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Der
Illegale
Biographie eines
Spions
(Teil 1- Teil 3) |
Erstsendung (ZDF):
Sonntag,
01.10.1972 (Teil 1), 20.20 Uhr
Mittwoch, 04.10.1972 (Teil 2), 21.15 Uhr
Samstag, 07.10.1972 (Teil 3), 20.15 Uhr |
Regie:
Günter Gräwert |
Dauer:
92'41'' (Teil 1), s/w
91'91'' (Teil 2), s/w
85'44' (Teil 3), s/w |
Inhalt |
I. Teil
Berlin, Karlshorst. 1952 meldet sich dort beim sowjetischen
Geheimdienst KGB ein junger Kommunist namens "Kolja" Grunwaldt. Er ist Russe
deutscher Abstammung und kam nach den Kriegswirren nach Deutschland. Er spricht
diese Sprache auch perfekt, weshalb Oberst Korotkow und KGB-Mann Nowak in ihm
den idealen Agenten erkennen. Grunwaldt ist FDJ- und SED-Mitglied, was seine
Treue zum Sozialismus und Kommunismus beweist. Er wird verpflichtet und mit
einer neuen Identität ausgestattet. Diese ist jene eines Toten namens Kurt
Blohm. Grunwaldt lernt die Rolle perfekt und wird nach Nürnberg geschickt, wo er
sich zunächst als normaler Bürger der Bundesrepublik eingewöhnen soll. Um dies
zu perfektionieren, wird vom KGB beschlossen, ihren "Illegalen" mit der jungen
Slawistikstudentin Katharina zu verheiraten. Sie ist ebenfalls linientreu.
Gemeinsam pachten die beiden eine Würstchenbude in Köln, die zum äußerlich
perfekten Schein dienen soll. Hinter den Kulissen kann Grunwaldt nunmehr mit
seinem eigentlichen Auftrag beginnen: einen Agentenring in der Hauptstadt der
BRD, Bonn, aufzubauen. Helfen soll ihm dabei zunächst ein tschechischer Agent,
der unter dem Decknamen "Klara" agiert. Weil mit diesem jedoch keine
Zusammenarbeit möglich ist, wird dieser gegen den Kellner Leberecht
ausgetauscht, der immer wieder bei Staatsempfängen tätig ist. Mit dessen Hilfe
kann "Kolja" Grunwaldt ein Essen unter NATO-Offizieren aufzeichnen und somit
seinen ersten Erfolg verbuchen ...
(Text © GP Die Krimihomepage)
II. Teil
Nikolai Nikolajewitsch Grunwaldt arbeitet jetzt schon seit vier
Jahren als so genannter "Illegaler", als KGB-Agent, in Bonn. In dieser Zeit
konnte er eine Menge Erfolge erzielen: so beschaffen ihm der Hausmeister der
französischen Botschaft, Herr Blaschke und sein Schwager, der Kellner Leberecht
geheime politische Westdokumente. Die ständigen Erfolge des Agenten Grunwaldt
werden dem KGB schließlich unheimlich und so wird dieser eines Tages in die
KGB-Zentrale nach Moskau unter dem Verdacht der Mitarbeit beim BND, dem
Bundesnachrichtendienst, zitiert. Der überzeugte Kommunist Grunwaldt, der sich
der Sache bis aufs letzte verpflichtet fühlt, kehrt nach einem heftigen
Streitgespräch gekränkt in die BRD zurück. Nach und nach entwickelt sich hier
eine innige Beziehung zu seiner Frau Katharina, die ihm zunächst vom KGB nur als
"Schein" zur Seite gestellt wurde. Während sie Tag für Tag in einer
Würstchenbude am Kölner Dom arbeitet und den äußeren Schein wahrt, führt
Führungsoffizier Grunwaldt seinen Agenten Blaschke immer näher an sein Ziel
heran. Er soll in der französischen Botschaft aus dem Chiffrierraum einen
NATO-Code stehlen, was ihm auch perfekt gelingt. Nebenbei kann er weitere
geheime Verteidigungspläne des Westatlantikbündnisses fotografieren. Im Suff
prahlt Blaschke eines Tages mit seinem Agentenleben, was dazu führt, dass
Grunwaldt mit seiner Frau aus Köln verschwinden muss...
