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Steig ein und stirb

Erstsendung (ZDF):
Montag, 26.11.1973, 21.15-22.45 Uhr

Regie:
Günter Gräwert

Dauer:
88'42''

Inhalt

Ein rätselhafter Toter in einem Opel steht im Mittelpunkt der im Deutschland der Weimarer Republik spielenden Handlung. Im November 1929 wird der sechsundzwanzigjährige Handlungsreisende Kurt Erich Tetzner unter tiefer Anteilnahme seiner Witwe auf dem Leipziger Südfriedhof beerdigt. Nur drei Tage zuvor war Tetzner bei Regensburg bei einem mysteriösen Unfall in seinem Wagen verbrannt. Doch schon bei der Obduktion kommen dem Gerichtsmediziner Prof. Kockel Zweifel. Die Versicherung schaltet sich schließlich ein und auch die Kriminalpolizei in Form der Beamten Leidinger, Pfeiffer und Schaefer interessieren sich dafür. Handelt es sich hierbei gar um einen Versicherungsbetrug und ist der Tote gar nicht Tetzner?  (Text: © GP, Die Krimihomepage)

Kritik

Wurde damals ab 16 empfohlen und von der Presse als "Mittelmäßig" beurteilt. Man lobte die minuziöse Schilderung und die solide Handarbeit von Autor Hampel und Regisseur Gräwert, kritisierte allerdings, dass zuwenig Zeitkritik vorkam.
Aus heutiger Sicht ist der Film jedenfalls ein rundum gelungenes Kriminalspiel, das zwar auf historischen Fakten beruht, aber weniger dokumentarisch, als mehr filmisch die Ereignisse nachspielt. Bruno Hampel als Drehbuchautor und Günter Gräwert als Regisseur, das sind zwei Namen, die schon alleine für sich für Qualität bürgen, beide aneinander gekoppelt heißt, dass hier nichts schief gehen konnte. Temporeich setzt Gräwert die gute Buchvorlage des Autors Hampels um, inszeniert zügig und spannend, was durch die flotte Musikuntermalung Joachim Ludwigs noch besonders unterstrichen wird. Die Besetzung der Hauptrollen mit Peter Drescher und Dagmar Biener als mörderisches Paar war eine gute Wahl, in Nebenrollen glänzt das Who is Who bayerischer Volksschauspieler, allen voran Walter Sedlmayr als Kriminalbeamter Leidinger, der schon sehr viel von seinem "Nachfahren" Kommissar Schöninger in der "Polizeiinspektion 1" hat. Fazit: ein kurzweiliges kriminalistisches Vergnügen!
(GP, Dezember 2012)

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

Der in schwarz/weiß gedrehte Film war der Auftakt einer losen Reihe von Darstellungen authentischer klassischer Kriminalfälle, die in zeitlich unabhängiger Reihenfolge gesendet werden sollten. "Steig ein und stirb" basierte auf den Akten zu einem Fall des Regensburger Schwurgerichts. Der wahre Täter wurde 1931 gefasst, verurteilt und hingerichtet. Für 145.000 Mark Versicherungssumme hatte er ein fast perfektes Verbrechen begangen.
Kurz vor der Ausstrahlung konnte einer der Mitwisser im Fall Lebach beim gleichnamigen Kriminalspiel die Ausstrahlung abwürgen, weshalb im Fall Tetzner nur Originalnamen, -orte und -zeiten genannt werden. Bei den Recherchen fuhr Bruno Hampel nach Leipzig (in die damalige DDR), um mit Angehörigen des Mörders zu sprechen. Allerdings fand er keine Personen, die ihm Auskunft geben konnten. Claus Legal (im Abspann noch als C. C. Legal genannt), zuständiger Redakteur, meinte damals zur Presse: "Wir haben uns nicht mehr abgesichert. Es wird sich schon niemand melden".
Schließlich wurde der Film nur gekürzt ausgestrahlt. Während der damalige ZDF-Hauptabteilungsleiter Jürgen Neven-du Mont darauf bestand, die Hinrichtung des Täters zu zeigen, entschieden der zuständige Redakteur Legal und Abteilungsleiter Hammerschmidt während des Urlaubs des Chefs anders: die Hinrichtung, bei der der Darsteller mit verbundenen Augen zur Guillotine geführt wird und bei dem anschließend das Fallbeil herabsaust, wurde weggelassen. In der letzten Einstellung schwenkte die Kamera schließlich sogar auf das Kreuz der Bibel. Redakteur Legal: "Das Kreuz in Großaufnahme erweckte den Eindruck, als billige die Kirche Hinrichtungen und segne sie ab". Auch Autor Bruno Hampel hatte zwei Enden angeboten: die Hinrichtung unter dem Fallbeil oder nur den einfachen Hinweis, dass das Urteil im Frühjahr 1931 vollstreckt wurde. Claus Legal, Redakteur, dazu: "Wir sind gegen die Todesstrafe. Eine Hinrichtung im Fernsehen könnte den Befürwortern Auftrieb geben, denen die Kopf-ab-Methode immer noch als beste Verbrechersühne gilt". So steht im Abspann lediglich: "Kurt Tetzner wurde am 2. Mai 1931 - morgens gegen 7 Uhr - im Hof des Regensburger Gerichtsgebäudes hingerichtet. Er starb durch das Fallbeil".
Als Komparse wirkte auch ein Mann namens Willy Bach mit, der beim echten Mörder früher Stammgast gewesen ist.

Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Kurt Tetzner Peter Drescher
Lina Tetzner Dagmar Biener
Alois Ortner Günther Clemens
Leidinger Walter Sedlmayr
v. Criegern Alexander Hegarth
Prestel Harald Dietl
Beck Karl Obermayr
Dr. Schmitt Wilfried Klaus
Prof. Kockel Herbert Steinmetz
Prof. Molitoris Günter Meincke
Dr. Hebauer Friedrich Georg Beckhaus
Frau Böhm Gerda-Maria Jürgens
Eppelsheimer Richard Bohne
Bartenschlager Jochen Schmitt
Zaumseil Karl-Heinz Ullmann
Schaefer Fritz Strassner
Rohr Adolf Raschendorfer
Heber Ferdinand Dux
Krankenschwester Enzi Fuchs
Dr. Engert Frank Straass UNCREDITED
Maler Willy Schultes UNCREDITED
ein dokumentarisches Kriminalspiel von Bruno Hampel
Kamera Jan Němečěk
Uwe Bauer
Schnitt Carla Gré
Ton Werner Vitiglio
Hans Ebel
Musik Joachim Ludwig
Bauten Will Vierhaus
Kostüme Ursula Eggert
Masken Helmut Kraft
Ilse Krause
Regieassistenz Peter Meincke
Produktionsleitung Adolf Mähl
Redaktion Claus Legal
Produzent Heinz Kuntze-Just
Regie Günter Gräwert
eine Produktion der Televersal Hamburg
hergestellt im Studio Hamburg
im Auftrag des ZDF

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 08.12.2012

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