Die Krimihomepage | Das deutschsprachige Fernsehkriminalspiel | 1963 | Einer unter ihnen

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Einer unter ihnen

Erstsendung (ARD):
Donnerstag, 05.12.1963, 20.15-21.45 Uhr

Regie:
Klaus Wagner

Dauer:
68'23'', s/w

Inhalt
Der Untersuchungsrichter Dr. Dietrich wendet sich ans Fernsehen und bittet das Publikum um Mithilfe in einem komplizierten Kriminalfall, der auch schon in der Tagespresse einiges an Interesse erregte. Es ist das erste Mal, dass TV und Justiz so eng miteinander zusammenarbeiten. Der Student Wolfgang Peters steht unter dem Verdacht, seinen Studienkollegen Harald Baumann ermordet und unter die Leiche unter noch ungeklärten Umständen verschwinden lassen zu haben. Im Studio sind einige Zeugen und im Laufe der Sendung wird - auch mithilfe des Verdächtigen, der seine Unschuld beteuert - rekonstruiert, was wirklich geschah ... (Text: © GP, Die Krimihomepage)
Kritik

Die Krimihomepage meint: "Dieses Fernsehspiel nimmt an einigen Stellen fast prophetisch vorweg, was wenige Jahre später Eduard Zimmermann mit seiner Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" zeigte: Ein Programm, in dem Vertreter der Justiz die Öffentlichkeit um Mithilfe in einem Kriminalfall bitten. Ein Redakteur moderiert, Zeugen werden befragt und es gibt sogar eine Liveschaltung zum Österreichischen Rundfunk ins Studio nach Wien. Abgesehen davon ist Fabbris Fernsehspiel durchaus interessant, wenngleich das Ende etwas enttäuscht. Rainer Brandt gibt glaubhaft und sympathisch einen Hauptverdächtigen." (GP, Die Krimihomepage, Dezember 2023)
Gong 51/1963, Seite 19: "Der Versuch Diego Fabbris, das Kriminalspiel für das "Größte Theater der Welt" noch packender, unmittelbarer, persönlicher werden zu lassen, ist misslungen. [...] Versucht man jetzt (Anm.: nach den Berichten aus Lengede und zum Mord an John F. Kennedy) auch noch, dem Kriminalspiel den Spielcharakter zu nehmen und so zu tun, als ginge es um eine bitterböse Wirklichkeit, die jeden Zuschauer angehen muss, zu deren Klärung man ihn unbedingt braucht, dann werden die Schwächen der Konstruktion besonders deutlich offenbar, und der gebluffte "Mitspieler" reagiert verärgert. Mit Recht. Das Fernsehen ist eben nicht nur Theater sondern auch Instrument der Nachrichtenvermittlung. Und beide Aufgaben sollte man nicht in unzulässiger Weise miteinander verquicken. Außerdem: da werden in eindringlichster Weise Zeugen gesucht, von denen man längst weiß, dass sie gar nicht existieren; gäbe es sie in Wirklichkeit, wären sie bedeutungslos, weil die nächste Spielszene ihre Aussage schon wieder hinfällig werden ließ; da tun Redakteure und Untersuchungsrichter so, als improvisierten sie eine "öffentliche Sitzung", und man merkt, dass jedes Wort eingetrichtert, jeder Satz wohlüberlegt ist. Hat unser "Fernsehgericht" nicht längst verwirklicht, was Fabbri anstrebt? Dem zünftigen Krimifreund am Bildschirm also ist letztlich gleichgültig, ob der Krimi einer Wirklichkeit widerspiegelt oder gut erdacht ist. Er will mitdenken, mitkombinieren. Und er hat es sehr gerne, wenn er am Schluss über das Spiel und die eigenen Anstrengungen befreit lachen kann, wie er es bei amerikanischen Krimis oft darf, die es fertig bringen, sich über sich selbst lustig zu machen".

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

Dieses Fernsehspiel war der erste deutsche Beitrag zur Reihe "Das größte Theater der Welt", das die Europäische Rundfunkunion (UER) ins Leben gerufen hatte. Nachdem das deutsche Fernsehen sich im Jahr 1962 noch aus "teils künstlerischen, teils produktionstechnischen Gründen" geweigert hatte, Terence Rattigans "Der Mann des Tages" zu produzieren, war "Einer unter Ihnen" nun die erste Produktion. Alljährlich wurde damals ein prominenter Dramatiker beauftragt, ein Fernsehspiel zu verfassen, das alle Eurovisions-Länder in eigener Fassung senden. "Einer unter Ihnen" (Originaltitel: "Qualcuno tra di voi") wurde damals, im Dezember 1967, in allen 17 europäischen Eurovisionsländern ausgestrahlt. Wegen des ungewöhnlichen Versuchs des Autors, das Publikum in die Geschehnisse miteinzubeziehen, wurde damals in der Presse auf eine Inhaltsangabe verzichtet.
Gong 48/1963, Seite 40 schrieb zur Erstausstrahlung des Fernsehspiels von Diego Fabbri: "Der katholische Autor, bekannt geworden durch das Diskussionsstück "Der Prozess Jesu", behandelt einen Kriminalstoff. Er wandelt eine auf dem Theater ausprobierte Form, die Einbeziehung des Zuschauers in das Spiel, für das Fernsehen ab. Das Publikum soll an der Rechtssuche teilnehmen und die schwierige Frage nach Schuld oder Unschuld selbst lösen".
Wiederholt im ARD-Vormittagsprogramm am 24.06.1965.

Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Redakteur Werner Dahms
Dr. Dietrich Robert Freitag
Wolfgang Peters Rainer Brandt
Gerda Grass Ursula Dirichs
Franz Märtens Joost Siedhoff
Achenbach Udo Vioff
Sprengelberg Hans Eick
Harald Baumann Peter Fritsch
Arthur Hellwig Dietrich Wernecke
Pfarrer Götz-Olaf Rausch
Herr im Café Robert Lossen
? Helm Bindseil
? Elmar Gunsch
? Maria Luisa Kammermeyer
? Renate Schubert
? Werner Siedhoff
? Margit Herzog
? Karl Heinz Staudenmayer
Kellnerin Luise Bergschmidt [uncredited]
Fernsehspiel von Diego Fabbri
Deutsch von Heinz Riedt
Kamera Horst Thürling
Hans Elsner
Adolf Koenig
Werner Stahl
Filmschnitt Brigitte Lässig
Ton Kurt Lange
Bildtechnik Alois Dresel
Bildschnitt Brigitte Siara
Regieassistenz Klaus Friedrich
Aufnahmeleitung Gero Sartorius
Produktionsleitung Wolfgang Völker
Gesamtleitung Bernt Rhotert
Szenenbild Horst Klös
Deutsche Bearbeitung und Regie Klaus Wagner
Eine Produktion des Hessischen Rundfunks (HR)

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 06.12.2023

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