Die Reihe "Inspektor Hornleigh greift
ein" war fast so etwas wie die allererste interaktive TV-Sendung. Der
Scotland-Yard-Inspektor Hornleigh (Helmut Peine) ermittelt in verschiedenen
Kriminalfällen. Bevor er die Tat aufklärt wird die Sendung unterbrochen. Zeit
für die Zuschauer, selbst nach dem Täter zu suchen. Alle Episoden haben
eine Rahmenhandlung. Paul Klinger zeigt sich als Gastgeber einer kleinen
privaten Abendgesellschaft, der er die Fälle Hornleighs vorführt. Vor der
Aufklärung lässt er gemeinsam mit ihnen die verdächtigen Personen nochmals
Revue passieren. Danach hat der Zuschauer zwei Minuten Zeit, seine
Überlegungen anzustellen. In diesen zwei Minuten werden die Bilder der
Verdächtigen nochmals gezeigt, dazu erklingt Musik. Erst dann wird die Lösung
präsentiert. Die sehr britisch anmutende Reihe erlaubt es dem Zuschauer
tatsächlich zu kombinieren, denn einer der Verdächtigen verrät sich stets
während der Befragungen. Natürlich ist alles äußerst gefinkelt, so dass es
nicht zu leicht fällt, auf den richtigen Täter zu tippen. Inspektor
Hornleigh klärt den Fall am Ende in allen Details auf und es gibt in jeder
Folge eine schöne klassische Rückblende, wie die Tat geschah.
Dieses Konzept wurde
sechs Jahre später ähnlich für die Reihe "Dem Täter auf der Spur", die
allerdings auf der französischen Serie "Les cinq dernières minutes" beruht, übernommen.
Nach Sichtung von "Inspektor Hornleigh greift ein" scheint es aber klar zu
sein, dass auch diese französische Reihe von "Inspektor Hornleigh"
beeinflusst wurde. Empfohlen wurden die einzelnen Folgen von der Presse
damals ab 16 Jahren.
Paul Klinger stellt seinen Gästen Inspektor Hornleigh wie folgt vor:
"Superdetektive gibt es nur in billigen Kriminalromanen. Unser Inspektor
Hornleigh leistet wirkliche Arbeit. Der Erfolg seiner Arbeit basiert auf
einer gründlichen Schulung, auf einer beruflichen Erfahrung, auf einer
sehr scharfen Beobachtungsgabe und viel viel Fleiß".
Die vier Folgen, die im Vor- und Nachspann keinen Titel tragen, sind
absolut empfehlenswerte klassische Krimiunterhaltung. Die Tatsache, dass
alles auf Film gebannt wurde, macht die Serie umso sympathischer und sie
erstrahlt in der 2011 erschienenden DVD-Veröffentlichung von Pidax Film (www.pidax-film.de)
in unglaublich guter Bild- und Tonqualität. Der Produktion ist es
gelungen, eine absolut britische Atmosphäre zu schaffen, dafür sorgen
unter anderem die zwischendurch eingespielten Londonbilder - Themse, Big
Ben und das Scotland-Yard-Gebäude dürfen in einem klassischen Krimi
natürlich keinesfalls fehlen - und die Szenenbilder von Alfred Bütow und
Alfons Windau, die ihr Können auch bei den Durbridge-Verfilmungen des WDR
unter Beweis stellten. Überhaupt holte Produktionsverantwortlicher und
Regisseur Hermann Pfeiffer für "Inspektor Hornleigh" eine Reihe von
Schauspielern in Gastrollen vor die Kamera, die aus
WDR-Durbridge-Produktionen (Fernsehfilm oder Hörspiel ("Paul Temple"))
bestens bekannt sind: Siegfried Wischnewski, Manfred Heidmann, Alf Marholm,
Werner Schumacher, Alwin Joachim Meyer, Manfred Inger, Irmgard Först,
Magda Hennings, Kurt Faber, P. Walter Jacob, Gerhard Becker, Friedel W.
Bauschulte, Bernd M. Bausch, Alfred Abel-Adermann, Frank Barufski, Caspar
Brünninghaus sowie Joachim Teege.
Die Drehbücher stammen vom Briten John P. Wynn. Hinter diesem Pseudonym
steckt Hans W. Priwin, der 1948 die britische Staatsbürgerschaft annahm und
seinen Namen anglisierte. In den 50ern entwickelte er für die BBC die Quizshow "Brain
of Britain". 1978 starb er.
Inspektor Hornleigh kam vierzehntäglich auf
die Bildschirme der Zuschauer und zwar freitags kurz vor 21 Uhr. Warum die
Serie nicht weiterproduziert wurde ist heute wohl kaum nachvollziehbar,
wahrscheinlich war sie zu teuer, zumal man außerdem deutschen Krimiserien
1961 noch keine Chance gab. Da musste erst "Der Kommissar" kommen. Und
dennoch kann man sagen, dass "Inspektor Hornleigh" der allererste
Serienermittler in einer deutschen Fernsehserie war.
Inspektor Hornleigh gab es übrigens schon zuvor als Kinofigur. 1939 und
1941 entstanden die Filme "Inspector Hornleigh on Holiday" und "Inspector
Hornleigh Goes to It" sowie in Frankreich ebenfalls 1939 "L'inspecteur
Hornleigh".
Regie führte Hermann Pfeiffer (1902-1969), der als Regisseur vier Kino und
drei weitere TV-Filme (darunter "Der Raub der Sabinerinnen" (1959) drehte.
Pfeiffer war aber auch Darsteller und spielte in Nebenrollen in rund 100
Spielfilmen mit. Außerdem kümmerte er sich für den WDR um die Produktion,
so war er verantwortlicher Produktionsleiter bei dem Francis-Durbridge-Klassiker "Das Halstuch" (1961). Hauptdarsteller Helmut
Peine (1902-1970) trat in rund 20 Kinofilmen auf, spielte in mehreren "Stahlnetz"-Folgen
als Ermittler mit und war auch bei "Sir Arthur Conan Doyle/Sherlock
Holmes" (1967/68) mit von der Partie. Zu sehen war er außerdem in "Die
Nibelungen" (1966) und in "Münchhausen" (1966). Den meisten Krimifans wird
er als Dr. Linderhof in dem Durbridge-Klassiker "Die Schlüssel" (1964)
bekannt sein.
Inspektor Hornleigh ermittelte schließlich auch im Radio und zwar in einer
sechsteiligen WDR-Serie mit Helmut Peine (Regie ebenfalls: Hermann Pfeiffer) und
in einer sechsteiligen BR-Reihe, in deren ersten Folge Paul Dahlke und danach
Karl Schönböck die Titelrolle sprach:
Hörspielreihe:
Inspektor Hornleigh greift ein |
WDR-Reihe (1963)
Regie: Hermann Pfeiffer
Mit Helmut Peine |
BR-Reihe (1960-1965)
mit Paul Dahlke (Folge 1)
und Karl Schönböck (Folge 2-6) |
1. Ein Señor aus Morivien
2. Der Tod greift ein
3. Rauschgift
4. Tausend unter Verdacht
5. Der Mann mit dem Tiroler Hut
6. Zwischenfall beim Maskenball |
1. Der Flug nach Portugal (1960)
2. Ein Joghurt mit Früchtchen (1962)
3. Frank Goddard und die Frauen (1962)
4. Rauschgift (1963)
5. Postraub (1965)
6. Zwischenfall am Flughafen (1965) |
Text
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