Die Krimihomepage | Sonderdezernat K1 | Folge 08 |
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Sonderdezernat K1 (8): Kein Feuer ohne Rauch |
Buch: Maria Matray, Answald Krüger
Regie: Peter Schulze-Rohr
Erstausstrahlung: Donnerstag, 14.11.1974 (ARD) (64 Min.)
Inhalt: In der Asche eines ausgebrannten Hauses wird eine Leiche
gefunden. Der unbekannte Tote kann identifiziert werden, als man ein
Amulett findet. Schnell wird klar, dass es sich dabei um einen
türkischen Gastarbeiter handelt. Nun stellt sich die Frage, ob er der
Brandstifter war und bei seiner Tat selbst verbrannt ist. Die Ermittler
vom Sonderdezernat K1 ziehen jedoch auch in Erwägung, dass der Mann
Opfer eines perfiden Mordplanes wurde, zumal im Tresor des abgebranntes
Hauses Blankoreisepässe gefunden werden. Die Verhöre und Ermittlungen
bei Gastarbeitern ergeben eine heiße Spur in diesem brisanten
Kriminalfall … (Text:
© GP, Die Krimihomepage)
Kritik und Besprechung:
Mit dieser Episode begeben wir uns in das Gastarbeitermilieu, ein
Umfeld, in das uns in den 1970ern so mancher TV-Krimi führte. Ich denke
da nur an Der Kommissar: Das goldene Pflaster oder auch an die
Episode Ein rätselhafter Mord (zumindest andeutungsweise) aus der
gleichen Reihe sowie an Tatort: Wohnheim Westendstraße (mit Gustl
Bayrhammer als Melchior Veigl!). Wir sehen bekannte Bilder:
zusammengepferchte Ausländer in Massenlagern, die für jedermann der
letzte Dreck sind und auch ausgenutzt werden und die ihr letztes Geld
für eine - in diesem Falle - gefälschte Aufenthaltsgenehmigung bzw.
einen "Stempel" ausgeben. Peter Schulze-Rohr zeigt schonungslos das
Milieu ohne etwas zu beschönigen. Die Idee, am Ende einen in Deutschland
eingebürgerten Griechen, der beim Rauschgiftdezernat arbeitet, den
Lockvogel spielen zu lassen, ist sehr schön und auch inszenatorisch gut
umgesetzt, zumal man während der Anweisungen an ihn, was zu passieren
hat, bereits sieht, was passieren wird. Dass GG Hoffmann alias Kommissar
Matofski ihn irrtümlich "Gastritis" statt "Statitis" nennt, nimmt man
ihm da gar nicht übel. Peter Schulze-Rohr bricht auch hier - wie bei
seinen beiden Regiearbeiten für die 3. Staffel - aus den Konventionen
aus. Während er in Staffel 3 die übliche Titelmusik im Abspann durch
andere Melodien ersetzte, kappt er hier den Vorspann ehe er zu Ende ist
und blendet die Titel über das brennende Haus ein. Auch der Abspann
weicht in Font und Gestaltung von der "Regel" ab, statt des üblichen
Rolltitels fahren die Namen von links und rechts herein und sind vor
allem bei den Darstellern nach Wichtigkeit der Rolle und nicht wie in
den anderen Folgen alphabetisch oder gar nach Männern und Frauen
getrennt gereiht (dies nur als Detail). Schulze-Rohr will den
Folgentitel zudem als Zitat verstanden wissen, da dieser zwischen
Anführungszeichen erscheint. Und schließlich setzt er vermehrt die
Handkamera ein. Außerdem zeigt er am Beginn der Folge die Ermittler mal
in ihrem familiären Umfeld, eine nette Abwechslung.
Gegen die Besetzung ist nichts auszusetzen, sowohl Horst Bollmann (unter
Schulze-Rohrs Regie noch mal im 13. Fall "Der Stumme" in ganz anderer
Rolle mit dabei!) als auch Hans Brenner spielen ihre doppelbödigen
Rollen sehr gut, Brenner bewusst spitzbübisch. Paul Dahlke als netter
Zimmervermieter an Ausländer ist eine gute Besetzung. Genial ist die
Auflösung, wer denn nun der fiese Passfälscher ist. Panos Papadopoulos,
ein gebürtiger Grieche, war ein sehr beschäftigter Klein- und
Kleinstdarsteller in den 60ern und 70ern. Welche Nationalitäten musste
er nicht alles spielen: Jugoslawen, Bulgaren, Italiener. Hier spielt er
einen Türken! Und zwar einen Wirt, der seine Landsleute und andere
Ausländer ausbeutet …
Insgesamt ein realitätsnahe Folge, der es streckenweise allerdings etwas
an Spannung mangelt.
Martin Böttcher setzt auch hier - wie auch in zwei anderen Folgen, die
ich weiter oben schon besprochen habe und bei denen ich das nicht
explizit erwähnt habe - sein Thema aus "Willi wird das Kind schon
schaukeln" ein. Es dürfte wohl der meistgespielte Böttcher-Track in
Fernsehfilmen überhaupt sein, zumal dieser bei Derrick und Der
Alte auch nochmals auftaucht. ((c) GP)
Darsteller: Gert Günther Hoffmann (Arnold Matofski), Peter Lakenmacher (Theodor Beer), Hubert Schuschka (Kurt Diekmann), Claus Ringer (Eberhard Seidel), Horst Bollmann (Lothar Kronbeck), Paul Dahlke (Günter List), Hans Brenner (Max Schelkopf), Christine Wodetzky (Heidi Schelkopf), Gökhan Arman (Rescha Alizade), Eva-Maria Bauer (Frau Kronbeck), Klaus Schichan (Ahmed Güschkin), Ahmad Bargh (Mirko), Sabi Dorr (Konstantinus Stratitis), Aras Ören (Osman), Panos Papadopulos (Murad), Jochen Schenk (Kommissar Baumgart), Charlie Rinn, Alexander Reuter und andere
Musik:
Martin Böttcher, Kamera: Hans-Joachim Theuerkauf, Harald Adamus,
Schnitt: Ilona Donges, Bildtechnik: Winfried Staschau,
Ton: Günther Bock, Aufnahmeleitung: Jan Michael Herzog,
Regie-Assistenz: Ingrid Mertner, Kostüme: Dore Clemens,
Szenenbild: Lorenz Withalm, Jochen Krumpeter, Produktionsleitung:
Wilhelm Wagner, Produktion: Harald Vock, hergestellt im
Studio Hamburg, eine Sendung des NDR, © Norddeutscher Rundfunk
1974
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