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Der Schelm
von Istanbul
Die wahre Geschichte von
Sülün Osman |
Erstsendung (ZDF):
Freitag, 17.10.1969, 20.15-21.45 Uhr |
Regie:
Otto Meyer |
Dauer:
89'00'', Farbe |
Inhalt |
Der Türke Sülün Osman ist ein Bauernfänger aus
Leidenschaft: innerhalb kürzester Zeit "verkauft" er in Istanbul folgende
Objekte: die Straßenbahn, eine Normaluhr, einen Feuerwehrturm, die Galata-Brücke
und sogar einen Teil der Universität. Sein polizeilicher Gegenspieler Omar
Shirvan, der wegen ihm sogar den Job verliert, ist ihm stets auf den Fersen.
Manchmal wird Sülün auch vor den Richter gestellt, doch er kann das Gefängnis
oft recht rasch wieder verlassen. Denn auch das Gericht führt er an der Nase
herum. Und selbst wenn er hinter Gittern sitzt, gelingt es ihm noch,
Leichtgläubige für dumm zu verkaufen...
(Text: © GP/ JO, Die Krimihomepage) |
Kritik |
Die Krimihomepage meint: "Dieser herrliche Film
über die Gaunereien des Sülün Osman bietet eine Paraderolle für den
großartigen Dirk Dautzenberg, dem es gelingt, das türkische Schlitzohr
so sympathisch und charismatisch zu spielen, dass das Publikum gar nicht
anders kann, als ihn zu mögen. Sein Gegenspieler Kurt Jaggberg ist eine
exzellente Wahl, Regisseur Otto Meyer gelingt es, eineinhalb Stunden für
gute Unterhaltung zu Sorgen. Dazu tragen ebenso die zahllosen
Originalaußendrehs in Istanbul bei, aber auch die witzigen Dialoge und
die konterkarierenden Rückblenden, wenn Osman wieder mal vor Gericht
steht und über seine Heldentaten in der Jugend berichtet, die Bilder
aber genau das Gegenteil zeigen, als das, was er berichtet. Der Stoff,
die Darsteller und die Inszenierung hätten auch einen wunderbaren
Kinofilm abgegeben. So bleibt ein vergnüglicher Fernsehabend mit einem
sympathischen Gauner." (GP, Dezember 2020)
Bild + Funk 44/1969, Seite 48 gibt vier (gut) von fünf Sternen: "Held
eines Dokumentarspiels kann auch ein kleiner Gauner sein - wenn er das
Format des Sülün Osman hat! Das nach Tatsachen entstandene Drehbuch
hätte einem Komödienschreiber Ehren gemacht. Am Pranger stand nicht ein
notorischer Betrüger, sondern die Dummheit des Durchschnittsmenschen,
den die Hoffnung auf raschen Gewinn blind macht."
Hörzu 44/1969, Seite 12: "[...] gelang eine Rarität: ein Dokumentarspiel
auf lustig. Dirk Dautzenberg als Türke - schon das ein Ulk - verkaufte
mit staubtrockenem Humor Streiche, die so unglaublich sind, weil an
ihnen nicht zu zweifeln ist."
Hamburger Abendblatt (18.10.1969): "Von Zeit zu Zeit fiel Dirk Dautzenbergs
zeitgenössischer Eulenspiegel Sülün Osman in Istanbul in seinen heimatlichen
Ruhrdialekt zurück, was aber Fritz Wolfgang Schlüters türkischem
Gauner-Dokumentarspiel weiter keinen Abbruch tat. Künstlerische Ambitionen
hatten offenbar weder der Autor noch Regisseur Otto Meyer, noch "mit einer
einzigen Ausnahme" das hier eingesetzte deutsche Ensemble, das dem Zuschauer
türkisch kommen sollte. Die genannte Ausnahme, Rolf Kutscheras vergnüglicher
Richter, glaubte man seine Rolle, die er in Spiel und Erscheinung gleichermaßen
auszufüllen verstand." |
Zusätzliche Infos &
Hintergrundinfos |
Für die Hauptrolle war ursprünglich Stanislav
Ledinek vorgesehen, der jedoch kurz nach Beginn der Dreharbeiten am 30.
März 1969 in Istanbul 48jährig an einer Leberkrankheit verstarb. Am
01.04.1969 vermeldete das Hamburger Abendblatt dazu: "Während der Aufnahmen zu
dem Film "Der Schelm von Istanbul" ist der aus Jugoslawien stammende
Schauspieler jetzt in der Türkei nach dreitägiger Bewusstlosigkeit gestorben.
Schon im Februar vergangenen Jahres war er fälschlich totgesagt worden. Als im
Münchner Bavaria-Studio der Maskenbildner Kulhanek starb, kam es zu einer
Namensverwechselung. Ledinek spielte seit 1947 in Deutschland. Er begann am
Landestheater Detmold. Später gehörte er viele Jahre zum Berliner
Barlog-Ensemble. Seit 1958 war er einer der meistbeschäftigten Darsteller des
Deutschen Fernsehens."
