Die Krimihomepage | Das deutschsprachige Fernsehkriminalspiel | 1972 | Die Rote Kapelle

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Die Rote Kapelle
(Teil 1-7)

Erstsendung (ARD/ WDR):
Sonntag, 09.04.1972, 20.15 Uhr (Teil 1)
Sonntag, 16.04.1972, 20.15 Uhr (Teil 2)
Sonntag, 23.04.1972, 20.15 Uhr (Teil 3)
Sonntag, 30.04.1972, 20.15 Uhr (Teil 4)
Sonntag, 07.05.1972, 20.15 Uhr (Teil 5)
Sonntag, 14.05.1972, 20.15 Uhr (Teil 6)
Montag, 22.05.1972, 20.15 Uhr (Teil 7)

Regie:
Franz Peter Wirth

Dauer (alle Folgen in Farbe):
Teil 1: 60'
(dt. Fassung)/ 58'00'' (frz. Fassung)
Teil 2: 68'
(dt. Fassung)/ 64'02'' (frz. Fassung)
Teil 3: 56'
(dt. Fassung)/ 53'33'' (frz. Fassung)
Teil 4: 62'
(dt. Fassung)/ 60'00'' (frz. Fassung)
Teil 5: 55'
(dt. Fassung)/ 53'20'' (frz. Fassung)
Teil 6: 65'
(dt. Fassung)/ 62'49'' (frz. Fassung)
Teil 7: 71'
(dt. Fassung)/ 68'59'' (frz. Fassung)

Inhalt (Allgemein)
Im Jahr 1939 kommt ein Mann über Helsinki und Kopenhagen nach Brüssel. Er gibt sich als Kanadier aus und will dort eine Exportgesellschaft gründen. Sein richtiger Name ist Leopold Trepper. In Wahrheit kommt er aus Moskau, ist ein Topspion und wurde damit beauftragt, ein neues sowjetisches Spionagenetz in Westeuropa aufzubauen. Hauptaufgabe dieses Netzes soll die Überwachung der flämischen Küste, Englands und Nordfrankreichs im Angesicht des sich abzeichnenden Krieges sein. Trepper gelingt es in kürzester Zeit, sein Vorhaben umzusetzen. Sein Netz ist unter dem Namen "Rote Kapelle" bekannt. Nach der Besetzung Belgiens durch die Deutschen 1940, übernimmt sein Mitarbeiter Kent die Leitung der belgischen Zentrale, während Trepper nach Paris geht und dort eine Im- und Exportgesellschaft zur Tarnung gründet. Die Hauptkunden dieser Firma sind Leute der Wehrmacht... (Text: © GP, Die Krimihomepage)
Übersicht Sende- und Wiederholungstermine
Folge dt. Titel Erstsendung ARD/ WDR
jeweils um 20.15 Uhr
Dauer
dt. Fassung
weitere Sendungen
ARD
weitere Sendungen
ORF1
frz. Titel Sendung ORTF Dauer
frz.
