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Haben

Erstsendung (ARD):
Donnerstag, 09.01.1964, 20.15-21.45 Uhr

Regie:
Rolf Hädrich

Dauer:
109'53''

Inhalt

In einem ungarischen Dorf sterben ältere Männer unter seltsamen Umständen. Niemand weiß, dass die Hebamme Képes, eine Männerhasserin, dahinter steckt. Zu ihr kommen leidgeprüfte Frauen, die von ihren Gatten nicht länger belästigt werden wollen und bekommen gegen ihre Besitztümer kleine Tütchen mit Gift. Auf diese Art und Weise wird entschieden, wer in dem Pusztadorf leben darf und wer nicht. Auch die junge Halbwaise Mari sucht Frau Képes eines Tages auf. Anstatt den Gendarmeriekorporal Dani heiraten zu können, musste sie den alten David nehmen. Nun hat sie genug von ihm und will auch eine Portion Gift von Hebamme Képes haben. Frau Képes hilft auch ihr - ein Grund ist ihr ständiges Verlangen nach Besitz ... (Text © GP, Die Krimihomepage)

Kritik

Das Drama von Julius Háy, das auf wahren Begebenheiten beruht, wurde von Regisseur Rolf Hädrich (bekannt für seine ernsten Fernsehspiele) stilgerecht umgesetzt. Eine düstere Geschichte, mehr Drama als Krimi, mit präziser Figurencharakterisierung und äußerst dramatischer Handlung. Genial: Therese Giehse als rechthaberische männerhassende alte Hebamme. Auch Günther Neutze als Gendarmeriekorporal Dani und die junge Ingmar Zeisberg als verzweifelte Mari überzeugen. Für einen nur im Studio gedrehten Film erstklassige Ausstattung durch Szenenbildner Mathias Matthies. (Text: GP, November 2011)
Hörzu 4/1964, Seite 54: "Das Schwergewicht unter den Fernsehspielen war 'Haben'. Die ARD bot es in großartiger Besetzung: Es gab Schauspielerei von Glanz und eindringlicher Kraft zu sehen. Schade, dass die Regie meinte, ein düsterer Stoff müsse auch auf einem permanent düsteren Bildschirm gezeigt werden. Schade, dass sie das Geschehen auch sonst gelegentlich äußert überfrachtete, etwa durch Pausen. Pausen von einer Länge, die im Theater den Zuschauer gerade noch gefangenhält, wirken im Fernsehen spannungslos und leer."
Gong 4/1964, Seite 23: "[...] das Spiel hat nicht beeindruckt, weil bei aller Deutlichkeit in der Zeichnung der Charaktere die Figuren ohne Differenzierung blieben. Alle waren sie schlecht und bös, vergeblich suchte man nach einem Licht, das ein ganz klein wenig die höllische Verdorbenheit aufgehellt hätte. Auch Mari, das Mädchen, das aus Liebe tötete, vermochte keine Sympathien zu erringen. Man glaubte ihr die Liebe so wenig wie dem Gendarmen Dani. [...] Die Regie hat das Stück langatmig, düster, langweilig dargeboten. Das Ganze war trotz bester Besetzung eine Enttäuschung."
Gong 19/1965, Seite 48 zur ersten ARD-Wiederholung: "Der düstere Stoff ist knapp und mit präziser Charakterisierung dramatisiert."
Bild + Funk 17/1970, Seite 58 zur zweiten ARD-Wiederholung: "Ein gesellschaftskritisches Stück mit Krimi-Spannung."

