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Pakbo
Anatomie eines Spionagenetzes

Erstsendung (ARD/ WDR):
Dienstag, 08.09.1970, 21.00-22.25 Uhr

Regie:
Volker Koch

Dauer:
82', Farbe

Inhalt

Unter dem Decknamen Pakbo spionierte der Schweizer Journalist Otto Pünter während des Zweiten Weltkriegs in seiner Heimat für die Sowjets und die Westmächte und versorgte sie mit Informationen über die militärischen Absichten Hitlers ... (Text © JO, Die Krimihomepage)

Kritik

Hamburger Abendblatt (09.09.1970): "Pakbo - Anatomie eines Spionagenetzes. So sparsam, nüchtern und dennoch aufregend wie dieser Film muss auch die Arbeit der schweizerischen Geheimdienstler gewesen sein. Ein Beruf ohne große Gesten - ein Film, der auf Klischeebilder verzichtete. Die Wahrheit ist fantasievoll genug, der engagierte Einsatz überzeugter Antifaschisten brauchte nicht durch große Phrasen unterstrichen - und verfälscht zu werden. Und wenn die Handlung des Films einmal wegzulaufen schien, sich zuviel an Spannung und Gefühl ergab, dann wurden die mittlerweile alt und hölzern gewordenen Akteure "am Tatort" in persona vorgestellt, zur Sache gehört... und alles war wieder im Lot. Das war schon mehr als Dokumentarspiel, das war episches Theater mit geschichtlichem Hosenboden. Ein eigenwilliger Film, der mit subtiler Überzeugungskraft ein uraltsq Phänomen motivierte: "Dei kleine Mann, der in Krisensituationen über sich selbst hinauswächst."

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos
Bild + Funk 18/1970, Seite 8 über die Dreharbeiten im Frühjahr 1970: "Pakbo, sein Deckname, das sind die Anfangsbuchstaben jener Orte, in denen Pünter gearbeitet hat: Pontresina, Arth-Goldau, Kreuzlingen, Bern/Basel und Orselina. Bürgerlicher Name: Otto Pünter, Schweizer, Journalist, Amtsrichter in Bern und 1943 Spion für Russland und England. Pünter ließ Überzeugung und klare Einsicht in die Gefahr des Faschismus zum Spion werden. Bei Außenaufnahmen trafen sich der Darsteller Joachim Hansen und Pünter, der das Team zwei Wochen lang an die Stätten seines ehemaligen Wirkens geführt hat. Er war dabei, als Hansen in Pünters ehemaligem Arbeitszimmer im Berner Bundeshaus drehte und erlaubte, dass das Team in seiner Berner Wohnung filmte. Er erzählt vor der Kamera von seinen Motiven. Und verschweigt dabei, dass er wohl einer der ganz wenigen Spione ist, die für ihre Arbeit nie bezahlt wurden. Warum wurde er Spion. Joachim Hasen fragte ihn danach. Die Antwort: 'Etwas Eitelkeit war schon dabei. Man weiß halt immer ein bisschen mehr als andere.'"
Am 08.09.1970 erschien folgendes Interview im Hamburger Abendblatt: "Interview mit Otto Pünter, dem ehemaligen Chef des Schweizer Geheimnetzes: Ich war Pakbo.
- "Pakbo" - hinter diesem Decknamen verbirgt sich ein Mann, der zu den leidenschaftlichsten Agenten im Kampf gegen Nationalsozialismus und Faschismus gehörte: Otto Pünter. Vor und während des Krieges lieferte der politische Idealist den Alliierten dank eines ausgezeichnet funktionierenden Geheimdienstnetzes wichtige Informationen aus dem Italien Mussolinis und dem großdeutschen Reich Hitlers. Otto Pünter lebt heute als Amtsrichter in Bern. Wir besuchten ihn. Otto Pünter wohnt noch heute in derselben Wohnung, Bern, Diesbachstr. 11, von der aus er damals, offiziell Inhaber eines Pressebüros, seinen gefährlichen Kampf führte. Der jetzt Siebzigjährige hat sich nach dem Krieg, als seine Aufgabe erfüllt war, bescheiden und ohne Bedauern in ein normales Alltagsleben zurückgezogen. Schon bald, so erzählt Pünter, habe er den Krieg mit der Feder gegen die drohende Gefahr aus Deutschland und Italien nicht mehr für ausreichend gehalten. Seit seinem ersten Unternehmen im Sommer 1930 - er ließ aus einem Flugzeug 2000 antifaschistische Manifeste über Mailand abwerfen - war er als antifaschistischer Agent abgestempelt. Von da an gab es keine Minute ohne Gefahr mehr in seinem Leben.
Das Geheimnetz Pakbo wurde 1936 gegründet. "Wir nahmen Verbindung auf mit faschistenfeindlichen Sozialdemokraten und Gewerkschaften", erinnert sich Pünter. Die Arbeitsmethoden der Geheimdienste hatten sich die Pakbo-Leute im Selbststudium angeeignet. Nachrichten wurden z. B. so übermittelt: In einem bestimmten Wagen des Schnellzuges Stuttgart-Zürich wurde vom Kontaktmann in Deutschland eine Tafel losgeschraubt und dahinter die Nachricht versteckt. "Im Krieg fotografierte ich Informationen mit einer Minox. Den Film klebte ich unter die Briefmarke einer Postkarte. Die Informationen über den deutschen Aufmarsch gegen die Sowjetunion kamen hauptsächlich aus Deutschland und Italien, vieles über dde Vorgänge in Berlin aus Kreisen, die den Leuten des 20. Juli nahestanden, sowie ehemaligen Sozialdemokraten und Gewerkschaftlern."
Pünter erinnert sich mit Rührung daran, wie oft ihm einfache Menschen bei seiner risikoreichen Tätigkeit geholfen haben. Im Hafen von Genua, wo er zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs italienische Truppenverschiffungen nach Spanien beobachtete, halt ihm ein Arbeiter. "Der Mann ging mehrere Male mit Ladungsstücken an mir vorbei und sagte mir jedes Mal, woraus die Ladung des Schiffes bestand." In Genua war es auch, wo ihr ein Matrosenliebchen in einer Kneipe vor einer Razzia warnte. Er konnte entkommen.
Otto Pünter wurde niemals verhaftet, auch niemals wegen seiner in der Schweiz illegalen Tätigkeit angeklagt. Seine Frau, eine schwarzhaarige Tessinerin, war von Anfang an seine Helferin, seine Mitwisserin und Mitkämpferin. "Ich habe oft um meinen Mann gezittert", sagt sie heute."
Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Pakbo Joachim Hansen
'Dora' Werner Kreindl
Jim Frederick Jaeger
Rosa Eva Henriette Rossner
Hans Peters Tonio von der Meden
Lorenz Kelle Riedl
Eduard Peter Moland
Laura Carla Aulaulu
Dokumentarspiel von Volker Koch
Kamera Robert 'Robby' Müller
Szenenbild Gerhard Völker
Manuskript und Regie Volker Koch
Eine Produktion der Bavaria Atelier GmbH
im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 29.03.2020

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