Fassung
1 Die Geschäfte des Grand Chef 09.04.1972 (So.) 60' 06.04.1975, 21.11.1975 12.07.1972 Les Affaires du grand chef 12.09.1974 (Do.) 58'00''
2 Kent ruft Direktor 16.04.1972 (So.) 68' 20.04.1975,
28.11.1975
19.07.1972 Kent à directeur 19.09.1974 (Do.) 64'02''
3 Altenburger Allee 19 23.04.1972 (So.) 56' 04.05.1975,
05.12.1975
26.07.1972 Altenburger Allée 19 26.09.1974 (Do.) 53'33''
4 FU III bricht Code 30.04.1972 (So.) 62' 25.05.1975,
12.12.1975
02.08.1972 Coro ne repond plus 03.10.1974 (Do.) 60'00''
5 Das Netz zerreißt 07.05.1972 (So.) 55' 08.06.1975,
19.12.1975
09.08.1972 Le Réseau démantelé 17.10.1974 (Do.) 53'20''
6 Der neue Mann 14.05.1972 (So.) 65' 29.06.1975,
23.12.1975
16.08.1972 Un homme nouveau 22.10.1974 (Di.) 62'49''
7 Das Spiel ist aus 22.05.1972 (Mo.) 71' 13.07.1975,
06.01.1976
23.08.1972 La Fin du résau 29.10.1974 (Di.) 68'59''
Folge 1: Die Geschäfte des Grand Chef (Les affaires du grand chef)
dt. Erstsendung: ARD/ WDR am Sonntag, 09.04.1972, 20.15 Uhr, 65'/ frz. Erstsendung: ORTF am Donnerstag, 12.09.1974, 58'00''
Im Jahr 1939 kommt ein Mann über Helsinki und Kopenhagen nach Brüssel. Er gibt sich als Kanadier aus und will dort eine Exportgesellschaft gründen. Sein richtiger Name ist Leopold Trepper. In Wahrheit kommt er aus Moskau und wurde damit beauftragt, ein neues sowjetisches Spionagenetz in Westeuropa aufzubauen. Hauptaufgabe dieses Netzes soll die Überwachung der flämischen Küste, Englands und Nordfrankreichs im Angesicht des sich abzeichnenden Krieges sein. Die Mitarbeiter Treppers geben ihm den Namen "Grand Chef". Trepper versammelt um sich alte israelitische Freunde, die mit ihm bereits in Palästina gekämpft hatten: darunter einen gewissen Hillel Katz und den Brüsseler Großhändler Leo Großvogel. Sie gründen gemeinsam eine Gesellschaft, in die sich neue Mitkämpfer eingliedern, so etwa Isidor Springer und seine Freundin Rita Arnould sowie die polnische Kommunistin Sophia Posnanska. Zwei weitere sowjetische Agenten kommen direkt aus Moskau hinzu: Viktor Sukolow und Michail Makarow. Beide nehmen falsche Namen an, Makarow arbeitet für Großvogel, zur Tarnung schreibt sich Sukolow als Kent an der Universität als Student ein. Als der Krieg ausbricht, wird Kent der Liebhaber der tschechischen Industriellenwitwe, Margarete Barcza. Bei ihr geht die Hautevolee der Brüsseler Gesellschaft ein und aus. Als der Krieg im Mai 1940 auch nach Belgien kommt, wird in einer Wohnung eine Verbindungszentrale eingerichtet, die über Funk direkt mit Moskau verbunden ist. Kent übernimmt deren Leitung. Trepper begibt sich nach Paris, um dort unter dem Falschnamen Jean Gilbert sein Spionagenetz weiter auszubauen. Gemeinsam mit Großvogel und Katz gründet er eine Im- und Exportgesellschaft namens "Simex" zur Tarnung. Deren Hauptkunden gehören der Wehrmacht an. Als Direktor wird Corbin eingesetzt, der in der steten Angst lebt, wegen seiner Schwarzmarktgeschäfte verhaftet zu werden. Trepper treibt unterdessen den Ausbau des Spionagenetzes in ganz Frankreich voran. Einer seiner besten Agenten ist Baron Maximowitsch, der in Wahrheit aber antisowjetisch eingestellt ist... (Text: © GP, Die Krimihomepage)
Folge 2: Kent ruft Direktor (Kent à directeur)
dt. Erstsendung: ARD/ WDR am Sonntag, 16.04.1972, 20.15 Uhr, 68'/ frz. Erstsendung: ORTF am Donnerstag, 19.09.1974, 64'02''