(Text © Die Krimihomepage)
III. Teil
Nachdem Grunwaldt und Katharina ihre Zelte in Köln wegen
Entdeckungsgefahr abbrechen mussten, bauen sie mit Hilfe des KGB in Frankfurt am
Main eine neue Existenz auf. Dazu benötigen sie auch neue "Schein"berufe.
Grunwaldt fällt zunächst auf den Glücksspielautomatenvertreter Leinhauser
herein, für den er verschiedene Automaten in diversen Gaststätten aufstellet.
Nach und nach kommen die Grunwaldts aber doch an Geld und können sich eine
solide bürgerliche Existenz aufbauen, die sogar eine schöne Villa und einen
Mercedes beinhaltet. Katharina wird schwanger und bringt einen Sohn namens André
auf die Welt. Eines Tages werden die beiden dann zurück Moskau zurückberufen.
Von diesem Tag an beginnt Grunwaldt an seiner Mission zu zweifeln. Das Vorgehen
des KGB führt schließlich dazu, dass Grunwaldt die Flucht plant...
(Text © Die Krimihomepage,
GP)
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Kritik |
"Was waren das noch für
Zeiten, als Fernsehsender noch drei Abende für die Erzählung einer
Geschichte zur Verfügung stellten! "Der Illegale" beweist einmal mehr,
welch großartigen Regisseur Deutschland mit Günter Gräwert besessen hat.
Ihm gelingt es die komplexe Handlung, die sich über mehrere Jahre zieht
und in mehreren Orten quer durch Europa spielt, geschickt
zusammenzuhalten, ohne dass einmal Langeweile aufkommt. So erzählt er
manche Strecken der Geschichte bewusst langsam - aber nie langweilig.
Der Film hat zweifellos drei weitere große Pluspunkte: da ist zunächst
der einfühlsame Soundtrack von Martin Böttcher, dann ein gewohnt
hervorragendes und wohl auch perfekt recherchiertes Buch von Henry
Kolarz ("Die Gentlemen bitten zur Kasse") und schließlich die großartige
Besetzungsliste: Götz George als KGB-Agent spielt glaubhaft den
von einer Ideologie überzeugten Agenten, Vera Tschechowa als dessen Frau
ist die Idealbesetzung und auch die üblichen Rollen sind überaus
gelungen angelegt: Gustav Knuth als KGB-Oberst (gegen seine sonstigen
Rollen besetzt!), Herbert Fleischmann als KGB-Mann, Günter Mack, Herbert
Fux, Günter Strack, Paul Dahlke, Hans-Helmut Dickow, Heinz Meier, Paul
Edwin Roth, Bibiana Zeller und und und." (GP, Die Krimihomepage,
27.06.2010)
Das Hamburger Abendblatt (02.10.1972) schrieb nach dem ersten Teil: "Von
killenden 007-Typen ist in diesem dreiteiligen Fernsehspiel nicht die
Rede, von einem Spionage-Reißer bisher wohl auch kaum. Aber deshalb muß
Henry Kolarz' dokumentarisch belegte "Biographie eines Spions" nicht
unbedingt weniger interessant sein. Gibt der bekannte Autor ("Die
Gentlemen bitten zur Kasse") doch einmal einen Einblick in das
alltägliche, unauffällige "bürgerliche" Leben eines sowjetischen
Meisterspions und dessen mühevoller Kleinarbeit. Etwas breit angelegt
schien der erste Teil dieser an sich eindrucksvollen
Agenten-Milieustudie, die vielleicht nur hier und da, zum Beispiel durch
klischeehaft anmutende "typisch russische" Sekt- und Kaviarparties,
überzeichnet wurde. Das intensive und impulsive Spiel von Götz George
riß stellenweise mit und läßt auf die beiden weiteren Folgen gespannt
sein."
