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Mareks Fälle (6): Annoncenmord
(Mareks 14. Fall)

Tatort Nr. 66
Erstsendung (ARD/ ORF):
12.09.1976
Buch: Fritz Eckhardt
Regie: Peter Weck
Dauer: 87‘48‘‘

Inhalt: Der Tote aus der Donau ist ein Mann namens Kreiwild, der sich auf eine Heiratsannonce gemeldet hatte, deshalb nach Wien fuhr und seitdem verschwunden war. Marek ermittelt in dem Fall von Giftmord, der allerdings nicht der einzige dieser Art ist. Schon wenig zuvor gab es nämlich eine andere Wasserleiche…

Kritik und Besprechung: „Wieder ein Mord? Dann wird wieder die ganze Zeit mit Ihnen nicht zu reden sein?“ -„Mit mir ist nie zu reden!“ – So antwortet Oberinspektor Marek auf eine Feststellung seiner Sekretärin Susi Wodak. Ein Fall, der es in sich hat. Peter Weck inszenierte diesen sechsten Fall und bannte diesmal endlich alles auf Film. Die Geschichte selbst lebt von großen und kleinen Pointen, ist hinreißend um den älteren Mann ärmlicher gräflicher Abstammung und mit „von“-Titel-Tick (hervorragend gespielt von Axel von Ambesser) konstruiert, der Damen mit Abführmittel verabreichte Pralinen verabreicht, um sie anschließend ausrauben zu können. Zudem erfahren wir etwas aus Mareks Vergangenheit und Gegenwart. Die Spur führt in eine Firma, in der Mareks Jugendliebe die Chefin war. Voller Vorfreude begibt sich der schwergewichtige Ermittler dorthin und meint zum Kollegen Wirz: „Sie war eine Jugendliebe von mir, bin gespannt, wie sie heute ausschaut!“ Daraufhin seufzt Wirz, blickt den vülligen Marek von oben bis unten an, schüttelt den Kopf und meint: „Wenn die nach Dir geht ...“. In der Firma muss er dann erfahren, dass die Dame seit zwei Jahren tot ist. Ihre Tochter erzählt aber, dass ihre Mutter oft von „Viktor“ (Marek) gesprochen hat, den sie „Wickerl“ genannt hat. Daraufhin Marek zu ihr: „Beinah‘ wären Sie mein Sohn geworden, i hab mir immer an Sohn gewünscht, aber dann hab‘ i a Tochter bekommen“. Als sich die Fast-Tochter ziemlich stur anstellt meint sie: „Den Dickschädl hab i von meinem Vater“, worauf Fast-Vater Marek erwidert: „Ja, den hätten‘S von mir auch gekriegt!“
Wunderbar resch agiert wieder Kollege Wirz, der zwei ältere Damen verhört, die auf den Schwindler hereingefallen sind. Wirz: „Mich interessieren keine erotischen Details“. Die ältere Dame: „Sie denken bei mir an Erotik?“. Wirz schaut sie an und schüttelt „charmant“ den Kopf: „Nein, ganz sicher nicht.“
In einer anderen Szenen wiederholt sich etwas, das so ähnlich schon eine Folge zuvor vorgekommen ist. Wirz wird von einem zwielichtigen Typen angesprochen: „Herr Inspektor?“ – Wirz: „Woher wissen Sie das?“ – der Typ: „Ich erkenn Ihresgleichen am Gesicht“. Wirz: „Wie lange waren Sie drinnen?“ – „5 Jahre - Woher wissen Sie das?“ Darauf Wirz: „Ich erkenn Euresgleichen auch am G‘sicht“.
Wunderbar ist Wirz‘ Kombinationsgabe. Als der Nachtportier, den er wie alle dubiosen Gestalten grundsätzlich duzt, sich bei ihm wie folgt beschwert: „I hab über 100 Strafzettel, wissen Sie was das heisst?“, erwidert er: „Dass sie mindestens 200 Mal falsch geparkt haben!“
Als Wirz nicht weiß, wo er die Nacht verbringen soll, redet ihm Marek das Büro aus: „Hier kannst nicht schlafen - obwohl, das würd‘ ja auch nicht auffallen!“ - darauf Wirz: „Oh ja, ich schnarche!“
Das sind nur einige wenige Beispiele für die ständigen unterhaltsamen Nörgeleien und charmanten Dialoge. Beinahe ein slapstickartiger Sketch für sich ist jene Szene, in der Inspektor Berntner den jugoslawischen Wirt befragt und dieser nach Beantwortung jeder Frage zu seiner Flasche Schnaps mit den Worten „Muss ich trinken Sliwowitz“ greift. Dies wiederholt sich gefühlte zehn Mal, als endlich das Essen serviert wird. Daraufhin steht der Wirt erneut auf, schenkt sich ein und verkündet: „Vor Essen ich immer trinken Sliwowitz!“
Aber die Klärung des Mordfalls gestaltet sich nicht nur unterhaltsam, sondern auch spannend. Fritz Eckhardt konstruiert eine durchaus mitreißende Kriminalgeschichte (natürlich völlig ohne Gewalt), die diesmal sogar in einen Nachtclub führt. In dieser Szene wird Hauptkommissar Brammer (Knut Hinz) als Gastkommissar eingebaut, der in den Jahren 1974-1977 vier Mal auf Verbrecherjagd ging (davon zweimal unter der Regie von Jürgen Roland). Am Ende spielt Marek selbst den Lockvogel, indem er auf die gefährliche Annonce selbst antwortet und gerät so in Gefahr. Anders als in den Fällen zuvor ist seine Waffe diesmal allerdings geladen, um sich gegen den Täter wehren zu können.
Peter Weck – der diesmal seltsamer Weise auf Titeleinblendungen im Vorspann völlig verzichtet – ist ein sehr guter, unterhaltsamer Film gelungen, der von Anfang bis Ende unterhält und natürlich wie bei Eckhardt obligatorisch mit einer Schlusspointe endet. Diesmal damit, dass Wirz eine mit Abführmittel gefüllte Praline isst. Durch den anschließenden – wohl durch mehrfachen Toilettenbesuch bedingten – Ausfall des Bezirksinspektors muss Marek auf Wirz‘ Weisheiten wie „Wien ist groß!“ (auf die er mit „Das is‘ a Neuigkeit, darauf wär‘ i gar nit gekommen! Dankeschön!“ kontert) oder „Normalerweise reiß‘ i mi um keine Arbeit!“ (Marek: „Ist mir bekannt!“) verzichten.
Fazit: „Annoncenmord“ macht lust auf mehr!

