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Mareks Fälle (4): Mord im Ministerium
(Mareks 12. Fall)

Tatort Nr. 44
Erstsendung (ARD/ ORF):
13.10.1974
Buch: Fritz Eckhardt
Regie: Fritz Eckhardt
Dauer: 90‘10‘‘

Inhalt: Kurz nachdem der Minister sein Ministerium verlässt, passiert auf einer Party, die dort stattfindet ein Mord. Ein Sektionschef wurde vergiftet. Marek ermittelt und verfolgt eine Spur sogar nach Berlin. Doch diese verläuft im Sande. Ein zweiter Mord geschieht und der Oberinspektor sieht allmählich klar ...

Kritik und Besprechung: Mit „Mord im Ministerium“ tauchen wir in eine Welt ein, die der gelernte österreichische Staatsbürger nur zu gut kennt: eine Welt, in der es vor Sektionschefs, Sektions-, Hofräten und anderen Titelträgern nur so wimmelt. Und praktischer Weise lernen wir auch gleich deren Gattinnen kennen, die selbstverständlich die Titel ihrer Männer mit übernehmen. Die Gattin des Herrn Sektionschefs wird so mit „Frau Sektionschef“ angeredet, wie man im Übrigen hier in Österreich auch gelegentlich noch die Ehefrau des Arztes völlig unkorrekter Weise mit „Frau Doktor“ anspricht. Die feinen Damen prahlen mit Nerzen und spielen Bridge, haben in ihrem Leben allerdings nichts erreicht, außer dass sie sich eben die genannten Beamten geangelt haben. Im Endeffekt steckt hinter den Morden folglich auch eine Beziehungstat. Der zuerst ermittelnde Inspektor Gareis von der Staatspolizei wird von einem Sektionschef gleich übel angeredet, indem ihm mit einer Beschwerde bei seinem Chef gedroht wird. Prompt setzt in der zuständige Hofrat auf einen anderen Fall an, er wird praktisch zu einem Sondereinsatz (ein Staatsbesuch aus Uganda) weggelobt, um im pikanten Mordfall nicht weiter herumzuschnüffeln.
Schließlich macht sich Eckhardt mit dieser Folge ein wenig über die österreichische Bürokratie und die Titelverliebtheit in diesem Land lustig. Gleichzeitig erzählt er aber auch eine halbwegs spannende Kriminalgeschichte, die ihn als Marek sogar nach Berlin führt, wo er nur kurz mit „Tatort“-Kommissar Kasulke (Paul Esser, der allerdings selbst nur zwei Fälle löste und 1974 schon zwei Jahre keinen Fall mehr hatte) zusammentrifft, aber dafür um so mehr vor der Kulisse des Ku‘damms mit dem Gentlemanagenten Alfonse, wunderbar gespielt von Ivan Desny, zusammentrifft. Ansonsten hat diese Episode sehr viel Charme. Nett ist die Idee mit Mareks altem Anzug, die zum Running Gag dieser Folge wird. Am Beginn der Geschichte ruft Frau Marek Bezirksinspektor Wirz an, und bittet ihn, ihren Mann endlich davon zu überzeugen, dass er seinen 12 Jahre alten Anzug wegwirft und einen neuen kauft. In der Tat trägt Marek immer das gleiche Kleidungsstück, was auch Wirz aufgefallen ist. Doch der Bezirksinspektor wartet mit dem Gutzureden bis Marek „wieder besser gelaunt ist“. Nach einer weiteren humorvollen Szene im Ministerium, bei der es Wirz natürlich nicht gelingt, Marek zu überzeugen, taucht der Oberinspektor mit einem neuen grauen Anzug auf. Nach seiner Rückkehr aus Berlin ärgert er sich allerdings darüber, dass seine Frau sein ganzes altes Gewand verschwinden ließ. Dieses taucht aber am Ende der Episode wieder auf, denn der von Jaromir Borek dargestellte kleine Ganove wird nur des Einbruchs überführt, weil er Mareks alten Anzug trägt.
Bei der Rollenlegende von Inspektor Bernter (Albert Rolant) kommt es in dieser Folge zu Ungereimtheiten. Hieß er in den s/w-Folgen noch „Rudi“, so gibt er in dieser Episode an, den Vornamen Engelbert zu tragen.
Ganz nebenbei wird nach einem Prostituiertenmörder gesucht, der schon vier leichte Mädchen auf dem Gewissen hat. Humorvoller Punkt: das Phantombild sieht Bezirksinspektor Wirz zum verwechseln ähnlich. Dieser wiederum streitet jegliche Ähnlichkeit ab. Aufgrund eben dieser wird er später in einer sehr humorvollen Szene von Dagmar Koller als verdeckter, Kärntnerisch sprechenden Ermittlerin aus Klagenfurt in ein Hotelzimmer gelockt und beinahe verhaftet.
Die Besetzung ist durchwegs passend, nur beispielhaft seien hier Susi Nicoletti und Erni Mangold in passenden Parts erwähnt.
Fazit: „Mord im Ministerium“ unterhält mehr durch Charme als durch Spannung. Wer harte Krimiaction sucht, wird sich aber ohnehin keine Marek-Episode anschauen.

Darsteller: Fritz Eckhardt (Oberinspektor Marek), Kurt Jaggberg (Bezirksinspektor Wirz), Albert Rolant (Inspektor Berntner), Lieselotte Plauensteiner (Susi Wodak, Vertragsangestellte), Gustav Dieffenbacher (Sektionschef Ehmann), Marte Harell (Frau Ehmann), Bert Fortell (Sektionsrat Radler), Susi Nicoletti (Gerda, seine Frau), Robert Tessen (Ministerialrat Wiesiewicz), Erni Mangold (Kora, seine Frau), Kurt Radlecker (Oberinspektor Kramer von der Staatspolizei), Carl Bosse (Hofrat Gleiner, Chef des Sicherheitsbüros), Robert Horky (Oberinspektor Swoboda), Wolfgang Lesowsky (Oberinspektor Gareis), Gretl Schörg (Frau Mantler, Sekretärin), Luzi Neudecker (Frau Zambusch, Sekretärin), Peter Hey (Adamek, Trödler), Gertrud Ramlo (Frau Grete), Rudolf Jusits (Scholz), Peter Garell (Lorenz), Ivan Desny (Alfonse Dubois), Marina Genschow (Mia), Dagmar Koller (Helga), Inge Wolffberg (Lotte Thöne),  Horst-Hans Joachmann (Ein Berliner), Stephan Paryla (Ein Wachmann), Jaromir Borek (Stranzer), Paul Esser (Kommissar Kasulke aus Berlin)

Kamera: Peter Jasicek, Gerd Hoss, Richard Kritzer, Hans Stamminger, Bildschnitt: Walter Sihorsch, Lichtgestaltung: Erich Windisch, Ton: Wilhelm Prem, MAZ-Technik: Helmut Illnar, Filmkamera: Udo Neukomm, Filmton: Klaus Kinzl, Filmschnitt: Renate Jelinek, Maske: Alexander Pekarek, Traude Repper, Kostüme: Edith Almoslino, Bauten: Gerhard Hruby, Produktionsleitung: Helmut Pascher, Regieassistenz: Herta Schmid, Otto Stenzel, eine Produktion des ORF

Alle Texte: © GP, Die Krimihomepage
 

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