Am 05.10.1972 schrieb die gleiche Zeitung nach dem zweiten Teil:
"Minuziös bis ins letzte Detail war auch der zweite Teil des
interessanten Spionage-Dokumentarspieis angelegt. Trotz einiger Längen
fesselte der abenteuerliche Aufstieg des "Illegalen" zum sowjetischen
Meisterspion auch diesmal wieder. Nicht nur die geheimnisvollen
Praktiken eines geschickten Agenten und das zwielichtige Milieu trugen
dazu bei, sondern vor allen Dingen das hervorragende Spiel von Götz
George als Illegaler, Vera Tscnechowa als seine Ehefrau und Hans-Helmut
Dickow als gerissener Hausmeister Blaschke. Das ausgewogene
Zusammenspiel von glaubwürdiger, sachlicher Information und menschlicher
Studie ist dem Erfolgsautor Henry Kolarz in seinem Fernsehstück bis
jetzt ausgezeichnet gelungen. "
Am 09.10.1972 urteilte das Hamburger Abendblatt schließlich nach dem
dritten Teil: "Die Schlußfolge dieser Spionage-Saga hielt alles, was die
ersten beiden Teile versprochen hatten und mehr. Eindringlicher ist wohl
selten die "Arbeit" der Geheimdienste geschildert worden. Wenn man nicht
wüßte, daß diese Story von Henry Kolarz auf authentischen Ereignissen
beruht, müßte man sie in ihrer Erstaunlichkeit für pure Phantasie
halten. Die Art, wie der Moskauer KGB jahrelang fast mühelos an
geheimstes Material in Bonn herankam, wie ungestört der "Illegale" sich
in der Bundesrepublik tummeln konnte, wie offensichtlich fahrlässig auf
der westlichen Seite gearbeitet wurde - das alles war schon reichlich
schockierend. Die hervorragende Besetzung aller Rollen füllte die an
sich schon spannende Geschichte mit prallem Leben. Götz George und Vera
Tschechowa in den Hauptrollen müssen dennoch hervorgehoben werden, auch
wenn die Regie ihren Part fast zu einer Heroisierung des Agentenlebens
geraten ließ. Dies wäre leicht zu vermeiden gewesen, wenn der Autor
etwas mehr von dem Schaden aufgedeckt hätte, den Männer wie der
"Illegale" In ihrem Betätigungsfeld anrichten." |
Zusätzliche Infos &
Hintergrundinfos |
Das Hamburger
Abenbdlatt schrieb zum Start der Reihe am 30.09.1972: "Aus diesem
authentischen Stoff fertigte Thriller-Autor Henry Kolarz seine
dreiteilige Biographie eines Spions "Der Illegale" (Stg., 20.20, Mi.,
21.15, Sbd., 20.15 Uhr im ZDF). Seine Hauptakteure lassen einiges
erwarten: Götz George, Vera Tschechowa, Gustav Knuth, Paul Dahlke und
Rolf Boysen."
Abgedreht wurde der Film schon im Sommer 1971, denn am 18.09.1971, über
ein Jahr vor der Ausstrahlung, berichtete das Hamburger Abendblatt:
"Martin Böttcher, der einst im Hamburger Rundfunkorchester Gitarre
spielte und neben dem Bassisten James Last stand, hat für die
Spionage-Fernsehsendung "Der Illegale" die Musik geschrieben. Die
Hauptdarsteller sind Götz George und Vera Tschechowa."
Der Film, der mit
Unterstützung des Bundesamts für Verfassungsschutz und der
Sicherungsgruppe des BKA entstand, basiert auf wahren Ereignissen, die
von Henry Kolarz für das Fernsehen aufgearbeitet wurden. Der Journalist
und Drehbuchautor Kolarz war dafür der perfekte Mann, hatte er doch
darin schon Übung: sein dreiteiliger Film "Die
Gentlemen bitten zur Kasse" (1966) und der Zweiteiler "Das
Millionending" (1966) waren bereits dokumentarische
Aufarbeitungen realer Kriminalfälle.
