Oberleutnant (später Hauptmann)
Peter Fuchs (Peter Borgelt) leitet die "Einsatzgruppe Fuchs", die als solche im
gesamten DDR-Gebiet für die Aufklärung aller Art von Verbrechen zuständig ist.
Die Einsatzorte wechseln wie die Büros von Folge zu Folge, Fuchs und sein
Kollektiv sind quasi ABVs (Abschnittsbevollmächtigte) in der gesamten DDR.
Ermittelt wird an aller Art von Fällen: einfache Bagatellen, Arbeitsbummelei
(Nichtarbeiten ist in der DDR ein Delikt!), Betrug, Diebstähle, Einbrüche,
Kunstraub bis hin zu Entführung und Mord. Eine besondere Rolle kam Verbrechen
zu, die durch Alkoholismus motiviert waren. Kapitalverbrechen stellen eher die
Ausnahme dar, ebenso werden politisch motivierte Delikte und Sexualtaten so gut
(wenn auch nicht ganz) ausgeblendet. Zur Einsatzgruppe Fuchs zählen Leutnant
Vera Arndt (Sigrid Göhler), Oberleutnant Jürgen Hübner (Jürgen Frohriep) und
VP-Meister Lutz Subras (Alfred Rücker). Später kommen Oberleutnant Lutz
Zimmermann (Lutz Riemann) und (Ober)leutnant Lutz Grawe (Andreas
Schmidt-Schaller) hinzu. Die anderen Ermittler der Einsatzgruppe Fuchs ermitteln
in jeweils weniger als zehn Fällen, am häufigsten sind hier noch Leutnant
Woltersdorf (Werner Tietze) mit acht und Oberleutnant (später Hauptmann)
Wolfgang Reichenbach (Friedhelm Eberle) mit sechs Einsätzen vertreten. Die Taten
werden selbstverständlich im Kollektiv geklärt, das Privatleben der Ermittler
spielt kaum eine Rolle, wenngleich auch hier alles in geregelten Bahnen
verläuft: Fuchs ist verheiratet und hat Kinder, Vera Arndt vereint Beruf und
Privatleben perfekt: auch sie ist verheiratet und Mutter zweier Söhne.
Text: © GP, Die Krimihomepage
Erich Honnecker persönlich
veranlasste den Startschuss gegen die Langeweile im DDR-Fernsehen und so wurde
wenige Wochen nach dem ersten "Tatort" im Westfernsehen die Reihe "Polizeiruf
110" aus der Taufe gehoben. Von Anfang an bis zur Einstellung des DFF ist Peter
Borgelt als "Maigret des Ostens" mit dabei und leitet die "Einsatzgruppe Fuchs",
die - was es in der Realität nicht gab - für die gesamte Republik zuständig ist.
Die Filme beruhten auf authentischen Fällen und wurden vom Ministerium des
Inneren zur Bearbeitung freigegeben, während des gesamten Produktionsprozesses
jedoch auch begleitet. Die häufig banalen Delikte lassen sich darauf
zurückführen, dass die Art und Anzahl der Verbrechen jenen in der realen DDR, wo
es ja offiziell überhaupt keine Kriminalität gab, entsprechen mussten. Ein Krimi
ohne Verbrecher war aber auch im Sozialismus nicht zu machen, was der Grund
dafür war, dass die meisten Täter am Rande der Gesellschaft standen und
"Außenseiter" waren, denen jedoch der Weg zurück in die Gesellschaft nicht
verwehrt wurde.
Die wechselnden Darsteller in den Ermittlerrollen waren ungewöhnlich. Dies war
jedoch dadurch bedingt, dass man beim Abfassen des Drehbuchs (der Vorlauf zur
einer Folge betrug ca. 2 Jahre) oft noch nicht wusste, welcher der Ermittler
gerade zur Verfügung stehen würde. Wie erwähnt begleitete ein Mitarbeiter des
MdI die gesamten Dreharbeiten. Einige Folgen mussten später stark beschnitten
werden, wurden überhaupt nicht ausgestrahlt, vernichtet oder außerhalb der Reihe
gesendet. Das MdI achtete auch stets darauf, dass die Volkspolizei in gutem
Lichte dargestellt wurde. Rauchen durften die Ermittler daher nicht im Dienst
und auch um jeden Knopf am Hemd, der geöffnet wurde, musste diskutiert werden.
Der "Polizeiruf 110" hatte dem "Tatort" die erste weibliche Ermittlerin voraus.
Sigrid Göhler gab ihre Vera Arndt in 47 Fällen, ehe sie aufhören musste. Grund:
es hatten sich zu viele Frauen dafür interessiert, tatsächlich Polizistinnen zu
werden. Von da an waren die Ermittler in der "Einsatzgruppe Fuchs"
ausschließlich Männer.
In den 1980ern wurde die Reihe und das Genre Krimi vordergründig dazu genutzt,
um das Leben in der DDR darzustellen und soziale Missstände anzuprangern. Viele
Regisseure taten das unterschwellig, da es keinen authentischen Gegenwartsfilm
gab.
Die Serie selbst entwickelte sich zum Quotenschlager und auch zum Devisenbringer
des Fernsehens der DDR. Sie waren alle auf 35mm gedreht (anfangs noch
schwarz/weiß) und eigneten sich daher bestens auch zur Kinoauswertung. In den
meisten sozialistischen Bruderländern liefen die Einzelfilme also auch häufig in
den Lichtspielhäusern. Aber auch in Finnland und in der arabischen Welt wurde
die Serie damals ausgestrahlt. Insgesamt in 35 Ländern, darunter auch
Afghanistan, Vietnam oder die Mongolei, waren die Einsätze von Fuchs & Co. zu
sehen.
Mit der Einstellung des DFF im Jahr 1991 endete zunächst die Ära des "Polizeiruf
110". Zwei Jahre später wagten jedoch die Nachfolger des DFF, die neuen
ARD-Sender, den Versuch, die Reihe fortzusetzen. Mit Erfolg: der "Polizeiruf
110" konnte sich im Gegensatz zum "Tatort" die Eigenheit bewahren, besonders
gute Täterprofile darzustellen. Schon zu DDR-Zeiten war die Frage oft nicht "Wer
war es?" sondern "Warum hat er/ sie es getan? Wie kam es dazu?". Genaue und
exakte Milieuschilderungen waren die Folge.
Die Vorspannmusik lieferte übrigens Hartmut Behrsing bis zur Wende (mit Ausnahme
der ganz frühen Folgen), ab Folge 69, "Der Teufel hat den Schnaps gemacht" gab's
ein neues Intro, das bis zum Ende der Reihe mit der gleichen Musik erhalten
blieb.
Text: © GP, Die Krimihomepage |