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Der Fall Bohr

Erstsendung (ORF):
Donnerstag, 01.12.1966, 20.15-21.45 Uhr
Erstsendung (ARD/ SDR):
Sonntag, 17.08.1969, 20.15-21.45 Uhr

Regie:
Walter Davy

Dauer:
86'46''

Inhalt

Wien 1845. Commissär Felsenthal von der Kriminalpolizei hat es seit geraumer Zeit mit einer Serie von Falschgeld zu tun. Gemeinsam mit dem Generalsekretär der österreichischen Nationalbank berät er über die Urheber. Es gibt zwar einige Verdächtige, aber auf niemanden deuten die Indizien so wie auf Peter von Bohr, dem erst kürzlich der Rittertitel verliehen wurde und der ein sehr angesehener Mann in der Gesellschaft ist. Von Bohr ist bei seinen Arbeitnehmern sehr beliebt, müssen sie doch um 4 Stunden weniger arbeiten, als bei der Konkurrenz und verdienen das dreifache. Ausgerechnet seine Frau wird dabei erwischt, wie sie mit einem falschen 100-Kronen-Schein bezahlen will. Commissär Felsenthal hat es mit seinen Ermittlungen allerdings schwer, zumal von Bohr ein über jeden Verdacht erhabener Mann und mit dem Polizeipräsidenten sehr gut bekannt ist. Von Bohr, der tatsächlich der Geldfälscher ist, bittet diesen als es zu brenzlig wird, den lästigen Polizeicommissär zu versetzen. Doch Felsenthal lässt sich nicht unterkriegen und besteht auf einer Hausdurchsuchung... (Text © GP, Die Krimihomepage)

Kritik

Beeindruckende Schilderung des Geldfälscher-Falls, die von Walter Davy gekonnt inszeniert wurde. Die Kostüme und das Szenenbild sind stimmig wie die Musik, die Darsteller, allen voran Erich Deutsch als Peter von Bohr, Aglaja Schmid als dessen Frau, Rudolf Lenz als Ermittler, Franz Stoss als Polizeipräsident und Helmut Qualtinger als bankrotter Fabrikant, spielen hervorragend. Eine tragische Geschichte, die nur zur Auflösung kommt, weil der Protagonist an der Liebe seiner um 40 Jahre jüngeren Gattin zweifelt, die ihm dann aber den Liebesbeweis erbringt, indem sie ihre Mitwisserschaft behauptet und ebenso in den Kerker wandert. Neben einer spannenden Kriminalgeschichte bietet "Der Fall Bohr" darüber hinaus ein interessantes Bild der Gesellschaft von damals. So erfahren wir, dass Kinderarbeit - trotz Schulpflicht - normal und an der Tagesordnung war, dass man 14 Stunden und mehr schuften musste und das die Entlohnung dafür 4 Kronen betrug. Darüber hinaus zeichnet sich auch ab, dass Korruption auch an der Tagesordnung war, denn der von allen geschätzte und über jeden Verdacht erhabene Bohr versucht seinen Freund, den Polizeipräsidenten davon zu überzeugen, den Ermittler, der ihm auf der Spur ist, abzusetzen. Insgesamt ein sehenswertes Fernsehspiel! (Kritik © GP, Die Krimihomepage, März 2011)
Die Wiener 'Arbeiterzeitung' schrieb am 2. Dezember 1966, Seite 9: "[...] war ein arger Unfall. Das ist eine Geschichte, die sich mit der Dynamik einer fußkranken Schnecke entwickelt, die irgendwohin will, aber nicht weiß, wohin. Bandelwurmlange Dialoge, in den recht wenig sehr bedeutungsvoll gesagt wird. Sprüche, die sich zäh ziehen und dann müde in der Luft hängenbleiben. [...] Walter Davy, der an sich kein schlechter Regisseur ist, war hier ebenfalls von allen guten TV-Geistern verlassen. Wo Raffung, rasche Montage und Kameraarbeit vonnöten gewesen wären, präsentierte er minutenlange Einstellungen. [...] Was schließlich zur Folge hatte, dass die Schauspieler von Deutsch bis Qualtinger recht ratlos Rollen, die keine waren, durch die Dekoration, die durchschnittlich war, herumtrugen und eine beträchtliche Masse von Worten beim Zuschauer deponierten."
Hörzu 35/1969, Seite 10: Ein gutgebautes Dokumentarspiel: "[...] und zugleich ein Wiedersehen mit Ernst Deutsch, der der Titelrolle Ausdruck und Gestalt gab. Die Regie von Walter Davy sorgte für eine untergründig knisternde Spannung. Die Zündschnur schwelte und schwelte, dem Pulverfaß entgegen, und die großen Szenen waren sorgfältig verteilt: Helmut Qualtinger etwa als Bohrs Konkurrent, und immer wieder Frau von Bohr (Aglaja Schmid). Und nichts blieb offen am Ende: Die Bösen ins Kittchen, die Guten eins 'rauf. Wie im Märchen."

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

Der Film von Walter Davy basiert auf realen Ereignissen. Peter Ritter von Bohr (1773 geboren) war Maler und erfolgreicher Unternehmer, allerdings auch über 50 Jahre erfolgreicher Geldfälscher, dessen Machenschaften erst 1845 aufgedeckt werden konnten. Am 23.05.1846 wurden die Bohrs zu Tod durch Erhängen verurteilt, der Kaiser begandigte die beiden jedoch. So wurde die Strafe in Kerker umgewandelt. Mathilde Bohr erhielt zwei Jahre, ihr Mann acht Jahre Gefängnis, konnte aber nur mehr ein Jahr davon absitzen, da er am 15.10.1947 verstarb.
Hauptdarsteller Ernst Deutsch (1890-1969) ist heute noch vielen durch seine Rolle in "Der dritte Mann" bekannt.
Regisseur Walter Davy (1924-2003) wurde später durch seine Rolle als Dezernatsleiter Schremser in der Kultkrimiserie "Kottan ermittelt" berühmt.

Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Peter von Bohr Ernst Deutsch
Mathilde, seine Frau Aglaja Schmid
Cilli, Stubenmädchen Ingold Platzer
Mali, Köchin Rosl Dorena
Commissär Felsenthal Rudolf Lenz
Vondrak Wolf Neuber
Kutschera Rainer von Artenfels
Anderl Carlo Böhm
Salzmann, Generalsekretär der österreichischen Nationalbank Egon von Jordan
Sedlnitzky, Polizeipräsident Franz Stoss
Frau Spengler Hella Ferstl
Luiserl, ihre Tochter Biggi Machalica
Matzenauer Helmut Qualtinger
Ein alter Mann Anton Rudolph
Hansi, ein kleiner Bub Peter Grossegger
Ein Kriminalbeamter Alfred Traxler [uncredited]
Ein Fernsehspiel von Lida Winiewicz
Kamera Franz Kabelka
Werner Füssl
Peter Jasicek
Ernst Meyer
Bildschnitt Erich Burkl
Lichtgestaltung Erich Windisch
Ton Wilhelm Prem
Technische Leitung Ernst Huber
Studioassistenz Hertha Schmid
Produktionsassistenz Erna Motovillo
Musik Siegfried Stieber
Regieassistenz Edith Sokele
Kostüme Edith Almoslino
Masken Karl Lorenz
Szenenbild Rudolf Schneider-Manns Au
Herstellungsleitung Lutz Wollek
Produktion Erich Neuberg
Regie Walter Davy
eine Produktion des ORF
in Zusammenarbeit mit dem Südfunk Stuttgart

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 28.12.2017

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