Regisseur Günter Gräwert (geboren 1930) inszenierte in den 60ern
Krimiserien wie "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger" und
"Ein Fall für Titus Bunge". Seinen größter Verdienst hat er sich aber
bei den Krimireihen Helmut Ringelmanns erworben. Für "Der Alte" war er
45 Mal als Regisseur im Einsatz und rettete durch seinen Regiestil und
die Art Schauspieler zu führen so manches Drehbuch. Für die selbe Reihe
schrieb er auch Drehbücher und war in sehr vielen Folgen als
Schauspieler zu sehen, oft nur in einem Cameoauftritt. Weiters gehen
vierzehn "Derrick"s auf sein Konto, mehrere Folgen von
"Polizeiinspektion 1" und zwei Folgen von "Der Mann ohne Schatten".
Gräwerts letzte Regiearbeit war übrigens eine Folge der Krimireihe "Tresko",
in der Mario Adorf die Hauptrolle spielte. Er starb 1996 während einer
Autofahrt an einem Herzinfarkt. Mit Komponist Martin Böttcher arbeitete
er später noch oft zusammen, gemeinsam mit ihm, Regieassistenz Peter
Meincke und Kameramann Horst Schier drehte er in den 70ern ebenfalls die
sechsundzwanzigteilige Serie "Kara Ben Nemsi Effendi". (GP)
Der Film erschien im
Herbst 2010 im Rahmen der Straßenfeger-Reihe von Studio Hamburg auf DVD. |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
I. TEIL |
Grunwaldt |
Götz George |
Katharina |
Vera Tschechowa |
Korotkow |
Gustav Knuth |
Nowak |
Herbert Fleischmann |
Mossewnin |
Rolf Boysen |
Michailoff |
Wolfgang Weiser |
Swetlakow |
Friedrich Georg Beckhaus |
Tschumankow |
Hans Ulrich |
"Klara" |
Herbert Fux |
Helga |
Philine Reiff |
Leberecht |
Heinz Meier |
Grunwaldts Vater |
Paul Dahlke |
Grunwaldts Mutter |
Marga Maasberg |
der angebliche Sohn |
Klaus Latwesen
u. v. a. |
Juwelier in Ostberlin |
Herbert Weissbach
[uncredited] |
II. TEIL |
Grunwaldt |
Götz George |
Katharina |
Vera Tschechowa |
Blaschke |
Hans-Helmut Dickow |
Frau
Blaschke |
Rosel Schäfer |
Leberecht |
Heinz Meier |
Frau
Leberecht |
Eva Kotthaus |
Korotkow |
Gustav Knuth |
Mossewkin |
Rolf Boysen |
Tschumakow |
Hans Ulrich |
Sergejewitsch |
Franz Rudnick |
Col.
Berthauld |
Rainer Penkert |
1. KGB-Mann |
Wilfried Klaus |
2. KGB-Mann |
Otto Kurth |
III. TEIL |
Grunwaldt |
Götz George |
Katharina |
Vera Tschechowa |
Rodenstock |
Günter Mack |
Dora |
Bibiana Zeller |
Korotkow |
Gustav Knuth |
Lohmann |
Paul Edwin Roth |
Leinhauser |
Günter Strack |
Margot
Probst |
Katinka Hoffmann |
André |
Sven Wilde |
Michailoff |
Wolfgang Weiser |
Sergejewitsch |
Franz Rudnick |
KGB-Abwehrchef |
Wilfried Klaus |
amerikanischer Offizier |
Peter Schiff
(uncredited)
u.v.a. |
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von |
Henry Kolarz |
Redaktion |
Ingeborg Janiczek |
Schnitt |
Stefanie Möbius |
Ton |
Eduard Kessel
Hajo von Zündt |
Kostüm |
Hannelore Wessel |
Maske |
Willy Nixdorf
Eva von Giese |
Aufnahmeleitung |
Ralph-E. Harrisson
Siegfried Hofbauer |
Regieassistenz |
Peter Meincke |
Bauten |
Heinrich Mager
Dieter Reinecke |
Kamera |
Horst Schier |
Musik |
Martin Böttcher |
Produktionsleitung |
Karl Gillmore
Manfred Thurau |
Regie |
Günter Gräwert |
hergestellt im |
Studio Hamburg |
im Auftrag des |
ZDF |
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