Die illegale Funkzentrale in Brüssel wird zum wichtigsten Kommunikationsort der Roten Kapelle, um ihre Informationen nach Moskau durchzugeben. Im Herbst 1940 kommt die Wehrmacht dem Stützpunkt auf die Spur. Am 14.12.1940 wird dieser neutralisiert. Ein harter Rückschlag für die sowjetische Spionagezelle. Leutnant Makarow und andere Agenten werden festgenommen. Kent und seiner Geliebten gelingt es gerade noch, nach Marseille zu entkommen. Trepper selbst bleibt zwei Monate lang ohne Kontakt zur Moskauer Zentrale. Schließlich erhält er den Auftrag, den belgischen Stützpunkt erneut aufzubauen. Diesmal erhält Johann Wenzel den Leitungsauftrag. Obwohl er extrem aufpasst und jeden Tag die Funkfrequenz ändert, kommt ihm die Funkabwehr der Wehrmacht auf die Spur. Ihm gelingt eine spektakuläre Flucht über die Dächer Brüssels, wird aber schließlich festgenommen.  (Text: © GP, Die Krimihomepage)
Folge 3: Altenburger Allee 19 (Altenburger Allée 19)
dt. Erstsendung: ARD/ WDR am Sonntag, 23.04.1972, 20.15 Uhr, 56'/ frz. Erstsendung: ORTF am Donnerstag, 26.09.1974, 53'33''
1941 breitet sich das sowjetische Spionagenetz, das Trepper von seiner Im- und Exportgesellschaft "Simex" in Paris aus leitet, über ganz Europa aus. Kent, einer der wichtigsten Mitarbeiter und Leiter des belgischen Netzes, erhält von der Moskauer Zentrale den Auftrag, seine Zelte in Brüssel abzubrechen und nach Berlin zu reisen, um dort die lokale Organisation zu unterstützen. Die wichtigsten Männer des Berliner Netzes sind der Wehrmachtsleutnant Harro Schulze-Boysen, der im Luftfahrtsministerium arbeitet und der Wirtschaftsministeriumsfunktionär Arvid Harnack sowie der Mathematikstudent Horst Heillmann, den man bei der deutschen Abwehr einschleusen konnte. Auch der Schriftsteller Adam Kuckhoff gehört der Berliner Abteilung der Roten Kapelle an. Diese war kurz vor Kriegsbeginn 1939 gegründet worden und sendet regelmäßig wichtige Informationen nach Moskau von drei verschiedenen Sendern aus. Als Funker ist Hans Coppi tätig, der diese Arbeit aber nicht zur Zufriedenheit der Moskauer Zentrale erledigt. Deshalb setzt man Kent an seine Stelle. Coppi erweist der Roten Kapelle jedoch einen wichtigen Dienst: er findet rechtzeitig heraus, dass die Wehrmacht dabei ist, die Funkzentrale zu lokalisieren. Schulze-Boysen beschließt daraufhin, den Funkverkehr gänzlich einzustellen. Zur gleichen Zeit ist auch die Wehrmacht in Brüssel der dortigen Funkzentrale der Roten Kapelle auf der Spur. Eines Nachts schlägt sie zu. Makarow und weitere Mitarbeiter werden festgenommen. (Text: © GP, Die Krimihomepage)
Folge 4: FU III bricht Code (Coro ne répond plus)
dt. Erstsendung: ARD/ WDR am Sonntag, 30.04.1972, 20.15 Uhr, 62'/ frz. Erstsendung: ORTF am Donnerstag, 03.10.1974, 60'00''
Dank der Unterlagen, die man bei der Festnahme Makarows in Brüssel fand, kann die Gestapo die Berliner Agenten der Roten Kapelle enttarnen, ausfindig machen und festnehmen. Wehrmachtsleutnant Harro Schulze-Boysen und seine Mitarbeiter, die in Wahrheit für die Sowjets spioniert haben, werden von einem Militärgericht zum Tode verurteilt. Die deutsche Abwehr, die durch die Aktionen der Berliner Abteilung der Roten Kapelle geschwächt wurde, muss all ihre Anstrengungen darauf konzentrieren, die französische Zelle der Roten Kapelle zu zerschlagen. Doch das ist alles andere als einfach, den Leopold Trepper alias Jean Gilbert gelang es, ein riesiges Netzwerk aufzubauen... (Text: © GP, Die Krimihomepage)
Folge 5: Das Netz zerreißt (Le réseau démantelé)
dt. Erstsendung: ARD/ WDR am Sonntag, 07.05.1972, 20.15 Uhr, 55'/ frz. Erstsendung: ORTF am Donnerstag, 17.10.1974, 53'20''
