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Finkes Fälle (6): Reifezeugnis
(Tatort-Folge Nr. 73)

Erstsendung (ARD): 27.03.1977
Buch:
Herbert Lichtenfeld
Regie: Wolfgang Petersen
Darsteller: Klaus Schwarzkopf, Nastassja Kinski, Christian Quadflieg, Judy Winter, Marcus Boysen, Petra Verena Milchert, Rebecca Völz, Sabine Burgert, Friedrich Schütter, Hans Timmermann, Rüdiger Kirschstein u. v. a.

Inhalt: Die 17jährige Sina Wolf hat ein Verhältnis mit ihrem um 15 Jahre älteren Lehrer Fichte. Als Michael Harms, der in sie verliebt ist, dahinter kommt, stellt er ihr ein Ultimatum. Bei einem Treffen im Wald erschlägt Sina Michael ...

Kritik und Besprechung: Das ist er also, der wohl bekannteste Tatort! Ich selbst habe ihn 15 Jahre nicht mehr gesehen, war aber trotzdem wieder davon gefesselt. Eine ruhige Story, bei der das Kriminalistische fast in den Hintergrund rückt, aber dennoch sehr spannend! Die Geschichte allerdings kann es nicht gewesen sein, die diesen Film so berühmt machte. Es war vielmehr das lasziv-unschuldige Spiel von Nastassja Kinski und das Thema, das von Wolfgang Petersen gekonnt umgesetzt wurde. Alle Figuren in dem Film erscheinen sympathisch, die Mörderin, der Lehrer, der seine Frau mit der Schülerin betrügt und natürlich der Ermittler. Einzig das Opfer gefällt nicht. Das ist zwar selten, trifft aber auf Reifezeugnis zu. Finke agiert gewohnt ruhig und konsequent, hat die Schülerin Sina schon sehr früh in Verdacht und lockt sie bewusst in einer Falle. Sein Assistent Jessner (Wolf Roth) wurde diesmal durch Franke (Rüdiger Kirschstein) ersetzt. Jessner war sehr gut, aber auch Franke ist sympathisch.
Das junge Fräulein Kinski ist wie geschaffen für ihre Rolle, körperlich schon Frau, im Geiste aber noch mit kindlichen oder jugendlichen – also eingeschränkten (scil. naiven)– Ansichten. Mit der Schüler-Lehrer-Beziehung wurde damals ein heißes Eisen angefasst, das sicherlich erregte, aber auch damals schon nichts Neues gewesen sein dürfte. Christian Quadflieg als Englisch-, Deutsch- und Sportlehrer agiert überzeugend (wieso drei Fächer?), das Handeln seiner Frau – grandios gespielt von Judy Winter – verstehe ich aber ehrlich gesagt nicht. Sie ist nicht einmal böse, nicht eifersüchtig, nicht beleidigt, als sie hinter die Beziehung kommt. Ist sie so devot, dass sie ihrem Mann alles verzeiht?
Im Übrigen geistern durch den Film zwei Fehler: 1) verheiratete Lehrer dürfen nicht dieselbe Klasse unterrichten und 2) Lehrer dürfen eigenen Schülern und Schülern von der eigenen Schule keinen Nachhilfeunterreicht erteilen!
Ingesamt aber ein sehr sehenswerter Film (der von seiner Problematik sicherlich heute auch nichts verloren hat!), ein schöner, softer Soundtrack von Nils Sustrate rundet das Ganze ab. Sustrate verwendet nebenbei auch wieder das Finke-Thema, somit dürfte dieser Kommissar der einzige (?) jener Jahre sein, der ein eigenes Titelthema in jeder Folge hatte.

Alle Texte: © GP, Die Krimihomepage
 

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