In dem
Krimiklassiker von Jürgen Roland ("Stahlnetz") steht, wie schon der Titel der
Reihe vermuten lässt, die Suche nach dem Täter im Vordergrund. Anders als bei
anderen Serien wird das Publikum direkt angesprochen und daher in die Handlung
als Ermittlergehilfe miteinbezogen. Nachdem alle Fakten bekannt sind, fällt dem
ermittelnden Kommissar Bernard irgendwann die Lösung ein: "Aber ja, so muss es
gewesen sein". Er wendet sich nun direkt in die Kamera und sagt an die Adresse
des Fernsehzuschauers: "Für mich ist der Fall klar. Und für Sie?". Die
Filmhandlung wird unterbrochen. Nun raten im Studio die Gäste von Regisseur
Jürgen Roland, wer nun als Täter oder Täterin in Frage kommt. Nachdem jeder
seinen Tipp abgegeben hat, wird die Filmhandlung fortgesetzt und Kommissar
Bernard erklärt den Beteiligten (und dem Fernsehzuschauer) die Lösung (meist
"verredet" sich im Lauf der Ermittlungen irgendein Verdächtiger - und diese
Aussage wird ihm dann zum Verhängnis). Kommissar Bernard wurde von Günther
Neutze dargestellt, der in Folge 1 und 2 von Günther Stoll ("Melissa") als
Inspektor Mireux assistiert wurde. In den restlichen Episoden stellte Karl
Lieffen den treuen Gehilfen dar. Auffallend ist die große Kino- und
Fernsehprominenz bei der Besetzung. Die Folgen 1 bis 6 sind in schwarz/weiß, die
restlichen in Farbe.
Doch warum französische Autoren, französische Schauplätze? Die Antwort ist
einfach. In den 60ern konnte man aus Rechtsgründen oft keine ausländischen
TV-Sendungen importieren, manchmal auch weil diese noch live gesendet wurden
oder möglicherweise wollte man auch einfach gute Storys mit einheimischen
Schauspielern verfilmen. "Dem Täter auf der Spur" liegt jedenfalls eine
56teilige Krimireihe des französischen Fernsehens zu Grunde, die von Claude
Loursais im Herbst 1957 der R.T.F. (Radiodiffusion Télévision Française)
vorgeschlagen wurde. Es sollte zugleich ein Krimi, aber auch ein Spiel sein.
Titel: "Les cinq derniers minutes", zu Deutsch "Die fünf letzten Minuten". Darin
ermittelten Bourrel und sein Assistent Dupuy. In die Rolle des Bourrel (der dann
in der deutschen Version zu "Bernard" und von Günther Neutze dargestellt wurde)
schlüpfte Raymond Souplex. Bis zu seinem Tod während der Dreharbeiten zur 56.
Folge im November 1972 blieb er der Serie treu. Die erste Sendung wurde im
französischen Fernsehen am 01.01.1958 um 20.15 Uhr live ausgestrahlt und dauerte
rund 40 Minuten, Claude Loursais saß selbst im Regiestuhl, das Buch schrieb Fred
Kassak (Titel: "La clé de l'enigme" (Der Schlüssel des Rätsels)). Die ersten
Folgen, die alle live gespielt und ausgestrahlt wurden waren meist nur auf
wenige Innenaufnahmen beschränkt, Außenaufnahmen gab es so gut wie nicht. Erst
ab der 6. Folge wurden die Episoden aufgezeichnet, wodurch sich die Länge von 40
auf rund 90 Minuten pro Folge erhöhte. Zwischen 1960 und 1965 waren die
Hauptbeteiligten hinter der Kamera André Maheux und Henry Grangé, Loursais
selbst war für Produktion und meist für die Regie verantwortlich, pro Jahr
entstanden sechs Folgen. Nachdem Maheux/Grangé die Serie verließen, engagierte
Loursais weitere routinierte Krimiautoren: Robert Scipion, Jean Ferry, Jean
Cosmos. Während der Maiunruhen 1968 kam es zu einer vorläufigen Absetzung von
"Les cinq derniers minutes", nach starken Zuschauerprotesten wurde die Reihe
dann aber doch fortgesetzt. Erst ab Folge 52 (Erstsendung: 03.02.1972) wurde die
Reihe farbig. Wie in der deutschen Version hatte der Ermittler einen Satz parat,
wenn er alle Indizien gesammelt hatte: "Bon Dieu, mais c'est bien sûr ..."
(Guter Gott, es ist sicher ...). Mit diesen Worten zeigte er auf den Zuschauer.
Nachdem das Rateteam seine Verdächtigen festgelegt hatte, ging der Film weiter,
der Inspektor kam jedes Mal mit dem Satz "Ça y est, vous avez compris?" wieder
ins Bild (etwa: Da sind wir wieder, haben Sie alles verstanden?).
Text:
© GP, Die
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