Die Krimihomepage | Der Anwalt

Serieninhalt & Hintergrund

Stab & Besetzung

 

Episodenübersicht

1. Staffel (1976)

2. Staffel (1977)

3. Staffel (1978)

DER ANWALT

Inhalt

Dr. Wetzlar und Dr. Colmar können kein Unrecht ertragen, vor allem in solchen Fällen nicht, in denen es Verletzungen gegen die Menschenwürde gibt. Für ihre Klienten kämpfen sie sich mitunter durch einen Dschungel aus Paragraphen und Akten und legen Überstunden ein. Einziges Ziel ist das Recht ihrer Mandanten, Geld ist für die engagierten Verteidiger zweitrangig.
Die Anwaltsserie, die eine typische Studioatmosphäre aufweist, hat zwei Protagonisten: Dr. Wetzlar (Heinz Bennent), der die ersten 13 Fälle löst und Dr. Colmar (Wolfgang Kieling), der für die restlichen 26 Folgen als "Anwalt" auftrat. Zusammengehalten wird die Serie durch den Titel - und das ist beinahe schon das Einzige, abgesehen von der Produktionsfirma, die gleich blieb und dem Autoren Gerd Oelschlegel. Die Wetzlar-Folgen unterscheiden sich durch die Colmar-Folgen nicht nur durch ein anderes Logo und durch einen andern Vorspann, sondern auch durch eine andere Titelmusik. Ernst-August Quelle ("Aktenzeichen XY... ungelöst- Musik von 1967-1975) komponierte das Titelthema zu Staffel 1, Bundesfilmpreisträger Erich Ferstl die Musik zu den restlichen Folgen. Die Fälle basieren auf wahren Begebenheiten und enden stets mit der Gerichtsverhandlung. Aus dem Off ertönt dann meist eine Stimme, die erzählt, wie der Fall für die Beteiligten ausging. Was die Fälle betrifft, so gehen die beiden Anwälte, meist mit Hilfe der jeweiligen Assistentin, vielen schwierigen Fällen nach - dabei werden Lappalien genauso behandelt wie echte Spionagefälle. Im Regiestuhl saßen Heinz Schirk bei Staffel 1 und Theodor Grädler (der seine ganze Familie zum Dreh mitbrachte: sein Sohn Thomas war Regieassistent und seine Frau Inge Kostümbildnerin (unter dem Namen Inge Brauner)) zeichnete für Staffel 2 und 3 verantwortlich. Grädler drehte zahllose Kommissar-, Derrick- und Der-Alte-Folgen.
Im Übrigen begann jede Folge der ersten Staffel mit folgendem Off-Text: "Im Namen des Volkes: das heißt, in unser aller Namen wird von Menschen über Menschen recht gesprochen" darauf kam Dr. Wetzlar ins Bild und ergänzte: "Es fragt sich nur ob unsere Gesetze und Gerichte jedem der mit ihnen zu tun bekommt auch wirklich gerecht werden können".
Text: © GP, Die Krimihomepage

Hintergrund

Ziel der neuen ZDF-Reihe war es 1976, echte Fälle aus der Praxis eines Rechtsanwaltes zu schildern. In den Fällen ging es vornehmlich um die Verteidigung der Wahrung der Menschenrechte. Als Vorbild für den "Anwalt" galt der Kölner Strafverteidiger und Vorsitzender der Weltbewegung für Menschenrechte Dr. Georg Meinecke, auf dessen realen Fällen die einzelnen Folgen basieren. Meinecke selbst schrieb die Vorlagen für die Drehbücher, die dann von Fritz Puhl, Gerd Oelschlegel und Karl Wittlinger fürs Fernsehen adaptiert wurden. Herangezogen wurden Fälle, bei denen eine Klärung schwierig oder schier aussichtslos erschien.
Bereits vor Ausstrahlung der ersten Staffel dachte das ZDF (produktionsverantwortlicher Redakteur: Horst-Joachim Gehrmann) über eine weitere Staffel nach. In der Tat setzte sich Meinecke bereits vor der Sendung der ersten Folge an den Schreibtisch, um weitere 13 Fälle für den Bildschirm aufzubereiten. Dabei gestaltete sich die Vorarbeit für jedes Buch bzw. jede Vorlage am schwierigsten, denn der Kölner Anwalt musste vorab die Genehmigung aller Beteiligten des realen Falles einholen und sich von seiner Schweigepflicht entbinden lassen. Meinecke selbst stand auch während der Dreharbeiten als Berater zur Verfügung, damit alles so realitätsnah wie möglich umgesetzt wurde. Dazu meinte er selbst zur TV-Presse: "Vielleicht kann das Fernsehen auf diese Weise dazu beitragen, dass eine Reihe von Vorurteilen abgebaut wird". Die insgesamt 39 Filmfälle basieren auf Fällen, die der Kölner Strafverteidiger über 20 Jahre hinweg in Privatnotizen dokumentiert hat. Ursprünglich sollten diese als Buchform erscheinen, doch dann verkaufte er die Storys ans ZDF. In Heinz Bennent als Anwalt erkannte sich Meinecke dann aber nicht wieder: "Bennent ist genau der Gegentyp des Anwalts, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Er ist ernst und kann nicht lachen. Ich dagegen habe Humor. Und wenn man ihn so in natura vor sich sieht, ist wirklich nichts an ihm dran. Aber er ist eben telegen, auf dem Schirm wirkt sein Gesicht sehr stark" (Gong März 1976, S. 12). Mit den Skripten war Meinecke auch nicht besonders zufrieden, wie er in der gleichen Ausgabe des Gong erklärte: "Mir ist übel geworden, als ich die Drehbücher bekam. Ich wollte alles umschreiben, alles viel besser machen. Man hat mich dann aber zurückgewiesen - die Autoren hatten ja auch schon ihre 4000 Mark pro Drehbuch erhalten. [...] Meine Anwaltkollegen werden nachher über mich herfallen, denn von dem eigentlichen Anliegen, dem Kampf um die Menschenrechte bleibt im Fernsehen nicht viel übrig. Es werden jahrelange Vorgänge auf 25 Minuten verkürzt. Was bleibt ist eine Art Karikatur - mehr nicht". Meinecke selbst, der diese Kritik losließ, bevor er überhaupt nur eine Episode gesehen hatte, erhielt übrigens 500 Mark pro Fall und nochmals 3000 Mark für die juristische Beratung.
Regisseur Heinz Schirk erklärte zum Serienstart, dass Heinz Bennent als Bildschirmanwalt für Menschen kämpfe, die "einen oft aussichtslosen Kampf gegen eine Übermacht von Paragraphen und Institutionen führen müssen" (Gong März 1976, S. 12).
Heinz Bennent musste übrigens wegen anderer Filmverpflichtungen für die zweite Staffel absagen. Die 13 neuen Folgen behandeln interessante Fälle aus allen Rechtsgebieten, die ausschließlich auf tatsächlichen Ereignissen beruhen. Sie besitzen einen hohen Informationswert über Justiz und Rechtssprechung in der Bundesrepublik. Anders als in den Folgen der ersten Staffel beschränken sich die dargestellten Probleme nicht mehr nur auf Menschen- und Grundrechtsverletzungen.
Text: © GP, Die Krimihomepage/ Recherche in alten TV-Zeitschriften & Inhaltsangaben zu den einzelnen Folgen: © JO

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 10.07.2013

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