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Mareks Fälle (8): Mord im Krankenhaus
(Mareks 16. Fall)

Tatort Nr. 92
Erstsendung (ARD/ ORF):
08.10.1978
Buch: Fritz Eckhardt
Regie: Michael Kehlmann
Dauer: 91‘44‘‘

Inhalt: Oberinspektor Marek befindet sich wegen einer schwierigen Magenoperation im Krankenhaus. Ausgerechnet in der Nacht, in der er operiert wird, stirbt sein Zimmerkollege. Es handelt sich dabei um Mord. Als Marek sechs Wochen später von seinem Kuraufenthalt zurückkommt, nimmt er sich es Falles an und muss auch gleichzeitig drei Ausbrecher ausfindig machen ...

Kritik und Besprechung: Die Folge „Mord im Krankenhaus“ ist absolut gelungen. Sie bietet so viele witzige Textpassagen, dass es fast unmöglich ist, sie alle hier aufzuzählen, es sei denn, man tippt ca. drei Viertel der Drehbuchdialoge ab. Fritz Eckhardt ist es gelungen, ein absolut ausgeglichenes Drehbuch zu schreiben, das einerseits humorvolle Szenen beinhaltet, andererseits aber auch einen spannenden Kriminalfall bietet. Die Idee, dass Marek im Krankenhaus operiert wird, ist recht originell. Die anschließende sechswöchige Kur in der Wachau (bei der diese wunderbare Landschaft durch die Bildgestaltung und Musikuntermalung absolut gewürdigt wird) bringt Marek ungewollt zu seinem neuen Fall. Auf dem Schiff, mit dem er zurück fährt, befinden sich die drei Ausbrecher. Zurück im Büro, wehrt er sich gegen den neuen Fall ob seines Gesundheitszustandes („Beschissen ist geprahlt“), als ihn der telefonische Auftrag ereilt, nimmt er dann aber doch an. Interessant sind die Figuren, die in diesen Film eingebaut sind. Allen voran glänzt Herbert Prikopa als Bundesbahn-Frühpensionist. Eckhardt hat dies keines Wegs erfunden, auch heute ist es in Österreich durchaus noch üblich, dass man als Bahnbediensteter mit 50 und früher in Pension gehen kann. Der Mann, der leiblich an Eckhardt sicherlich herankommt, kocht sich gerade Speck aus (Grammeln sagt man auf Österreichisch). Eckhardt, gerade frisch magenoperiert, wird dabei schlecht. Viel Situationskomik bietet die Szene, als der ÖBB-Pensionist dem Oberinspektor immer wieder das fettige Essen anbieten will und Marek ablehnt. Gleichzeitig werden wir mit den einfachen Wiener Wohngewohnheiten vertraut. Der Mann lebt in einem Haus, in dem sich WC und Wasser am Gang befinden. Eigentlich untragbare Verhältnisse (Prikopa: „Immer wenn i Bauchweh hab, sitzt einer am Häusl und sch... stundenlang“), die der Pensionist auch Marek gegenüber beklagt: „Das WC befindet sich in Indien?“ – Marek: „Wo?“ – „Na, am Ende des Ganges …“).
Genial ist auch jene Szene, in der Marek einen Kollegen aufsucht, um in die Verbrecherkartei Einblick zu erhalten. Der Kollege hat in der „Witzkiste“ geschlafen, erzählt ständig neue Kalauer, die jedoch schon einen sehr langen Bart haben. Immer wieder versucht er Marek mit einem Witz aus der Reserve zu locken, den er noch nicht kennt.
Absolutes Highlight sind natürlich Dolores Schmidinger und Kurt Sowinetz als Proletenehepaar, das ständig im Kommissariat auftauchen muss, weil sich die Nachbarn über ihre Streitereien beschweren. Das erste Mal hat sie ein blaues Auge, das zweite Mal er, das dritte Mal beide. Als die beiden Bezirksinspektor Wirz verkünden, sie werden aufs Land ziehen, schlägt dieser die Hände über dem Kopf zusammen, sagt, er danke Gott, dass fortan ein anderes Revier für sie zuständig sei und fügt hinzu, er werde in der Kirche eine Kerze anzünden und für den Gendarmerieposten am Land, der sie bekommt, beten. Der wunderbarste Abschlussgag aller bisherigen Folgen ist dann, dass Wirz, der gerade ein ruhiges Haus am Land gekauft hat, die beiden als Nachbarn bekommt.
Bezirksinspektor Wirz und Inspektor Berntner dürfen in dieser Folge – nachdem sie in Folge 7 nur sehr bedingt zum Einsatz kamen – wieder voll mit dabei sein und ihr typisches Verhalten an den Tag legen.
Schön auch die Rolle von Ida Krottendorf, die in ihrer Rolle nun unter anderem Namen lebt, zuvor aber als Prostituierte unter dem Namen „Nebel Theres“ lebte. Damit gibt es einen Querverweis auf den ersten „Tatort“-Fall „Mordverdacht“, indem Ida Krottendorf in genau dieser Rolle mit dabei war.
Fazit: Eine ebenso spannende wie charmant humorvolle Krimiunterhaltung dank der kompetenten Inszenierung des großen Michael Kehlmann!

Darsteller: Fritz Eckhardt (Oberinspektor Marek), Kurt Jaggberg (Bezirksinspektor Wirz), Albert Rolant (Inspektor Berntner), Lieselotte Plauensteiner (Susi Wodak, Vertragsangestellte), Ida Krottendorf (Frau Molitor), Anneliese Stöckl (Frau Schrötter), Guido Wieland (Großvater), Dolores Schmidinger (Frau Flanzl), Kurt Sowinetz (Herr Flanzl), Bernhard Hall (Rotz), Ernst Cohen (Baron), Ludwig Hirsch (Stoss), Herbert Prikopa (Herschina), Otto Tausig (Oberinspektor Klein), Gerhard Steffen (Dr. Rieger), Elisabeth Stiepl (Schwester Gertraud), Peter Josch (Franzi, Spitaldiener), Joseph Hendrichs (Zoller), Mizzi Tesar (Wirtin), Helly Servi (Frau Zyllius), Wolfgang Weiser (Herr Schrötter), Michael Herbe (Tankwart), Gerhard Dorfer (Funkstreifenbeamter) und andere

Kamera: Rudolf H. Murth, Thomas Horwath, Ton: Herbert Wabl, Josef Kosnar, Licht: Rudolf Schindelegger, Schnitt: Hildegard Ohandjanian, Maske: Alexander Pekarek, Waltraud Repper, Kostüme: Barbara Langbein, Bauten: Gerhard Hruby, Regieassistenz: Margrith Spitzer, Produktionsleitung: Helmut Pascher, Franz Benes, Redaktion: Liselotte Reichert, eine Produktion des ORF

Alle Texte: © GP, Die Krimihomepage
 

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