Nach der Zerschlagung der Berliner Zelle der Roten Kapelle und der Festnahme der wichtigsten Leute in Brüssel, verliert Leopold Trepper alias Jean Richard den Kontakt zur Moskauer Zentrale. Ende 1942 konzentriert sich die Gestapo mit aller Kraft darauf, Trepper ausfindig und unschädlich zu machen. Eine eigene Gruppe, die das Ziel hat, die Rote Kapelle zu zerschlagen, wurde dafür gegründet. Angeführt wird sie von Karl Giering. Dieser begibt sich nach Paris, um vor Ort seine Befehle zu erteilen. Giering ist ein erfahrener Polizist, dem man den Abwehroffizier Piepe zur Unterstützung beigibt. Ein erster Versuch, Trepper in eine Falle zu locken, läuft schief. Der sowjetische Agent kann flüchten. Giering und Piepe nehmen nun die Spur von Kent, Treppers wichtigstem Mitarbeiter, auf. Dieser befindet sich mit seiner Geliebten Margareta in Marseille. Tatsächlich gelingt es, ihn festzunehmen und nach Paris zu bringen. Dort will man ihn dazu bringen, Informationen über Trepper auszuplaudern und mit der Gestapo zu kooperieren. Kent wird allerdings nicht zum Verräter und kollaboriert nicht. Die Gestapo nimmt daher den Direktor der Simex, Alfred Corbin, fest. Von dessen Frau erfahren die Deutschen den Aufenthaltsort Treppers. Er kann widerstandslos festgenommen werden. Die Gestapo will ihn umdrehen, um so wichtige Informationen aus Moskau erhalten. (Text: © GP, Die Krimihomepage)
Folge 6: Der neue Mann (Un homme nouveau)
dt. Erstsendung: ARD/ WDR am Sonntag, 14.05.1972, 20.15 Uhr, 65'/ frz. Erstsendung: ORTF am Dienstag, 22.10.1974, 62'49''
Nach seiner Festnahme im Jahr 1942 beschließt Leopold Trepper, mit der Gestapo zu kollaborieren, um auf diese Art seine Haut zu retten. Er kann so einer Exekution entgehen. Giering akzeptiert diesen Vorschlag. Zur gleichen Zeit lässt sich auch der sowjetische Spion Kent von der Gestapo umdrehen und zur Kollaboration überreden. Er fürchtet nämlich, dass man seine Geliebte Margareta, eine polnische Jüdin, ins Konzentrationslager deportiert. In einer Villa versammelt Giering Trepper und Kent und beginnt das Funkspiel, mit dem man die Sowjets auszutricksen versucht. Ehe das Doppelspiel zu einem Erfolg geführt werden kann, stirbt der schon seit längerer Zeit an einer Krankheit leidende Giering. Paulsen übernimmt seine Stelle und wird der neue Mann. Sein Plan ist es, nicht nur die gesamte Rote Kapelle unter Kontrolle zu bekommen, sondern auch alle französischen Widerstandsbewegungen. Doch ehe diese Pläne umgesetzt werden können, gelingt dem streng bewachten Trepper die Flucht. Der sowjetische Agent nimmt einen neuen Namen an. Ihm gelingt es jedoch trotz intensiver Anstrengungen nicht, den Kontakt mit Moskau herzustellen, um sie über das Doppelspiel zu informieren. Paulsen beschließt, die Moskauer Zentrale wissen zu lassen, dass Trepper entkommen ist und will ihn so diskreditieren. Dieser Plan geht auf. Moskau warnt alle Kommunistischen Organisationen vor Trepper. Dieser wird fortan als Verräter gesehen. Nun wird er sowohl von den Deutschen, als auch von den eigenen Leuten gejagt. (Text: © GP, Die Krimihomepage)
Folge 7: Das Spiel ist aus (La fin du réseau)
dt. Erstsendung: ARD/ WDR am Pfingstmontag, 22.05.1972, 20.15 Uhr, 71'/ frz. Erstsendung: ORTF am Dienstag, 29.10.1974, 68'59''
Paulsen bricht die Suche nach Leopold Trepper ab. Es scheint aussichtslos den Mann zu finden, der nunmehr unter dem Pseudonym Otto unterwegs ist. Allerdings scheint sich das Netz auch so aufzulösen. Kent wurde von Paulsen dazu veranlasst, Trepper in Moskau zu denunzieren. Das Spiel der Roten Kapelle scheint allmählich dem Ende zuzugehen... (Text: © GP, Die Krimihomepage)
Kritiken
Die Presse schrieb im Vorfeld: "Getreu nachgezeichnete Geschichte einer Spionageorganisation im 2. Weltkrieg mit hervorragenden deutschen, französischen und italienischen Schauspielern."