Das Hamburger Abendblatt schrieb am Tag der Ausstrahlung des Films: ""Ein
Eulenspiegel" nennt das ZDF in seiner Presseverlautbarung diesen Mann, "Der
Schelm von Istanbul" betitelt es das heutige Fernsehspiel. Dirk Dautzenberg, der
Darsteller des Sülün Osman, ist anderer Meinung: "Dieser Mann ist kein Schelm,
das ist ein Gauner." Keine zehn Pferde, geschweige denn eine Eisenbahn oder ein
Flugzeug, bringen Dirk Dautzenberg noch einmal in die Hauptstadt der Türkei.
"Ich finde diese Stadt einfach grässlich", bekennt der deutsche Schauspieler
ehrlich. Die Abneigung beginnt schon mit der Person des "Schelms", Sülün Osman,
den er in Istanbul ein einziges Mal zu Gesicht bekommen hat. "Die Hälfte seines
Lebens hat der Kerl im Gefängnis gesessen", sagt Dautzenberg. "Ich finde das gar
nicht komisch. Er hat sich mit seinen Gaunereien immer nur an arglose Landsleute
gewandt, die gar nicht wissen konnten, dass man sie hereinlegt."
"Unsere Dreharbeiten", fährt der Hauptdarsteller fort, "hat Osman auch
behindert. Er kam und wollte Geld. Viel Geld. Er hat die Kameras angegriffen, er
ist sogar zu Gericht gegangen und hat recht bekommen." Auch Istanbul, das man
"die Perle am Bosporus" nennt, konnte Dautzenberg nicht begeistern. Mit seinen
nüchternen Westfalen-Augen stellte er kritisch fest: "Der Verfall dieser Stadt
ist nicht einmal malerisch, sondern nur grausig. Aus Palästen sind zum Teil
Kasernen geworden. Die berühmten Moscheen sind von weitem schön, man darf bloß
nicht so nahe herangehen." Auch die unbeschreibliche Armut, die Dirk Dautzenberg
dort unten zu sehen bekam, trübte seinen Blick für die Schönheiten: "Ich habe
Lastenträger gesehen, die vier bis fünf Meter lange Eisenrohre trugen. Und
Kinder, so arm, dass man das Heulen kriegen konnte." Dautzenberg hat keine
Souvenirs aus der "Goldenen Stadt am Bosporus" mitgebracht. Nur eine Genugtuung:
"Dieser Gauner, dieser Osman, ist inzwischen da unten so bekannt wie ein bunter
Hund. Der legt so leicht keinen mehr 'rein."
Am 18.04.1969 schrieb das Hamburger Abendblatt: "Willy Jamm, Kameramann in der
Produktion "Der Schelm von Istanbul", ist fürs erste von orientalischen
Reisegelüsten geheilt. Obgleich der türkische Eulenspiegel Sülün Osman
persönlich anwesend, und obgleich das ganze Team im feinen Hilton-Hotel mit
europäischem Komfort aufgehoben war, fand der Kamera-Ästhet den Aufenthalt in
der türkischen Hauptstadt schrecklich: "Es ist heiß und schmutzig, und immer hat
man Schwierigkeiten mit Drehgenehmigungen." Die Titelrolle hat inzwischen Dirk
Dautzenberg für den in der Türkei verstorbenen Stanislav Ledinek übernommen." |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Sülün Osman |
Dirk Dautzenberg |
Omar Shirvan |
Kurt Jaggberg |
Sülüns Freund |
Gerold Wanke |
Finer Ismail |
Gernot Duda |
Memis |
Gerd Frickhöffer |
Genc Osman |
Werner Abrolat |
Safer Ibrahim |
Hans-Jürgen Janza |
Bauer |
Danyal Topatan |
Richter |
Franz Kutschera |
Verteidiger |
Dieter Groest |
Polizeiinspektor Sükül | Friedrich Schütter |
Sülüns
Freundin | Elisabeth
Ackermann |
Landstreicher | Bruno
Vahl-Berg |
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von |
Jochen Wiedermann
Fritz-Wolfgang Schlüter |
Drehbuch |
Peter Krönig |
Kamera |
Will Jamm
Rolf Paulerberg |
Schnitt |
Ursula May |
Ton |
Norbert Giebel |
Aufnahmeleitung | Herbert
Kluck |
Regieassistenz | Michael
Meyer |
Maske |
Helmut Kraft |
Kostüme |
Edith Frankenhäuser |
Bauten |
Heinrich Mager |
Produktionsleitung |
Burkhard Mrosek |
Regie |
Otto Meyer |
hergestellt im |
Studio Hamburg |
eine Produktion des |
ZDF |
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