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Der Mann
aus Kanada |
Erstsendung (DFF):
Sonntag, 13.08.1967 |
Regie:
Rudi Kurz |
Dauer:
88'45'', s/w |
Allgemeine Infos |
Die
Major-Sander-Trilogie besteht aus den drei Fernsehfilmen „Der Mann aus
Kanada“ (1 Teil, 13.08.1967), „Treffpunkt Genf“ (2 Teile, Erstsendung:
28.01.1968, 30.01.1968) und „Projekt Aqua“ (2 Teile, Erstsendung
07.02.1969 und 09.02.1969). Darin tauchen die Figuren Major Seidel
(Rudolf Ulrich), Hauptmann Kranz (Herbert Köfer), Major Sander (Jürgen
Frohriep), Oberleutnant Kämpf (Ezard Haußmann) und Leutnant Schütz
(Heinz Behrens) auf. Es handelte sich bei diesen von Regisseur Rudi Kurz
inszenierten Filmen um so genannte „Kundschafterfilme“. Kundschafter war
in der DDR die Bezeichnung für Agenten. Major Sander (Jürgen Frohriep)
spielt in allen Filmen einen DDR-Agenten, der in den bundesdeutschen BND
eingeschleust wird, und das Ansehen der DDR wahren muss. Während er in
„Der Mann aus Kanada“ noch nicht die Hauptfigur wahr, wird er dies in
den beiden Folgefilmen, die als Zweiteiler mit großem Aufwand gedreht
wurden.
Alle drei Filme basieren auf wahren Begebenheiten und das Ministerium
für Staatssicherheit beriet nicht nur die Autoren, sondern arbeitete
intensiv am Drehbuch mit. Dies wird explizit im Nachspann erwähnt. In
wieweit die Geschichten allerdings der Wahrheit entsprechen, ist heute
kritisch zu reflektieren, da in allen Filmen bewusst der Westen (BND und
CIA) als „Böse“ und der Osten (MfS) als „Gute“ dargestellt werden. Es
wäre zu untersuchen, inwieweit die tatsächlichen Ereignisse zugunsten
kommunistischer Propaganda verfälscht wurden. (GP) |
Inhalt |
Es ist Freitag nach
Mitternacht. Eine junge Frau wird von einem jungen Mann namens Herbert
Riedmüller nach Hause gebracht. Zwei mysteriöse Männer beobachten die
beiden aus einem Wagen aus. Die Frau verabschiedet sich und betritt ihr
Haus. Riedmüller geht verliebt weiter, denkt an nichts Böses. Da nähert
sich ihm einer der Männer aus dem Wagen. Der Mann mit der Sonnenbrille
bittet Riedmüller um Feuer. Ein tödlicher Fehler, denn er wird dabei
hinterrücks ermordet. Der zweite Mann im Wagen fährt vor und beraubt den
Toten seines Ringes und seiner Papiere. Danach wird der Ermordete auf
offener Straße liegen gelassen. Die Zeitungen berichten am nächsten Tag
groß über den Mord in der Lehnertstraße und spekulieren darüber, wer den
Raubmord begangen hat und welche Identität der Tote hat. Eine
Identifizierung der Leiche war bisher nämlich nicht möglich. Wenig
später wird eine Frau, die sich als Gattin des Kaufmanns Riedmüller
ausgibt, im "demokratischen" Sektor von Berlin verhört. Sie gibt vor, in
Frankfurt am Main zu wohnen und in der DDR ihre alte Freundin Inge zu
besuchen, die nun mit einem Militärflieger verheiratet ist. Als die
falsche Frau Riedmüller - sie heißt im wirklichen Leben Margit Steiner -
vor Inge steht, ist diese verblüfft zu hören, das sie ihren Stiefbruder
Herbert geheiratet hat. Sie kann nicht wissen, dass Margit Steiner eine
Westagentin ist, die angeheuert wurde, um ihren Mann abzuwerben und so
dem Ansehen der DDR zu schaden. Ziel ist es, Margits Mann Horst zu
zwingen, in der BRD zu landen und so Fahnenflucht zu begehen. Der
ostdeutsche Geheimdienst bekommt allmählich Wind von der Sache und
versucht, den Plan zu vereiteln ...
(Text:
©
GP, Die Krimihomepage, Juli 2011) |
Kritik |
Ein TV-Film, der laut
Vorspann auf wahren Begebenheiten beruht und wie eine Folge der
westdeutschen Serie "Die fünfte Kolonne" daher kommt. Schauspielerisch
ist an dem Film nichts auszusetzen, ideologisch hingegen ist der Film
problematisch und zu sehr DDR-Propaganda. Die Westdeutschen sind in dem
Film die Bösen, die ostdeutschen Mitarbeiter der Spionage die Guten,
denen es gelingt, die gesamte DDR vor den bösen Machenschaften des
Westgeheimdienstes zu schützen. Allenfalls fernsehhistorisch
interessant. (GP) |
Zusätzliche Infos &
Hintergrundinfos |
Erster von drei Filmen,
in denen Major Sander vorkommt und der unter Mithilfe und Beratung des
Ministeriums für Staatssicherheit der DDR entstand. Die Geschichte
basiert auf einer wahren Begebenheit, wobei äußerst kritisch zu
reflektieren ist, in wieweit die wahren Tatsachen zu Gunsten
kommunistischer Propaganda verfälscht wurden. Während Major Sander
(gespielt von Jürgen Frohriep) hier noch nicht die Hauptrolle spielte,
übernahm er in den zwei Folgefilmen (siehe unten) den Hauptpart des in
den bundesdeutschen BND eingeschleusten DDR-Agenten.
