Biggi (Anita Kupsch) und Conny (Monika Peitsch) sind beide um die dreißig Jahre
alt und arbeiten für eine geheime Abteilung der Europol in Brüssel. Die
attraktiven Girls werden in schwierigen Fällen eingesetzt. Die Aufträge bekommen
sie von S.I.R. (Anneliese Uhlig), in deren Büro sie stets über die wichtigsten
Fakten des Falls in Kenntnis gesetzt werden. S.I.R. fordert ihre Agentinnen
entweder durch die Gegensprechanlage oder direkt bei ihrem männlichen
Assistenten mit den Worten "Die Mädchen!" an. Die Ermittlungen führen die beiden
durch halb Europa und auch nach Afrika.
Aus dem Privatleben der beiden attraktiven Girls erfahren wir beispielsweise in der Episode "Die
Liebe - die Liebe", dass sie sich schwer verlieben und solo sind. Während Conny
(eigentlich: Cornelia)
ihren dem Dialekt der Mutter nach aus Hamburg stammenden Eltern erzählt, was sie
beruflich macht (Episode "Klare Linien"), verheimlicht Biggi, die mit
bürgerlichem Namen Brigitte Schneeberger heißt, ihrem Umfeld, womit sie ihr Geld
verdient.
Conny ist eher eine kühle Agentin, die zurückhaltend aber intelligent auftritt,
während Biggi meist mit ihren optischen Reizen die Ganoven in die Falle lockt.
Hilfe leisten den beiden adretten Damen meist technische Hilfsmittel wie
Mikrofone im Lippenstift oder im Schminkzeug, Koffer mit Abhörgeräten und
Ähnliches.
Die Folgen sind meist so aufgebaut, dass man eine kurze Einleitung in den
Kriminalfall sieht (eine Bande überfällt beispielsweise einen Geldtransport oder
Ähnliches). Danach sieht man Conny und Biggy in getrennten Szenen, meistens in
männlicher Begleitung oder bei etwas, das ihnen Spaß macht. Egal was sie gerade
tun wollen, sie werden davon abgehalten, denn plötzlich beginnt ihr Ring zu
blinken. Dies bedeutet: S.I.R. ruft und die beiden Agentinnen müssen sofort in
die Zentrale aufbrechen. Dort gibt ihnen ihre Chefin die Einzelheiten des
aktuellen Falls bekannt und Biggy und Conny schlüpfen in unterschiedlichste
Rollen, um ihn zu klären.
S.I.R., die sich selten in die Karten blicken und nur einmal ein persönlichen
Fall (eine alte Liebschaft) klären lässt ("Alte Rechnungen"), hat übrigens einen
männlichen Vorgesetzten namens Lahaut, der in der Episode "Das Gegenstück"
auftritt. In der Folge "Ein glatter Fall" erfahren wir S.I.R.s richtigen
Nachnamen: Haller. In der gleichen Episode gibt sie aus Krankheitsgründen auch
die Führung der Zentrale in Connys Hände (aber nur für diese eine Episode).
In der Folge "Eine zündende Idee" zitiert S. I. R. aka Frau Haller übrigens
einen wichtigen Paragrafen aus der Verordnung der Europol, es handelt sich dabei
um Paragraf 27: "Die freie Zeit zwischen den Einsätzen hat die
Außendienstbeamtin von Europol zur Glaubhaftmachung ihrer Legende zu nutzen. Da
der Öffentlichkeit ihre wahre Tätigkeit verborgen werden muss, muss sie bemüht
sein, ihre bürgerliche Existenz glaubhaft zu machen".
