Elisabeth von England |
Erstsendung (ARD/ SFB):
Donnerstag, 19.01.1961, 20.20 Uhr |
Regie:
Hanns Korngiebel |
Dauer/
Bild:
116', s/w |
Inhalt |
Die jungfräuliche
Elisabeth wird in Bruckners zwischen 1928 und 1930 entstandenem Drama
als eine Frau voller Fehler, eitel, launenhaft, rachsüchtig und geizig
gezeigt. Als Königin jedoch ist sie groß und staatsmännisch. Ihr
Gegenspieler Philipp von Spanien wirkt dunkel und unheimlich, ein
hintergründiger Geist, dessen Umarmung Elisabeth verlockender erscheint
als die Avancen der in sie verliebten, jedoch mehr an der Macht
interessierten Bewerber. Verlockender sogar als die Liebe ihres
Günstlings Essex, den sie hinrichten lässt, als seine gegen sie
gerichtete Verschwörung fehlschlägt. Besonders beeindruckend sind die
Szenen, in denen Elisabeth und Philipp um den Sieg ihrer Schiffe beten
und der folgende Zusammenbruch Philipps, einhergehend mit Elisabeths
Erkenntnis, wie wenig wirklich hingebungsvolle Liebe ihr trotz des
glanzvollen, erfolgreichen Lebens als Frau vergönnt war ...
(Text: ©
JO,
Die Krimihomepage) |
Kritiken |
Hörzu 6/1961, Seite
69: "Mit Elisabeth Flickenschildt in der Titelrolle war die
Inszenierung künstlerisch kein Risiko. Ihre Wandlungsmöglichkeiten
sind unbegrenzt. Sie war glückstrahlende Liebende und eifersüchtige
Hexe; sie konnte fröhlich verspielt und grausam hart sein, Königin,
Schrulle, Geizhals, Henkerin, alles in einem. Eindrucksvoll auch
Hermann Schomberg als Philipp von Spanien, ein von religiösem und
politischem Fanatismus Getriebener. Hanns Korngiebels Regie hielt
sich weitgehend an bewährte Bühnen-Inszenierungen, [...]. Ein
schöner Abend - für den, der genügend Aufnahmebereitschaft
mitbrachte für zwei Stunden vorzügliches Theater".
Gong 6/1961, Seite 25: "Ein nachhaltiges Erlebnis, eine würdige
Ehrung für den Autoren. Hanns Korngiebel richtete mit seinem
ehemaligen RIAS-Mitarbeiter Carl Dietrich Carls das Schauspiel
trefflich und ohne jeden ironischen Beigeschmack ein. Dadurch wuchs
die Königin in der hinreißenden Interpretation von Elisabeth
Flickenschildt zu einsamer Größe, wirkte Philipp in der schlüssigen
Darstellung von Hermann Schomberg fast um ein paar Nuancen zu
liebenswert, entbehrte Horst Rüschmeiers begabter Essex ein wenig
des höfischen Glanzes und geriet Peter Mosbachers Bacon ins
Mephistophelische. Imponierend spielte Carl Lange den alten Lord
Cecil. Das große Ensemble war von erstaunlicher Homogenität. Walter
Dörflers Szenenbilder erfüllten eine mitgestaltende Funktion. Diese
"Elisabeth" wird nicht so bald vergessen werden". |
Wissenswertes |
Wiederholt auf ARD 2
am 21.04.1962.
Am 23.01.1983 zeigte das ZDF eine Aufzeichnung der freien Volksbühne
Berlin (West). In dieser farbigen, 125minütigen Version von
"Elisabeth von England" spielten Maria Schell (Elisabeth von
England), Fred Kretzer (Philipp von Spanien), Erik Frey (Cecil),
Matthias Schuppli (Essex), Christian Quadflieg (Bacon), Sebastian
Baur (Platagenet) und Katharina Brauren (Lady Anne). Regie führte
Rudolf Noelte, die Kamera bediente Kurt-Oskar Herting, die Musik
stammte von Birger Heymann, das Szenenbild von Walter Dörfler.
In den 20er-Jahren gab es in Berlin großes Rätselraten um einen
neuen bemerkenswerten Dramatiker, der sich Ferdinand Bruckner
nannte. In seinen Werken gelang es ihm, mit sicherem Gespür und
psychoanalytischer Methodik das Lebensgefühl seiner Zeit
einzufangen, seine beiden ersten Werke "Krankheit der Jugend" und
"Die Verbrecher" wirkten sensationell, der Autor lüftete seine wahre
Identität jedoch nicht. Erst später erfuhr man, dass sich unter dem
Pseudonym der Wiener Wahlberliner Theaterdirektor Theodor Tagger
verbarg. Der SFB ehrt den 1933 vor den Nazis geflüchteten und 1958
gestorbenen Dramatiker, der in diesem Jahr 70 geworden wäre, mit
einer Fernsehinterpretation seines erfolgreichsten Werkes. An diesem
großen historischen Drama reizte Bruckner die Möglichkeit, die
Weltgeschichte aus zwei Perspektiven darzustellen, von Spanien und
von England aus. Der Kampf der Mächte wird zusammengefasst, die
Szene soll zum Abbild des Erdballs selber werden. Das Bewegendste am
Stück ist Elisabeths Schicksal, die den einzigen Menschen, den sie
liebt, hinrichten lassen muss und der nach Essex' Tod nur noch ein
Mann etwas bedeutet, ihr großer Gegner Philipp von Spanien, dem sie
in Hassliebe verbunden ist. |
Stab |
|
Besetzung |
Aufnahmestab |
Elisabeth |
Elisabeth
Flickenschildt |
Cecil |
Carl Lange |
Essex |
Horst Rüschmeier
|
Bacon |
Peter Mosbacher |
Mountjoy |
Kurt Jaggberg |
Northumberland |
Jochen Schröder |
Southampton |
Konstantin Paloff |
Walsingham |
Richard Bohne |
Coke |
Albert Johannes |
Gresham |
Otto Graf |
Morland |
Guenter Hanke |
Plantagenet |
Dieter Klein |
Erzbischof |
Hugo Schuster |
Anne |
Else Ehser |
Mary |
Dorothea Isenburg
|
Hofdame |
Gisela Gotthardt |
Matrose |
Erich Gühne |
Richter
im Tower |
Hans Wiegner |
Scharfrichter |
Hans Bergmann |
Dechant
im Tower |
Helmut Heyne |
Offizier |
Hans J. Poritz |
1. Lord |
Bernhard Götzke |
2. Lord |
Waldemar Frahm |
3. Lord |
Sigi Kurzweil |
4. Lord |
Günter Weiglin |
5. Lord |
Eberhard Drews |
Philipp |
Hermann Schomberg |
Isabella |
Monika Peitsch |
Espinoza |
Axel Monjé |
Mariana |
Walter Ladengast |
Kardinal |
Hans Wocke |
ferner
mit |
Gerda Blisse
Ingrid Tourneau
Bernt Bauckloh
Feria Derival
Gerhard Günther
Jens Hansen
Hans Hardt
Will Hollers
Bernhard Kaspar
Arthur Kistenmacher
Carlo Kluge
Willi Lang
Bruno Sering
Bruno Schneider
Henning Venske
Toni Weinen
Kurt Zimmer |
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Schauspiel von |
Ferdinand Bruckner |
Musik |
Friedrich Scholz |
Szenenbild |
Walter Dörfler |
Regie |
Hanns Korngiebel |
Eine
Produktion des |
Sender Freies
Berlin SFB |
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