Nach Ausstrahlung des 2. Teils urteilte das Hamburger Abendblatt: "Zunächst schien es, als sollte auch dieses zweite Siebentel des großangelegten Dokumentarberichts sich ohne Höhepunkte dahinschleppen. Hartnäckig und scheinbar einfallslos wurden kurz geschnittene Einstellungen wiederholt. Dann aber, nach vierzig Minuten, setzte Dramatik ein - eher einem Trommelwirbel als einem Paukenschlag vergleichbar. Und nun, mit der Aushebung des ersten Senders der berühmten kommunistischen Spionage-Organisation, wurden auch die Zusammenhänge viel klarer. Regisseur Franz Peter Wirth konnte sein Geschick beweisen und seinen Kameramann zwischen betulichen und atemberaubenden Perspektiven wechseln lassen. Und es wirkte sich auch wohltuend aus, dass die Schauspieler stark zurückgehalten wurden gegenüber dem erklärenden Text des Erzählers. Hoffentlich geht es in dieser Art weiter..."
Am 23.05.1972 schrieb das Hamburger Abendblatt nach Ausstrahlung des letzten Teils: "Es wäre wohl der Mühe wert, durch Spezial-Untersuchungen eines Meinungsforschungsinstituts klären zu lassen: Wie viel Prozent der Fernsehzuschauer waren in der Lage und nach den ersten Teilen überhaupt noch willens, alle sieben Folgen dieses Dokumentar-Monsters anzusehen? Man musste sich wundern, dass gerade der Westdeutsche Rundfunk sich auf dieses Wagnis einließ, dessen Ergebnis sich schließlich als Enttäuschung auf Raten entpuppte. Wundern deshalb, weil die Programmgestalter eben dieses Senders schon vor einem runden Jahrzehnt hatten einsehen müssen, dass sich nicht einmal auf Hochspannung getrimmte Krimis (u. a. Francis-Durbridge-Produktionen) über sechs Folgen strecken ließen, ohne als Zumutung empfunden zu werden. Aber unabhängig von dieser fragwürdigen Planung des Senders blieb der Eindruck: Selbst drei so erfahrene Fernsehleute wie Peter Adler, Hans Gottschalk und Franz Peter Wirth waren überfordert, als sie eine schon umstrittene Zeitschriftendokumentation in einen Fernseh-Hackepeter umgestalten sollten. Sie mussten allzu vieles vom Inhalt streichen, und sie mussten um die Erinnerungen der Zuschauer von Woche zu Woche aktiv zu halten sich zu oft in inhaltslosen Wiederholungen erschöpfen."
Die Krimihomepage (GP, Dezember 2020) kann nach Sichtung der französischen Fassung, die damalige Kritik des Hamburger Abendblatts vom 23.05.1972 bestätigen: Trotz großartiger schauspielerischer Leistungen vieler bekannter deutscher Schauspielerinnen und Schauspieler (und unterstützt von bei uns weniger bekannten französischen und italienischen Miminnen und Mimen), exzellenter Ausstattung und zahlreichen Originalschauplätzen, schafft es Franz Peter Wirth nicht, über so lange Zeit die Spannung zu erhalten. Wirth, der ein ausgewiesener Darstellerregisseur, aber nicht gerade für Tempo und Action bekannt war, inszeniert mitunter recht langatmig und mit zu vielen Nebensträngen.
Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos
Im französischen Fernsehen war der Titel "L'Orchestre Rouge", der italienische Titel lautet "L'Orchestra rossa", der spanische "L'Orquestre roja" und der internationale Titel "The Red Chapel".
Am 08.04.1972 schrieb das Hamburger Abendblatt zum Start der Reihe: "Das Ereignis des Wochenendprogramms dürfte "Die Rote Kapelle" (Sonntag ARD) werden: Eine mit über hundert Darstellern an vielen "Original"-Drehorten und mit historischen Requisiten hergestellte siebenteilige Koproduktion des WDR mit dem französischen und italienischen Fernsehen. Der Kostenanteil des WDR beträgt allein mehr als drei Millionen Mark. Außerdem soll dieses Mammut-Opus noch in der Schweiz und in Österreich ausgestrahlt werden.