Am Beginn jeder Folge hört man zum Vorspann folgenden Off-Text, der abwechselnd
von Monika Peitsch und von Anita Kupsch gesprochen wird: "Brüssel: hier wimmelt es von europäischen
Behörden. Diese ist neu. Es ist die internationale Vereinigung der
Sicherheitsorgane der europäischen Staaten - EUROPOL. Die Unterwelt kennt längst
keine Grenzen mehr und entwickelt ständig neue Methoden - leider. So kommt es
immer wieder zu Verbrechen gegen die die üblichen Methoden der Polizei nicht die
rechten Mittel sind. Für solche Fälle hat sich Europol nicht gerade alltägliche
Mitarbeiter herangezogen - unkonventionelle Mitarbeiter mit unkonventionellen
Methoden - Zum Beispiel uns: Biggi, Conny, und unser Boss ist eine Dame, sie
heisst "S.I.R.": "S" wie Sicherheit, "I" wie Information, "R" wie Recht".
Hörzu (1/ 1972, Seite 2) beschrieb die
Serie wie folgt: "Okay S. I. R. - Das bedeutet kriminalistischen Jux und
Dollerei. Bigg und Conny werfen nicht nur gestandene Männer um, sie verstehen es
auch, mit den Waffen einer Frau ganze Verbrecherbanden arbeitslos zu machen. Der
Süddeutsche Rundfunk will mit dieser Reihe Krimiserien parodieren."
Texte:
© Dr. Georg P., Die Krimihomepage
In der Presse wurde die Serie damals als deutsche Antwort auf "O. N. C. E. L."
und "Mit Schirm, Charme und Melone" angekündigt. Nicht umsonst titelte eine
große deutsche Programmzeitschrift: "Okay, wir kommen! - Wir kriegen zwei
deutsche "Emmas": Anita Kupsch und Monika Peitsch sind Staragentinnen in der
neuen Serie "Okay S. I. R."." In dem Artikel kamen die beiden
Hauptdarstellerinnen auch zu Wort. Kupsch über ihre Rolle als Karate
beherrschende deutsche Emma Peel: "Wenn's sein muss, komme ich durchs Fenster,
um die Bösewichte aufs Kreuze zu legen." Die Darstellerin freute sich auch, dass
sie endlich aus ihrem Rollenklischee ausbrechen konnte und Monika Peitsch war
glücklich: "Zur Zeit ist es sehr still um mich im Fernsehen. Die Serie kommt wie
gerufen!" - In einer anderen TV-Zeitschrift meinte Frau Peitsch: "Eigentlich
wollte ich nach der Familienserie "Die Unverbesserlichen" keine Serienrolle mehr
annehmen. Aber die lustigen Storys und meine umwerfend komische Partnerin Anita
stimmten mich um. Diese gute Laune wird man in der Serie bestimmt wiederfinden".
In Funkuhr (30/ 1973) sagte sie über ihren Part: "Die Rolle der raffinierten
Agentin Biggi ist lustig und abwechslungsreich".
Funkuhr (30/ 1973, S. 5) titelte zum Serienauftakt: "Laß das mal drei Frauen
machen!" und stellte die Seriencharaktere wie folgt vor: "Anneliese Uhlig - Die
lässige Lady ist die Leiterin der "Europol"-Spezialabteilung München. Ihr Name:
S.I.R., Anita Kupsch - Agentin Conny ist der Typ des kumpelhaften Blondchens,
dessen Reizen kein Mann widersteht, Monika Peitsch - Die clevere Biggi becirct
alle (Unter)welt mit Köpfchen, Charme und langen Beinen".
Angelegt war die Serie, deren Abkürzung S. I. R. im Titel eigentlich
ursprünglich für "Special International Request" stand, dann aber zu
"Sicherheit, Information, Recht" eingedeutscht wurde, schon bei Produktionsstart
auf 26 Folgen, was damals eher ungewöhnlich war. Diese Episoden wurden in drei
Blöcken abgedreht, schließlich folgte noch ein vierter Block mit sechs Folgen,
um die Reihe abzuschließen.
Drehstart war der 13.04.1971 und die Dreharbeiten zogen sich über eineinhalb
Jahre, bis zum Winter 1972. Erst danach wurde die Serie ausgestrahlt, der
früheste bekannte Sendetermin ist der 28.02.1973 im SDR-Regionalprogramm mit der
Folge "Eine Reise mit Papa", die allerdings erst als 18. Folge produziert wurde.
