Erfolgsautor Horst Pillau über seine Arbeit an
Sonne, Wein und harte Nüsse
Interview: Dr. Gieioirig
Piaigiiitiz,
Mai 2018 |
Horst Pillau, auch privat mit dem
Ehepaar Erik Ode und Hilde Volk gut befreundet, wurde vom
Hauptdarsteller persönlich für ein Gros der Drehbücher vorgeschlagen und
so stammen 10 der 28 Episoden aus seiner Feder (oder 7 der 21
Geschichten, da ja Staffel 1 aus Zweiteilern bestand). Im Mai 2018
erinnert er sich exklusiv an seine Arbeit für die Serie zurück.
Das Konzept der Serie, liebenswerte und
unterhaltsame Kriminalgeschichten an der Côte d’Azur, kam Ihnen sicherlich
entgegen, oder?
Horst Pillau:
Ja, ich schreibe ja eigentlich keine Krimis und bringe keine Menschen um. Nur
Gila von Weitershausen musste in der Serie Die Wilsheimer durch einen
Autounfall umkommen, weil die Dramaturgie das unvermeidbar gemacht hat. In
Sonne, Wein und harte Nüsse kamen also keine Gewaltverbrechen vor, sondern
möglichst liebenswerte und eher komische Ereignisse.
Wissen Sie, wie es zu der Serie kam?
Horst Pillau:
Erik Ode war tief davon getroffen, dass er
mit seinem Kommissar nur die siebenundneunzigste Folge erleben durfte und
nicht die hundertste. Das war ein großer Schock und eine schmerzliche Erfahrung
für ihn. Seine Serie war wirklich ein Straßenfeger, an Kommissar-Abenden
waren die Straßen leer.
Die freundliche, sanfte und atmosphärische
Vorabendserie, die nun in Südfrankreich spielte, und in die auch seine Frau
Hilde Volk eingebunden war, tröstete ihn sicherlich erst einmal über den
Einbruch hinweg, aber dann gab es bei TV und Theater kaum noch Aufgaben für ihn
und vielleicht hat das auch mit seine Gesundheit zerstört und sein Leben
beendet.
Wie war Erik Ode als Mensch?
Horst Pillau:
Ode war nie PR-süchtig, er hasste
Großveranstaltungen, bei denen er im Mittelpunkt stehen sollte. Als bei einem
Sechstagerennen im damals noch existierenden Berliner Sportpalast die Leute auf
ihn einstürmten, fand meine Frau, damals Odes Regieassistentin beim Theater,
einen geheimen Ausgang, bei dem er durchs Fenster entkommen konnte.
Mit ihm verbindet Sie eine jahrzehntelange
Zusammenarbeit und Freundschaft.
Horst Pillau:
Erik Ode hat meine Stücke Das Fenster zum Flur und Der Kaiser
vom Alexanderplatz im Berliner Hebbeltheater uraufgeführt, außerdem
Fernsehfilme von mir wie Die Geisterbehörde (ZDF 1979) und viele
Hörspiele gemacht. Wir waren befreundet und nach Eriks Tod haben wir - meine
Frau und ich - Hilde Volk betreut, zuerst in Rottach-Egern und später auch in
ihrer Wohnung im Berliner Künstlerviertel am Breitenbachplatz. Wie erwähnt, hat
Erik zweifellos sehr darunter gelitten, dass seine Krimiserie Der Kommissar
nach 97 Folgen eingestellt wurde und dass das große Jubiläum nicht erreicht
wurde. Vielleicht hat das seine Krankheit ausgelöst.
Welche besonderen Erinnerungen haben Sie an
die Serie „Sonne, Wein und harte Nüsse“? Gibt es Lieblingsepisoden?
Horst Pillau:
Besonders am Herzen lag mir eine Folge mit
der liebenswerten Berlinerin Edith Hancke, die etwa in meinem Stück 100.000
Taler im Hansatheater brilliert hatte, ihre unverwechselbare Stimme, die
krähen, jammern und triumphieren konnte, hatte ich auch in unzähligen
Hörfunksendungen. Da sie sehr klein und zierlich war, konnte sie in Die Sache
mit der klassischen Bildung von einer Einbrecherbande im Inneren einer Couch
versteckt werden, die dann in einer Villa abgeliefert wurde, angeblich als neues
Möbelstück, in Wirklichkeit, um den Einbrechern von innen Tür und Tor zu öffnen.
Das hat sie auf köstliche Weise gemeistert. Die Besetzung von Edith Hancke hatte
ich vorgeschlagen. Noch in den letzten Jahren haben wir uns oft bei Feiern und
bei Dampferfahrten des Berliner Theaterclubs getroffen.
In einer anderen Folge, Die Sache mit
dem Rennrad, wurden in den Lenkstangen von Rennrädern Drogen über die Grenze
geschmuggelt, um sie dem Zoll zu entziehen. Aber heute sind Italien und
Frankreich in der EU und heute würde solch ein sportliches Ereignis
normalerweise nicht mehr kontrolliert.
Einige Folgen spielen an ziemlich präzisen Orten (z.
B. die Glasbläserei in Biot in der Episode „Die Sache mit dem Schuß“ oder das
Marinaland in „Die Sache mit dem Augenzeugen“). Kannten Sie die Gegend, in der
die Serie gedreht wurde, schon, als Sie die Bücher schrieben?
