der Folgen der ersten Staffel schon darin vorgesehen und auch die Zusammenfassungen, die Ode am Beginn des 2. Teils spricht. Hier einige Ausschnitte:



Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 26.05.2018

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