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	 Gereuthstraße 
	7: Die "Mördervilla" in München-Grünwald 
	Sie ist die bekannteste Villa in der deutschen 
	Krimilandschaft: kaum eine Serie in den 1960ern und 1970ern, die ohne sie 
	auskam! 
	Ein halbes Dutzend Folgen von "Der 
	Kommissar" wurden hier gedreht, "Derrick" ermittelte hier ebenso wie "Der 
	Alte", "Graf Yoster gibt sich die Ehre", "Tatort", "Polizeiinspektion 1", 
	"Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger", "Kommissar Freytag", 
	"Okay S.I.R.", "Das Kriminalmuseum" und "Die fünfte Kolonne". Immer dann, 
	wenn eine mondäne Villa gesucht wurde, kam man schnell auf die Villa der 
	Gastronomswitwe Caroline H. Die gastfreundliche Frau, die nach dem Tod ihres 
	Mannes, der auch Spielbankbesitzer war, ihre Luxusunterkunft häufig an 
	Münchner Filmschaffende für Dreharbeiten vermietete, konnte auf diese Art 
	und Weise die ganz großen Stars bei sich zu Hause begrüßen. Für sie eine 
	willkommene Abwechslung. Der Presse erzählte sie damals: "Ich weiß gar nicht 
	mehr, wer bei mir alles ein- und ausgegangen ist. So viele namhafte Leute 
	sind schon bei mir gewesen".  
	Meistbeschäftigster Szenenbildner war Wolf Englert, der die Räumlichkeiten 
	oft nicht zur Freude der Besitzerin völlig neu möblierte, andere Vorhänge 
	aufhängen ließ und neue Bilder aussuchte. Als etwa Bernhard Wicki und Agnes 
	Fink "Herr und Frau Brandes" in einer "Der Kommissar"-Episode waren, wurde 
	aus der Nobelresidenz ein oberbayerisches Landhaus.  
	Während der Dreharbeiten verschwanden die Möbel der Witwe H. stets in der 
	Garage und der Szenenbildner Wolf Englert kam mit stilechten Leihmöbeln. 
	Dazu sagte er selbst mal: "Ich versetze mich immer in die Charaktere [...] 
	und stelle mir vor, wie die sich wohl ihre Wohnung einrichten würden". Drei 
	bis vier Tage dauerte so ein Umbau, ehe das Filmteam anrücken konnte. 
	Manchmal wurden in die Villa sogar neue Wände eingezogen, in der "Der 
	Kommissar"-Folge "Domanns Mörder" wurde der Kamin extra neu verkleidet. Wolf 
	Englert: "Andererseits dürfen die Veränderungen natürlich nicht so teuer 
	werden, dass es billiger wäre, die Wohnung im Studio aufzustellen. Aber mit 
	Geschick gibt es -zig Möglichkeiten die Villa zu gestalten. Der nicht 
	eingeweihte Zuschauer wird kaum merken, dass es das gleiche Haus ist". 
	Manchmal wurden die Veränderungen, die neue Wandfarbe und Ähnliches aber 
	auch von der Besitzern nach den Dreharbeiten so gelassen - weil's ihr besser 
	gefiel. 
	Trotz aller Veränderungen erkennen Krimifreunde die Villa, die später 
	abgerissen wurde, heute natürlich auf den ersten Blick. Nach zahllosen 
	Krimis wurde der Luxusresidenz 1976 schließlich eine Serienhauptrolle 
	verpasst: in "Eichholz und Söhne", einer 13teiligen Serie aus dem Hause 
	Helmut Ringelmann, wurde daraus die Residenz der Eichholz-Familie (samt 
	Werkstatt). 
	Übrigens waren nicht immer alle Filmemacher von dem Schauplatz begeistert: 
	Regisseur Jürgen Goslar wird etwa nachgesagt, dass er nicht gerade über den 
	eintönigen Schauplatz glücklich war und sich nicht jedes Mal, wenn er bei 
	Ringelmann drehen sollte, die Gereuth-Villa andrehen lassen wollte. 
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