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Ich stehe zur Verfügung

Erstsendung (ARD/HR):
Donnerstag, 14.11.1968, 20.15-21.50 Uhr

Regie:
Heinrich Koch

Dauer:
93', s/w

Inhalt

Volkspolizist Wilhelm Kroeger - im Juli 1962 in die Bundesrepublik geflüchtet - sitzt in Untersuchungshaft. Der junge Mann wird beschuldigt, ein Jahr vor seiner Flucht als Angehöriger eines Volkspolizeikommandos bei Apolda in Thüringen einen Mann erschossen zu haben, der wie er den Grenzübertritt versuchte. Hat Kroeger damals bewusst gezielt? Welche Motive hatte er? Dem liberalen Juristen Professor Kaufmann, der seine Verteidigung übernimmt, erzählt Kroeger, er habe seinerzeit danebengezielt und den Flüchtenden nur durch einen unglücklichen Zufall tödlich getroffen. Kaufmann, selbst Emigrant aus der Nazizeit, beweist viel Einfühlungsvermögen in die Lage des jungen Kroeger. Anders als der untersuchende Kriminalrat Beuerle, der zu den Menschen gehört, die unter jeder Regierung ihre 'Pflicht' tun. Beuerles Bemühungen, die Wahrheit herauszufinden, führen zu einer großen Auseinandersetzung mit Kaufmann. (Text © JO, Die Krimihomepage)

Kritik

Hörzu 48/1968, Seite 12: "Siedelte Wolfgang Menge sein Vopo-Flucht-Stück 'Begründung eines Urteils' kompakt und bilderreich in den Niederungen des Menschlichen an, so hat Carl Amery das allzu verlockende Thema zum ethischen Lehrstück für Oberstudienräte in klare Höhen aufgeforstet. 'Ich stehe zur Verfügung' ist so knapp und schnörkellos gezimmert, dass die Gesinnung nirgends Fleisch ansetzen mag, dass Blut aus der Wunde (des Erschossenen) nicht fließen will. Diese mangelnde Hautnähe ersetzt Amery, der Bekämpfer kleinbürgerlicher Tugendsysteme, durch Gewissensnähe. Dieses Gewissen, sich ständig selbst fordernd, treibt sein Stück voran, hebt es über selbstgefällige Rechtsfindelei hinweg in die grund- und bodenlose Problematik des Gehorsams - ohne sich ihr zu stellen. Am Ende nämlich schreitet die Moral (mit ausgezeichneten Darstellern wie Siegfried Lowitz, Benno Sterzenbach, Jodoc Seidel) stolz dahin, während die Motive im Jenseits verkümmern. Das plötzliche Bedürfnis des Todesschützen nach Sühne bleibt dramaturgisch so wenig belegt wie des Anwalts geistesgegenwärtiger Griff nach dem Zipfel sittlichen Ernstes. Anpassung oder Läuterung? Amery bleibt die Antwort schuldig. Einen gravierenden Beitrag zur Bewältigung der deutschen Gegenwart hat er trotzdem geschrieben."

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

Amery geht es in seinem Stück weniger um die Frage, wieweit die bundesdeutsche Justiz für solche Delikte zuständig ist, als vielmehr um jene 'typisch deutsche' Pflichtauffassung, die heute wie einst während des Naziregimes ihre Opfer fordert. Zunächst als Hörspiel gesendet (26.04.1966, HR/BR, mit Alfred Schieske, Eberhard Mondry, Kurt Ehrhardt, Ingeborg Lapsien, Lorley Katz, Gert Wesphal und Sigfrit Steiner), als Theaterstück im Herbst 1967 an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt.

Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Wilhelm Kroeger Jodoc Seidel
Professor Kaufmann Siegfried Lowitz
Kriminalrat Beuerle Benno Sterzenbach
Frau Kroeger Kyra Mladeck
Fernsehreporter Ralf Schneider
Polizeibeamter Hans Peter Kurr
Fernsehspiel von Carl Amery
Kamera Horst Thürling
Szenenbild Rudolf Küfner
Regie Heinrich Koch
Eine Produktion des Hessischen Rundfunks

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 26.12.2019

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