Horst Pillau:
Ich habe die Gegend, in der meine Folgen spielen, erst während der Dreharbeiten
kennengelernt, als die Drehbücher schon existierten. Bei einer Vorbesprechung
aber wurden Drehorte, Motive und Personen erklärt und umrissen. Wie erwähnt,
waren Erik Ode und Hilde Volk vertraute Freunde für uns seit langem.
Damals konnten die Autoren noch bei den
Dreharbeiten dabei sein?
Horst Pillau: Ja, wie
gesagt, in Südfrankreich war ich auch bei den Dreharbeiten, wegen der
Freundschaft mit Odes oder weil man bei den Dialogen helfen konnte, da die
Szenerie anders war, als im Buch beschrieben.
Wie war die Stimmung am Set?
Horst Pillau:
Die Stimmung bei den Dreharbeiten war meines Wissens gut.
Es gab ja mehrere Autoren. Hat es da mal
eine gemeinsame Besprechung der Autoren gegeben, wie die Geschichten entwickelt
werden sollen?
Horst Pillau:
Die Autoren haben jeder für sich
gearbeitet, es gab keine gemeinsame Besprechung, da konnten die Profile nicht so
einheitlich sein, sie wurden nur durch Regie und Schauspieler geprägt.
Die Presse berichtete vorab, dass Louis de
Funès als Kommissar an der Seite von Ode zu sehen sein würde. Was wissen Sie
darüber?
Horst Pillau:
Von der ursprünglichen Absicht, Louis de
Funès den französischen Kommissar spielen zu lassen, ist mir nichts bekannt.
Vielleicht hat da die Sprachbarriere eine Rolle gespielt.
Horst Riesenfeld von der Rhewes-Film war
Produzent und Ideengeber der Serie. Er spielte auch in einigen Folgen als
Pfarrer von Valbonne in kleinen Gastauftritten mit. Welche Erinnerungen haben
Sie an ihn?
Horst Pillau:
Produzent Horst Riesenfeld habe ich nur bei der
Vorbesprechung kennengelernt. Die Drehbuchverträge, ohne Wiederholungsgebühren
und der absoluten Entscheidung der Rhewesfilm in allen strittigen Punkten
waren sehr rigoros. Er hat auch die anderen Autoren beschäftigt, ohne mich zu
informieren.
Regie führte unter anderem Hermann Leitner. Ein
Regisseur, der oft ihre Bücher verfilmt hat.
Horst Pillau:
Mit Regisseur Hermann Leitner habe ich viele halbstündige Serienfolgen zusammen
gehabt, vor allem aber die wunderbare ORF-Reihe Roda Roda mit der
Schauspieler-Creme des Wiener Burgtheaters, die heiter und sogar auch poetisch
geriet. Es war eine sehr gute Zusammenarbeit. Später, für eine
Donau-Dokumentation, hat er die Goldene Kamera erhalten, danach aber, wie er
selbst beklagt hat, keinen einzigen Auftrag mehr. Zur Motivbesichtigung in
Kroatien ist er mit zwei Redakteuren des ORF mit mir im Sportflugzeug nach
Rijeka und zurück geflogen.
Auch Dieter Lemmel hat einige Folgen von Ihnen
inszeniert.
Horst Pillau:
Dem Regisseur Dieter Lemmel habe ich per Empfehlung zu meiner SFB-Serie Oh
Mathilde verholfen, aber er hat dann beklagt, dass er aus schwachen Stoffen
erst etwas machen müsse. Er hat dann aber die Hauptdarstellerin, die energisch
wie Inge Meysel werden sollte, viel zu sanft und betulich geführt. Er war mir
menschlich nicht angenehm.
Noch eine abschließende Frage: Wie gingen Sie beim
Schreiben der Bücher vor? Hatten Sie von Anfang an ein Konzept, worauf die
Geschichte hinauslaufen sollte (wie etwa Francis Durbridge) oder schrieben Sie
einfach darauf los (wie etwa Herbert Reinecker)?
Horst Pillau:
Bei der Drehbuchniederschrift wusste ich immer, wie die Geschichte in etwa
ausgeht, ich habe mir meist an zusammengeklebten DIN-A-4-Seiten einen langen
Ablauf gemacht und die Reihenfolge manchmal durch das Zerschneiden und versetzte
Zusammenkleben der Szenen verändert. (Darauf los geschrieben hat
die wunderbare Schriftstellerin Barbara Noack (Der Bastian, Drei sind einer
zu viel oder Die Zürcher Verlobung. Wir waren befreundet, und sie hat
mir einmal gesagt: „Beim Schreiben habe ich bis fast zum Schluss nicht gewusst,
ob sie sich kriegen…“)
Herzlichen Dank!
Horst
Pillau stellte der Krimihomepage auch exklusiv ein Originaldrehbuch zur
Verfügung. Es handelt sich dabei um das Skript zur Episode "Die Sache mit dem
Schuß" und umfasst 94 Seiten und 53 Szenen (sogenannte "Bilder"). Auf dem
Originaldrehbuch lautet der Episodentitel noch "Glasbläser", der Serientitel ist
noch "Er kann's nicht lassen". Wie aus dem Drehbuch auch hervor geht, war die
Zweiteilung der Folgen der ersten Staffel schon darin vorgesehen und auch die
Zusammenfassungen, die Ode am Beginn des 2. Teils spricht. Hier einige
Ausschnitte:
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