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Mareks Fälle (5): Urlaubsmord
(Mareks 13. Fall)

Tatort Nr. 55
Erstsendung (ARD/ ORF):
28.09.1975
Buch: Fritz Eckhardt
Regie: Peter Weck
Dauer: 89‘56‘‘

Inhalt: Oberinspektor Marek war drei Wochen in Kärnten auf Kur und hat 25 Pfund (das sind in Österreich 12,5 Kilo) abgenommen. Am letzten Tag kommt es zu einem Mord. Ein Drogendealer, der sich mit Oberinspektor Veigl von der Münchner Mordkommission treffen wollte, um ihm wertvolle Informationen zu geben, wurde erschossen. Zurück in Wien findet Marek selbst eine Leiche. Es handelt sich um Mia, eine Prostituierte. Natürlich hängen beide Fälle zusammen...

Kritik und Besprechung: „In meinem Leben hab ich schon Hunderte von Kilos abgenommen ... und anschließend wieder zugenommen“ – diese Weisheit gibt Oberinspektor Marek an Oberinspektor Veigl (Gustl Bayrhammer) weiter, als sie beide im Kräuterbad sitzen. Marek ist in Kärnten auf Kur und hat – so ein Mitarbeiter der Kuranstalt – in drei Wochen 25 Pfund abgenommen. Veigl ist dort, um einen Rauschgiftdealer zu treffen, der aber erschossen wird. Natürlich gehört dieser Mord später zu jener Leiche, die Marek – wie er es selbst nennt – „praktischer Weise gleich selber (in Wien) findet“. Denn einmal im („Tatort“)-Jahr, bekommt das Kommissariat 24 „einen Mord vom Sicherheitsbüro zugeteilt“, so ebenfalls der nun wirklich etwas „schlankere“ Oberinspektor. Die Folge „Urlaubsmord“ ist der 5. „Tatort“-Beitrag und die in meinen Augen bisher beste und unterhaltsamste Folge. Das mag einerseits an dem witzigen aber auch spannenden Drehbuch von Fritz Eckhardt liegen, andererseits an der guten Inszenierung von Peter Weck, der fünf Jahre zuvor gemeinsam mit Eckhardt in der vorzüglich unterhaltsamen und liebenswerten Serie „Wenn der Vater mit dem Sohne“ die Hauptrolle spielte und nun für seinen alten Freund Eckhardt einen „Tatort“ inszenierte (nachdem dieser selbst zwei Mal am Regiestuhl gesessen hatte). Weck setzt auf eine ausgeglichene Verteilung der Szenen, diesmal spielt nur mehr rund ein Drittel der Handlung im Kommissariat, ansonsten gibt es neben den Außenaufnahmen im sommerlichen Kärnten zahlreiche andere Schauplätze. Interessant sind auch die Figuren und deren Darsteller, allen voran Heinz Ehrenfreund als heiterer Streifenpolizist (der so unweigerlich an seine Rolle als Alan Armadale in „Der rote Schal“ erinnert) und Heinrich Schweiger als psychisch kranker Ehemann, der Marek bittet, ihn vor seiner eigenen Triebhaftigkeit zu schützen und ihm gesteht, wie sehr er sich zu jungen Menschen (Kindern??) sexuell hingezogen fühlt. Genau aus diesem Grunde will er auch seine Frau umbringen. Er bittet Marek, ihn vor sich selbst zu schützen.
Inspektor Wirz trägt diesmal Schnauzbart und geht ziemlich forsch gegen seine Mitmenschen vor. Das betrifft sowohl den Kollegen Berntner, der diesmal sogar lebensgefährlich verletzt wird, als auch andere Personen. Ein Beispiel? Einer ehemaligen Prostituierten gibt er sich „als Vorstadtkiberer“ aus, „der nicht wie die Gentlemankollegen vom Sicherheitsbüro die Damen abholen und vorführen lassen, sondern direkt ins Haus kommt“. Danach „schmeichelt“ er ihr noch mit dem Kompliment: „Mit Ihrem G’sicht können’S auch keinen Picasso begeistern!“. Und auf die Aussage einer anderen leichten Dame „Bei Ihnen sieht man gleich, was Sie für einen Beruf haben“ kontert er mißbilligend: „Bei Ihnen auch!“. Überhaupt soll Wirz vom Minister ein Orden verliehen werden, weil er ein Kind aus der Donau gerettet hat. Wie diese Ordensverleihung am Ende der Folge (der Minister ist natürlich nicht da und lässt sich durch einen Sektionschef vertreten) aussieht, ist ein gelungener Abschlussgag für diese Episode. Überhaupt gibt es sehr viele komische Passagen – ein Beispiel: ein Kurarzt teilt einem Patienten mit, dass er am nächsten Tag wegen seines schwachen Herzens Gymnastik machen soll. Darauf der Kurgast: „A schwaches Herz hab i nit, höchstens a schwaches Hirn!“.
Fritz Eckhardt baut auch diesmal wieder die österreichische Bürokratie mit einem Augenzwinkern mit ein. Abgesehen davon, dass nun überall der damals neu amtierende Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger an den Wänden hängt, wimmelt es auch hier wieder an Ministerialsekretären, Sektionschefs und Hofräten. Über die Verleihung des Hofrattitels an seinen „jungen“ Freund Neloda wundert sich Marek: „Was, der is schon Hofrat?“. Fehler gibt es in der Geschichte samt gelungener Auflösung (auch wenn man als gelernter Krimischauer schon recht früh ahnen kann, wer der Täter ist) kaum. Lediglich die Außenaufnahmen in Kärnten (in der Reihenfolge, wie sie bei einer Autofahrt gezeigt werden) und die Alibis stimmen nicht ganz. Da ein Teil der Folge in meiner Heimat Kärnten gedreht wurde, erkennt man als Einheimischer natürlich sofort, dass die als Alibi angegebenen Kilometerangaben z.B. nicht stimmen können. Von Friesach (ich nehme an, der nicht genannte Kurort ist Treibach-Althofen, da man auch die Burg Hochosterwitz sieht) nach Klagenfurt, Pörtschach, Villach und retour, sind es z.B. niemals 500 km, sondern maximal 180-200. Schließlich ist anzukreiden, dass der Inspektor vom Gendarmerieposten Friesach – trotz typisch Kärntnerischen Nachnamens – nicht Kärntnerisch spricht, sondern einen nordösterreichischen Dialekt.
Ansonsten überzeugt „Urlaubsmord“ vollkommen, eine ebenso amüsante wie spannende Folge mit Viktor Marek!
(P.S.: Dass Marek „Viktor“ mit Vornamen heißt, könnte den Grund haben, dass Eckhardts Vater – der als Jude im KZ gestorben ist – so hieß und der Schauspieler und Autor als Hommage an diesen Mann seine Figur so genannt hat).