Die Presse berichtete damals auch, dass es "modische" Probleme durch die
Ausstrahlung der Serie erst zwei Jahre nach Produktionsstart gab: "Was damals
noch "in" war, ist heute eher "out", denn Biggi und Conny tragen die damals noch
modischen Hot Pants, Midis und Maxis", so Funkuhr (30/ 1973, S. 5).
Die Gage für die Hauptdarstellerinnen lag, so Bild + Funk (27/ 1973, S. 7)
zwischen 3000 und 4000 D-Mark pro Folge, das Gesamtprodukt kostete insgesamt
fünf Millionen Mark.
Wie Krimiproduktionen aus dem gleichen Hause (Bavaria Atelier GmbH München, z.B. "Graf Yoster gibt sich die
Ehre") stammen die Episoden von den üblichen Bavaria-Autoren, darunter Hartmut
Grund, Theo van Alst, Werner Bardili, Karl Heinz Willschrei, Wilfried Schröder und Georg
Althammer. Der von der Presse angekündigte "Forellenhof"-Autor Heinz Oskar
Wuttig schrieb allerdings keine der Episoden. Die Schauplätze sind für damalige Verhältnisse teilweise "exotisch"
(dieses Verfahren brauchte man schon bei "Graf Yoster") und die Handlungen oft
sehr übertrieben (vgl. auch "Graf Yoster"). Gedreht wurde in sieben
verschiedenen Ländern (Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich, Ungarn,
Marokko, Schweiz) und in Städten wie München, Marseille, Rom, Rabat,
Marrakesch, Wien, Budapest sowie in St. Mortiz und sogar in der Wüste Sahara. Die Agentinnen ritten hoch zu Kamel oder galoppierten auch auf einem Araberhengst. In einer
Szene einer Folge, die Dieter Lemmel inszenierte, gab es darauf nämlich eine
Verfolgungsjagd und Monika Peitsch meinte zur Funkuhr (30/ 1973): "Dabei habe
ich entsetzliche Angst vor Pferden!".
Autor und Produzent Plym Pahl, der 26 der 32 Episoden für die Bavaria
produzierte, meinte über die Serie: "Die wirksamsten Waffen der beiden
Agentinnen sind ihre Weiblichkeit, und die setzen sie in der Welt des
Verbrechens, in der natürlich die Männer dominieren, wirkungsvoll ein.
Selbstverständlich würden die beiden weitaus lukrativere Beschäftigungen finden.
Sie könnten beispielsweise heiraten. Doch mit der Heirat hört erfahrungsgemäß
jedes Abenteuer auf. Ohne Abenteuer aber können Conny und Biggi nicht leben."
(Funkuhr 30/ 1973).
Apropos Heirat: im letzten Absatz des Funkuhr-Artikels wird erwähnt, dass die
Ehen der beiden Hauptdarstellerinnen während der langwierigen Dreharbeiten in
die Brüche gingen. Expliziter titelte Bild + Funk (27/ 1973, S. 7):
"Millionending ließ zwei Star-Ehen platzen" und erklärte im selben Artikel: "Die
Ehe der Monika Peitsch mit Peter Kessler wurde 1972 geschieden. Anita Kupsch
trennte sich im Frühjahr 1973 von ihrem Mann Henno Lohmeyer,
bundesrepublikanischen Bildschirmguckern als "Stargast"-Interviewer bekannt. Die
Ehen platzten aus verschiedenen Gründen. Wesentliche Ursache war jedoch die
lange, durch die Dreharbeiten bedingte Trennung der Ehepartner."
