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Der Tod der Schneevögel

Erstsendung (ZDF):
Montag, 04.03.1974, 21.15-22.45 Uhr

Regie:
Dr. Eberhard Itzenplitz

Dauer:
88'38'', Farbe

Inhalt
Al Gibbons, Vertreter für landwirtschaftliche Maschinen im amerikanischen Mittelwesten, erfährt im Radio vom grausamen Mord an zwei jungen Mädchen in Florida. Eines der Opfer ist eine junge Frau aus Deutschland, Annelie Felgenhauer. Gibbons bildet sich plötzlich ein, diese Tote sei seine uneheliche Tochter, die er vor zwanzig Jahren als Besatzungssoldat gezeugt, um die er sich jedoch nie gekümmert hat. Vom Wunsch getrieben, den Mörder seiner "Tochter" aufzuspüren, fliegt Gibbons nach Florida ...(Text: © JO, Die Krimihomepage)
Kritik

Gong 12/1974, Seite 18, gibt einen (ganz schlecht) von sechs Punkten: Reinfall in Florida. Ein authentischer Fall sollte nacherzählt werden. Doch er geriet zur Story, die vor Unwahrscheinlichkeiten und offenen Fragen strotzte. War schon der "Held" kaum zu begreifen (doch Menschen stecken eben voller Widersprüche ...), so erst recht nicht der Hoppla-Hopp-"Erfolg" dieses Dilettanten auf Mörderjagd. Was mit Liebe zu Detail und Hintergrund ein handfester Krimi hätte werden können, wurde nur ein Reißer, dem man am Ende noch schnell mit "Kritik" am Faustrecht bemäntelte. Von Kolarz und Itzenplitz erwartete man mehr als ein so unnützes Machwerk.
Bild und Funk 12/1974, Seite 128 schreibt: Der Start ließ viel erwarten: Spannung, Tempo. Doch bald fiel der Held auf Mördersuche ab in endlosen, ermüdenden Trab, was Regie und Kamera, mittrottelnd, bis zum Steinerweichen ins Bild hievten. Schließlich geriet Kolarz mit der Geschichte ins Stolpern, er folgte prompt der Fall. Ein ärgerlicher Reinfall für die Zuschauer. Im übrigen ein Präzedenzfall, wie man eine gute Grundidee mit vereinter Kraft in Grund und Boden fuhrwerken kann.
Hörzu 12/1974, Seite 147 schreibt: Henry Kolarz hat seinen Illustrierten-Krimi zum Psychogramm eines spießigen Gerechtigkeitsfanatikers veredeln wollen. Doch Regisseur Eberhard Itzenplitz ignorierte diese Absicht weitgehend. Die Hinrichtung des Gehetzten inszenierte er schließlich als Ketchup-Orgie. Ein Schauspieler rettete viel: Wolfgang Wahl ... Unheimlich genau trifft er den Typ des moralisierenden Rächers aus Schuldgefühl. Seine großartige Leistung machte "Der Tod der Schneevögel" noch sehenswert.
Das Hamburger Abendblatt schrieb am 5. April 1974: "Krimi oder Problemstück? In der Bearbeitung von Regisseur Itzenplitz war Henry Kolarz' Kolportagegeschichte weder das eine noch das andere. Von dem Hauptproblem dieses Films "gibt es ein Recht zur Selbstjustiz?" lenkten allzu viele kriminalistische Momente ab. Die Handlung selbst wiederum war so sehr mit Problemen befrachtet, dass kaum richtige Spannung auftrat. Wolfgang Wahl in der Rolle des Verfolgers Gibbons, der den Tod seiner Tochter rächte, gelang die Suche nach dem Mörder (oder nach dem, den er dafür hielt) allzu mühelos. Mit Telefongesprächen und beliebigen Rückblenden wurde die Geschichte einer blindwütigen Verfolgungsjagd ohne viele Einfälle, ohne psychologischen Tiefgang aufgezeigt. Warum machte ihn eigentlich der Tod dieser Tochter, die er nie gesehen hatte, so betroffen? Dies blieb offen, ebenso wie das Vorleben der Tochter. Gibbons, ein verbohrter Spießer, verfolgt seinen Racheplan kaltblütig, beinahe genüsslich. Die eigentliche Frage, ob es die Freiheit geben darf, allein für Recht und Ordnung zu sorgen, stellte sich erst in der letzten Szene. Die Antwort der Familie des Mörders: Nein. Die Reaktion des Zuschauers konnte kaum anders ausfallen. Schade um den verschenkten Diskussionsstoff."
Die Krimihomepage meint: "Wolfgang Wahl spielt die Titelrolle eines GIs, der den Tod der in Deutschland gezeugten Tochter aufklären und rächen will, glaubhaft. Pluspunkt des Films ist sicherlich der Schauplatz: Dadurch, dass die Handlung nicht in Hamburg oder München, sondern in Amerika spielt, bleibt der Film interessant und behält seinen Reiz. Die Musik von Hans G. Leonhardt tut das ihre dazu. Als Krimi betrachtet in Ordnung."