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

Wiederholt im ARD-Nachtprogramm am Freitag, 14.05.1965, 22.20 Uhr, im ARD-Abendprogramm am Dienstag, 28.04.1970, 21.00 Uhr anlässlich des 70. Geburtstags des ungarischen Dichters, im ARD-Nachtprogramm am Freitag, 02.05.1975, 22.55 Uhr, im BR-Abendprogramm in der Reihe 'Fernsehtheater' am Donnerstag, 01.05.1980, im gemeinsamen Sommerprogramm von NDR, WDR und HR in einer Therese Giehse-Reihe am Dienstag, 28.07.1981 und im 1-Plus-Abendprogramm am Samstag, 14.11.1987, 21.00 Uhr. Sehbeteiligung bei der Erstausstrahlung: ausgezeichnet (70%), Zuschauerurteil: zufriedenstellend bis gut (+3), bei der ersten ARD-Wiederholung mäßig (14%) bzw. sehr gut (+5).
Das Drama von Julius Háy enstand 1938 und basierte auf einem wahren Fall. In Wirklichkeit ging es um die Hebamme Susi Ohlá, die sich am 19.06.1929 durch ein mit Lysol vergiftetes Glas Wasser der Justiz durch Selbstmord entzog. Sie entschied, wer in den Pusztadörfern Nagyrev und Tiszakűrt leben und wer sterben musste. Die Gifthexe löste mit ihren tödlichen Mischungen viele Zerwürfnisse und oft auch finanzielle Probleme und verhalf jungen Frauen, die mit alten Männern zusammenleben mussten, so zur Witwenschaft und zur freien Bahn für jüngere Liebhaber.
Julius Háy wurde am 05.05.1900 im ungarischen Abony geboren und studierte zunächst Architektur in Budapest. 1919 kam er nach Deutschland, wo er als freier Schriftsteller wirkte, ging 1933 nach Wien und wurde dort 1934 in Folge des Februarumsturzes verhaftet. Daraufhin emigrierte er nach Moskau, kam dann wieder zurück nach Budapest, wo er sich 1956 auch am Ungarnaufstand beteiligte und anschließend vier Jahre hinter Gitter musste. Sein wohl bekanntestes Drama "Haben" vollendete er in Moskau im Jahre 1938. Anfang der 1930er Jahre wurden seine Stücke "Das neue Paradies" und "Gott, Kaiser und Bauer" in Berlin aufgeführt. (GP)
Der Film wurde am 14.05.1965, 28.04.1970, 02.05.1975 in der ARD wiederholt, am 01.05.1980 auf BR3, am 28.07.1981 auf N3, HR3 und WDR3, am 14.11.1987 auf 1Plus sowie am 29.07.1966 im Schweizer Fernsehen gezeigt.

Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Frau Képes Therese Giehse
Mari Ingmar Zeisberg
Dani Günther Neutze
Zsofi Hanne Hiob
Nachbar David Heinrich Gretler
Hochwürden Carl Wery
Tante Rézi Tilla Durieux
Feldwebel Erwin Lindner
Witwe Arva Annemarie Schradiek
Arzt Manfred Steffen
Witwe Nátli Hela Gruel
Witwe Minácsik Marion Korbach
Witwe Biro Renate Grosser
Witwe Kis Eva Zlonitzky
Schulmeister Max Strassberg
Frau des Schulmeisters Erica Schramm
Eisenbahner Wilhelm Fricke
Gódó Hans-Ulrich Meves
Vágó Erich Dunskus
Enkelin Rozi Evelyn Meyka
Maurer Horst Michael Neutze
Schwarzer junger Mann Fritz Suppan
blonder junger Mann Dieter Geissler
von Julius Háy
Kamera Walter Fehdmer
Heinz Bohn
Gerhard Weishaupt
Peter Schipke
Ton Henning Ruete
Schnitt Renate von Anderten
Margit Klatt
Aufnahmeleitung Edgar Baur
Regie-Assistenz Hansi Köck
Maske Ursula Puschendorf
Kostüme Renate Linke
Szenenbild Mathias Matthies
Musik Peter Thomas
Produktionsleitung Hartmut Fischer
Produktion Egon Monk
Regie Rolf Hädrich
hergestellt im Studio Hamburg
eine Sendung des NDR

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 28.12.2017

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