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Konrads Fälle (1): Frankfurter
Gold |
Erstsendung (ARD): 04.04.1971
Buch und Regie: Eberhard Fechner
Darsteller: Klaus Höhne, Michael Gruner, Hans-Christian Blech, Karl
Lieffen, Fritz Rasp, Doris Masjos, Til Erwig, Günter Strack, Rolf Schimpf,
Ilona Grübel, Sonja Karzau, Mila Kopp, Emmy Burg, Gaby Reichardt, Claus
Berlinghof, Paul Bühlmann, Uwe Dallmeier, Hans Elwenspoek, Theo Ennisch,
Fernand Fabre, Henning Gissel, Karl-Hans Meuser, Joachim Richert, Erwin
Scherschel und andere
Inhalt: Johannes Stein gilt in seinem Bekanntenkreis als Finanzgenie,
weil er einigen mit Spekulationen an der Börse zu Geld verholfen hat. Stein
nutzt das Vertrauen seiner Freunde und Bekannten jedoch aus und gibt als
Sicherheiten mehrere Goldbarren an. Niemand weiß, dass diese in einer
einfachen Werkstatt gefälscht wurden und dass sie aus Blei sind …
Kritik und Besprechung: Die Episode Frankfurter Gold beweist,
wie vielfältig, innovativ, dokumentarisch und experimentell die Reihe
Tatort am Beginn war; zeigt aber ebenso, wie krampfhaft man schnell
irgendwelche Fernsehfilme, die ungefähr in das neue Serienkonzept passten,
in das neue Konkurrenzprodukt zum Kommissar gehievt hat. Das
Fernsehspiel stammt aus der Feder von Eberhard Fechner, der ein renommierter
Mann für gediegene TV-Unterhaltung war, mit dem Film aber sicherlich keinen
normalen Krimi abgeliefert hat. Auch Klaus Höhne, der den Ermittler spielt,
ist nur rund 15 Minuten zu sehen, davon nur 10 Sekunden am Beginn und den
Rest erst nach Ablauf von einer Stunde. Fechners Film provozierte damals
gleich einen Skandal, zumal er auf einem wahren Fall beruht, der zum
Zeitpunkt der Ausstrahlung noch nicht ganz abgeschlossen war, weil der Täter
noch nicht verurteilt und daher als „unschuldig“ zu gelten hatte. Von vielen
als stärkste Episode der Anfangsphase gesehen, enttäuscht der Film
allerdings, wenn man Kommissar Konrad oder einen spannenden Whodunit-Krimi
sehen will. Diese Produktion ist eher ein Gangsterfilm, dem zweifellos die
erstklassige Besetzung zu Gute kommt. Hans-Christian Blech als alternder
Goldfälscher ist schon sehr sehenswert und Karl Lieffen, der Mann mit dem
leicht tuntigen Touch, spielt hier den Mitwisser (in einer Szene in
schrecklich gelber Unterwäsche zu sehen ;-)) wunderbar. Günter Strack und
Fritz Rasp – die beide hessisch sprechen – werten die Produktion ebenso auf,
wie Rolf Schimpf (der wie immer in den Filmen seines Freundes Fechner eine
Rolle übernahm). Die hübsche Ilona Grübel hat noch jene Zartheit, die ihr 10
Jahre später leider abhanden gekommen ist.
Handwerklich erweist sich der Film ebenso als experimentell und wirkt
streckenweise wie ein Dokumentarspiel. Die Hauptfiguren wenden sich am
Anfang und am Ende direkt an den Zuschauer, erzählen von ihren Erlebnissen
mit der Tat oder dem Täter, dokumentarisch wird in Schwarz-Weiß-Bildern das
Leben des Täters gezeigt. Zwischendurch gibt es „normale“ Spielhandlung. Die
Kameraarbeit ist ebenso neu: wackelige Handkamera und durchgedrehte Szenen
sind damals wohl noch nicht so üblich gewesen, Fechner setzt sie aber
bewusst ein, um das Dokumentarische zu unterstreichen.
Als Tatort enttäuscht der Film, der – wie gesagt – extrem
dokumentarisch wirkt und auch so gewollt war. Klaus Höhne gab damals selbst
an, er verstehe sich in seiner Rolle als Kommentator als
XY-Eduard-Zimmermann. Keine Leiche, keine Verfolgungsjagden, nur die
Beobachtung des Täters. Später bekam Klaus Höhne viel bessere und
spannendere – weil „richtige“ – Kriminal- und Mordfälle.
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