Jürgen Frohriep (1928-1993) ist den meisten als Oberleutnant Jürgen
Hübner im DDR-Krimiklassiker "Polizeiruf 110" bekannt. Der geborene
Rostocker absolvierte nie eine professionelle Schauspielerausbildung.
Mit einer Hauptrolle in Konrad Wolfs 1959 gedrehten Antikriegsfilm
"Sterne" schaffte er über Nacht den Durchbruch, wurde zum beliebten
DDR-Star und Mitglied des DEFA-Schauspielensembles. Die Hauptrolle
in dem ebenfalls von Rudi Kurz inszenierten "Das grüne Ungeheuer" verhalf dem Schauspieler zu großer Popularität.
Mit dessen Hauptdarstellerin Kati Székely war er bis nach der Wende
verheiratet. In 65 Fällen (den erst vor kurzem erstausgestrahlten
verschollenen Polizeiruf "Im Alter von ..." mit eingerechnet) ermittelte
er als souveräner Oberleutnant in der ganzen DDR. Nach der Wende bekam
Frohriep allerdings keine Rollenangebote mehr, seine Ehe zerbrach und er
litt an Alkoholsucht. Kurz nach den Dreharbeiten zu seinem letzten
Polizeirufauftritt 1993, für den man ihn nochmals vor die Kamera
zurückholte, starb Frohriep am 13.07.1993.
Der Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Rudi Kurz (geboren 1921)
bescherte dem DDR-Fernsehen mit seinen mehrteiligen Fernsehfilme mehrere
Straßenfeger und Publikumserfolge. Nach dem Fünfteiler "Das grüne
Ungeheuer" drehte er den in Wien angesiedelten fünfteiligen
Fernsehrkrimi "Die
Spur führt in den siebten Himmel", in dem ebenfalls Jürgen
Frohriep eine entscheidende Rolle spielte. Weitere Erfolge waren etwa
"Treffpunkt Genf" (1968) oder "Projekt Aqua" (1969) sowie die
dreizehnteiligen Serien "Archiv des Todes" (1980) und "Front ohne Gnade"
(1964).
Die Figuren Major Seidel (Rudolf Ulrich), Hauptmann Kranz (Herbert Köfer),
Major Sander (Jürgen Frohriep), Oberleutnant Kämpf (Ezard Haußmann) und
Leutnant Schütz (Heinz Behrens) tauchten in insgesamt drei
DDR-Kundschafterfilmen ("Kundschafter" wurden Agenten in der DDR
genannt) auf, die alle von Rudi Kurz inszeniert wurden und laut Vorspann
auf wahren Ereignissen beruhten. Es waren dies:
|
Stab |
|
Besetzung |
Aufnahmestab |
Margit
Steiner |
Annekathrin Bürger |
Inge
Karsten |
Kati Székely |
Horst
Karsten |
Alfred Struwe |
Major
Seidel |
Rudolf Ulrich |
Hauptmann
Kranz |
Herbert Köfer |
Braun |
Hannjo Hasse |
Major
Sander |
Jürgen Frohriep |
Müller |
Joachim Tomaschewsky |
Oberleutnant Kämpf |
Ezard Haußmann |
Leutnant
Schütz |
Heinz Behrens |
Wellmann,
Altstoffhändler |
Hans Klering |
Hellmer |
Otto Stark |
Herbert
Riedmüller |
Horst Schön |
Stock |
Werner Röwekamp |
Pilz |
Horst Friedrich |
Meise |
Ralph Boettner |
? |
Jochen Diestelmann |
? |
Evelyn Exner |
Dokumentenfälscher |
Hans Flössel |
? |
Horst Gill |
Telefonunteroffizier |
Hans-Joachim Glaeser |
1. Mann im
Wagen |
Siegfried Loyda |
ein Funker |
Kurt Müller-Reitzner |
ein
westdeutscher Agent |
Günter Ott |
2. Mann im
Wagen |
Horst Schäfer |
Sekretär |
Hans Sievers |
|
Ein
Fernsehfilm von |
Rudi Kurz
Hans von Oettingen |
Dramaturgie |
Wenzel Renner |
hergestellt
im |
DEFA-Studio für Spielfilme |
Szenenbild |
Georg Kranz |
Bauausführung |
Richard Schmidt |
Kostüme |
Luise Schmidt |
Masken |
Willi Gesche
Edeltraut Schöttler |
Schnitt |
Thea Richter |
Ton |
Wolfgang Höfer |
Filmfotografen |
Hans Hatlop
Ferdinand Teubner |
Regie-Assistenz |
Rosemarie Remlinger |
Aufnahmeleitung |
Wolfgang Rennebarth
Werner Langer |
Musikalische Einrichtung |
Wolfgang Hohensee |
Produktionsleitung |
Willi Teichmann |
Kamera |
Horst Hardt |
Regie |
Rudi Kurz |
ein Film
des |
Deutschen Fernsehfunks |
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