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

"Schneevögel" nennt man in Miami frisch eingetroffene Touristen, deren Haut noch keine Urlaubsbräune besitzt. Der Film lässt die Frage offen, ob Gibbons den Tod seiner "Tochter", von der er definitiv nicht weiß, ob sie überhaupt sein Kind ist, zu einer privaten Verbrecherhatz nutzen darf.
Henry Kolatz veröffentlichte seinen gleichnamigen Roman 1969 im Heyne-Verlag.
Das Hamburger Abendblatt schrieb am Tag der Ausstrahlung (04.03.1974): ""Die Zuschauer werden Partei ergreifen", orakelt Wolfgang Wahl, der dickhäutig erscheinende und doch so dünnblütige Schauspieler in der Rolle des Al Gibbons. "Sie werden es vielleicht nicht schlimm finden, dass der Mann im Krieg eine Frau hat sitzenlassen. Aber dass er Selbstjustiz übt, werden sie ihm wahrscheinlich nicht verzeihen." Regisseur Eberhard Itzenplitz hat auch seine Erklärung dazu: "Es ist ungeheuerlich, dass ein Mensch hergeht und einen anderen Menschen regelrecht abschlachtet. Und dennoch passiert das öfter, als man denkt. Ist nicht vielen von uns schon einmal der Satz in den Sinn gekommen, 'den oder die könntest du jetzt umbringen'?" Das Diskussionsstück, zum Teil in Florida und den USA, zum Teil in Hamburg und auf Sylt gedreht, basiert auf einer Kolportage-Geschichte, die Henry Kolarz vor Jahren veröffentlicht hat. Nach Aussagen des Regisseurs Itzenplitz wurde die Story jedoch für das Drehbuch total umgeschrieben, und die Akzente wurden entschieden verlagert."

Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Al Gibbons Wolfgang Wahl
John Murphy Nicolas Brieger
Annelie Felgenhauer Hansi Jochmann
Nelly Chon Petra Redinger
Robert Atwood William Ray
Conchita Perez Olivia Molina
Sid Petterson Günter Kaufmann
der Alte Robertson White
Conolly Peter Schiff
Harry Manfred Lichtenfeld
Morris Gerhard Jentsch
Mrs. Gibbons Elisabeth Wiedemann
? Rudolf Debiel
Reporter Werner Bruhns
? Fred Maire
? Hans Irle
? Peter Maertens
? Harald Eggers
? Manfred Reddemann
? Jan Kruse
? Klaus-Peter Haase
? Joscha Fischer-Antze
Conchitas Vater Faco Santillian [uncredited]
von Henry Kolarz
Kamera Jost Vacano
Peter Arnold
Szenenbild Olaf Ivens
Ton Norbert Giebel
Schnitt Ingrid Strickert
Regieassistenz Klaus Schuster
Musik Hans G. Leonhardt
Produktionsleitung Frank Winterstein
Redaktion Helmut Rasp
Regie Eberhard Itzenplitz
Produktion Stern TV
hergestellt im Studio Hamburg
im Auftrag des ZDF

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 29.10.2022

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