Darsteller: Fritz Eckhardt (Oberinspektor Marek), Kurt Jaggberg (Bezirksinspektor Wirz), Albert Rolant (Inspektor Berntner), Lieselotte Plauensteiner (Susi Wodak, Vertragsangestellte), Helma Gautier (Lona Heller), Axel von Ambesser (Udo von Kahlreuth), Michael Toost (Pondra), Edd Stavjanik (Kramreiter), Gusti Wolf (Grete Bändler), Elisabeth Stiepl (Maria Hillmann), Bibiane Zeller (Frl. Neumann), Kitty Mattern (Frau Zwerschina), Ulli Fessl (Johanna Hassmann), Reinhold Tischler (Betriebsleiter Kellner), Kurt Sobotka (Nachtportier Ullrich), Carlo Böhm (Hausdiener), Mircea Krishan (Mirko Kolarovic), Bruno Thost (Korf), Helmi Mareich (Gerda), Mizzi Tesar (Frau Hess, Hundebesitzerin), Ingrid Malinka (Stubenmädchen), Karl Winkler (Barmanager), Franz Waldeck (Beamter vom Erkennungsdienst), Wilhelm Sedelec (Funkstreifenbeamter), Helmut Nymec (Polizist in der Bar), Friedrich Jores (Ober), Fritz Widhalm-Windegg (Kegel, Polizist), Thomas Pascher (Bub am Fahrrad), Knut Hinz (Hauptkommissar Brammer)

Kamera: Rudolf H. Murth, Franz Zecha, Ton: Klaus Kinzl, Licht: Rudolf Schindelegger, Schnitt: Renate Jelinek, Maske: Wilfried Weilguny, Christl Wusta, Kostüme: Barbara Langbein, Bauten: Gerhard Hruby, Regieassistenz: Helga Langendorf, Produktionsleitung: Helmut Pascher, Johann Simon, Redaktion: Wolfgang Ainberger,  eine Produktion des ORF

Alle Texte: © GP, Die Krimihomepage
 

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