"Sie waren ihrer fünf fünf Männer, die auszogen, die größte Spionageorganisation des Zweiten Weltkrieges zu erschaffen. 'Rote Kapelle' nannte der deutsche Gegenspieler ihre Kreation, Kapelle, weil der Abwehr jede gegnerische Spionagegruppe mit ihren Sendern ('Pianos') und ihren Chefs ('Dirigenten') wie eine Band erschien. Und was lag näher, als die Agenten eines sowjetischen Spionage-Ringes als Rote einzustufen?" So leitet Heinz Höhne eine winzige Zusammenfassung seiner großen Arbeit launig ein, die er zwei Jahre lang für eine zehnteilige Zeitschriften-Serie und ein inzwischen mehrfach übersetztes Buch recherchiert hat. Auf seinem Material fußt der Film, der ab morgen an sieben Sonntagabenden im Deutschen Fernsehen gezeigt wird.
Höhne hatte 1968 die erste umfassende Geschichte der "Roten Kapelle" vorgelegt, die er jetzt in die Stichworte rafft: "Im Sommer 1939 setzte sich eine Gruppe sowjetischer Geheimdienst-Offiziere in Marsch, angeführt von einem polnischen Berufsrevolutionär, der zur zentralen Figur der Roten Kapelle wurde: Leopold Trepper, Verfolgter des Pilsudski-Regimes, Palästina-Flüchtling und erfolgreicher Industrie-Spion. In Belgien errichtete er als "Grand Chef" einen Ring von Tarn-Firmen und Funkstationen, in Paris gründete er als 'Kaufmann Gilbert' eine Import-Export-Firma, die Deutschlands Besatzungsarmee mit Waren aller Art belieferte und die Militärverwaltung infiltrierte. Im Dezember 1941 hob die Funkabwehr den Hauptsender in Brüssel aus, im Juni 1942 fiel Treppers Funkstation. Der Rest war Routine.
Ein makabres Endspiel: Nahezu alle wichtigen Mitglieder der Berliner Gruppe wurden hingerichtet, die Führer der im Westen eingesetzten Rote-Kapelle-Gruppen aber traten in den Dienst der deutschen Gegen-Spionage und half en Hitlers Abwehroffizieren, Moskau in einem jahrelangen Funkgegenspiel irrezuführen."
Obwohl die Fernsehautoren Peter Adler, Hans Gottschalk und Franz Peter Wirth (auch Regisseur) dem Autor Höhne die Filmrechte abgekauft, mit ihm über ihre Drehbücher diskutiert und seine "wenigen Einwände" berücksichtigt hatten, luden sie ihn nicht wie andere Journalisten zu Voraufführungen in München und Köln ein. Der eigentliche Urheber wird sich also die Verfilmung seines Buches erst zusammen mit dem "normalen" Publikum ansehen können.
Höhne schließt sich der Kalkulation der Fernsehleute an, dass "ein großes Quantum Wahrheit und eine kleine Prise Dichtung vermischt, dass etwa 90% völlig authentisch und nur 10% Erfindung im Sinne der Historie sind" (Wirth). Dass freilich über die Hälfte des Films aus Dialogen besteht, die natürlich nicht überliefert, sondern der Phantasie entsprungen sind, bedenkt auch Höhne bei seiner Prozentrechnung zunächst nicht: "Das stimmt, was damals im einzelnen gesprochen worden ist, wissen wir nur in wenigen Fällen exakt."
Höhne hat übrigens entgegen einer anderslautenden Aussage von Hans Gottschalk nie versucht, mit dem "Rote-Kapelle"-Chef Trepper in Verbindung zu kommen.
Die beiden letzten Teile dieser Fernsehserie über die Scheinarbeit der Roten Kapelle nach ihrer Entlarvung durch die Deutschen bis Kriegsende basieren nicht auf Hohnes Recherchen: "Das hat das Fernsehteam selbst ermittelt, dazu kann ich mich nicht äußern. Sie haben aber Erstaunliches gefunden."" Diese Informationen stammen laut einem späteren Bericht im Hamburger Abendblatt (07.05.1974) direkt von Leopold Trepper, der damals in Polen lebte. Der gleiche Artikel weiter: "Im November 1973 kam Trepper in den Westen. Erstmals nach seiner Ausreise brach er jetzt sein Schweigen: In einem Gespräch mit Manfred Eichel berichtet der polnische Jude, der heute in Israel lebt, über bisher unbekannte Einzelheiten seines Weges in den Widerstand, über seine Erfolge und seine Fehlschläge."
Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Leopold Trepper Werner Kreindl
Viktor "Kent" Sukolow Georges Claisse
Margarete Barcza Rada Rassimov
Hillel Katz Jacques Rispal
Makarow Manfred Spies
Rita Arnould Julia Laroche
Sophia Poznanska Ruth Kähler
Isidor Springer Henri Sokal
Raichmann Raoul Guylad
Wenzel Daniel Vérité
Georgie de Winter Candice Patou
Anna Maurice Teresa van der Hallen
Baron Maximowitsch Grégoire Aslan
Corbin Friedrich Georg Beckhaus
Oberleutnant Grassmann Karl Walter Diess
General Susloparov Jean Franval
Pierre Philippe Lemaire
Piepe Alexander Hegarth
Pierre Philippe Lemaire
Schulze-Boysen Peter Fricke
Libertas Edeltraud Elsner
Harnack Dieter Wagner
Mildred Christine Gerlach
Kuckhoff Hans Schulze
Greta Ursula Herwig
Coppi Peter Thom
Heillmann Reinhard vom Bauer
Gollnow Manfred Tummler
Giering Günther Neutze
Madame Likhonine Anna Gaylor
Boemelburg Friedrich Siemers
Paulsen Norbert Hansing
Boris Jacques Galland
Anna Maurice Teresa van der Hallen
Jung Karl-Heinz von Hassel
Lüders Henning Gissel
Traxi Norbert Gastell
Müller Helmut Oeser
Russischer General Werner Abrolat
Frau Corbin Xenia Pörtner
Strübing Ekkehard Fritsch
Rohleder Rolf Moebius
Dischler Erich Ude
Alexandrow Klaus Jespen
Hörner Claus Jurichs
Berg Karl-Heinz Thomas
Ozols Albert Michel
Legendre Yves Favien
Novotny Jos Hartmann
Ritter Bernd Schäfer
? Karin Heske
Wehrmachtshelferin Angela Hillebrecht
ferner mit Irene Leleu
Michaele Marcus
Alexandra Mihail
Claude Cerval
André Daufel
Wolfgang Grönebaum
Hans Kraemmer
Jean Paul Landresse
Günther Sauer
Guy Verda
Ilse Neubauer
Udo Drebelow
Helmut Hildebrandt
Günther Kieslich
Rolf Müller
Frank Nossack
Günther Richardt
Götz Weidner
Georg Richard Wenkhaus
Helga Krauss
Winfried Buchner
Manfred Guthke
Charlott Adami
Ursula Kessler
Chris Palm
Ruth Scheerbarth
Leni Schulz
Michael Gahr
Claus Jurichs
Wilfried Klaus
Klaus Münster
Helge Peinhardt
Alexander Stephan
Claire Leroy
Reneé Trichter
Günter Becker
Roberto Bruni
Walter Gnilka
Mick Dejon
Renate Feuereißen
Hertha von Walther
Klaus Abramowsky
Roger Souza
Jean Valière
Günter Geiermann
Günther Heide
Serge Martina
Erich Peinelt
Marius Vincent
Drehbuch Peter Adler
Hans Gottschalk
Franz Peter Wirth
nach dem Buch "Kennwort Direktor. Die Geschichte der Roten Kapelle"
von Hans Höhne
Kamera W. P. Hassenstein
Bauten Götz Weidner
Ausstattung Claude Suné
Götz Suné
Kostüme Barbara Baum
Musik Bert Grund
Ton Michael Winkler
Hans-Joachim Richter
Schnitt Lilian Seng
Henri Sokal
Produktion Hans Gottschalk
Regie Franz Peter Wirth
eine Produktion der Bavaria Atelier GmbH
in Koproduktion mit O.R.T.F. (frz. Fernsehen)
und RAI (ital. Fernsehen)
im Auftrag des WDR

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 01.01.2021

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