Darsteller: Fritz Eckhardt (Oberinspektor Marek), Kurt Jaggberg (Bezirksinspektor Wirz), Albert Rolant (Inspektor Berntner), Lieselotte Plauensteiner (Susi Wodak, Vertragsangestellte), Heinrich Schweiger (Tornay), Heinz Ehrenfreund (Boy), Herbert Propst (Kemater), Elisabeth Terval (Mimi Tornay), Grete Zimmer (Frau Pretzel), Walter Starz (Herr Kunze), Kunibert Gensichen (Herr Rascher), Gerti Gordon (Frau Tandler), Claudia Messner (ihre Tochter), Hubert J. Repnig (Kurarzt), Hanns Eybl (Gendarmerie-Bezirksinspektor Toitschnigg), Christian Futterknecht (Ministerialsekretär Vodicka), Hanns Obonya (Hofrat Neloda), Ingrid Burkhard (Frau Nager), Julia Gschnitzer (Frau Kelter), Tilla Hohenfels (Katja), Brigitte Neumeister (Thea), Brigitte Wasitzky (Stubenmädchen), Hilke Ruthner (Krankenschwester), Maria Englstorfer (Frau Gurka), Luise Prasser (Frau Frischler), Emanuel Schmied (Herr Koranda), Helmut Schleser (Herr Leitner), Karl Augustin (Herr Knoll), Erich Glavica (Winkler), Karl Mittner (Oberinspektor Müller), Ferdinand Kaup (Funkstreifenpolizist) und Gustl Bayrhammer (Gastkommissar Oberinspektor Veigl)

Kamera: Peter Jasicek, Gerd Hoss, Kurt Wimmer, Bildschnitt: Erich Burkl , Lichtgestaltung: Erich Windisch, Ton: Wilhelm Prem, MAZ-Technik: Helmut Illnar, Filmkamera: Udo Neukomm, Filmton: Geza Laszloffy, Filmschnitt: Renate Jelinek, Maske: Alexander Pekarek, Thilde Paul, Kostüme: Barbara Langbein, Bauten: Gerhard Hruby, Regieassistenz: Herta Schmid, Produktionsleitung: Helmut Pascher, Redaktion: Wolfgang Ainberger, eine Produktion des ORF

Alle Texte: © GP, Die Krimihomepage
 

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