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Standgericht

Erstsendung (ARD/ NDR):
Donnerstag, 13.10.1966, 20.15-22.00 Uhr

Regie:
Rolf Busch

Dauer:
102'50'', s/w

Inhalt

Drei gutsituierte Bundesbürger werden wegen Rechtsbeugung und Mord angeklagt. Die Taten ereigneten sich in den letzten Kriegswochen 1945, als Max Hesse SS-General, Walter Lamprecht SS-Sturmbannführer und Ottfried Werner Major der Wehrmacht waren ... Am 7. April 1945 wurden vier Hitlerjungen, die in das kleine Dörfchen Brettheim gekommen waren, um es gegen die Amerikaner zu verteidigen, vom dortigen Gemeindediener Uhl und dem Bauern Hanselmann entwaffnet und zurückgeschickt. Am gleichen Abend berief der gerade mit seinen Soldaten im Dorf angekommene SS-Sturmbannführer Gottschalk ein Standgericht ein, machte sich selbst zum Vorsitzenden und bestimmte den Bürgermeister Gackstatter und den Hauptlehrer und Ortsgruppenleiter Wolfmeyer zu Beisitzern. Hanselmann und der ins Nachbardorf geflüchtete Uhl wurden zum Tode verurteilt, doch Bürgermeister und Lehrer verweigerten die Unterschrift unter das Urteil. Daraufhin berief Gottschalk am 10. April in Rothenburg ein neues Standgericht ein, das die beiden Todesurteile bestätigte, wegen Unterschriftsverweigerung und Wehrkraftzersetzung wurden Gackstatter und Wolfmeyer von einem weiteren Standgericht unter Heeresmajor Otto ebenfalls zum Tode verurteilt. Noch am Abend des 10. April wurden am Friedhofseingang von Brettheim die Urteile vollstreckt, die Leichen zur Abschreckung mehrere Tage hängen lassen ...
Text: © JO, Die Krimihomepage

Kritik
Großartig gespielte, tragische Aufarbeitung eines Verbrechens. Vor allem Wolfgang Kieling als Staatsanwalt brilliert. Ein Fest für Fans des Schauspielers (GP, September 2016)
Hörzu 44/1966, Seite 12: "In dem kürzlich gesendeten Auschwitz-Dokumentarspiel 'Die Ermittlung' wurde Gericht gehalten über den Massenmord in den Konzentrationslagern. In dem dramaturgisch verblüffend ähnlichen Fernsehspiel 'Standgericht' gehen die Pfeile nach zwei Seiten: Gegen die Willkür der SS in den letzten Kriegstagen und gegen die Nachkriegsjustiz, die zehn Jahre später die Mörder freisprach. Obwohl der Gerichtssaal fast zwei Stunden lang die einzige Szenerie bildete, hielt Rolf Buschs leidenschaftslose Regie die Spannung. Nicht zuletzt dank des Aufgebots hervorragender Darsteller bis zur letzten Randfigur."
Hörzu 44/1966, Seite 12 zitiert Pressestimmen: "Jungregisseur Rolf Busch hatte ohne Zweifel eine glückliche Hand in der Wahl seiner Besetzung ... Im Gegensatz zu ein paar dick aufgesetzten Rühreffekten, die Busch leider mit durchgehen ließ, brachten die so gar nicht 'gerichtsmäßig' wirkenden, temperament- und gefühlbetonten Engagements des Staatsanwalts und, mit ungekehrten Vorzeichen, der Verteidigung, dramatische Momente ins Spiel, die leuchtfeuerartig die aus Feigheit gedächtnisverdunkelten Horizonte der Angeklagten aufrissen und die Wundstellen von damals wie heute unmissverständlich bloßlegten. Im ganzen also: eine konzise, respektabel einleuchtende Inszenierung. (Anneliese de Haas - Die Welt). Die Toten haben nichts mehr davon, wohl aber die Gewissenserforschung der Deutschen, die ein langwieriger Prozess ist. Dazu beigetragen zu haben, ist ein Verdienst dieser Sendung des NDR. (WMH - Hamburger Abendblatt)."
Gong 29/1987, Seite 49 zitiert zur 1-Plus-Wiederholung die eigene Kritik: "Nüchterner geht es kaum."
Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

Wiederholt im ARD-Nachtprogramm am Freitag, 11. Oktober 1968 und im 1-Plus-Abendprogramm am Dienstag, 21. Juli 1987. Sehbeteiligung bei der Erstausstrahlung: 26%, bei der ARD-Wiederholung 8%.
Gong 41/1966, Seite 48 zur Erstausstrahlung: "Fernsehspiel nach Gerichtsakten und Zeitungsberichten. Im Verlauf eines Prozesses werden Leid, Schuld und Tragik der letzten Kriegstage geschildert."
Hörzu 41/1966, Seite 98 zur Erstausstrahlung: "Das Fernsehspiel stützt sich auf Prozessakten aus den Jahren 1955 und 1958, als in drei Aufsehen erregenden Prozessen der Fall aufgerollt wurde. Personen- und Ortsnamen wurden für die TV-Bearbeitung geändert, während die dramatischen Ereignisse des April 1945 tatsachengetreu wiedergegeben werden."

Stab

 

Besetzung  Aufnahmestab
Vorsitzender des Schwurgerichts Heinz Giese
Staatsanwalt Wolfgang Kieling
Angeklagter Hesse P. Walter Jacob
Angeklagter Lamprecht Willy Berling
Angeklagter Werner Tilo von Berlepsch
Verteidiger Reichenbach Heinz Theo Branding
Verteidiger Bartz Friedrich Schütter
Verteidiger Neuhans Elert Bode
Zeuge Steinkirchner Hans Pössenbacher
Zeuge Rühl Willy Maertens
Zeuge Wernicke Gustl Datz
Zeugin Witwe Kornmeier Grete Binter
Zeuge Zahnarzt Dr. Seiler Richard Handwerk
Zeuge Feldwebel Feuerstein Josef Fröhlich
Zeugin Witwe Dengel Eva Brumby
Zeuge Forstrat Dr. Renn Horst Beck
Zeuge Schenker Curt Lauermann
Zeuge Zimmerle Werner Lieven
Zeugin Gisela Michelberg Ursula Langrock
Zeuge von Melnitz Erik von Loewis
Zeuge General a. D. von Simhoff Willi Wiesgen
Zeugin Frau Giessler Katharina Brauren
Zeuge Pastor Seeberger Manfred Fürst
Zeuge Polizist Wehrle Kurt Condé
Sachverständiger Oberstaatsanwalt Dr. Kirchner Joachim Boldt
Sachverständiger Dr. Wasengut Wolf Ackva
Sachverständiger General a. D. Paulke Franz Arzdorf
Sachverständiger Brigadegeneral von Rautenberg Otto Kurth
Sprecher Hans-Günther Martens
? Will van Deeg [uncredited]
Fernsehspiel von Maria Matray
Answald Krüger
Kamera Werner Schlichting
Gudrun Kampf
Walter Gelinski
Gerhard Roschning
Bernd Schofeld
Jürgen Haase
Bildschnitt Helga Stumpf
Bildtechnik Heinz Rossow
Ton Wolfgang Schmeiß
Regie-Assistent Peter Harlos
Aufnahmeleitung Edgar Baur
Bühnenbild Karl Hermann Joksch
Produktionsleitung Oswald Hirschmann
Produktion Egon Monk
Regie Rolf Busch
hergestellt im Studio Hamburg
Eine Sendung des NDR

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 28.09.2016

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