Die aufsässige Schülerin
Kirsten Benda wird vor einer Münchner Spielhalle erschossen. Immer wieder
war es ihr gelungen, die Klasse gegen den Lehrer Gebhardt aufzuhetzen. Der
gesamte Lehrkörper bestätigt: Kirsten war disziplin- und respektlos.
Vielleicht wurde sie auch von dem einen oder anderen deswegen gehasst. Ist
der Täter also unter dem Lehrkörper zu suchen?
(Text © GP, Februar 2002, Die Krimihomepage) |
Info: -
Kritik (©
GP): Reinecker konstruiert hier wieder mal eine Geschichte im Schülermilieu, die
er so oder so ähnlich sicherlich auch später nochmals gebracht hat,
zumindest in einigen Anklängen. Heinz Bennent spielt einen Lehrer, der alles
hinschmeißen will, weil eine Schülerin, gespielt von Helga Anders, ihn
provoziert. Die Provokation, die von ihr ausgeht, ist aber so lächerlich,
dass der labil scheinende Lehrer sicherlich den Beruf verfehlt hat, wenn er
diese nicht aushält. Helga Anders spielt die Schülerin Kirsten nämlich
höflich und nie wirklich provozierend. Solche Schüler, die auch Sachen in
Frage stellen, ohne dabei jemals die Hemmschwelle zu überschreiten oder den
Respekt zu verlieren, würde man sich heute wünschen. Von daher erscheinen
die Reaktionen Dr. Gebhardts völlig lächerlich. Ein derartiger Lehrer würde
wohl heute am ersten Tage in der Schule angesichts der Dinge, die man sich
heute als Lehrperson gefallen lassen muss, Selbstmord begehen. Von daher ist
die ganze Geschichte also völlig unglaubwürdig. Wenn es damals wirklich
solche Personen im Lehrberuf gegeben haben sollte, dann tun mir die Schüler
im Nachhinein leid. Die lächerlichen "Provokationen" hätte er schon
aushalten müssen. Von daher ist auch die Überreaktion des Mörders/ der
Mörderin völlig überzogen.
Die schauspielerischen Leistungen hingegen können sich durchaus sehen
lassen, auch wenn Ringelmann hier schon damit beginnt, womit er später - vor
allem in den 90ern und 2000ern völlig übertrieben hat - nämlich mit der
Besetzung von Schülerrollen mit Darstellern, die weit über das Alter hinaus
sind (ganz arg war's dann wie gesagt in den letzten Produktionsjahren, wenn
die 40jährige Schauspielerin die 20jährige Tochter spielte etc.).
Reineckers Dialoge sind hier wieder so typisch, dass man seine Urheberschaft
unter 1000 anderen Filmen heraus kennen würde. Die "Reineckersche Syntax",
mit ihren vielen verschachtelten Nebensätzen, Relativpronomen etc. kommt
hier besonders zum tragen. Schließlich muss ich auch noch etwas bemerken,
was mich auch immer störte - bei Reinecker sprach der einfache Arbeiter, der
Obdachlose immer gleich wie der Universitätsprofessor (und damit immer wie
der Autor selbst). Hier hätte man doch etwas soziolinguistische Aspekte
berücksichtigen müssen, der Obdachlose der in verschachtelten Sätzen
spricht, als ob sie direkt aus Caesars De bello gallico stammen, ist
doch etwas unglaubwürdig.
Der Titel schließlich spielt zwangsläufig auf die aus den selben Jahren
stammenden Schmuddelfilmchen an. Das Wort "Schulmädchen" ist aber heute wohl
schon archaisch und durch "Schülerin" ersetzt. Klingt auch viel besser.
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