Ganz nebenbei witterte dieselbe Programmzeitschrift in der neuen Erfolgsserie
außerdem eine Gefahr für die ZDF-Sendung "Heute", denn ab Freitag, dem 03.08.1973, wurde
sie in verschiedenen ARD-Programmen ab 19.10 Uhr ausgestrahlt. Und da "Heute" ab
dem 01.10.1973 bereits um 19.00 Uhr auf Sendung gehen sollte, waren die
Agentinnenabenteuer, an die sich die Zuseher nach Vermutung des Redakteurs schon
gewöhnt haben würden, eine drohende Gefahr für die Nachrichtensendung.
Ausgestattet wurde die Serie mit den besten und neuesten technischen
Raffinessen. So betonte man von Seiten der Produktion (Funkuhr (30/ 1973, S. 5)):
"Alles, was gut und teuer ist, Autos, Kleider, Schmuck und technisches Gerät,
steht unseren Agentinnen zur Verfügung". Damit die Ringe von Conny und Biggi
allerdings blinken konnten, musste man damals
ein Kabel am Innenarm der Darstellerinnen legen, das hinter dem Körper zum
Requisiteur Franz Kautnik lief, der es mit einer Batterie bediente und den Ring
so zum leuchten brachte.
Bild und Funk (1973/ 27, S. 7) urteilte über die Serie übrigens: "Der
Bild+Funk-Kritiker sah drei von 32 Folgen - keine Meisterwerke, was Drehbücher
und Regie betraf. Aber Autor und Bavaria-Produzent Plym Pahl setzt mit gutem
Grund auf die Reize seiner weiblichen Stars und auf ein Erfolgsgeheimnis
längerer TV-Serien: den "Gewöhnungsprozess"."
Obwohl etwas gewöhnungsbedürftig,
sind die Kurzfilme doch sehr unterhaltsam und teilweise recht prominent besetzt (im
Vergleich zu "Percy Stuart", bei dem nur sehr selten bekannte Schauspieler
Gastrollen übernahmen). Als Regisseur wurde zunächst der bei Drehstart 41jährige Dr.
Michael Braun verpflichtet, der so gut wie allen Bavaria-Atelier-Produktionen in
der Geburtsstunde beistand ("Isar 12", "Wanninger", "Graf Yoster" etc.). Nach 17
Folgen wurde er von Marran Gosov, dieser wiederum von Dieter Lemmel für die
restlichen sechs Episoden abgelöst. Wie bei der Bavaria üblich fungierten
mehrere Produzenten als Verantwortliche, diesmal (wie weiter oben schon erwähnt) abwechselnd Hartmut Grund
(Folgen 1-6) und Plym Pahl (Folgen 7-32). In Gastrollen spielen unter anderem Ernst Fritz Fürbringer, Günther
Stoll, Gert Haucke, Ivan Desny, Adrian Hoven, Wolfgang Preiss, Konrad Georg,
Claus Biederstaedt, Rolf Schimpf, Ferdy Maine, Rosemarie Fendel, Ulrich Beiger,
Artur Brauss, Friedrich Georg Beckhaus, Fred Haltiner, Lukas Amann, Horst
Naumann, Henry van Lyck, Helmut Fischer, Petra Schürmann, Gunter Sachs, Rainer
Basedow, Gisela Trowe, Hans-Hermann Schaufuss, Liane Hielscher, Peter Eschberg,
Michael Hinz, Werner Bruhns, Annemarie Wendel, Gunter Berger, Max Griesser, Kurt
Jaggberg, Walter Schmidinger und viele andere.
Zuguterletzt sei erwähnt, dass die Serie gemeinsam mit anderen Reihen wie
"Berlin, Keithstraße 30", "Die Melchiors", "Butler Parker", Kleinstadtbahnhof",
"Privatdetektiv Frank Kross", "Fußballtrainer Wulff" und "Die Schöngrubers"
bewusst dienstags und freitags als deutsche Konkurrenz gegen das ZDF-Programm,
das zur gleichen Sendezeit etwa "Dick und Doof" und "Mini-Max" ausstrahlte,
gesendet wurden.
Texte:
© Dr. Georg P., Die Krimihomepage